Big Brother is still watching you – Die Dystopie in den Medien

Von Antje Günther

 

Alles begann mit dem großen Bruder, dem allgegenwärtigen und scheinbar grenzenlos mächtigen großen Bruder. Winstons Kampf gegen das System ist eine der bekanntesten Geschichten der Literatur und  der Beginn des Genres der Dystopie. War auch Huxleys Brave New World bereits rund 15 Jahre früher erschienen, so ist es dennoch Orwells 1984, welches als der Inbegriff der Dystopie gilt. Aber auch noch heute erscheinen dystopische Erzählungen. Ein Blick auf die Medienlandschaft der letzten Jahre zeigt einen wahren Boom, sei es der weltweite Hype um The Hunger Games und Divergent oder weniger bekannte Projekte wie Bong Joon-hos Snowpiercer.

 

Von Winston bis Katniss

Seit Orwells Klassiker hat sich die Landschaft des Genres jedoch stark verändert. Auf die heute als klassische Dystopie bezeichnete Phase Orwells, Huxleys & Co.s folgte eine Durststrecke: die utopische Idee gewann wieder die Überhand, Dystopien verschwanden fast vollkommen von der Bildfläche. Erst in den 80er und 90er Jahren kehrte die Dystopie zurück. Nun mit Einflüssen aus dem Cyperpunk ausgestattet, bildete sie eine neue Phase der Genregeschichte: die kritische Dystopie. Und heute sind es vor allem Teenager, die den Kampf gegen das Regime aufnehmen und die Dystopie in das Young Adult Genre einführen. Dieser Wandlung soll in den ersten Artikeln der Reihe nachgegangen werden. Es wird geklärt, was die Dystopie ausmacht und inwiefern sich die Erzählungen der verschiedenen Phasen unterscheiden.

 

Der Reiz der Dystopie

Nach diesem Streifzug durch die Geschichte des Genres sollen dessen Eigenheiten näher untersucht werden. Die Dystopie war schon immer ein politisches Gerne, aufgeladen mit Gesellschaftskritik und Zukunftsvisionen. Sie zeigt eine albtraumhafte Welt, in die wir uns dennoch hineinversetzen können. Es sind meist dunkle und trübe Geschichten, eher von Pessimismus, denn von Optimismus gezeichnet. Und trotzdem werden sie gerne gelesen. Die Dystopie übt eine gewisse Faszination aus, der im zweiten Teil der Reihe nachgegangen werden soll. Es wird beleuchtet, was Leser und Autoren an der Dystopie so fasziniert und mit welchen Mechanismen die Erzählungen arbeiten. Es wird diskutiert, ob die Young Adult Dystopie eigentlich noch gesellschaftskritisch ist oder nur noch eine pubertäre Suche nach Eigenständigkeit und Liebe darstellt. Und abschließend soll auch die Frage erörtert werden, warum sich die Dystopie gerade jetzt wieder so enormer Beliebtheit erfreut. Doch beginnen wir am Anfang, mit der Frage: was ist überhaupt eine Dystopie?

 

Fotos: flickr.com/Kendra Miller (CC BY-ND 2.0), flickr.com/Bill Lile (CC BY-NC-ND 2.0)