Schulz von Thun und Professor Pörksen im Gespräch

von Marcel Schlegel

 

Als Friedemann Schulz von Thun vor drei Jahren einen Brief aus Tübingen in seinen Händen hielt, da war er noch irritiert gewesen. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen hatte seinem Hamburger Professoren-Kollegen vorgeschlagen, gemeinsam ein Buch zu verfassen, das die Lehre Friedemann Schulz von Thuns aus einem vermeintlich neuen Blickwinkel aufarbeiten sollte.

Alles schon gesagt

Schulz von Thun, dem unter anderem mit den drei Bänden von „Miteinander Reden“ (1981, 1989, 1991) weit über die deutschen Grenzen hinweg Aufmerksamkeit zuteil geworden ist, hatte sich hernach schlichtweg gefragt, ob dies denn nötig sei. Habe er seine Idee von stimmiger und gelingender Kommunikation, bei deren Vermittlung er sich ohnehin stets seiner Maxime der leichten Verständlichkeit („Hamburger Verständlichkeitsmodell“) verpflichtet sah, habe er dieses Werk in zahlreichen Veröffentlichungen, akademischen Vorlesungen und Coaching-Seminaren nicht bereits en detail dargelegt? Immerhin verkauften sich die Bücher des Hamburger Kommunikationspsychologen bis jetzt über 1,3 Millionen Mal. Und schließlich zählen die Modelle des emeritierten hanseatischen Psychologieprofessors (von 1975 bis 2009 an der Universität Hamburg) teils zum Unterrichtsstoff an Schulen und zum essentiellen Know-How in jedem Ausbildungsberuf, bei dem das Zwischenmenschliche eine wesentliche Rolle spielt. War zum „Kommunikationsquadrat“, mit den „vier Seiten einer Nachricht“, oder zum Modell des „Inneren Teams“ und den unzähligen „Teammitgliedern“, mit welchen sich die innere Pluralität eines Menschen plastisch darstellen lässt, oder aber zum „Werte- und Entwicklungsquadrat“, das den Prozess der persönlichen Reife in Gang zu bringen fähig ist – war hierzu nicht schon so vieles, vielleicht alles gesagt worden?

Die Lehre des Gesprächs

Doch Friedemann Schulz von Thun willigte ein, weil ihm die Idee des „dialogischen Prinzips“ gefiel, die Bernhard Pörksen verfolgen wollte. Kein Lehrbuch sollte es werden, sondern ein dokumentiertes Gespräch, das der Überzeugung entwuchs, man könne im konstruktiven Hin und Her zu Einsichten gelangen, die dem einsamen Schreiber vorenthalten blieben. Ganz im Sinne Schulz von Thuns folglich, der selbst einst schrieb: „Die Wahrheit beginnt zu zweit“. Diese Verbindung von vermeintlichen Gegensätzen zu einem harmonisierenden Ganzen – das, was Pörksen die „dialektische Gleichzeitigkeit des Verschiedenen“ nennt, passte zum pragmatischen Selbstverständnis des Friedemann Schulz von Thun. Denn war es nicht eben Schulz von Thun, der in seinem gesamten Schaffen vermeintlich entgegengesetzte Pole miteinander zu verbinden wusste?

„Kommunikation als Lebenskunst“

Die Essenz der zahlreichen Gespräche, die Pörksen und Schulz von Thun in Hamburg seit 2011 geführt hatten, ist nun, zusammengefasst auf über 200 Seiten, im Carl-Auer Verlag (Heidelberg) erschienen. „Kommunikation als Lebenskunst“ ist dabei weit mehr als eine weitere Betrachtung der Modelle Schulz von Thuns. Es ist ein Werk, das für den geschulten Akademiker und Therapeuten ebenso von Nutzen sein kann, wie für den interessierten Laien – ganz im Sinne Schulz von Thuns also, der seine Arbeit der „Demokratisierung der Psychoanalyse“ verschrieben hat.

Philosophischer Gulasch

Es ist in Teilen ein Ratgeber, es vermittelt Kommunikations-, aber auch Lebensphilosophie. Es ist pragmatisch und abstrakt zugleich. Reichhaltig an Tipps für den Alltag, anschaulich dargelegt an aktuellen Beispielen und vielseitige gesellschaftliche und wissenschaftliche Bereiche besprechend, ist dieses Buch Kommunikation über Kommunikation – Metakommunikation, die neben der Analyse der praktischen Anwendung seiner als Heuristik zu verstehenden Kommunikationspsychologie ferner in Sphären vorstößt, zu denen sich Schulz von Thun bisher nicht geäußert hatte. Es spannt einen biografischen Bogen über den Hamburger Professor und stellt in gewisser Weise die Vervollständigung seines Werkes hinsichtlich einiger Leerstellen dar. So kommen biografische Elemente zur Sprache, die den Menschen Friedemann Schulz von Thun in einem bis dahin kaum erblickten Lichte zeigen. Er, der das systemische Denken und damit die Betrachtung des zirkulären zwischenmenschlichen Wechselspiels mit den Grundpostulaten der Humanistischen Psychologie kombinierte; der in seiner Lehre die Individualpsychologie mit der Systemtheorie, die Innen- mit der Außenperspektive zu verbinden wusste – und so letztlich mit Paradigmen brach, „Gulasch machte“, wie ihn Paul Watzlawick einst gewarnt hatte.

Ein Lebens-Werk

Es wird deutlich, dass Schulz von Thun erst selbst den biografischen Weg der inneren Selbstklärung hatte gehen müssen, ehe er seine Rolle im akademischen und gesellschaftlichen Umfeld fand. So berichtet der Jubilar von Ängsten, die ihn beinahe ohnmächtig hatten werden lassen, als ihn die „Scientific Community“ nach seiner Erstveröffentlichung mitunter ausgrenzte und marxistische Studentengruppen seine Vorlesungen störten – ausgerechnet ihn, der er doch ein scheinbar angeborenes Harmoniebedürfnis hatte. Denn der Dualismus und Pragmatismus, der ihn letztlich einzigartig macht, ließ ihm zeit seines Lebens reichlich Gegenwind ins Gesicht blasen. Er, der er immer die praktische Alltags-Anwendung seiner Modelle über die akademisch-theoretische Perspektive der Wissenschaft stellte, wuchs daran und integrierte diese autobiografischen Erkenntnisse in sein Schaffen.

Der enorme Gewinn, den man aus dieser Lektüre zieht, stellt sich auch darin dar, den Kommunikationsforscher und Menschen Friedemann Schulz von Thun fernab seiner Modelle kennen zu lernen. So erfährt man, wie er sein von Optimismus geprägtes „humanistisch-systemisches Menschenbild“ definiert, das den Menschen in einem dialektischen Verhältnis zwischen äußerer Einwirkung und teil-determinierter Abhängigkeit („Mensch im System“) einerseits – und innerer Individualität und freiheitlicher Autonomie („System im Mensch“) andererseits angesiedelt sieht. Und man bemerkt, wie viel von Schulz von Thuns persönlicher Erfahrung in seinen Modellen steckt – und wie sehr er sein Schaffen fernab jedes Coachings verinnerlicht hat, wie er seine Modelle sprichwörtlich lebt. So zeigt er seinem Gegenüber Pörksen beispielsweise auf, wie man das „Werte- und Entwicklungsquadrat“ auf den interkulturellen Kontext beziehen kann und kreiert dadurch ein „Kulturquadrat“.

Das dialogische Prinzip

Bernhard Pörksen kommt dabei die Rolle zu, ein kluger und mitunter bewusst kritisch-stichelnder Dialogpartner zu sein, der sich nicht nur als bloßer Fragensteller versteht, sondern seinen Pendant im Sinne eines Moderators zum Teil erst – wie gerade gezeigt – auf neue Erkenntnisse bringt. Erst im Dialog wächst also etwas heran, erst Kommunikation schafft Wirklichkeit – damit ist dieses Buch ein Beleg seiner eigenen These. Das gesamte Werk ist in Interviewform verfasst. Das macht es flüssig lesbar, kurzweilig und lässt es zu, eine enorme Bandbreite an Themen zu besprechen. Wer mit der Arbeit des Tübinger Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen vertraut ist, den wundert diese Interviewform nicht. Der gleichen Herangehensweise folgend, veröffentlichte Pörksen bereits zahlreiche Bücher, die ebenfalls diesem dialogischen Prinzip folgen: mit dem Radikalen Konstruktivisten und Kybernetiker Heinz von Foerster („Wahrheit ist die Erfindung eines Lügner. Gespräche für Skeptiker“) und mit dem Neurobiologen und Erfinder des Konzepts der „Autopoiese“, Humberto R. Maturana („Vom Sein zum Tun. Die Ursprünge der Biologie des Erkennens“) – sodann sei auf seinen Sammelband, „Die Gewissheit der Ungewissheit. Gespräche zum Konstruktivismus“, verwiesen, in dem sich der Skandalforscher aus Tübingen unter anderem mit Francisco J. Varela, Ernst von Glasersfeld oder Paul Watzlawick sprichwörtlich unterhält. Im Carl-Auer Verlag gibt Pörksen, der Germanistik, Journalistik und Biologie studierte, die Reihe „Systemische Horizonte“ heraus.

 Humanistische Psychologie

Der Pragmatiker, der „Kopf-Mensch“ Schulz von Thun, eigentlich kein Mann der Spiritualität, spricht ferner über den Tod, den er als „Lehrmeister eines stimmigen Lebens begreift“. Das Leben fasst er ebenfalls als dialektisches Gebilde auf: „Ich nehme die Koordinaten meines Daseins als gegeben“, sagt er. Denn man müsse sterben, man dürfe leben und den Sinn dahinter, der letztlich in einer absoluten Weise nicht zu beantworten ist, hinterfrage er nicht. „Ich werde gelebt“, glaubt er auf der einen Seite. Und doch sei einem jeden „das Menschliche“ auch „aufgegeben“ – im Sinne von Eigenverantwortlichkeit. In seinen eigenen Worten: „Es ist auch eine Aufgabe, das aus mir zu machen, was als Möglichkeit und als Verheißung in mir steckt.“ Hier vermag man seine Mentoren Ruth Cohn und Reinhard Tausch sprechen zu hören, an dieser Stelle kommt der Humanistische Psychologe im „Inneren Team“ des Schulz von Thun zur Wort. Ohnehin begreift man durch die Lektüre, wie Schulz von Thun zu jenem empathischen Lehrer werden sollte, der als Akademiker und Therapeut für eine Praxis stand, die – metaphorisch gesprochen, wie er dies gerne tut – nebst der Kopf-Arbeit (Modelle), ferner Fuß (systemisches Umfeld), Hand (therapeutische Basistechniken) und eben auch das Herz (Gefühle und Bedürfnisse) berücksichtigt „Kommunikation als Lebenskunst“ gipfelt in einem Gespräch, in dem Schulz von Thun zu Fragen der Erkenntnistheorie Stellung beziehen muss.

 Die Birke vor dem Fenster

Die beiden blicken aus dem Fenster und sehen dort eine im Wind zausende Birke und fragen sich, ob dieser Baum ein Objekt der Außenwelt, das unabhängig von mir als Beobachter vorzufinden ist und damit ein Abbild einer intersubjektiv erfahrbaren Wirklichkeit ist?

Oder entsteht die Birke erst in der Wahrnehmung als Ergebnis eines Konstruktionsvorgangs des menschlichen Gehirns – oder ist sie vielleicht als Produkt von Kommunikation zu betrachten und im absoluten Sinne keine objektive Größe, sondern eine subjektive Darstellung?

Genau diesen Disput zwischen der realistischen und der konstruktivistischen Position haben Schulz von Thun und Pörksen damals in Hamburg ausgefochten. Pörksen vertrat die Position des Konstruktivismus. „Und vielleicht ist die Birke auch für mich etwas anderes als für sie, womöglich erinnert sie mich an ein Gefühl, das ich als Kind hatte […]. Das bedeutet doch, dass es die Birke gar nicht gibt“, erklärt er. Schulz von Thun wählt derweil den Mittelweg. Die Birke sei gewiss ein Produkt des menschlichen Gehirns und „dass meine Birke nicht Ihre Birke ist – das sei alles zugestanden“, sagt er. „Realität ist nicht nur auslegungsfähig und auslegungsbedürftig, sie ist selbst schon eine Auslegung.“ Dennoch gibt es für ihn eine objektive Welt da draußen; zwischen dem Konstruktivismus und dem Realismus positioniert sich Schulz von Thun – in der Mitte. Für ihn gibt es Faktizität, aber deren Auslegung, „den Reim, den man sich darauf macht“, stellt ein individuelles Konstrukt dar. Und so stehe er, mit Rainer Maria Rilke gesprochen, für eine Lebenskunst, die in der Einsicht, dass die Fragen des eigenen Daseins nicht zu beantworten seien, einen neuen Blick auf die Beziehung zwischen Mensch und Leben einnehme. „Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, eines fernen Tages in die Antwort hinein.“

 

Foto: privat

International TV: Fernsehen in den USA

von Julia Heitkamp

Mich hat es für mein Auslandssemester in die USA, genauer gesagt nach Kalifornien, verschlagen. Dabei war ich aber nicht faul oder untätig! Bei der Ankunft erwartete mich gleich der erste Schock: Das möblierte Apartment, das mir von der Uni vermittelt wurde, enthielt natürlich keinen Fernseher.  Zumindest hatten mich am Anfang  die Orientierungswochen der Universität so im Griff, dass es mir nicht einmal groß auffiel. Doch irgendwann holte mich der Alltag ein und ich fing an, meine Flimmerkiste zu vermissen. Kinobesuche und Onlinemediatheken hielten mich über Wasser. Doch alles hat seine Tücken- und sei es nur die Landesprache.

 

Original vs. Synchronfassung

Zwar hatte ich in den USA nun Zugriff auf die Mediatheken der großen Networks wie CBS, ABC oder NBC, die Serien wie How I met your Mother und The Big Bang Theory hervorgebracht haben, doch fühlte es sich  irgendwie falsch an. Die Originalstimmen klangen in meinen Ohren  sonderbar im Vergleich zur deutsch-synchronisierten Version, an die ich gewöhnt war. . Jetzt, nach meiner Rückkehr, leide ich übrigens unter dem Umkehrphänomen: Die synchronisierten Fassungen halte ich nun für schlecht übersetzt, sie werden dem Original nicht mehr gerecht.

 

Online – On demand!

Wie gesagt, amerikanische Mediatheken und Video on Demand Webseiten hielten mich über Wasser. Doch bald fing ich an deutsche Fernsehformate zu vermissen. Zwar sind Nachrichtensendungen wie die  Tagesschau und Co. im Ausland abrufbar, doch  deutsche Serien und Shows sind nur begrenzt verfügbar. Als  meine deutschen Freunde alle über den neusten Blödsinn bei Circus Halligalli lachten, konnte ich nicht nachverfolgen worum es geht. Am wenigsten hört man im Ausland von der ProSiebenSat1 Group, etwas besser steht es um die Produktionen der RTL Group auf den jeweiligen Now.de Plattformen.

 

Und dann war da noch Netflix…

Netflix, mein persönliches El Dorado, bestehend aus einer Mischung aus Filmen und Serien, sowohl eingekauft als auch selbstproduziert Erfolgsformate wie Orange Is the New Black. Die Video on Demand-Plattform bietet für jeden Geschmack und jede Stimmung das Passende! Alle Freunde, die ich in den USA kennenlernte, schworen darauf und hatten einen Account. Zwar kostet es einen Beitrag von 7.99$ monatlich, dafür stimmt die Qualität gerade im Hinblick auf die Videoauflösung, wenn man es mit kostenlosen Alternativen wie hulu.com, vergleicht. Das Angebot ist einfach überwältigend. Ein Leben ohne Netflix kann ich mir kaum noch vorstellen. Beinahe unheimlich wie schnell der Dienst von sich abhängig macht… Mit diesem Angebot können deutsche Video on Demand-Anbieter lange noch nicht mithalten.

 

Cable – the holy grail of – TV

Bei all der Begeisterung für das zeitunabhängige und personalisierte Programm darf man das klassische Cable TV  Amerikas jedoch nicht vergessen. Im Gegensatz zum deutschen Fernsehen gibt es schlicht von allem mehr – mehr Sender, mehr Programme, mehr Abwechslung und auch mehr Werbung. Jedoch muss man für die rund 100 Sender, die man durchschnittlich empfängt, Gebühren bezahlen.  Trotzdem wird man  alle paar Minuten mit Werbung beschallt. Da soll sich noch jemand über unser deutsches Fernsehsystem beschweren, denn vergleichsweise läuft sogar auf unseren privaten Sendern weniger Werbung. Was mir  jedoch sehr gut gefallen hat, sind die gebietsspezifischen Nachrichtensendungen der Networks: Je nach Region, aus der man empfängt, gibt es verschiedene regionale Nachrichten. Ob Verkehr oder Wetter, alles mit Fokus auf die Heimat. Der Nachteil daran ist natürlich, dass man im Urlaub dementsprechend von zu Hause weniger mitbekommt.

 

Aber was ist denn nun besser?

Abschließend muss man sagen, dass das deutsche Fernsehen noch nicht schlecht genug sein kann, solange nur die Minderheit der Haushalte für PayTV wie Sky extra zahlt. Auch was die Werbefinanzierung angeht haben wir die Schmerzgrenze offensichtlich noch lange nicht erreicht. Was jedoch Video on Demand Angebote angeht, können wir aus dem Land der unbegrenzten (Un)möglichkeiten noch so einiges lernen. Zwar sind maxdome und Watchever auf dem richtigen Weg und preislich sicher auch nicht mehr zu teuer, doch was die Ausmaße der Inhalte angeht können sie mit Netflix, meiner Meinung nach, einfach nicht mithalten. Woran sie größtenteils keine Schuld tragen, da Ausstrahlungsrechte und die nötigen Finanzierungsmittel oft K.O. Faktoren sind. Denn egal wo ihr landet, ich verspreche euch, einen Fernseher findet ihr wirklich überall. Außer in von der Uni vermittelten möblierten Wohnungen.

 

 

 

Foto: Wikimedia/ Aaron Escobar (CC-BY-2.0)

Marvels Weltraum-Experiment

von Marius Lang

Die ersten beiden Szenen von James Gunns Guardians of the Galaxy reichen komplett aus, um den Ton des Films zu treffen. Wir beginnen auf der Erde, 1988, wo die Mutter des kleinen Peter Jason Quill soeben ihren Kampf gegen den Krebs verliert. Zum Abschied schenkt sie ihrem Sohn ein kleines Paket, kurz darauf stirbt sie und der völlig aufgelöste Peter läuft von Zuhause weg, direkt in die Arme von Außerirdischen, die ihn prompt mitnehmen.

Der perfekt abgestimmten Eröffnung folgt Zeitsprung über 26 Jahre, auf den verlassenen Planeten Morag, wo der mittlerweile erwachsene Quill (Chris Pratt), ein Hitzkopf und Kleinkrimineller, der sich selbst gerne Star-Lord nennt, landet, um ein mysteriöses Artefakt zu bergen. Er schaltet seinen Walkman an und tanzt durch eine Höhle, während die Opening Credits ablaufen. Der fröhliche Musik und Quills quirliger Tanz und unbeschwertes Auftreten schaffen den Kontrast zur tragischen ersten Szene und so öffnet sich Marvels neuester Film, der definitiv beste Film des Sommerstund.

Aus den Tiefen der Trickkiste

Guardians of the Galaxy kann man getrost als Marvels bislang größtes Experiment bezeichnen. Selbst hartgesottene Fans sind nicht allzu vertraut mit den Hauptfiguren, die zum extrem weiten Space-Storyverse des Comicverlags gehören, von den Nebenfiguren sollte man gar nicht erst anfangen.

Die Comicreihe begann ursprünglich in den 60er Jahren, der Film beruft sich jedoch weitgehend auf die wiederbelebte Version der Guardians of the Galaxy von 2008, wenngleich mit der für Marvel-Filme üblichen etwas anderen Herangehensweise an die Grundlage. Dies konnte durchaus der erste Flop unter den Filmen des Marvel-Filmuniversums werden. Glücklicherweise kam es anders, was unter anderem der mitreißenden und dabei schlichten Story zu verdanken ist.

Auf Morag entdeckt Quill das gesuchte Objekt, wird jedoch vom Bösewicht Korath (Djimon Hounsou), unterwegs im Auftrag von Ronan the Accuser (Lee Pace), dem faschistischen Hauptantagonist des Films, gestellt, dem er mit dem Artefakt nur knapp entkommt. Beim Versuch, das Diebesgut schnell zu verkaufen gerät Quill mit Assassinin Gamora (Zoe Saldana) sowie den „Kopfgeldjägern“ Rocket (Bradley Cooper), einem sprechenden, streitsüchtigen Waschbär und Groot (Vin Diesel), einem gewaltigen Baumalien, aneinander. Alle vier werden festgenommen und eingesperrt. Im Gefängnis bildet sich eine den Umständen geschuldete Allianz aus den vier und dem bereits einsitzenden Drax the Destroyer (David Bautista). Gemeinsam bricht man aus, mit dem Ziel, das Artefakt teuer zu verkaufen. Doch der Weg der bunten Truppe gestaltet sich als schwerer als zunächst erwartet und wo man hinkommt, sind Ronan und seine Schergen, Korath und Gamoras Adoptivschwester Nebula (Karen Gillan) dem Team auf der Spur.

Action, Spaß und der Sound der 80s

Soweit nur zur Geschichte, die vielleicht nicht die tiefste unter den Comicverfilmungen ist, ihren Zweck aber voll und ganz erfüllt. James Gunn, Filmfans bekannt vor allem durch seine vorherigen Filme Slither (2006) und Super (2010), entpuppt sich als die perfekte Wahl als Regisseur. Sein Film ist mit Sicherheit der Film, der zur Zeit noch am losesten mit der Story der übrigen Marvel-Filme verbunden ist, dafür ist es aber auch definitiv der Film, der am leichtesten zugängig ist. Auch ohne Wissen über das Story-Universum kann man problemlos gewaltigen Spaß haben. Selten hat ein Film, trotz über zwei Stunden Laufzeit, so wenig Länge spüren lassen. Brillanter Humor jagt wilde, wunderschön aussehende Actionszenen, hin unter wieder unterbrochen von traurigeren oder ruhigeren Szenen. Das alles wird untermalt von einem wunderbaren Soundrtrack aus den 80er Jahren.

Wenn es überhaupt einen Wehrmutstropfen an dem Film gibt, so sind es die Bösewichte. Ronan ist ein recht blasser Oberbösewicht, nicht anders als direkt aus einem schlechten Cartoon entnommen. Korath ist zwar interessant, bekommt dafür aber definitiv zu wenig Screentime und auch von Nebula wünscht man sich ein Wiedersehen, in dem sie mehr Facetten erhält. Dennoch ist das Cast, die Schauspieler dieser drei eingeschlossen, bis in die kleinste Rolle großartig besetzt. Getragen wird alles von Chris Pratts charismatischer Performance als Star-Lord. Auch Zoe Saldana spielt Gamora erwartungsgemäß gut, als starke Figur, die sich nichts gefallen lässt. Die Überraschung allerdings dürft der ehemalige Pro-Wrestler David Bautista als Drax sein, dessen Rolle wesentlich mehr Tiefe erhält, als ursprünglich gedacht.

Anschauen. Weil sehr gut.

Generell könnte man noch wesentlich länger über den Film schwärmen. Doch zuviel sollte nicht gesagt werden. Ein Tipp für Fans: achtet auf Easter Eggs, der Film ist voll davon. Und nun bleibt nur noch die Frage, warum dies eigentlich noch Leute lesen und noch nicht im Kino sind. Verschwindet und seht euch den coolsten Film dieses Sommers an.

 

Foto: Walt Disney

Schiller und die Polygamie – Dominik Grafs „Die Geliebten Schwestern“

von Andrea Kroner

Eine Liebe zu dritt, in der es keine Eifersucht oder Bevorzugung gibt, scheint ein heikler Aufhänger für einen historischen Film zu sein. Doch genau daraus schuf Regisseur Dominik Graf sein neuestes Werk. Darin zeigt er eindrucksvoll, wie eine Zukunft voller Idylle und Harmonie in Zweifel und Argwohn umschlagen kann.

 

Die Harmonie schwindet

Die Handlung beginnt 1787: Die junge Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius) wird zu ihrer Tante geschickt, um dort eine Hofdame zu werden und hoffentlich eine vorteilhafte Ehe zu schließen. Sie findet sich jedoch am Hof nicht zurecht. In dieser Situation trifft sie den jungen, mittellosen Dichter Friedrich Schiller (Florian Stetter), der ebenso wenig mit den strengen Regeln des Hofes klarkommt..

Um ihre schüchterne Schwester zu unterstützen, lädt ihn Charlottes ältere Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) ein, den Sommer auf ihrem Anwesen zu verbringen.

Die drei verstehen sich auf Anhieb. Sie beginnen, sich verschlüsselte Briefe zu schicken und schließlich gesteht Schiller den beiden seine Liebe. Daraufhin schmieden sie Pläne für eine Zukunft zu dritt: Dafür soll Charlotte Schiller heiraten.

Nachdem Charlotte und Friedrich geheiratet haben, zieht sich Caroline ihrer Schwester zuliebe aus der Dreiecksbeziehung zurück. Doch bereits vier Jahre später (1794) trifft sie Schiller wieder – und wieder verbringen sie eine heimliche Nacht. Auf Wunsch ihrer Schwester zieht sie wenig später bei dem Paar ein und schreibt mit Hilfe von Schiller ihren ersten Roman. Doch das Glück wird erneut getrübt – Caroline ist schwanger – weiß aber nicht genau von wem – und muss ihr Kind verstecken. Mit diesem Ereignis brechen die Schwestern endgültig, da Charlotte sich durch die Heimlichkeiten verraten fühlt.

Das bleibt so, bis 1802 ihre alte und kranke Mutter versucht, sie zu versöhnen: Aus einem Streit entsteht schlussendlich Versöhnung.

 

Ein Film über Worte

Gerade die Worte der zahlreichen Briefe spielen dabei eine entscheidende Rolle: Sie bilden die Brücke zwischen den Liebenden – sowohl geografisch, als auch emotional. Mithilfe der Briefe können sie sich einander offenbaren.

Die Umsetzung des Geschriebenen erfolgt dabei auf unterschiedlichste Weise: Zu Beginn blickt die Kamera nur über die Schulter der Schreibenden, später sprechen die Protagonisten ihre Briefe direkt in die Kamera. Das erzeugt das Gefühl von Nähe – sowohl zum Zuschauer, als auch zum Briefempfänger. Sie sprechen mit solch einer Eindringlichkeit, solch einer Intensität, dass die Briefe lebendig werden und mehr zu sein scheinen, als bloß Buchstaben auf Papier. Sie strukturieren den gesamten Film und geben ihm eine ganz eigene Note.

Doch nicht nur aus den geschriebenen, sondern auch aus den gesprochenen Worten zieht der Film sein Potenzial: Dadurch werden die Wünsche, Hoffnungen und Ängste der Protagonisten verdeutlicht: So beschreibt Schiller seinen Traum, dass der aufkommende Buchdruck eine Chance darstellt, allen Menschen Zugang zu Büchern und damit zu Wissen zu ermöglichen.

 

Liebe auf eine ganz besondere Weise

Obwohl Schiller ein Mann der großen Worte ist, hält er sich für liebesunfähig – bis er die Schwestern kennen lernt. Ebenso wie Caroline und Charlotte ist er überwältigt von deren Kraft und Intensität. Doch die menage à trois erscheint nicht wie etwas Falsches oder Verwerfliches, sondern ist ihre Möglichkeit, ihre Liebe füreinander auszuleben und alle Beteiligten glücklich zu machen. Einen Sommer lang ist das sogar möglich. Sie müssen sich in dieser Zeit keine Gedanken über finanzielle, gesellschaftliche oder eheliche Probleme machen. Caroline kann ausblenden, dass sie eigentlich verheiratet ist und ihr Mann die finanzielle Existenz ihrer Familie sichert. Und Charlotte kann vergessen, dass sie sich eigentlich nach einem reichen Ehemann hätte umschauen sollen.

Entgegen aller finanziellen Einwände heiratet Charlotte den Dichter am Ende des Sommers, während sich die weit entfernt wohnende Caroline immer mehr ausgliedert. Doch sie kann ihre Liebe zu Schiller nicht kontrollieren und gefährdet so auch die Ehe ihrer Schwester. So steuert der Film auf die notwendige Klimax zu, bis es schließlich zum Bruch der Schwestern kommt.

Denn die Schwestern haben sich geschworen, sich näher zu stehen, als je einem Mann und sich alles zu erzählen. Doch Caroline bricht damit, indem sie ihre Affäre zu dem verheirateten Schiller verheimlicht.

 

Schiller mal anders

Dominik Graf zeichnet mit „Die Geliebten Schwestern“ ein ganz neues Bild des großen Dichters Friedrich Schiller, auch wenn große Teile der Geschichte mehr Interpretation als Fakt sind. Zwar haben alle vorkommenden Figuren wirklich existiert, jedoch ist nicht sicher belegt, in welcher Beziehung sie zueinander standen. Auch sind nur wenige Briefe erhalten geblieben. Dennoch bleibt es ein Film der großen Worte – sowohl geschrieben, als auch gesprochen.

 

DIE GELIEBTEN SCHWESTERN, Deutschland/ Österreich 2013/2014 – Regie & Drehbuch: Dominik Graf. Produktion: Uschi Reich. Kamera: Michael Wiesweg. Mit: Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius. 138 Min.

 

Fotos: ©Presse Senator Entertainment

 

Die Rache der Minderheiten

von Marius Lang

illustriert von Henrike Ledig

Thor ist eine Frau. Diese Meldung überflutete am 15. Juli jede Website Deren Nachrichtenfokus auf Comics liegt. Die Reaktionen waren erwartungsgemäß breit gefächert. Auf der einen Seite gab es Befürworter, die diese Meldung als Schritt in die richtige Richtung sahen, auf der anderen Seite die zu erwartenden Buhrufe männlicher Fans, die freilich nichts gegen Frauen haben, aber sie dennoch nicht auf dem Posten des Donnergottes sehen wollen. Marvel hatte erreicht, was sie wollten: Eine Diskussion auf allen Kanälen. Und damit war noch nicht Schluss.

Zwei Tage später folgten Meldungen über Captain America und Iron Man. Ein Schwarzer soll fortan Caps Schild führen. Und aller Welt liebster Alkoholiker, Iron Man, ist schon bald –  derselbe Typ wie zuvor, nur noch unausstehlicher und in einem Kostüm, das aussieht, als sei es die neueste Innovation von Apple. Aber immerhin, eine Frau und ein Afro-Amerikaner übernehmen die Posten von zwei der wichtigsten Helden des Marvel-Universums. Ein mutiger und wichtiger Schritt von Seiten des Verlages. Die neue Auslegung der Helden verspricht eine weitreichende Diskussion und voraussichtlich steigende Verkaufszahlen. Und etwas mehr Diversität tut dem Medium in jedem Fall gut. Erst recht im Hinblick auf die Erfolge des Marvel-Film-Universums.

 

Boy-Group der Gerechtigkeit

Betrachtet  man nämlich die filmischen Avengers einmal, sticht einem sofort ein Überschuss ins Auge. Sieht man von Scarlett Johannsons Black Widow-Darstellung einmal ab, so besteht die zentrale Heldenallianz nur aus weißen Männern, Nick Fury (Samuel L. Jackson) ausgenommen, der allerdings auch nicht Mitglied des eigentlichen Teams ist. Die Rächer wirken im wesentlichen wie eine 90er Jahre Boy Group der Gerechtigkeit. Und auch die bislang bestätigten Marvel-Filme der Zukunft geben wenig Hoffnung auf ein breiter aufgestelltes Team. Ob auch Marvels Filmuniversum sich den neuen Gegebenheiten anpasst wird sich zeigen. Und auch, ob es überhaupt nötig wird, sich auf lange Sicht anzupassen. Nun stellt sich aber die Frage, wie die Comics den Neuanfang aufbauen werden.

 

Armer arbeitsloser… wer auch immer

Da ist zunächst einmal die neue weibliche Thor. Sie stellt die größte momentane Zäsur des Marvel-Universums dar. Denn wie Marvels Editor Will Moss klarstellt ist sie nicht etwa eine Vertretung des Gottes sondern der wirkliche, einzige Thor. Sie trägt den Namen, den Hammer und die Kräfte des Asen. Und der künftige Autor der Reihe, Jason Aaron, fügt hinzu: „This is not She-Thor. This is not Lady Thor. This is not Thorita. This is THOR. This is the THOR of the Marvel Universe. But it’s unlike any Thor we’ve ever seen before.” Der Plan sieht vor, dass der bekannte Thor es nicht mehr wert ist, seinen Hammer zu tragen und eine Frau, noch ist unklar, wer es sein wird, sich dagegen der Waffe des Donnergottes als würdig erweist. Und die Comics sehen vor, dass wer immer sich des Hammers als würdig erweist, Thors Kräfte und Identität übernimmt. Allerdings ist auch noch nicht klar, was dann aus dem alten Thor wird, noch weiß man, wie er fortan genannt wird, wo ihm doch auch der Name genommen wurde. Klar ist nur, dass die Figur des ehemaligen Thor nicht aus der Kontinuität verschwinden wird.

 

Sam Wilson: Vom Falcon zum Captain

In Captain Americas Fall liegt die Sache klarer. Der neue Träger des Schildes wird Sam Wilson, Caps langjähriger Freund und Partner, vormals The Falcon. Steve Rodgers, der momentane und ursprüngliche Captain America wird zu alt für seinen Job und das Superheldenserum, welches seine Kräfte erweiterte, verliert seine Wirkung. Sam Wilson ist ein logischer Nachfolger: Die beiden kennen sich seit Jahren und Wilson genießt Rodgers vollstes Vertrauen. Doch Falcon ist nicht der erste, der das Schild von Rodgers übernimmt. Er ist noch nicht einmal der erste Schwarze. Erst vor wenigen Jahren starb der Steve Rodgers (vorübergehend) und sein Sidekick aus dem zweiten Weltkrieg, Bucky, übernahm den Posten seines Mentors. und die Rolle des ersten schwarzen Captains geht an Isaiah Bradley. Insofern ist die Neuinterpretation des Captains nicht überraschend.

 

iPod Man

Iron Mans große Änderung ist in jeder Hinsicht die unwichtigste der drei Helden. Sein Kostüm wird geändert, es sieht nun weit weniger gut aus, zudem zieht er nach San Francisco und scheint sich dort nicht beliebt zu machen. Seine Neuinterpretation ist jedoch voraussichtlich die mit der längsten Halbwertszeit, denn ein Sympath war Tony Stark nie und eine Veränderung am Kostüm eines Superhelden ist keine Seltenheit. Schlechter sieht es dagegen für die anderen beiden aus.

Zunächst war da der Aufschrei in weiten Kreisen der Fans: eine Frau als Thor, ein Schwarzer als Cap. Nein. Die Szene offenbarte, wie leider so oft, ihr von Sexismus und Vorurteilen geprägtes Weltbild. Aber um die Wahrheit zu sagen, Rassisten, Sexisten, ihr könnt euch beruhigen, das Ganze ist nicht für die Ewigkeit. Marvel sagt zwar, es sei kein Gimmick, doch glauben muss man das nicht. In Captain Americas Fall haben schon einige andere Steve Rodgers Posten übernommen. Aber über kurz oder lang übernahm bisher jedes Mal letzerer wieder sein Schild. Und auch Thor wird früher oder später seinen Hammer (und seinen Namen) zurückerhalten. Das ist der Lauf der Superhelden-Comics. Doch die Avengers ein wenig diverser zu gestalten, das ist grundsätzlich eine gute Idee. Leider aber keine, die mit langer Haltbarkeit gesegnet sein wird. Aber wer weiß, vielleicht ist die Zeit reif, dass sich die Comicszene weiterentwickeln kann. Vielleicht können sich alle irgendwann an die neuen Heldenkonzepte gewöhnen. Bis auf das neue Kostüm von Iron Man natürlich. Das sieht einfach furchtbar aus.

 

Vom Billigsten nur das Teuerste

von Julia Heitkamp

 

Mit dem Erwerb der Rechte an immer neuen Science-Fiction Sendungen sorgte Tele 5 in den letzten Wochen für Schlagzeilen. Der Sender hat in den letzten Jahren immer wieder sein Programm umgestaltet. Zwar ist die Auswahl der Sendungen eher außergewöhnlich im deutschen Free TV, doch scheint das Programm seine Anhänger auch in Deutschland zu finden.

 

Entwicklung von Tele 5

2012 bewarb der Sender seine Neuzugänge werbewirksam als „Comedyoffensive“, „Intelligenzoffensive“ und „Atta5ke“ gegen den etablierten Fernsehbetrieb. Die Implikation: So gutes Fernsehen gibt es nur noch bei uns.

Damit hätten sie Recht haben können: Christian Ulmens Charakter-Comedy „ulmen.tv“, „Rüttens Bullshit Universum“ des Ex-„Harald Schmidt Show“-Chefautors Peter Rütten und Benjamin von Stuckrad-Barres Late-Night-Polittalk „Stuckrad-Barre“ liefen auf Tele 5 an. Außerdem gesellte sich Oliver Kalkofe mit neuen Folgen „Kalkofes Mattscheibe“ zum Trio.

Das hörte sich alles sehr vielversprechend an, doch seit Sommer letzten Jahres hatte auch diese Offensive ausgedient. Ob es an mangelndem Nachschub oder den ausbleibenden Quotenerflogen liegt bleibt unbeantwortet.

Doch ein neuer Coup lässt nicht lange auf sich warten. Mit einer neuen Trash-Offensive will der Sender neue Zielgruppen ansprechen.

 

SchleFaZ

SchleFaZ – Kurz für die „Schlechtesten Filme aller Zeiten“. Der Name spricht eigentlich für sich, doch es steckt tatsächlich mehr dahinter, als man auf den ersten Blick vermutet. Mit bissigem Humor kommentieren Oliver Kalkofe und Peter Rüttens die besten und damit gleichzeitig die schlechtesten Szenen der Filme. Und schlechte Szenen finden sich in Filmen wie Sharknado – Genug gesagt!, Orcs – Sie kommen, um uns alle zu töten und Monster des Grauens greifen an einige.

Zu Beginn jeder Folge wird der Zuschauer von den Moderatoren auf den Film eingestimmt. Dazu werden Informationen zu den Schauspielern, dem Regisseur und andere Fakten rund um den Film in humorvoller Art und Weise aufbereitet. Zusätzlich wird zu jedem Film ein besonderer Cocktail kreiert oder vorgestellt, dessen Zusammensetzung oder Name einen Bezug zum Film haben. In Verbindung damit wird meist ein Trinkspiel eingeführt. So sollten z.B. die Zuschauer des Films Sharknado jedes mal einen Cocktail trinken, sobald ein fliegender Hai zu sehen ist.

Sind die SchleFaZ also ein Schätzchen für Filmfans? Mit Sicherheit, wenn man sich zwischen all den Blockbustern auf den großen Sendern zwischendurch mal anschauen will, wie es nicht geht. Für Fans des bissigen Humors sind die Kommentare auf jeden Fall sehenswert.

Zwar sind ist nur wenig über die Quoten der SchleFaZ bekannt, doch scheint es sich die Idee für Tele 5 bezahlt zu machen, da er daran festhält. In Medien wird die Kampagne gelobt: Spiegel Online spricht von „ Ironie bis zum Erbrechen“,  und fasst wie folgt zusammen:

„ Wenn wir schon Schrott versenden, dann auch wirklich den schrottigsten Schrott. Schafft auch eine Art von Wiedererkennbarkeit im deutschen Fernsehdschungel […]Denn für einen Sender, der fast keine Eigenproduktionen hat, sei es nicht unerheblich. Nach der „Intelligenzoffensive“ vom letzten Jahr mit ihren zum Großteil schon fertig entwickelten und günstig erstellten Formaten, ist die B-Movie-Parade ein weiterer Schritt, um extrem kostengünstig Profil zu gewinnen.“

 

Where no men has gone before…

Der neueste Coup der Sendeverantwortlichen geht aber in eine andere Richtung: Sie setzten auf Science-Fiction Formate. Sendungen wie Stargate und Star Trek sollen SciFi-Fans vor den Bildschirm locken. Hier scheint man sich, im Gegensatz zur Trashoffensive, nicht zu scheuen, auch mal Geld in die Hand zu nehmen.

Mit seinen Science-Fiction-Serien hat sich Tele 5 einen treuen Fan-Stamm erkämpft. Da ist es nur verständlich, dass der Sender auch weiterhin auf dieses Genre setzt. Mit Caprica, dem Prequel von Battlestar Galactica, und Defiance hat sich Tele 5 nun zwei neue Serien gesichert, die man als Free-TV-Premiere ausstrahlen wird.

Nicht jeder mag das SciFi Genre ansprechend finden, doch für gut Quoten reicht die Anhängerschaft allemal: Anfang Juni konnte Tele 5 den Jahresbestwert einfahren. Mit einem beachtlichen Marktanteil von 5,5% der werberelevanten Zielgruppe kann man in München mehr als zufrieden sein.

Was hat der Sender sonst so zu bieten?

Vor allem Filme und Serien, die man vielleicht sonst nicht im Fernsehen findet. Ob SciFi oder Wrestling – auf jeden Fall unterscheidet sich das Programm von Tele 5 vom Einheitsbrei so manch anderer großen Sender. Einschalten lohnt sich, wenn man bereit ist was Neues zu entdecken und nicht zum 100ten Mal die Wiederholung von irgendeiner amerikanischen Sitcom oder einen mehr oder weniger witzigen deutschen „Krimi“ anschauen will. Wer weiß, vielleicht wird ja noch der ein oder andere zum Science Fiction Fan.

 

Foto: obs/Tele 5/Gert Krautbauer

Bulgarien ist Weltmeister!

von Andrea Kroner

 

In der Wüste Patagoniens im Süden von Argentinien kämpften in den letzten drei Monaten sechzehn Nationen um den Weltmeistertitel im Quidditch, dem Ballspiel hoch zu Besen im Harry-Potter-Universum. Das ist eine sehr beliebte Zauberer-Sportart, bei der jeweils sieben Spieler auf Besen fliegen und mit vier Bällen spielen.

Seit Freitag Abend ist es offiziell: Bulgarien hat Brasilien mit 170 zu 60 geschlagen. Obwohl das Finale im Fußball erst am Sonntag stattgefunden hat, zeigt sich dennoch deutlich eine parallele Struktur.

 

Neues von Rowling

Auf der Internetplattform pottermore.com erhalten Fans die Möglichkeit, die Geschichten aus der Welt von Harry Potter interaktiv miterleben zu können und erhalten zusätzliche Informationen über die magische Welt, die aus der Feder von J.K. Rowling stammen.

Obwohl die Seite pottermore.com vor allem dazu dienen soll, die e-books der Harry-Potter-Saga zu verkaufen, macht es das Ganze doch mit viel Charme und gibt den Fans viele Möglichkeiten, sich auszuleben. Die Quiddich-WM ist ein Beispiel, wie die Seite versucht, noch lange noch Abschluss der Serie mit den Fans in Kontakt zu bleiben.

Die Berichterstattung über die 427. Quidditchweltmeisterschaft erfolgt dabei mithilfe von Zeitungsartikeln, die von den fiktiven Figuren Ginny Potter, der Frau von Harry Potter, und Rita Kimmkorn, einer Klatschreporterin, geschrieben sind. Dabei werden aber auch ein paar neue Details zum Werdegang von Rowlings berühmten Figuren enthüllt.

 

Nur ein Abklatsch der Fußballweltmeisterschaft?

Rowling scheint die Quidditchspiele bewusst vor die jeweiligen Fußballspiele gelegt zu haben, um eine zu offensichtliche Bezugnahme zu vermeiden. Doch wenn man sich intensiver mit dem Thema beschäftigt, kommen immer mehr versteckte Parallelen zum Vorschein: Das beginnt schon beim Austragungsort. Sowohl Brasilien als auch Argentinien befinden sich in Südamerika und sind sogar Nachbarstaaten.

Darüber hinaus lassen sich bei beiden Veranstaltungen Unruhen feststellen. In Brasilien gab es bereits vor der Weltmeisterschaft heftige Proteste gegen den Bau teurer Stadien, während große Teile der Bevölkerung in völliger Armut leben. Im ersten Artikel zur Quidditchweltmeisterschaft sind diese Tumulte etwas anders verarbeitet: Es gibt keinen Widerstand gegen die Veranstaltung selbst. Dafür bringen die einzelnen Mannschaften Maskottchen mit, die von riesigen Seeschlangen über Hai-Mensch-Gestaltwandler bis hin zu Vampiren reichen. Als diese außer Kontrolle geraten,  zerfleischen sie sich gegenseitig und verletzen dabei auch einige Zuschauer.

Auch bei den teilnehmenden Mannschaften lassen sich einige Gemeinsamkeiten finden: Sechs Nationen sind sowohl beim Quidditch, als auch beim Fußball in der KO-Runde vertreten. Dabei stechen drei Mannschaften mit besonders offensichtlichen Parallelen heraus: Brasilien, die USA und Nigeria.

Am deutlichsten sind die Äquivalenzen bei den USA zu erkennen: Dort wird eine national populäre Sportart durch das weltweit beliebte Quidditch langsam verdrängt. So erkennt man auch in der realen Welt, dass Fußball gegenüber American Football und Baseball an Bedeutung gewinnt.

 

Eine Satire über die Berichterstattung

Doch Rowling zieht nicht nur Parallelen zur realen Welt, sondern übt auch mit der bereits in den Büchern zu Harry Potter vorkommenden Rita Kimmkorn Kritik am derzeitigen Journalismus. Dabei nimmt die Klatschreporterin auch während der Weltmeisterschaft kein Blatt vor den Mund und stellt oftmals falsche Vermutungen und Anschuldigungen in den Raum. Sie kommentiert mit Ginny Potter zusammen das Finalspiel. Das Sportereignis zählt für sie jedoch überhaupt nicht. Sie sieht sich nicht einmal das Spiel an, sondern konzentriert sich lediglich auf Harry und seine Freunde und versucht deren Verhalten zu deuten. Auf die Spitze treibt sie es mit der Bemerkung, dass Harry sich gerade am Ohr kratzt.

Ginny hingegen ist eine seriöse Sportreporterin: Sie konzentriert sich nur auf die Spiele. Lediglich im letzten Kommentar zusammen mit Rita kann sie sich nicht zurückhalten und gebietet Rita bei einigen unfairen Kommentaren zu ihrer Familie Einhalt. Am Ende verflucht sie diese sogar wegen ihren Anschuldigungen.

An diesen beiden Figuren erkennt man deutlich den Unterschied zwischen Ritas Boulevardjournalismus, der sich größtenteils auf Vermutungen stützt und Ginnys glaubwürdigem Qualitätsjournalismus, der gut recherchiert und fundiert ist – auch wenn selbst sie im Angesicht von Ritas Dilettantismus. Rowling schafft es dabei, ihre Kritik am Klatsch der Zeitungen auf eine lustig-ironische Weise in deren eigenem Medium zu verpacken.

 

Mithilfe der Artikelreihe über die Quidditchweltmeisterschaft hat es die Autorin geschafft, die fiktive Zaubererwelt ein Stück näher an unsere Realität heranzubringen. Die Fans dürften sicher erfreut sein, nach einer langen Pause wieder etwas über Harry Potter zu hören und  auf mögliche Fortsetzungen gespannt sein.

Foto: Wikimedia Commons/Anton Bielousov (CC BY-SA 3.0)

Veganismus – ein Trend mit Potential zum Überleben?

von Elena Hodapp

Vegane Lebensmittel, vegane Kosmetik, vegane Kleidung, vegane Kochbücher – vegan zu leben hat sich in den letzten Jahren zu einem Trend entwickelt, der immer mehr Anhänger findet. Laut einer vom Bundesernährungsministerium in Auftrag gegebenen Studie gab es im Jahr 2006 rund 60.000 vegan lebende Bundesbürger. Vegane Interessensbände sprechen heute von bis zu 600.000 Veganern. Aber was ist die Faszination der veganen Lebensweise und warum stößt die bereits seit Jahrtausenden existierende Idee der bewussten Abkehr von „Leichenverzehr“ gerade jetzt auf so viel Zustimmung?  Ist die Popularität des Veganismus ein kurz aufflammender Trend oder hat diese Lebensweise Chance auf Beständigkeit?

 

Vegan zu leben heißt auf jegliche Art tierischer Produkte zu verzichten. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet das nicht nur den Verzicht auf Fleisch, Eier und Milchprodukte, sondern beispielsweise auch auf mit Gelatine gefiltertem Wein oder Orangesaft. Die Idee einer veganen Lebensweise beginnt bei der Ernährung, lässt sich aber auf viele weitere Bereiche ausweiten: So findet man immer mehr vegane kosmetische Produkte in den Regalen der Drogeriemärkte und Kleidung wird gezielt als vegan ausgezeichnet und vermarktet. Konkret bedeutet das, bei kosmetischen Produkten auf tierische Inhaltsstoffe und Tierversuche zu verzichten und Kleidung ausschließlich aus Baumwolle oder Kunstfaser – nicht aber aus Seide, Wolle oder etwa Leder – zu produzieren.

Klaus Gaiser, Geschäftsführer des veganen Tübinger Imbiss Kasvis und des Unternehmens Wheaty, das vegane fleischalternative Produkte entwickelt und verkauft, hält diese Entwicklung nur für konsequent. Warum der Hype um eine vegane Lebensweise gerade jetzt auf so viel Zustimmung stößt, darauf hat allerdings auch er keine Antwort. Unabhängig von der Frage warum, befindet er vor allem die Tatsache, dass immer mehr Menschen auf tierische Produkte verzichten, als entscheidend.

 

Vegan leben – Der Umwelt Gutes tun

Als wichtigste Argumente für eine vegane Ernährung nennt er zum einen den Tierschutz und zum anderen die globalökologische Krise, die durch zunehmende Umweltzerstörung voranschreitet. Gaiser erklärt, dass ein Großteil des benötigten Viehfutters um vegetarische Produkte herzustellen, aus Übersee kommt. Allein für die riesigen Mengen an Futtermittel müsse Regenwald weichen.

Gaiser betont, dass nicht nur Idealisten, sondern ganz offizielle Stellen, wie das FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nation) bereits in einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2006 vorgerechnet haben, dass die gesamte Umweltbelastung aus der Tierhaltung größer ist, als die Gesamtbelastung aus dem Verkehr zu Wasser, Lande und in der Luft.

Beim Verzehr von Milch- und Eiprodukten nehme man außerdem immer in Kauf, so Gaiser, dass Tiere geboren werden, die als Kollateralschaden gleich wieder „vernichtet“ werden. Dieses Schicksal erleiden beispielsweise massenhaft männliche Küken, da nur weiblicher, eierlegender Nachwuchs profitabel ist.

Vor diesen gewaltigen Tatsachen kann man sich in den Zeiten von Klimawandel und Umweltkatastrophen immer weniger verschließen und die ansteigende Zahl der Menschen, die sich bewusst von dem Konsum tierischer Produkte abwenden, spricht für eine zunehmende Bewusstseinsentwicklung für diese Problematik.

 

Vegan leben – mehr als nur ein Hype?

Die vegane Lebensweise ist eine Reaktion auf die globalökologischen Zwänge, deren Schlinge sich immer weiter zuzieht. Mag vegan gerade vielleicht modern und angesagt sein, so wird es dennoch keine Modeerscheinung bleiben. Klaus Gaiser, der die alternativen Fleischprodukte von „Wheaty“ als Möglichkeit sieht, Fleischessern eine fleischlose Ernährungsweise näherzubringen, sieht die vegane Welle, die gerade durch unsere Gesellschaft rollt, als notwendige Reaktion auf die ökologischen Entwicklungen unserer Zeit. Es muss völlig klar sein, so Gaiser, dass es sich bei Veganismus zwar jetzt um eine Lifestyleentscheidung handelt, es sich aber langfristig unabhängig von diesem Hype etablieren muss.

Zwar glaube er nicht, dass der Mensch innerhalb der nächsten 20 Jahre komplett davon absehe, ein Tier zu schlachten, aber er sei überzeugt davon, dass es extrem eingedämmt werden müsse. Immer mehr Restaurants nehmen neben vegetarischen Gerichten auch eine kleine Auswahl an veganen Speisen in ihre Karte auf; in immer mehr Städten öffnen vegane Cafés, es gibt vegane Supermärkte und auch vegane Onlineshops findet man zahlreich.

Vegan zu leben ist zum gesellschaftlichen Thema geworden. Immer mehr Menschen setzten sich mit Veganismus, seinen Chancen und Risiken, seine Vor- und Nachteilen auseinander. Veganismus ist auf dem besten Weg in der Mitte der Gesellschaft anzukommen – ein Auslaufen der Welle scheint nicht in Sicht.

 

Fotos: flickr.com/rinalia (CC BY 2.0) & flickr.com/ilovesunshine (CC BY 2.0)

Film und Gesellschaft. Abschlussartikel

von Selina Juliana Sauskojus

Film und Gesellschaft – darum drehten sich meine Artikel, die ich im Laufe des vergangenen Jahres verfasst habe. Dass Film und Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen zueinander finden können, ist einem Rezepient beim ersten Schauen eines Filmes oft überhaupt nicht bewusst. Es ist längst nicht mehr nur die Gesellschaftskritik „durch die Blume“, bei der sich Film und Gesellschaft verbinden.

Kritik

Das Erste, woran man denkt, ist sicherlich die klassische Gesellschaftskritik. Diese spielte tatsächlich in den meisten Rezensionen die größte Rolle. Ob bei Dawn of the Dead, Edward mit den Scherenhänden oder Solitude – alle drei Filme üben fantasievolle Kritik am Status quo. Von der Konsumgesellschaft bis zur Entfremdung von sich selbst und der Gesellschaft; der Ausdruck ist subtil. Den erhobenen Zeigefinger sparten sich die Regisseure Romero, Hoge und Burton gekonnt.

Industrie

Ralf Michael Fischer zeigte in seinem Gastbeitrag, dass mit Gesellschaft nicht nur das soziale Konstrukt gemeint sein kann, sondern durchaus auch eine Industrie – die Filmindustrie nämlich, die Kultregisseur Stanley Kubrick zu seinem „Protestfilm“ Spartacus animierte.

Spiritualität

Doch auch der Kern der Gesellschaft – der Mensch selbst – kann Thema des Films sein. Dies zeigt der Malicks Tree of Life. Woher kommt der Mensch? Wie kann er sich in das Gesellschaftsgefüge einbinden? Was bedeutet die Gesellschaft und deren Erwartung für das Individuum? Dass diese Ansätze streitbar sind und oft auch missverstanden werden können zeigte die Reaktion auf den Film. Negative Kritiken, Kinobesucher mitten in der Vorstellung den Saal verließen – Malicks Beobachtungen der Gesellschaft waren für manch einen vielleicht doch etwas unangenehm und kryptisch.

Politik

Die Reaktion und Wirkung eines Filmes können von Machern und Regisseuren oft nicht vorhergesehen werden. Ob Oliver Stone wusste, dass seine historische Rekapitulation des Kennedy-Attentates JFK – Tatort Dallas ein politisches Erdbeben verursachen würde, ist unwahrscheinlich. Doch genau dies geschah. Die amerikanische Gesellschaft verlangte nach diesem Film Aufklärung und Stellungnahmen. Die Politik musste handeln und Akten offenlegen – ohne Oliver Stones Arbeit wären all jene vermutlich bis heute unter Verschluss.

Dystopie

Manche Regisseure beobachten jedoch nicht die Vergangenheit oder den Status Quo – sie interessiert die Zukunft. Und diese sieht meist eher düster aus – dystopisch eben. Joseph Gordon-Levitt stellte in seinem Erstlingswerk Don Jon dar, wo die digitalisierte Gesellschaft hindriften kann, wenn sie den Bezug zur Realität verliert. An einem jungen Pärchen illustriert er, wie sich Erwartungen verschieben und Bindungen verändern. Nicht nur Dystopie, sondern vielleicht auch Warnung.

Auf eine höhere Ebene hievt diese dystopische Problematik die Serie The Walking Dead. Die Gesellschaft wie wir sie kennen gibt es in diesem Universum nicht mehr. Die Gesellschaft bröckelt und Menschlichkeit, wie man sie kannte, weicht einem Auge um Auge-Konzept.

Dunkle Voraussagen darüber, wo die Gesellschaft hintreibt, sind vermutlich nach der klassischen Gesellschaftskritik die häufigste Form der Auseinandersetzung zwischen Filmemachern und Gesellschaft.

Fazit

Film und Gesellschaft gehören unweigerlich zusammen. Jeder Film spiegelt Gesellschaft wieder, kritisiert sie in irgendeiner Form oder reagiert auf sie. Sie hilft der Gesellschaft sich selbst zu verstehen, Traumata zu verarbeiten und Katastrophen vorherzusehen. Mal in höherem Maße, mal in geringerem. Denn, so sagte es bereits die Künstlerin Marina Abramovic: „Die wichtigste Aufgabe der Kunst ist es, der Gesellschaft zu dienen.“ Und das tut die Filmkunst vermutlich unmittelbarer als jede andere Form der Kunst.

Bild: flickr.com/Kenneth Lu (CC BY 2.0); Bearbeitung Sanja Döttling

Video on Demand – Das große Kräftemessen

von Julia Heitkamp

Die Ankündigung, dass Netflix seine Dienste auch bald in Deutschland anbietet, hat große Wellen geschlagen. Viele, die Netflix schon im Ausland getestet haben, sind restlos begeistert. Doch die Konkurrenz hierzulande ist groß. Zeit für einen Vergleich:

Maxdome, Watchever und Amazon Instant Video (ehemals Lovefilm) sind die drei führenden Video on Demand Anbieter in Deutschland. Alle drei haben eigene Vorteile und richten sich an unterschiedliche Vorlieben und Zielgruppen.

 

Maxdome

Bei Maxdome kann man Filme hauptsächlich zum Einzelpreis ausleihen. In der Regel kostet ein Film in Standard-Qualität 3,99€, in HD kostet der Film oft schon 4,99€. Alternativ kann man auch verschiedene Pakete buchen. Das Premium-Paket für 9,99 Euro im Monat umfasst beispielsweise Filme aus den Paketen Movie, Serien und Kids. Neuere Blockbuster sind in den Abonnements jedoch nicht eingeschlossen und müssen zum Einzelpreis gebucht werden.

Filme und Serien, wie „Pacific Rim“ oder „Breaking Bad“ sind zeitnah nach Ihrer Veröffentlichung verfügbar. Maxdome der ProSiebenSat.1-Media-Gruppe angehört, hat man auch Zugriff auf viele Eigenproduktionen der Sender.

Maxdome bietet das stärkste Film-Angebot (derzeit ca. 3.700 Filme) und arbeitet angeblich auch daran, sein Serien-Angebot auszubauen. Trotzdem kann es Maxdome bei Serien aber noch nicht mit dem Angebot von Watchever aufnehmen, das sich ganz klar an Serien-Junkies richtet.

 

Watchever

Bei Watchever muss man ein Abonnement abschließen: Für 8,99€ im Monat erhält man unbegrenzten Zugriff auf das TV-Serien- und Film-Angebot. Ein Großteil des Angebots ist, wie bei Maxdome, auch in HD und Originalfassung verfügbar.

Watchever richtet sich stark an Serien-Junkies. Ob „Breaking Bad“, „Dexter“ oder „Die Sopranos“ – Watchever bietet sowohl aktuelle Top-Serien als auch Klassiker an.

Klarer Schwachpunkt von hier ist aber aktuell das Film-Angebot. Wenn man die Titel der einzelnen Genres zusammenzählen, kommen wir auf rund 3500 Filme. Viele der Videos sind jedoch in mehreren Genres gespeichert. Eine genaue Anzahl lässt sich somit nicht ohne weiteres ermitteln. Insbesondere aktuelle Filmhits sind oft nicht verfügbar. Das Angebot bietet jedoch einige Klassiker und Kino-Hits aus den letzten Jahren. Wem es aber wichtig ist, Filme möglichst nah zur DVD-Veröffentlichung zu sehen, der wird von Watchever enttäuscht sein.

Dafür  ist Watchever aber auch günstiger als Maxdome. Für einen geringen Monatspreis erhält man unbegrenzten Zugang auf das gesamte Angebot. Bei Maxdome aktuelle Blockbuster außerhalb der Pakete zum Einzelpreis zu buchen, kann im Gegensatz dazu schnell kostspielig werden.

 

Amazon Prime Instant Video

Neben unbegrenztem Streaming erhält man bei Amazon Prime Instant Video auch alle anderen Prime-Vorteile des Onlinehändlers, wie beispielsweise den kostenlosen Versand am nächsten Tag bei Warenbestellungen von ausgewählten Produkten, und die Möglichkeit, sich eBooks auf sein Kindle auszuleihen. Wenn man regelmäßiger Amazon Kunde ist und womöglich auch noch einen Kindle besitzt, ist dieses Angebot unschlagbar.

Für 49€ im Jahr (oder 4,10€ im Monat) erhalten Kunden einen unbegrenzten Zugriff auf die 12.000 Filme und Serien umfassende Amazon-Mediathek. Diese Zahl ist jedoch etwas irreführend, da sie durch die Multiplikation von Serienepisoden künstlich aufgeblasen wird. Unter dem Strich stehen daher „nur“ etwa 1.500 Filme und mehr als 800 Serien zur Verfügung.

Amazon Prime Instant Video bietet neben Serien-Highlights, wie „Breaking Bad“ und „The Big Bang Theory“ auch einige Exklusiv-Titel an. Darunter die Serien „Revenge“, sowie die Netflix-Eigenproduktion „Hemlock Grove“. Diese Inhalte findet man auf keiner anderen deutschen Video on Demand Plattform. Will man die Serien aber auf Englisch sehen, muss man dafür extra zahlen. Am Beispiel von „Scandal“ wären es pro Folge 2,99€.

Zwar finden sich im Angebot von Amazon Prime Instant Video auch aktuelle Blockbuster, doch muss man für diese meist noch einen Einzelpreis zusätzlich zur Prime-Mitgliedschaft zahlen. Man kann die Filme dann entweder vollständig erwerben oder leihen.

Auch wenn Amazon Prime Instant Video derzeit im Film-Angebot noch nicht ganz auf einer Ebene mit Maxdome ist, ist der wesentlich günstigere Preis ein starkes Argument.

 

Netflix – Der Newcomer

Über das zukünftige deutsche Netflix ist zurzeit noch nicht viel bekannt, bis auf die Meldung, dass es bald existieren wird. Viele Fans der amerikanischen Version haben jedoch Befürchtungen, dass die deutsche Version nicht mit der Qualität des Originals mithalten kann. Und diese Befürchtungen sind nicht ganz unbegründet: Die Ausstrahlungsrechte für Serien könnten zum Problem werden. Selbst für Eigenproduktionen wie House of Cards sind die Rechte bereits an Sender wie Sky verkauft worden. Damit kann Netflix diese Serien nicht mehr ohne weiteres auf der Plattform zu streamen bereitstellen, sondern muss die Erstausstrahlung abwarten.

Auch was der Dienst zukünftig kosten wird ist unbekannt. In den USA kostet der Dienst monatlich für Neukunden 8,99$. Sollte das in Deutschland ähnlich aussehen, wäre es preislich ähnlich wie das Abo-Angebot von Watchever. Zeigen muss sich außerdem, wie viele deutsche Produktionen zum Angebot gehören und ob es amerikanische Fernsehserien auch mit Originalton geben wird – ein Feature, das sich zumindest der harte Kern der Fans wünschen dürfte.

Die Konkurrenz auf dem deutschen Video on Demand Markt ist jedenfalls stark – Hier muss sich Netflix erstmal beweisen.

 

 

Foto: flickr.com/viagallery.com (CC BY 2.0)