Drücke (X) für Zombies – The Walking Dead: The Game

von Miriam Gerstenlauer

Erfolgreiche Spiele-zur-Serie und Spiele-zum-Film sind eine wahre Seltenheit, vor allem, weil es diese heute wie Sand am Meer gibt und sie meist nur dem Profit dienen. Das Spiel-zum-Comic hingegen scheint ein wahrer Erfolgsgarant zu sein: Neben der Arkham-Spielreihe des Batman-Franchise und dem Adventure The Wolf Among Us zur berühmten Fables Comicreihe, ist The Walking Dead: The Game eines der herausragendsten Spiele der letzten Jahre, und das nicht nur wegen des allgemeinen Zombie-Hypes, der in der Medienlandschaft zu beobachten war.

 

„Ein neuer Tag“

So nennt sich die erste Episode des Spiels. Wir spielen Lee Everett, Geschichtsprofessor an der Uni Georgia, der wegen Mordes  am Liebhaber seiner Frau verurteilt wurde und sich auf dem Weg ins Gefängnis befindet. Er kommt dort jedoch nie an, da der Polizeiwagen bei einem Zusammenstoß mit einem Zombie verunglückt. Noch unwissend darüber, was genau mit der Welt geschehen ist, macht er sich auf die Suche nach anderen Menschen. In einer Wohnsiedlung angekommen wird Lee erneut in einem verlassenen Haus von einem Zombie angefallen und in letzter Sekunde von der achtjährigen  Clementine gerettet. Gemeinsam macht sich das ungleiche Paar auf, aus der Stadt zu fliehen und sich auf die Suche nach Clementines Eltern zu machen, die kurz vor Ausbruch der Zombie-Apokalypse nach Savannah gefahren sind.

Zunächst kommen Lee und Clementine in einer Farm unter, die Hershel Greene gehört (dieser ist einer der zwei Charaktere, die sowohl im The Walking Dead Comic, als auch in der TV-Serie auftauchen). Hier treffen sie auf Kenny, seine Frau Katjaa und ihren Sohn Duck. Als die Farm jedoch von Zombies überfallen wird, schließen sich Lee und Clementine der Familie an, um gemeinsam nach Macon zu fliehen – Lees Heimatstadt.
Dort angekommen wird ihnen zum ersten mal das Ausmaß der Katastrophe klar: Die Stadt liegt in Trümmern, die Straßen voll mit „Walkern“ (so werden  die Zombies von der Gruppe genannt), die Geschäfte geplündert und menschenleer. In der Apotheke, die Lees Eltern gehörte, treffen Lee und die anderen jedoch noch ein paar Überlebende. Mit Waffen und etwas Proviant ausgerüstet macht sich die neu geformte Gruppe nun – wieder einmal gejagt von Walkern – auf den Weg ins Ungewisse.

Sterben ist ab jetzt nur noch eine Frage der Zeit und davon, welche Entscheidungen der Spieler im weiteren Spielverlauf treffen wird.

 

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Entscheidungen sind das zentrale Element des Spiels. Dabei bleibt die ständige Frage: Tue ich das Richtige? Aber „das Richtige“ gibt es in diesem Spiel nicht. Man selbst muss darüber Entscheiden, was in der jeweiligen Situation zu tun ist. Zu viel Moral ist in der Apokalypse jedoch fehl am Platz. Oft bleiben dem Spieler nur Sekunden zwischen Leben und Tod.

Man ist stets mit Gedanken darüber konfrontiert, wem man vertrauen kann, auf wessen Seite man sich in einem Streit stellt und welche Konsequenzen ein einzelner Satz haben könnte. Das einzige was man tun kann, ist nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln, wie man es – wäre man wirklich selbst in der Situation – machen würde. Aber man fühlt sich trotzdem immer schlecht dabei.

Wie würden Sie sich entscheiden, in es einer Gruppe von 9 ausgehungerten Menschen nur vier kleine Schokoriegel zu verteilen gibt? Der ältere, herzkranke Mann, der einen aber nicht leiden kann? Die Frau, die uns schon zwei mal das Leben gerettet hat? Die Frau mit dem medizinischen Wissen? Der verängstigte Teenager? Die Anführerin, die alles zusammenhält? Der Familienvater?

Zumindest gibt es eine Person, der man in jedem Fall den aller ersten Schokoriegel gibt.

 

Oh My Darling, Clementine

Clementine. Diesen Namen hört man sich während des Spielverlaufs sehr oft sagen. Nicht nur von Lee im Spiel, sondern man selbst, vor dem Computer. Wenn es nämlich etwas in diesem Spiel gibt, wofür man kämpft und das man beschützt, egal, was passiert, egal, wie verlockend es auch wäre alles stehen und liegen zu lassen, weil alles gerade einfach nur schrecklich ist, dann ist es Clementine. Sie ist nämlich nicht nur unheimlich süß, sondern auch unheimlich clever und hilft einem nicht nur einmal aus der Klemme. Und genau hier liegt die Brillianz des Spiels, die letztlich für dessen Erfolg verantwortlich ist: Man trifft in Spielen selten auf so menschliche Charaktere wie in The Walking Dead. Clementine ist zwar clever, aber sie ist immer noch ein kleines Mädchen und verhält sich auch so. Auch der Rest der Gruppe handelt, wie es Menschen nun einmal tun würden: Nicht immer ganz richtig, manchmal egoistisch, verzweifelt – menschlich eben.

Manchmal hasst man sie, manchmal liebt man sie, manchmal stellt man sie in Frage. Alle rufen Emotionen hervor, so dass man sich manchmal erwischt, wie man gerade den eigenen Monitor anschreit. Nicht fähig, etwas zu tun und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

 

To be continued…

The Walking Dead: The Game ist ein Episodenspiel, es werden also (in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen) neue Episoden des Spiels veröffentlicht, mit jeweils einer Spiellänge von ca. 2 Stunden. Die erste Staffel begann am 24. April 2012 und ist mit fünf Episoden ist bereits vollständig erschienen. Momentan „läuft“ die zweite Staffel, deren dritte Episode am 13. Mai 2014 veröffentlicht wurde. Episoden 4 und 5 folgen im Laufe des Jahres.

Die erste Staffel gibt es völlig umsonst zum Download für mobile Android und iOS Geräte. The Walking Dead: The Game gibt es natürlich auch als Retail-Fassung mit Verpackung und Disc, sowie als Download, für PC und MAC, sowie PS3 und XBOX360.

 

 

Bilder: The Walking Dead: The Game © Telltalegames,
Screenshots vom Spieldurchlauf: ©Miriam Gerstenlauer