Big Brother is still watching you – Die Dystopie in den Medien

Von Antje Günther

 

Alles begann mit dem großen Bruder, dem allgegenwärtigen und scheinbar grenzenlos mächtigen großen Bruder. Winstons Kampf gegen das System ist eine der bekanntesten Geschichten der Literatur und  der Beginn des Genres der Dystopie. War auch Huxleys Brave New World bereits rund 15 Jahre früher erschienen, so ist es dennoch Orwells 1984, welches als der Inbegriff der Dystopie gilt. Aber auch noch heute erscheinen dystopische Erzählungen. Ein Blick auf die Medienlandschaft der letzten Jahre zeigt einen wahren Boom, sei es der weltweite Hype um The Hunger Games und Divergent oder weniger bekannte Projekte wie Bong Joon-hos Snowpiercer.

 

Von Winston bis Katniss

Seit Orwells Klassiker hat sich die Landschaft des Genres jedoch stark verändert. Auf die heute als klassische Dystopie bezeichnete Phase Orwells, Huxleys & Co.s folgte eine Durststrecke: die utopische Idee gewann wieder die Überhand, Dystopien verschwanden fast vollkommen von der Bildfläche. Erst in den 80er und 90er Jahren kehrte die Dystopie zurück. Nun mit Einflüssen aus dem Cyperpunk ausgestattet, bildete sie eine neue Phase der Genregeschichte: die kritische Dystopie. Und heute sind es vor allem Teenager, die den Kampf gegen das Regime aufnehmen und die Dystopie in das Young Adult Genre einführen. Dieser Wandlung soll in den ersten Artikeln der Reihe nachgegangen werden. Es wird geklärt, was die Dystopie ausmacht und inwiefern sich die Erzählungen der verschiedenen Phasen unterscheiden.

 

Der Reiz der Dystopie

Nach diesem Streifzug durch die Geschichte des Genres sollen dessen Eigenheiten näher untersucht werden. Die Dystopie war schon immer ein politisches Gerne, aufgeladen mit Gesellschaftskritik und Zukunftsvisionen. Sie zeigt eine albtraumhafte Welt, in die wir uns dennoch hineinversetzen können. Es sind meist dunkle und trübe Geschichten, eher von Pessimismus, denn von Optimismus gezeichnet. Und trotzdem werden sie gerne gelesen. Die Dystopie übt eine gewisse Faszination aus, der im zweiten Teil der Reihe nachgegangen werden soll. Es wird beleuchtet, was Leser und Autoren an der Dystopie so fasziniert und mit welchen Mechanismen die Erzählungen arbeiten. Es wird diskutiert, ob die Young Adult Dystopie eigentlich noch gesellschaftskritisch ist oder nur noch eine pubertäre Suche nach Eigenständigkeit und Liebe darstellt. Und abschließend soll auch die Frage erörtert werden, warum sich die Dystopie gerade jetzt wieder so enormer Beliebtheit erfreut. Doch beginnen wir am Anfang, mit der Frage: was ist überhaupt eine Dystopie?

 

Fotos: flickr.com/Kendra Miller (CC BY-ND 2.0), flickr.com/Bill Lile (CC BY-NC-ND 2.0)

ITFS – Willkommen in der Filmfabrik

von Marius Lang

„Hier isch was los, hier boxt dr Papschd“. So fasst Oberbürgermeister Fritz Kuhn die Lage in Stuttgart zusammen. Recht hat er. Der Kinosaal, in dem er gerade von Moderator Markus Brock interviewt wird, ist brechend voll mit Gästen, Ehrengästen, Journalisten, Filmschaffenden und „normalen“ Kinobesuchern. Ich selbst sehe die beiden nur indirekt per Livestream im zweiten Saal des Kinos Gloria in Stuttgart, der teilweise auch ins Internet übertragen wird. Auch hier im Gloria 2 sind alle Plätze restlos besetzt. Ein Andrang, der einem der weltgrößten Trickfilm-Festival, dem ITFS, nur angemessen erscheint.

Zum 22. Mal jährt sich das ITFS. Um die 1000 Filme werden über die nächsten Tage in den verschiedenen Spielstätten der schwäbischen Metropole gezeigt. Etwa 200 Filme konkurrieren dabei in den unterschiedlichsten Wettbewerben miteinander. Insgesamt winken in den diversen Kategorien ganze 60.000 Euro Preisgeld. Zudem locken das Open-Air-Kino auf dem Schlossplatz, diverse Kultnächte zu kleineren und größeren Nischenthemen und zahlreiche Workshops Trickfilmfans aller Altersgruppen nach Stuttgart. Den ersten Andrang erlebt man bereits bei der Eröffnungsfeier und der damit verbundenen ersten Runde des großen, internationalen Wettbewerbs.

Alles für den Trickfilm

„Es geht uns im Kern darum, den Animationsfilm zu hegen und zu pflegen“, sagt Dittmar Lumpp, neben Ulrich Wegenast Geschäftsführer des Trickfilm-Festivals. Zu dieser Pflege gehören natürlich verschiedene Aspekte. Das ITFS bietet zum Beispiel ein Sprachrohr für Künstler aus Krisengebieten. Im Rahmen der Wettbewerbe werden politische Trickfilme aus Ägypten und Syrien gezeigt, Filme die den Besuchern einen Einblick in die dramatische Situation dieser beiden Länder ermöglichen. Und Staatssekretär Jürgen Walter betont die Bedeutung der Basis für den Internationalen Trickfilm: Einen Standpunkt hat man mit der Filmakademie Ludwigsburg direkt vor der Tür. Diese lokalen Talente müssten gefördert  werden und dafür werde man künftig noch tiefer in die Tasche greifen. Vielleicht ließe sich dann auch irgendwann sein Traum, eine schwäbische Version der amerikanischen Kultserie „The Simpsons“,  im Ländle verwirklichen.

Wettbewerbe über Wettbewerbe

Neben dem Internationalen Wettbewerb gibt es noch eine Reihe weiterer Wettbewerbe und Preise, um die die Filme beim ITFS konkurrieren. Besonders hervorzuheben ist hierbei der Wettbewerb Young Animation, bei dem die besten Filme von Studenten internationaler Hochschulen gegeneinander antreten, und der Wettbewerb Tricks for Kids, ein Wettbewerb für Filme, die speziell für Kinder gemacht sind. Die Jury besteht hierbei ausschließlich aus 10-jährigen Kindern.

Desweiteren wurde bei der Gala noch kräftig die Werbetrommel für die FMX (http://www.fmx.de/), die „Conference on Animation, Effects, Games and Transmedia“ gerührt, die in Partnerschaft mit dem ITFS parallel zum Festival in Stuttgart stattfindet. Im Zusammenhang damit trat auch noch Prof. Thomas Haegele von der Filmakademie Ludwigsburg vor, der vom ITFS mit dem Ehrentrickstar oder auch Ehrenpreis für besondere Verdienste im Bereich Animation und visuelle Effekte ausgezeichnet wurde.

Wer sich für Trickfilme interessiert, sollte sich das ITFS auf keinen Fall entgehen lassen. Es wird auch in diesem Jahr wieder vieles geboten. Und media-bubble ist die ganze Woche da, um ausführlich darüber zu berichten.

 

Weitere Artikel zum ITFS:

Jung, kreativ und voller Überraschungen – Die Young Animation 2015

Eine Woche Zeichentrick – das ITFS geht zu Ende

 

Fotos: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart

Im Juni gibt Claus Kleber sein Debüt

Von Valerie Heck

Bereits im Januar wurde verkündet, dass das Institut für Medienwissenschaft Claus Kleber für eine Zusammenarbeit gewinnen konnte. Der vor allen Dingen durch seine Tätigkeit beim heute journal des ZDF bekannte Nachrichtenjournalist studierte selbst an der Universität Tübingen Jura und wird nun als Honorarprofessor in seine Studienstadt zurückkehren. Am 02. Juni wird Claus Kleber seine öffentliche Antrittsvorlesung an der Universität halten.

Prof. Dr. Susanne Marschall lädt zur Antrittsvorlesung ein

Liebe Studierende der Medienwissenschaft,

wir freuen uns sehr, Sie alle ganz herzlich zur öffentlichen Antrittsvorlesung unseres neuen Honorarprofessors, Dr. Claus Kleber, am Dienstag, 02.06.2015, um 18:00 Uhr, in den Festsaal der Neuen Aula, Wilhelmstraße 7, einladen zu können.

Claus Kleber wird zum Thema „Rettet den Journalismus! – Wozu?“ sprechen und zur Diskussion darüber einladen. Im Anschluss daran findet ein kleiner Umtrunk statt.

Bitte merken Sie sich diesen Termin vor, kommunizieren sie ihn in Ihren Kreisen und nehmen Sie zahlreich an dieser Veranstaltung teil! Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Carolin Wiede, carolin.wiede@uni-tuebingen.de, Tel: 29-74271.

Herzliche Grüße
Prof. Dr. Susanne Marschall

Im Wintersemester kommt das erste Blockseminar

Zukünftig wird Claus Kleber in Lehrveranstaltungen direkten Kontakt zu den Tübinger Studierenden haben. In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Film- und Fernsehwissenschaft wird der Fernsehmoderator Seminare zu Themen wie Nachrichtenberichterstattung, Dokumentarfilm oder die vielfältigen Anforderungen der gegenwärtigen journalistischen Medienpraxis geben. Das erste Blockseminar ist für das kommende Wintersemester geplant.

 

Sie sind zurück: Teenage Mutant Ninja Turtles

von Jasmin M. Gerst

Da ich die diesjährige Oscar-Wette leider mit 3:1 verloren habe, sollte ich mir einen der schlechtesten Filme des Jahres 2014 ansehen. Ganze fünf Mal wurde der Film „Teenage Mutant Ninja Turtles“ von Regisseur Jonathan Liebesman für die Goldene Himbeere nominiert. In der Kategorie „schlechteste Nebendarstellerin“ erhielt der Film die gefürchtete Auszeichnung für Megan Fox als April O’Neil. Ist er wirklich so „schlecht“? Ich habe mir den Film angesehen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Ob ich das Remake gelungen finde oder nicht, könnt ihr im folgenden Artikel lesen.

 

Schon wieder ein Remake!

Marvel und DC stürmen aktuell den Markt mit Filmen ihrer Comic-Helden, auch die Turtles blieben davon nicht verschont. Der Kult-Comic wurde 1987 bis 1996 als die Fernsehserie „Teenage Mutant Hero Turtles“ berühmt. Später eroberten die Turtles auch die Kinoleinwand. Genau dreißig Jahre nach dem Erscheinen des ersten Comics kam 2014 ein Remake des ersten Films in die Kinos. Unter der Regie von Jonathan Liebesman und mit Hilfe von Michael Bay ziehen die Turtles Leonardo, Raphael, Donatello und Michelangelo erneut in den Kampf gegen Ninja-Meister Shredder und den Footclan. Nicht nur mit neuster Technologie im Gepäck, sondern auch mit viel Pizza im Bauch kämpfen die vier gegen das Böse.

 

Pizzamampfende Superhelden

Aber zuerst einmal ein kleiner Einblick in die Handlung des Films: Der Footclan terrorisiert unter Anführer und Ninjameister Shredder (Tohoru Masamune) New York City. Nicht nur die Polizei versucht herauszufinden, wie sie zu stoppen sind, auch die Presse hat sich dies zur Aufgabe gemacht. Darunter Reporterin April O’Neil, die sich unterfordert und gelangweilt von ihrem Job fühlt. Wie es der Zufall so will, wird sie eines Abends Augenzeugin eines Verbrechens des Footclans. Sofort berichtet sie ihrer Chefin (Whoopie Goldberg) und ihrem Kollegen Vern Fewick (Will Arnett) davon, die ihrer Story allerdings keinen Glauben schenken, da sie keine Beweise beibringen kann. O’Neil lässt sich jedoch nicht aufhalten und beginnt mit ihrer Suche nach der mysteriösen Truppe. Dabei gerät sie in die Hände des Footclans, der sie als Geisel nimmt. Zum Glück erscheinen geheimnisvolle Retter, die sich später als die vier Brüder Leonardo (Pete Ploszek), Raphael (Alan Ritchson), Donatello (Jeremy Howard) und Michelangelo (Noel Fisher) herausstellen. Ihre Retter sind mutierte Ninja-Teenager-Schildkröten – also Teenage Mutant Ninja Turtles. Lustigerweise erkennt O’Neil, nachdem sie die Namen der Turtles erfahren hat, dass es sich um die Schildkröten handelt, die sie als Kind besessen hatte. Ihr Vater hatte ihnen damals ein Superserum verabreicht. Splinter (Danny Woodburn), eine Ratte, die ebenfalls dieses Serum verabreicht bekam, hat die vier mutierten Schildkröten schließlich aufgezogen.

Als dieser erfährt, dass die Brüder mit April gesprochen haben, lässt er sie in ihr Versteck bringen. Ab diesem Moment geht so ziemlich alles schief, was nur schief gehen kann. Das Versteck wird vom Footclan überfallen und drei der vier Turtles werden gefangen genommen. Raphael versucht daraufhin seine Brüder zu befreien und so beginnt der große Kampf.

 

Mein Fazit

Ein Remake voller Action-Szenen und Kameraeinstellungen, die beim Zuschauer immer wieder ein leichtes Schwindelgefühl auftreten lassen, da die Kamera ständig zu wackeln scheint. Eine große Veränderung wurde am Aussehen der Turtles vorgenommen. Wer die Turtles von früher kennt, wird sich über die Aufmachung der Turtles 2.0 wundern. Zwar sahen auch die Turtles aus den alten Filmen aus, wie Menschen, die in Kostümen stecken, hatten dafür aber mehr Ähnlichkeit mit der Zeichentrickserie und den Comics. Jetzt wirken sie wie riesige Bodybuilder – man könnte sogar sagen ein bisschen mehr wie „Hulk“ als eine Schildkröte. Mit der neuen Muskelmasse ging leider auch eine ordentliche Prise Witz verloren. Die „pizzaliebenden“, ständig plappernden Teenage Mutant Ninja Turtles sind passé, nun an der Reihe sind die technikbegeisterten Turtels 2.0. Schwierig ist auch die Besetzung: Megan Fox als April O’Neil wirkt emotionslos und kann die Dynamik der Geschichte nicht transportieren. Ihre Mimik ist über große Strecken des Films eingefroren, so dass sie für diese Leistung verdient die Goldene Himbeere erhält. Auch Michael Bays Einfluss ist durchgehend spürbar. Wie bereits seine Transformers-Filme besticht auch dieser Film nicht durch eine ausgereifte Handlung, sondern versucht durch jede Menge Action, grenzwertige Dialoge und viele Spezialeffekte zu glänzen. Schade auch, dass die Pizza, eigentlich das Lebenselixier der Turtles, nur ganz am Rand auftaucht.

Abschließend lässt sich sagen, dass jeder, der die alten Turtles kennt und liebt, von dieser Neuverfilmung höchstwahrscheinlich enttäuscht sein wird. Auf fast allen Ebenen kann das Remake nicht an die Originalfassung, geschweige denn die Comics anknüpfen. Von mir also ein klares Nein zum Kinobesuch – schade!

 

Foto: www.flickr.com/JD Hancock (CC BY 2.0)

Größer. Härter. Mehr.

von Marius Lang

Erwartungsgemäß ist Marvels neuestes Superhelden-Stelldichein wieder ein echt dicker Brummer. Der Film lohnt sich auf jedem Level: er ist größer, bunter, wilder und düsterer als der Vorgänger. Vielleicht sogar ein bisschen besser.

 

Supermensch gegen Maschine

Das Spektakel beginnt irgendwo in Osteuropa, wo die Avengers unter Führung von Captain America und Iron Man die Festung des Deutschen Baron von Strucker attackieren, um damit endgültig den Nazi-Todeskult HYDRA zu zerschlagen und das Zepter von Loki, dem Bruder von Thor, zu erobern. Bei dieser ersten Mission trifft das Superhelden-Team zum ersten Mal die Maximoff-Zwillinge. Marvel-Fans sind die Zwillinge besser bekannt als Scarlett Witch und Quicksilver. In diesem Film noch über weite Teile Gegenspieler, werden sie in Zukunft ein Teil des Avengers-Team.

Zuvor schon beschließt Tony Stark, durch eine Vision dahingehend beeinflusst, mithilfe von Hulk Alter Ego Bruce Banner, einen zentralen Teil seiner Forschung weiterzutreiben: die Entwicklung des Ultron-AI, ein intelligentes Programm, welches künftig den Avengers die Weltrettung leichter machen soll. Ultron wird schließlich der Bösewicht des Films, ein selbstgebauter noch dazu.

Ein ganz normaler Dienstag im Marvel-Universum also.

 

Ein Gegner zum Fürchten

So gut die Filme des Marvel-Cinematic Universe bislang auch waren, eine Schwachstelle waren stets ihre Bösewichte. Einige wenige Widersacher ausgenommen (Loki, Red Skull, Alexander Pierce) waren diese stets blass und uninteressant. Doch Ultron hält alles, was sein großer Name verspricht. James Spader spielt den Androiden perfekt in allen seinen Facetten. Ultrons Verhalten ist geprägt von Stimmungsschwankungen, zwischen bitterem, schwarzem Humor, dem blendenden Charme des Bösen und blindem Hass.

Ultron vernetzt sich selbst mit dem World Wide Web, lernt in Sekunden und sieht die Zerstörung, die die Avengers auf ihren Heldenaktionen oft anrichten. Für Ultron ist die Sache klar: Die Avengers wollen die Welt beschützen, doch nicht verändern. Und nur wenn die Welt geändert wird, wird Frieden herrschen. Die Welt muss zum Frieden gezwungen werden und die Avengers, die dies trotz all ihrer Macht nicht tun würden, sind damit für Ultron die Wurzel allen Übels. Ultrons Bewusstsein entkommt über das Internet, er zieht die Zwillinge auf seine Seite und macht sich daran, ebendiese Wurzel auszureißen. Und dabei im Notfall die Menschheit mit in die Vernichtung zu reißen.

Spaders Ultron kann absolut ruhige Gespräche über Massenvernichtung führen und Geschäfte mit Waffenhändlern abschließen, nur um im nächsten Augenblick an die Decke zu gehen und eben diesem Waffenhändler beleidigt kurzerhand den Arm abzureißen: Ultron ist nicht nur ein Bösewicht, er ist ein Charakter. Er verführt gekonnt die Maximoffs auf seine Seite, erzählt ihnen von einer Welt in Frieden, ohne die Avengers.

Geplagt von Selbsthass, begründet in seiner künstlichen Herkunft, den er auf die Avengers und die gesamte Menschheit projiziert, verfolgt er seine Ziele akribisch, Punkt für Punkt und wechselt mehr als einmal ohne Probleme seine Vorgehensweise. Einer der herausragenden Momente, ja, sogar einer der besten Momente aller Marvel-Filme ist die Geburt seines Bewusstseins. Die Sequenz verursacht Gänsehaut und setzt den Ton für den Charakter über den Rest des Films: Ultron ist, endlich, ein Gegner zum Fürchten.

 

Uuund…. Action!

Von Anfang an bietet der Film genau das, was man sich von so einem Film mit den Avengers erwartet: Action Pur. Die Action-Szenen sind generell und erwartungsgemäß sehr gut. Ein Höhepunkt ist vermutlich ein direkter Zweikampf zwischen Iron Man und Hulk. Die Sequenz gehört zu den im Vorfeld am meisten antizipierten Teilen des Films und sie hält alles, was sie versprochen hat. Hulk und Iron Man zerlegen im Kampf gegeneinander eine afrikanische Metropole. Völlig übertrieben, und gewaltverherrlichend, aber egal: es fühlt sich fantastisch an.

 

Helden sind auch nur Menschen

Auch wenn die Actionsequenzen durch ihre Choreografie, das Zusammenspiel der Helden und der Technik des Films ein echter Hingucker sind, seine eigentliche Stärke offenbart der Film in seinen ruhigeren, charaktergetriebenen Momenten. Regisseur Joss Whedon versteht es, auch bei einem Übermaß an Hauptcharakteren niemanden zu kurz kommen zu lassen. Zu den Höhepunkten hierbei zählt unter anderem die Party der Helden im Avengers-Tower. Hierbei offenbart sich eine Romanze zwischen Black Widow (Scarlett Johansson) und Bruce Banner (Mark Ruffalo), die natürlich geprägt ist von Banners Angst, die Kontrolle über Hulk zu verlieren.

Doch auch die übrigen Helden haben durch den Film ihre großen und kleinen Momente der Charakterarbeit, besonders hervorzuheben sind dabei die größeren Charaktermomente von Hawkeye (Jeremy Renner), die weiter ausgebaute und in diesem Film auch auf die Probe gestellte Science-Bromance von Bruce Banner und Tony Stark (Robert Downey Junior), die besonders im Mittelpunkt steht, als die beiden mit vereinten Kräften die Grundlage für Ultron schaffen. Auch die ersten größeren Meinungsverschiedenheiten zwischen Captain America und Tony Stark werden in einer Szene klar, in der die beiden sich mit den anderen Avengers in einem sichern Zufluchtsort von einer dramatischen Niederlage gegen Ultron erholen. Tony verteidigt seine Entscheidung, Ultron als Präventivwaffe gegen fremde Mächte zu erschaffen. Eine Argumentation die Cap nicht einleuchten kann. Diese sind die erste Andeutung auf den dritten Teil von Captain America, in dem die beiden Helden auf zwei verschiedenen Seiten einer Debatte stehen werden.

 

Schneller. Schneller.

Ein kleiner Wehrmutstropfen ist dennoch offensichtlich. Zwischen all der kompakten Charakterarbeit und den Actionsequenzen wirkt der Film nie lang. Im Gegenteil. Age of Ultron scheint bisweilen eher gehetzt zu sein. Der Film ist recht episodisch aufgebaut, die Helden rennen von Plotpoint über Charakterentwicklung und hin zur nächsten Actionsequenz. Der Balance zwischen so vielen Helden ist es geschuldet, dass man innerhalb des Films kaum echte Momente der Ruhe hat, in denen sich alles gesehene setzen kann. Doch dies ist durchaus zu verkraften, hinsichtlich der vielen Stärken des Films. Wer jedoch gerne mal im Kino auf die Toilette geht, sei gewarnt, dass es keine unwichtigen Momente im Film gibt und die nächste wirklich große Sequenz jederzeit auftreten kann.

 

Fazit

Avengers – Age of Ultron setzt den erfolgreichen Lauf, den Marvel in den letzten Jahren hatte, fort. Es ist alles da, was die früheren Filme so gut machte, nur in noch größerem Ausmaß. Die Action ist je nach Bedarf mal sauber, mal dreckig und stets ein neuer Höhepunkt des Films. Die Charaktere sind vielschichtig, jeder bekommt seine glänzenden Momente und jeder bleibt liebenswert. Und für die Nerds unter den Zuschauern gibt es natürlich wie immer allerlei Easter Eggs und Anspielungen, die hoffentlich in späteren Filmen noch ihre Relevanz offenbaren. Alles in allem großes Actionkino mit guter Story und Charakteren voller Herzblut.

 

Foto: Marvel’s Avengers: Age Of Ultron, ©Marvel 2015

Böhmermann und der Stinkefinger

von Philipp Humpert 

Fake, Fake-Fake, Meta-Fake? Am 15. März konfrontiert Günther Jauch in seiner Polit-Talk-Sendung den griechischen Finanzminister Varoufakis mit einem Video von einer Konferenz aus dem Jahr 2013, in dem der Minister Deutschland den Mittelfinger zu zeigen scheint. Am darauf folgenden Mittwoch veröffentlicht Jan Böhmermann ein Video, dass ihn und die Redaktion des Neo Magazin Royale dabei zeigen, wie sie angeblich den Finger digital in die Originalaufnahmen gezaubert haben.

Der Skandal ist perfekt: Der Talkmaster Jauch ist auf den Trick eines Spaßvogels vom Programmrand hereingefallen. Bald darauf veranlasst das ZDF Böhmermann dazu, wiederum ein Dementi seines Videos zu veröffentlichen, was den angeblichen Fake zu einem „Fake-Fake“ werden lässt. Spätestens jetzt scheint sich niemand mehr sicher zu sein, was Wirklichkeit ist und was Fälschung.

Ungeachtet dessen, ob das Video letztendlich manipuliert wurde oder nicht, hat die Debatte darum jedoch deutlich gemacht: traditionelle Medien wie das Fernsehen verlassen sich vermehrt auf Quellen aus dem Internet, deren Authentizität nur schwer festzustellen ist. Und manche nutzen diese Quellen, um ihre Sicht der Dinge „objektiv“ untermauern zu können.

Manchmal verwechseln wir Meinung mit Fakten

In einem Format wie Jauchs Polit-Talkshow steht natürlich zunächst die Meinung der Gäste im Vordergrund. Sie interpretieren das politische Geschehen in unterschiedlicher Weise, und im Idealfall kann sich der Zuschauer so ein besseres Bild zu den verschiedenen Ansichten machen. Dabei sollte jedoch besonders der Moderator darauf achten, dass Fakten und Meinungen klar voneinander getrennt bleiben. Dass Jauch das Video in Zusammenhang mit der aktuellen Debatte bringen wollte ist daher mehr als eine journalistische Ungenauigkeit.

Es ist der Versuch, eine Debatte zu provozieren, die in dieser Form keine Berechtigung hat, da sie ohne Kontext geführt wird. „Der Stinkefinger für Deutschland, Herr Minister. Die Deutschen zahlen am meisten und werden dafür mit Abstand am stärksten kritisiert. Wie passt das zusammen?“ (ZeitOnline). Diesen Punkt wollte Böhmermann wohl auch mit seiner Aktion verdeutlichen wollte: Letztendlich präsentiert uns Jauch nur eine Interpretation der Fakten, nicht die Wirklichkeit selbst. Er verwendet dabei Bildmaterial, welches authentisch erscheint und im Einklang mit seiner Meinung steht. Dass das Material – wenn auch nicht absichtlich – gefälscht sein könnte, kommt dem Zuschauer besonders bei Videos meist nicht in den Sinn. Wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass die Aufnahmen selbst aus dem Jahr 2013 stammen, als Varoufakis noch als privater Wirtschaftsexperte auftrat, und somit nur seine eigene Meinung und nicht die der griechischen Regierung vertrat. Zudem lässt auch der Name „Subversive-Festival“, auf dem die Aufnahmen entstanden, auf eine nicht ausschließlich von Political Correctness geprägte Atmosphäre schließen, in der provokanten Gesten eher zur Untermauerung eines Arguments genutzt werden können als zur gezielten Provokation. All dies hat Jauch in seiner Sendung weitgehend außen vor gelassen. Es sollte vielmehr der Eindruck entstehen, die Aussagen stünden im Zusammenhang Varoufakis aktuellem Posten als griechischer Finanzminister. Das ist eine Form von Meinungsmache, mit der sich Böhmermann und seine Redaktion wohl nicht abfinden wollten. Ob das Video tatsächlich gefälscht wurde oder nicht, spielt dabei zunächst keine Rolle. Viel wichtiger ist, dass deutlich gezeigt wurde, dass nicht alle Bilder, die über unsere Bildschirme flimmern, tatsächlich die Wirklichkeit widerspiegeln.

Die Sache mit der medialen Wirklichkeit

Was haben wir also gelernt aus der Causa „#Varoufake“? Authentizität von Quellen kann in Zeiten des Internets nicht immer garantiert werden. Es ist verführerisch, bei dem tagtäglich mit hunderten von Informationen dem dokumentarischen Charakter von Bildern und Videos mehr Glauben zu schenken als der Rede eines Politikers oder dem Artikel eines Journalisten, oder eben der Meinung von Talkshowgästen. Doch Bilder sind ebenso manipulierbar wie Texte, und vor allem die Interpretation und der Kontext, in dem sie gezeigt werden.
Wollten wir die Debatte um die Griechenlandkrise vollständig verstehen, müssten wir uns mindestens sämtliche Bundestagsdebatten auf Phoenix dazu verfolgen, alle Zeitungsartikel lesen und am besten noch Radiointerviews mit Politikern unterschiedlicher Lager anhören. Das kann niemand leisten. Wir müssen uns mit einem Ausschnitt, einer Zusammenfassung der Wirklichkeit, zufrieden geben. Wir können und sollten nicht stets alles für die Unwahrheit halten, was in den Medien berichtet wird, wie es beispielsweise die Pegida-Bewegung bekanntermaßen tut (Stichwort „Lügenpresse“). Es ist jedoch keine Schande, seinen gesunden Menschenverstand zu gebrauchen und verschiedene Meinungen kritisch zu beurteilen.

Foto: flickr.com/Chefzwerg (CC BY-SA 2.0)

Gekaufte Journalisten – Eine Buchkritik

von Sanja Döttling

Haben wir es nicht irgendwie schon immer gewusst? Dass wir belogen werden, von den Reichen und den Mächtigen, von den Medien und Meinungsmachern? Der ehemalige Journalist und Autor Udo Ulfkotte hat sich dieses Misstrauen von der Seele geschrieben. Leider ist seine Argumentation im besten Falle schwammig und seine Ansichten manchmal verwirrend und oft rechtspopulistisch.

 

Gegen die Medien? Ach, gegen alle!

Untertitel seines Buches: „Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken“. Genau das versucht Ex-Journalist Ulfkotte in diesem Buch zu beweisen. Sein Hauptangriffsziel sind dabei vor allem seine ehemaligen Kollegen bei großen Zeitungen, vor allem bei der FAZ. Doch ist das Buch als allgemeiner Rundumschlag zu verstehen, denn es sind nicht nur die Medien, die kritisiert werden: transatlantische Organisationen werden ebenso angeklagt die Massenmedien zu beeinflussen wie Politiker und Geheimdienste. Irgendwie, so scheint es, ist Ulfkotte einfach gegen alle.

 

Gegen Amerika!

Seine Kritik richtet sich aber hauptsächlich gegen die amerikanische Beeinflussung der deutschen Medien und Politik. Diese sieht er nicht nur von den Geheimdiensten ausgeübt, sondern vor allem auch von den sogenannten „Thinktanks“, zu denen er neben der „Atlantik-Brücke“, dem „German Marshall Fund“ auch andere „Organisationen Westlicher Machtelite“ (S. 182) zählt, wie die Bilderberger und die Trilaterale Kommission. Ulfkotte argumentiert, dass diese „Eliteorganisationen“, in denen viele Journalisten Mitglied seien, die Meinung der Journalisten vorprägen und pro-amerikanisch beeinflussen. Da der Leser von diesen Mitgliedschaften aber nichts wisse, geschehe die Beeinflussung hinter seinem Rücken.

Im Deckmantel seiner Medienkritik wird also vor allem Amerika-Kritik betrieben – die als solche aber auch nicht ausdrücklich gekennzeichnet ist. Außerdem liefert Ulfkotte nur ein halbes Bild: gibt es denn auch solche transnationalen Beziehungen und Organisationen, von anderen Ländern aus? Oder ist es nur die USA, die so Beeinflussung ausübt? Man weiß es nicht. Seine Erkenntnisse sind dabei auch nicht neu, sondern beziehen sich auch auf eine Arbeit des Medienwissenschaftlers Uwe Krüger, wie die Nachdenkseiten schreiben.

Politische Tendenzen

Der Kopp-Verlag, in dem sein Buch erschien, verlegt wohl ganz gerne „reißerische Angstmacher“. Der Spiegel schreibt:

Mit seiner Mischung aus Rechtspopulismus, Kapitalismuskritik und Tabubrecher-Attitüde ist der Kopp-Verlag so etwas wie der Pionier des aktuellen Gegenzeitgeists – eines Geists, der sich gegen eine vermeintliche Political Correctness der etablierten Medienlandschaft richtet, weil diese angeblich ständig irgendeine Wahrheit unterdrückt.

Mit Udo Ulfkotte scheint der Verlag eine passende Erweiterung seines Autorenstamms gefunden zu haben. Ulfkotte selbst macht Werbung für die AfD , veröffentlichte auf Kopp Online die Artikel „16 Argumente, um für PEGIDA auf die Straße zu gehen“, „Deutschland: Türken blockieren größtes NRW-Bauprojekt“ oder „Multikulti in den Tod: Deutsche Opfer – fremde Täter“. Er selbst ist dabei alles andere als unabhängig und transparent was seine politische Ausrichtung angeht – damit macht er genau das, was er an den anderen kritisiert: das Verstecken politischer Tendenzen, das Verschweigen von wahren Handlungsgründen, das Auslassen wichtiger Hintergrundinformationen.

Lasche Argumentation

Ulfkottes Quellenarbeit ist dabei wohl auch nichts ganz so genau, wie Ulfkotte selbst sagt. Die Krautreporter sind einigen seiner Fehler nachgegangen: Wild interpretierte Zahlen, die er teilweise genauso wenig hinterfragt wie seine angeschwärzten Kollegen. Doch es ist nicht nur die teilweise schwierige Quellenlage. Ulfkotte zitiert und stellt fest – und überspringt dabei oft den Zwischenschritt einer Arugumentation. Am Ende steht dann keine Analyse, sondern eine Meinung auf dem Papier. Ein Beispiel:

Ulfkotte bezeichnet Thilo Sarrazin als „Volksheld“ (S. 105), weil 70 Prozent der Deutschen dessen Aussagen teilweise oder ganz zustimmen. Wählen, das vergisst er zu erwähnen, würden ihn aber nur 16 Prozent. Er sagt weiter, dass Sarrazin von den Massenmedien „vorgeführt“ wird, weil er als „Demagoge“ und „Rechtpopulist“ bezeichnet wurde. Sein Fazit: „Der dahinterstehende bösartige Dämon der Manipulation sitzt heute in fast jeder Redaktion“ (S. 105).

Diese Masche ist nicht neu: Halbwahrheiten und Vermutungen mit einem kleinen wahren Kern werden aufgebauscht, bis sie ins unkenntliche verzerrt sind. Dabei verstrickt sich Ulfkotte hin und wieder auch selbst in Widersprüche. Wie ist zum Beispiel seine Kritik an transatlantischen Organisationen zu verstehen, wenn er sich selbst im Klappentext als „Fellow des Marshall Memorial Trust“ (eine ebensolche Organisation) bezeichnet? Warum zieht er Ziate von Massenmedien zur Argumentation heran, die er als Lügner bezeichnet? Was soll man von einem ehemaligen Journalisten halten, der selbst sagt, dass alle Journalisten lügen? Ist Ulfkotte der Lügner, der die Wahrheit sagt? Und was ist seine Wahrheit?

Persönlicher Feldzug

Das Buch spiegelt nicht nur eine politische Meinung wieder, sondern auch eine sehr viel persönlichere Enttäuschung. Ulfkotte hat für die FAZ gearbeitet, behauptet, er habe aus Kriegsgebieten und Diktaturen berichtet. Stefan Niggemeier zitiert scheinen Kollegen Jan Fleischhauer aus einem Artikel für den Spiegel so:

 Jedoch kann sich keiner seiner [Ulfkottes] ehemaligen Kollegen erinnern, dass er jemals einen Auslandsposten bekleidet hätte. Wer Ulfkottes Artikel durchgeht, findet als Ortsmarke am häufigsten Frankfurt, was darauf hinweist, dass er der Heimatredaktion treuer war, als er heute meint. Tatsächlich hatte er mit einem Hausbau im Taunus, der ihn auch während der Arbeitszeit über Gebühr in Anspruch nahm, alle Hände voll zu tun.

Seine Argumentation kippt in dem Buch immer wieder ins Persönliche. Er erzählt von Aufenthalten in 5-Sterne-Hotels in Entwicklungsländern, anscheinend bezahlt von großen Konzernen. Das Elend missachtend, haben er und seine Kollegen dann wohlwollende Artikel zur Lage geschrieben.  Er gesteht sich diese Schuld nicht nur selbst ein, sondern sucht sie auch bei anderen: seinen Vorgesetzten, die diese Reisen unterstützt hätten, die aber auch seine Verletzungen aus Kriegsgebieten ungemeldet ließen. Solche Geschichten machen betroffen, doch warum sind sie Teil eines eigentlich analytischen Buches? Klaus-Dieter Frankenberger, einer der Hauptbeschuldigten, weist die gemachten Vorwürfe zurück.

 

Wegschweigen

Niggemeier hat in einem Vortrag in Tübingen ebenfalls Stellung zu Ulfkottes Buch „gekaufte Journalisten“ bezogen: Er nennt es eine „gruselige Mischung aus völligem Unsinn und total berechtigter Kritik“. Bedenklich findet er dabei, dass die Massenmedien sich eher am Rande mit dem Buch auseinandergesetzt haben. Ulfkottes Kritik – wie auch immer geartet – wurde oft mit Schweigen begegnet, obwohl es immer noch auf Platz 4 der Spiegel-Bestseller (Sachbuch) steht.

Was bleibt also von dem Werk „Gekaufte Journalisten“, geschrieben von einem bekennenden (und bereuenden?) Ex-Journalisten, der sich nun in rechtes Gedankengut hüllt? Insgesamt wirkt das Buch „Gekaufte Journalisten“ wie ein wildes Sammelsurium von Anklagepunkten, gegen die Journalisten, gegen Amerika, gegen den Euro, gegen Geheimdienste. Ankommen tut vor allem eine ganz allgemeine Aggression, die nicht ganz zielgerichtet wirkt. Das schlägt sich in einer sprunghaften, manchmal falschen und manchmal sehr individuell interpretierten Argumentation nieder, in einer Vermischung von privatem und politischen Standpunkten, und einem etwas konfusen Still allgemein. Lesenswert? Für die, die gerne dagegenhalten, und nicht gleich alles glauben, was gedruckt ist.

 

Gekaufte Journalisten. von Ude Ulfkotte. Erschienen im Kopp-Verlag. 22,95 Euro. 

Der Meister der Stille

von Andrea Kroner

Wirkliche Ereignisse in Terrence Malicks Film „To the Wonder“ sind bloß zu erahnen, da es kaum Gespräche gibt, die Informationen vermitteln könnten. Aber darauf liegt auch nicht das Hauptaugenmerk des Films.

 

Auf der Suche nach Handlung

Die Geschichte beginnt in Paris mit der frischen Liebe des Amerikaners Neil (Ben Affleck) und der Französin Marina (Olga Kurylenko). Beide wollen ihr Leben gemeinsam verbringen, weshalb Marina mit Neil in eine Kleinstadt in Oklahoma zieht. Doch sie bleibt dort eine Fremde und fühlt sich nicht verstanden – nicht einmal von Neil. Auf der Suche nach Unterstützung flüchtet sie sich zu Pater Quintana (Javier Bardem), der jedoch seinen eigenen Glauben verloren hat und ihr deshalb auch nicht weiterhelfen kann. So zieht sie schließlich zurück nach Frankreich, woraufhin Neil eine neue Beziehung mit seiner Jugendliebe Jane (Rachel McAdams) anfängt. Doch sowohl Marina, als auch Neil können ihr Leben ohne den anderen nicht bewältigen und so kehrt die Französin schließlich wieder in die USA zurück und heiratet Neil. Vordergründig scheinen sie eine glückliche Beziehung zu führen, die jedoch geprägt ist von viel Streit und einer Affäre Marinas. Der Zuschauer merkt anhand kleiner Gesten und Blicke schon von Anfang an, dass diese Beziehung nicht funktionieren kann, doch die beiden Protagonisten sind geblendet von ihrer Zuneigung und der Hoffnung auf eine gemeinsame Utopie – doch am Ende müssen sie einander dennoch loslassen.

Auf den ersten Blick hört es sich nach einer gewöhnlichen Liebesgeschichte an. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, sind die meisten Aspekte der Handlung hier vage und unbestimmt gehalten. Einiges lässt sich sogar nur mithilfe von Zusammenfassungen oder dem Klappentext erschließen.

 

Die Macht der Bilder

Durch die Handlungsarmut wird der Schwerpunkt des Films auf die beeindruckende Kraft des Visuellen gelegt. Dabei liegt Malicks große Stärke in besonders atemberaubenden Naturdarstellungen. In „To the Wonder“ hat er sogar das Bild einer Herde wilder Bisons eingefangen, zwischen denen Neil und Jane andächtig dahinschreiten. Diese eindrucksvollen Darstellungen versetzen den Zuschauer zwar in Staunen, tragen aber nicht wirklich zur Handlung bei. Durch diese Aneinanderreihung von einzelnen Szenen ist es schwierig, eine Chronologie oder Zusammenhänge zu erkennen.

Als Kontrast zur Weite und Schönheit der Natur dient das Haus von Marina und Neil. Selbst nach der Hochzeit finden sich hier kaum Möbel oder persönliche Gegenstände. Die meisten Zimmer sind leer oder werden lediglich von Umzugskartons gefüllt. Dadurch bekommt das Haus eine bedrückende, triste und leblose Aura, die auch das Innere der Protagonisten widerspiegelt.

 

Es fehlen die Charaktere

Der Pfarrer Quintana ist „die einzige Figur aus Fleisch und Blut“, so beschreibt ein Redakteur der ZEIT die Personenkonstellation. Der Pater führt als einziger reflektierte innere Monologe und setzt sich intensiv mit seinen Problemen und seiner Glaubenskrise auseinander. Doch über die anderen Personen erfährt man äußerst wenig, denn ihre Interaktion beschränkt sich hauptsächlich auf Mimik und Gestik.

Dabei lässt Malick den Schauspielern viele Freiheiten. Es gibt kein festes Drehbuch und dadurch auch viel Raum für Improvisation. Sie sollten bewusst frei spielen, um ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen. Dabei erkennt man aber gerade bei Marina immer wiederkehrende Bewegungsmuster: Sie befindet sich des Öfteren auf einer freien Fläche und dreht sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis. Grundsätzlich ist es keine schlechte Idee, die spontanen Einfälle und Aktionen der Schauspieler einzufangen, doch auf Dauer wirken diese Bewegungen bei Marina, als würde ihr nichts anderes einfallen. Das verfehlt dann leider in derart ausgeprägter Form die intendierte Wirkung und führt zu einer schlechten Nachvollziehbarkeit der Handlung, an Empathie ist gar nicht zu denken.

 

Ein Poet kommt an seine Grenzen

Malick gilt als ein Meister Hollywoods, doch mit „To the Wonder“ kommt er bei Weitem nicht an seine früheren Werke wie „Badlands“(1973) oder „The Thin Red Line“(1998) heran. Dieser Film glänzt zwar durch seine atemberaubenden Bilder, doch Handlung und Charaktere sind viel zu unscharf und verwirrend angelegt, was es für den Zuschauer äußerst schwierig macht, sich auf den Film einzulassen.

Foto: flickr.com/Fougerouse Arnaud (CC BY-NC 2.0)

Weitere Artikel aus dieser Reihe:

Teil Eins: Vergessene Filme – verborgene Schätze

Teil Zwei: Der Meister der Stille

Teil Drei: „Faust“ – die Geschichte lebt wieder auf

Teil Vier: „Erleuchtung garantiert“ – wirklich?

Teil Fünf: „5×2“ – Wieso ging es schief?

Teil Sechs: „Moolaadé“ – Bann der Hoffnung

Play the Game! – Abschlussartikel

von Miriam Gerstenlauer

Die Spiele sind beendet. In meiner Artikelreihe haben wir die verschiedenen Facetten der Spiele und Spieler und der Welt um sie herum kennengelernt. Zentral sollte die Erkenntnis sein, dass der Kulturraum rund um das Medium herum, und vor allem die Videospieler, genauso wichtig sind wie die Spiele selbst.

 

Die Geschichten

Spiele zeichnen sich, in Abgrenzung zu Filmen, vor allem durch ihre Interaktivität aus. Doch unlängst können die Geschichten von Videospielen mit jenen in anderen Medien mithalten. Das geht sogar so weit, dass Videospiele zu Filmen adaptiert werden.

Doch anders als Filme, können Videospiele verschiedene Wege gehen und dadurch, je nach Gusto des Spielers, unterschiedlich Enden, wie wir in unserem Spieldurchlauf von The Stanley Parable gesehen haben. Weniger Meta-Spielentscheidungen als solche tiefst menschlicher Art zeichnen Spiele wie The Walking Dead aus, ein Beispiel für ein transmedial angelegtes Franchise, mit der Original Graphic Novel, einer Serie und mehreren Videospielen.

 

Die Industrie

Zwischen Film- und Videospielindustrie gibt es mittlerweile viele Parallelen: beide sind Milliardenschwer, schlachten gern mehrteilige Franchises für Profit aus und der Indie-Markt spielt mittlerweile eine große Rolle. Auf der E3 und der GamesCom, zwei der größten Spielemessen der Welt, werben jedes Jahr Spielepublisher und Konsolenhersteller mit noch besserer Grafik, Steuerung, oder neuer Story um ihre Produkte. Und Spiele wie Pokémon zeigen uns, dass ein Spielefranchise auch 15 Jahre lang erfolgreich sein, und dabei mit jedem neuen Titel die Spieler immer noch begeistern kann. Aber auch junge, aufstrebende Spieledesigner schaffen Kunstwerke, die sich, dank der weitreichenden Gaming-Community im Internet, zumindest in Spieler-Kreisen oft großer Beliebtheit erfreuen.

 

Die Menschen

Die Spielemacher, die Spieler, die Spielejournalisten. Am Medium Spiel sind viele Menschen beteiligt, und in Verbindung mit dem Internet sind viele neue Berufe entstanden. Let’s Player sind aus YouTube kaum noch wegzudenken und um Star-Let’s Player wie Gronkh und PewDiePie hat sich bereits eine regelrechte Fankultur gebildet. Sogar eigentliche Spielejournalisten wie die Rocketbeans um das ehemalige GameOne Team erfreuen sich des Rückhalts einer großen Community. Das liegt wohl vor allem daran, dass sie selbst Gamer sind. Denn sich durch ein 40 Stunden dauerndes Rollenspiel zu kämpfen und dann darüber auch noch zu berichten – dafür muss man das Medium wirklich lieben.

 

Fazit

Über die Kunst und Kultur der Videospiele wird man sich gewahr, sobald man sich in ihrem Kosmos bewegt. Sei es im echten Leben auf einer Spielemesse, wo sich Menschen wie ihre Lieblings-Spielcharaktere verkleiden und YouTuber dabei gefeiert werden wie sie live ein Spiel spielen, oder beim Spielen selbst, in tiefer Immersion in einer Story, oder einer abgehobenen Meta-Ebene. „Videospiele sind Kunst“ sagen manche Entwickler, für viele Nicht-Spieler sind sie vor allem immer noch #Neuland. Es gibt viel zu lernen, zu entdecken, zu lieben und auch zu hassen an Spielen. Wie man selbst am Ende zu ihnen steht, muss jeder selbst entscheiden. In diesem Sinne: Play the Game!

Pokémon Podcast 3

von Miriam Gerstenlauer

Die Media-Bubble Redakteure Miriam Gerstenlauer, Henrike Ledig und Marius Lang haben eine gemeinsame Leidenschaft: Pokémon. Und das schon seit 15 Jahren. Was sie daran so begeistert, welche Erinnerungen sie an die Spiele haben und warum sie auch heute immer noch sehnsüchtig auf die nächste Edition warten, erfahrt ihr in einem dreiteiligen Media-Bubble Podcast-Special: Pokémon.

Teil 3.1

Teil 3.1

Teil 3.2

Teil 3.2

Teil 3.3

Teil 3.3

Teil 3.4

Teil 3.4

Teil 3.5

Teil 3.5

Teil 3.6

Teil 3.6

 

Foto: Miriam Gerstenlauer