Kultur im Netz – Ein Spannungsfeld: Von Hobbytänzern, WoW und indischem Pop

von Stefan Reuter

Was haben zwei euphorisch tanzende junge Männer, das Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ und ein indischer Popstar miteinander zu tun? Nicht viel könnte man auf den ersten Blick meinen. Doch der zweite Blick entführt in das Spannungsfeld der Kultur im Netz.

„Tunak Tunak Tun“

Zwei tanzende Männer mit freiem Oberkörper und bunten Badeshorts sind derzeit ein großer Hit auf YouTube. Sie tanzen – wenn man das so nennen möchte – zu dem Song „Tunak Tunak Tun“ des indischen Popsänger Daler Menhdi aus dem Jahr 1998. Den Song, den die beiden Männer in ihrem Video betanzen, ist auf verschiedenen Portalen im Netz zu finden und erfreut sich nicht nur in Indien großer Beliebtheit, denn der Song hat – trotz Sprachbarriere – definitiv Hitpotential.

Für die meisten Aufrufer aus dem westlichen Kulturkreis dürften aber auch der trashige Charme des Orginalvideos (es war das erste indische Musikvideo, das vor einem Bluescreen gedreht wurde) und vor allem die Choreografie die größten Spaßfaktoren ausmachen. Konsequenterweise verraten die Statistiken des Videos der beiden Jungs, dass viele Aufrufe aus Indien stammen, was vermuten lässt, dass die Menschen dort besonders daran interessiert sind, wie andere Kulturen auf ihre Popmusik reagieren.

Henry Jenkins und die „Convergence Culture“

Indische Musik mit westlichem Tanzstil – ein kultureller Zusammenstoß. Der amerikanische Medienwissenschaftler Henry Jenkins beschreibt in seinem Buch „Convergence Culture: Where Old and New Media Collide“ aus dem Jahr 2006 eine Vielzahl von Veränderungen, die die moderne Medienlandschaft maßgeblich prägen. Konvergenz bedeutet für ihn dabei vor allem, dass Inhalte heutzutage durch die unterschiedlichsten Medien wandern und dabei von verschiedenen Publika unterschiedlich aufgenommen werden – auch über Kulturkreise hinweg.

Die modernen Mediennutzer sind dabei für Jenkins nicht mehr rein passive Konsumenten, sondern machen sich Inhalte zu eigen und lassen ihrer eigenen Kreativität und Begeisterung freien Lauf, was sich natürlich sehr deutlich in Fan-Communities zeigt. Aber Konvergenz ist keine Einbahnstraße, auch die Produzenten von kommerziellen Kulturgütern bedienen sich fleißig am kulturenübergreifenden Buffet im Internet – so schnappten sich die Entwickler von World of Warcraft das Häppchen „Tunak Tunak Tun“.

Everybody Dance Now!

World of Warcraft (kurz: WoW) ist wohl das populärste aller Online-Rollenspiele, die gerne auch MMORPG für Massively Multiplayer Online Roleplaying Game genannt werden. WoW, dass 2005 in Europa startete und weltweit Millionen von Fans hat, erfuhr 2007 mit „The Burning Crusade“ seine erste große Erweiterung. Diese führte mit den Draenei eine neue Rasse ein, die von nun an den Spielern, neben den altbekannten Menschen, Zwergen, Orks und Co. als mögliche Alter Egos für die Abenteuer in der fiktiven Welt Azeroth zur Verfügung standen.

In nahezu allen MMORPGs können die Spieler neben der Kommunikation über Chats oder Headset auch per Tastendruck ihren Avatar eingebaute Animationen (sogenannte „Emotes“) ausführen lassen, um so nonverbal mit ihren Mitstreitern zu interagieren. Neben Gesten wie Verbeugungen, Drohgebärden oder Winken stehen meist auch Tänze zur Verfügung – beispielsweise um einen triumphalen Sieg über einen schweren Gegner gebührend zu feiern. Für WoW ließ sich der Entwickler Blizzard Entertainment dabei unter anderem von Michael Jackson, den Bee Gees oder MC Hammer inspirieren. Im Gegensatz zu diesen aus dem westlichen Kulturkreis übernommenen Tänzen wurde für die Draenei die Choreografie von Daler Mehndi ausgewählt. Damit sollte vielleicht die Exotik dieses Volkes inmitten von klassischen westlichen Fantasy-Figuren betont werden, vermutlich in Verbindung mit einem Gruß an die indischen Spieler.

In einer zunehmend konvergenten Medienumgebung ist es daher auch nicht verwunderlich, dass Mehndis Video wiederum mehrfach mit Hilfe von WoW-Aufnahmen nachgestellt wurde.

Kultur im Netz – Ein Spannungsfeld

Das Internet verbindet – auch die Kulturen. Die neue Artikelreihe „Kultur im Netz – Ein Spannungsfeld“ auf media-bubble.de wird sich mit weiteren kulturellen Phänomenen im Internet beschäftigen. Neben den neuen Interaktionsformen mit Medieninhaltenwird es auch darum gehen, wie schon länger gängige Kulturpraktiken online ausgeübt werden, wie sich Machtverhältnisse verlagern und welche Auswirkungen das Web 2.0 auf die Produktion von Kulturgütern hat. Wie hängen diese Entwicklungen zusammen? Und wo entstehen dabei Konflikte?

Nächste Woche geht es zunächst um einen Mann, der gerne Bikinis trägt. Und Barrack Obama.

Kultur im Netz – Ein Spannungsfeld: Ab jetzt jeden Freitag auf www.media-bubble.de

 

Foto: flickr/bravesheng (CC BY-NC-ND 2.0)

Kaviar statt Fast-Food: Quality-TV

von Alexander Karl

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da schaute man Serien einfach mal nebenbei. Beim Bügeln, stummgeschaltet beim Telefonieren, zum Einschlafen. Heute ist das anders: Quality-TV-Serien ziehen den Zuschauer förmlich in ihren Bann und lassen keinen Platz für eine andere Beschäftigung.

Die neue Serienwelt

Die beste und härteste Serie der Welt?“ fragt bild.de und meint damit The Wire. Von 2002 bis 2008 entstand der Epos, der düstere Einblicke in das Leben in Baltimore ermöglicht: So werden etwa zu Beginn der ersten Staffel Drogendelikte abwechselnd aus den Augen der Polizei, dann wieder der Drogendealer erzählt. Klingt nicht sonderlich spannend? Das finden die Kritiker von bild.de bis zum Guardian nicht – sie loben die Serie in den höchsten Tönen. Denn was bild.de mit einem Fragezeichen ziert, wird bei anderen Medien fast schon mit einem Ausrufezeichen versehen. Auf dem TV-und Radio-Blog des Guardian werden neun Gründe genannt, warum The Wire „the greatest ever television drama“ ist und Schauspieler, Autoren, na ja, eigentlich alles, überschwänglich gelobt. Und auch die FAZ ist von The Wire fasziniert: „Kein Roman hat mich so beschäftigt wie „The Wire“ – das ist auch so zu verstehen: „The Wire“ ist ein Roman. Einer der besten.“

Trotz des (deutschen) Kritikerlobs werden hochwertige Serien in der deutschen Free-TV-Fernsehlandschaft stiefmütterlich behandelt. Ja, vereinzelt finden sie ihren Weg ins deutsche TV, vornehmlich bei Privatsendern. Vereinzelt meint aber in diesem Fall: Sehr selten. So fragte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung im Jahr 2010 – also zwei Jahre, nachdem The Wire abgedreht wurde – bei den deutschen Free-TV-Sendern nach, warum die Serie nicht hierzulande läuft oder lief. Ergebnis: Dem Zuschauer gefällt’s nicht – vermutet man zumindest bei den Sendern. Einzig das ZDF hatte überlegt, die Serie in den Programmkanon aufzunehmen – und ließ es schlussendlich bleiben. Hierzulande setzt man bei den US-Importen dann doch lieber auf Comedy (wie etwa How I met your mother, Two and a half men) oder klassische Polizei-Serien wie der CSI-Reihe.

Ob die Quality-TV-Serien dem deutschen Konsumenten allgemein nicht schmecken, darf aber bezweifelt werden – denn als DVDs werden sie gekauft und sicherlich auch online konsumiert. Die Free-TV-Tauglichkeit ist tatsächlich noch eine andere Frage, denn auch die in Deutschland komplett ausgestrahlte Serie Lost verschwand von ihrem vormaligen 20.15 Uhr-Sendeplatz auf Pro7 zunehmend in den späten Abend – und wurde schlussendlich aufgrund stetig sinkender Quoten an kabel eins weitergereicht.

Serien und Wissenschaft

The Wire, Mad Men, Six feet under, Lost, Breaking Bad – diese Serien werden gerne als Quality TV bezeichnet, also qualitativ hochwertig gestaltete Serien, die eigentlich mehr sind als ihre Genrezugehörigkeit erwarten lässt. Diese Serien erzählen nicht nur fesselnd, sie spielen mit dem Rezipienten, schüren seine Aufmerksamkeit – und sind von Interesse für die Wissenschaft. In ihrem Aufsatz über Quality TV beschreibt Jane Feuer am Beispiel der Serie Six feet under, was solche Serien ausmacht. Sie sieht die neuen TV-Lieblinge in der Tradition des europäischen art cinema und des Theaters, weist auf die hohe Bedeutung von Musik und die Transzendenz zwischen Traum und Realität hin, was gerade auch den Charme von Six feet under ausmacht – und vieles mehr.

Vereinfacht ausgedrückt: Quality-TV-Serien sind mit oftmals filmähnlichem Aufwand gestaltete Serien, die hintergründiger, fesselnder und nachdenklicher sind, als man es sonst von Telenovelas, Soaps und anderen Serien kennt. Eben keine leichte Kost, keine Nebenbei-Berieselung.

Genau deshalb verwundern aber hochwertige Serien wie Six feet under oder The Wire im ersten Moment, verstören vielleicht sogar: In der Fast-Food-Serienwelt ist kein Platz für lange Entwicklungen der Charaktere oder Mehrdimensionalität. Sicher ist: Der Konsument muss sich umgewöhnen. Und: Ihm muss der Kaviar schmackhaft gemacht werden, auch wenn er anstregend zu löffeln sein mag. Kleine Hinweise, Anspielungen, Metaphern und Querverweise, die für die weitere Handlung wichtig sind, sorgen dafür, dass man genau zuhören und aufpassen muss.

Zudem gibt es viel zu interpretieren, egal ob auf medienwissenschaftlicher oder soziologischer Ebene. Dem trägt seit März 2012 auch der diaphanes Verlag Rechnung, der mit seiner booklet-Reihe nach eigenen Aussagen das nachliefert, „was in den DVD-Boxen fehlt: Lektüren zur Serie.“ Die Essays über The Sopranos, The Wire und The West Wing machen deutlich, dass es sich lohnt, über Serien nachzudenken. Dem Filmkritiker Daniel Eschkötter etwa gelingt es, dem The Wire-Fan einen Blick hinter die Kulisse zu ermöglichen, zu zeigen, wie etwa Montagetechniken zwischen Bewegtbild, Überwachungsvideos und Fotos verwendet werden, um The Wire als Epos zu inszenieren. Querverweise zwischen den anderen Serien des The Wire-Autors David Simon werden aufgezeigt und mit Hintergrundwissen in einen Kontext gesetzt, der deutlich macht, dass diese Serie nicht am Reißbrett entstanden ist, sondern vielmehr ein eigener Kanon – oder „Visual novel“, wie Simon es nennt – ist. Denn die booklet-Reihe zeigt auch: Längst ist der Zuschauer einer Serie nicht nur Fan und Konsument, sondern Interpretierer einer Welt, die er nicht geschaffen hat, aber in der er sich auskennt oder auskennen möchte wie in seiner Westentasche.

Serien sind – und das zeigt nicht zuletzt die booklet-Reihe – längst kein kurzlebiges Konsumgut einer Wegwerfgesellschaft mehr, sonden durch die hochwertige Produktion ein qualitativ anspruchsvolles Medium, das Aufmerksamkeit verdient. Und sie auch bekommt.

Fotos: Tita Totaltoll / photocase.com, kaibieler / photocase.com

Falsche Rezensionen – Manipulation bei Amazon & Co.

von Pascal Thiel

Peter Glaser ist ein angesehener Schriftsteller und Ehrenmitglied des Chaos-Computer-Clubs. Und für kurze Zeit war er ein berühmter Amazon-Rezensent. Wenn auch unfreiwillig. Am 23. September 2010 erschien auf dem Online-Shopping-Portal Amazon unter seinem Namen eine Rezension zu dem neuen Tablet „WeTab“:

[…] Das WeTab ist nicht gut sondern sehr sehr gut. 

– Hab gerade in Facebook Farmville gepsielt, macht richtig Spass auf nem TouchScreen

– Heute kam ein Update. Ist alles noch flüssiger geworden. Hab meine Email Konten (bei Google und Web.de) eingerichtet, funktioniert super

– Der Browser ist scheinbar auch schneller geworden – was will man mehr.

– Neu scheint auch das USB-Menü zu sein. Macht richtig Spass jetzt!

Insgesamt macht das WeTab einen sehr sehr guten Eindruck. Ich kann das Teil nur empfehlen und warte sehr gespannt auf die Android App Unterstützung!

Vg, Peter

Als der Blogger Richard Gutjahr nach einigen Tagen darauf stieß, verwunderte es ihn wohl so stark, dass er der Sache auf den Grund ging. Und was er herausfand, entwickelte sich zu einem handfesten Skandal: Der Geschäftsführer von WeTab GmbH Helmut Hoffer von Ankershoffen selbst hatte die Bewertung erstellt – unter dem Pseudonym Peter Glaser. Während daraufhin der echte Peter Glaser rechtliche Schritte prüfen ließ, trat von Ankershoffen von seinem Chefposten zurück.

Unternehmen und Rezensenten: Wer faket?

Falsche Rezensionen – bei Amazon, aber auch bei anderen Shopping-Portalen – sind ein großes Problem. Zum einen können sie simplem Egoismus folgen. Manchmal sind es die Unternehmensmitarbeiter, die ihre Produkte hochschreiben, wie bei dem WeTab geschehen. Doch selbst Historiker können nicht widerstehen und schreiben ihre Bücher in den Himmel, die der Konkurrenz aber in den Boden.

Zum anderen findet jedoch eine Professionalisierung beim Erstellen von Fake-Rezensionen statt, zumindest wenn man ComputerBILD Glauben schenkt: Laut der Fachzeitschrift haben sich ganze Agenturen auf Fake-Rezensionen – im Fachterminus „Textservices“ – spezialisiert. Mithilfe simpler Internetrecherche spürte die Zeitschrift zwei Agenturen auf und kontaktierte sie. Die Antworten folgten prompt: „Bereits 15 Minuten nach der Anfrage lag das erste unmoralische Angebot im Postfach.“

Neben diesem organisierten, professionalisierten Spiel mit dem Vertrauen der Konsumenten – oder besser, der Rezipienten – gibt es jedoch weitere Akteure, die für eine Verzerrung der produktbezogenen Realität sorgen: die sogenannten „Top-Rezensenten“.

Ein Beispiel: Zehn Jahre schrieb Thorsten Wiedau für Amazon Buchrezensionen. Sieben Jahre war er in der „Hall of Fame“ der „professionellen“ Rezensenten, einige Male stand er auf Platz eins der Liste der Top-Rezensenten – das Ziel vieler Schreiber. Doch genau diese Liste sei das Problem: Viele Rezensenten seien nur noch darauf aus, Platz eins zu erreichen, in die „Rezensenten-Hall-of-Fame“ aufgenommen zu werden. Zudem kritisiert Wiedau den Algorithmus der Rangliste: „Nicht mehr wer die meisten Rezensionen schreibt, steht ganz oben, sondern wer die meisten positiven Rezensionen schreibt.“

Amazon und der Kunde: Wer leidet?

Positiv rezensieren, um Top-Rezensent zu werden – sollte dieser Vorwurf korrekt sein, so sorgt Amazon indirekt selbst für immer neue Fakes in seiner Rezensionslandschaft. Dadurch erreicht die Verzerrung der tatsächlichen Qualität angebotener Produkte ein unüberschaubares Ausmaß. Der Komsument muss sich fragen: Welcher Rezension kann ich trauen? Welcher nicht? Damit wird der eigentliche Sinn der Rezensionen obsolet. Und Amazon selbst schießt sich dabei ein gewaltiges Eigentor. Denn gefälschte Rezensionen können nicht nur die Konsumenten fehlleiten, sondern auch stark die „Karriere“ eines Produkts oder einer Marke negativ beeinflussen. Eigentlich müssten sich Unternehmen zweimal überlegen, ob sie ihr Produkt auch auf Amazon anbieten wollen – aber wer kann es sich schon erleben, beim Monopolisten für Internetshopping zu fehlen? Klar ist jedoch: Langfristig gesehen können falsche Bewertungen auch Amazon selbst schaden.

Die Konsequenzen sind ebenso gigantisch wie dramatisch: Es eröffnet sich ein Markt für Produktbetrügerei, da wahre, verlässliche, auf tatsächlichen Prüfungen basierende, Rezensionen nicht von den gefälschten Bewertungen unterschieden werden können. Der Käufer ist der Dumme, Fehlentscheidungen und Fehlinvestitionen sind die Folge. Eine vertrauensbasierte Orientierung ist nicht mehr möglich. Und all das betrifft Millionen von Internetnutzern.

Nicht nur daher ist die Fälschung einer Rezension laut Christian Oberwetter, Fachanwalt für IT-Recht in Hamburg, kein Kavaliersdelikt:

Die Fälscher verschleiern den Werbecharakter der Fake-Bewertungen. Damit verletzen sie die Interessen von Mitbewerbern und Verbrauchern. Auch ein Verstoß wegen irreführender Angaben kommt in Betracht. Im Einzelfall kann deshalb sogar Betrug vorliegen.

Kann ein Fälscher identifiziert werden, kann das für ihn also ernsthafte Folgen haben. Doch ohne Beweise bleiben sie zumeist unerkannt – daher mahnt nicht nur Oberwetter zur Meldung verdächtiger Rezensionen. Wie man sie erkennt, beschreiben mehrere Internetseiten, unter anderem auch der Fachverlag Galileo Press in einer Erklärung.

 

Foto: flickr/Яick-Harris (CC BY-SA 2.0); Sophie Kröher

Das Geheimnis hinter der Maske

von Nicolai Busch

Es ist sicher kaum möglich, “The Dark Knight Rises“ zu sehen, ohne an Christopher Nolans zweiten Teil der Batman-Triologie zu denken. Wer den 2008 erschienenen Vorgänger erlebt hat, erinnert sich vor allem an eines sehr genau: Ein von tiefen Narben geziertes, weiß-rot geschminktes Gesicht mit grün gefärbten Haaren und gelben Zähnen, flatternde Spielkarten mit Hofnarren darauf und grässlich schallendes Gelächter. In seiner vielleicht brillantesten Rolle als Joker bleibt Heath Ledger für viele unvergessen.

Rückblick – der Joker – das authentische Böse

Auch wer Nolans neuen Batman sieht, wird sich an die Figur des Jokers erinnern müssen. Gerade weil der Joker jenen Typus des bösartigen Widersachers darstellt, den man in “TDKR“ schmerzlich vermisst. Man vermisst den Widerling, der Batman, einen Superhelden, mit durchaus fragwürdigen Motiven und zwiespältiger Identität in den Selbstzweifel treibt. Man vermisst das authentische Böse, das der versnobten Gesellschaft Gothams einen Spiegel vorhält, um sie schließlich ihrer Lügen zu strafen. Und seien wir ehrlich – eine Comic-Geschichte, in der der Held die kriminellen Folgen eines ausufernden kapitalistischen Systems bekämpft, zu welchen er als überaus wohlhabender Unternehmer theoretisch selbst beiträgt, lässt einen Bösewicht vermissen, der diesem Helden seine alberne Maske entreißt. In Erinnerung ist uns Heath Ledger in seiner großartigen Rolle vor allem geblieben, weil wir als Zuschauer erkennen mussten, dass das Böse als lustig geschminkter Psychopath funktioniert, während das Gute Gothams im schwarzen Multifunktionsoverall nur einen halbwegs authentischen Eindruck vermittelt.

Batman – Die irritierende Zwiespältigkeit des Guten

In Nolans aktuellstem Meisterwerk fehlt dieser “Alles-entlarvende-Widersacher“ nicht nur vollständig, er scheint in einer Welt, in der man „nicht mehr neu anfangen kann“, wie Selina Kyle alias Catwoman im Film bald bekennt, auch nicht länger notwendig. Es braucht den entlarvenden Widersacher nicht, weil im letzten Teil der Trilogie die Lüge nicht aus dem Handeln einzelner Personen resultiert. Im neusten Batman-Film ist die Lüge, welche die Gesellschaft vor dem Chaos bewahrt, eine viel größere – ja, eine systemimmanente. Wir erinnern uns, dass es in “TDK“ dem Helden primär darum ging, Verantwortung für das Morden des allerorts geachteten Staatsanwalts Harvey Dent zu übernehmen, um das öffentliche Ansehen und das Moralverständnis der Bürger Gothams nicht zu gefährden. Im aktuellsten Werk Christopher Nolans scheint dieselbe Moral der Menschen nun allein von der Erhaltung eines sich auch außerfilmisch in der Legitimationskrise befindenden Finanzsystems abhängig. In “TDKR“ ist es nicht die Moral und auch nicht das Leben, es ist das kapitalistische System, an das sich der Held und die Bewohner Gothams klammern, während der Bösewicht Bane mit der atomaren Vernichtung Gothams droht. Und es ist der Milliardär Bruce Wayne, der als Märtyrer lieber selbst draufginge, als dass eine bürgerliche Revolution die Welt auslöscht und damit den amerikanischen Liberalismus beendet.

Die Apokalypse als einzige Lösung der Systemkrise im Film

Was die im neuen Batman stattfindende, sozialistische Revolution selbst betrifft, so bedeutet diese scheinbar nicht mehr und nicht weniger als die ultimative Zerstörung Gothams und damit die Zerstörung jeder möglichen Form eines gesellschaftlichem Systems. Schnell wird deutlich: In Nolans letztem Streich ist der Feind nur ein hoffnungsloser, sozialistischer Terrorist, dem die Zerstörung allen Lebens näher liegt, als irgendeine neue, gesellschaftliche Ordnung zu etablieren oder das alte System zu reformieren. Schon der Philosoph und Kulturkritiker Slavoj Zizek hat 2005 darauf aufmerksam gemacht, dass es Hollywood heute näher liegt, den Planeten Erde durch einen fiktiven Kometen oder einen Virus in Schutt und Asche zu legen, als den Weg aus der Systemkrise, oder eine Debatte konträrer politisch-wirtschaftlicher Vorstellungen spannend zu inszenieren. Der seit jeher beliebte Endzeitfilm liegt wieder voll im Trend, auch weil die westliche Bevölkerung kontinuierlich jegliche Hoffnung auf eine politische Lösung der Krise verliert.

Das Motiv der Maske bei Brecht und Nolan

Das war nicht immer so: Vor langer Zeit vertrat einmal ein deutscher Dramatiker die Vorstellung, ein Schauspiel müsse die Zuschauer dazu bewegen, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern. Dieser Dramatiker ließ seine Schauspieler bewusst aus der Rolle fallen und veranlasste sie unter anderem dazu Masken zu tragen, was einen kritischen Abstand zwischen Zuschauer und Figur zur Folge haben sollte. Die Rede ist selbstverständlich von Bertolt Brecht und dessen Idee des epischen Theaters. Anders als bei Brecht dient die Maske im Hollywoodfilm nur scheinbar der Verfremdung der Figur und viel eher der Verfremdung einer durch die Figur verinnerlichten Ideologie. Bei Nolan scheint der sympathische Milliardär Bruce Wayne so sehr mit der kapitalistischen Idee verhaftet, dass es für den Zuschauer unmöglich wird, jener Idee noch kritisch entgegenzutreten. Wenn in “TDKR“ der maskierte Held die Welt rettet, verliert sich die kritische Distanz des Zuschauers in der tragischen Darbietung eines in jedem Fall unausweichlichen und unveränderbaren Schicksals. Im Moment da Gotham die Auslöschung droht, spielen auch der soziale Kontext und die wahren Motive des die Menschheit rettenden Finanzjongleurs genauso wenig eine Rolle, wie jene des Widersachers und Revolutionärs Bane. Im Moment des Abspanns zählt allein die Freude über das gerade erlebte, 250 Millionen Dollar teure Actionabenteuer. Und erst wenn im Kinosaal das Licht angeht, kommt dem ein oder anderen vielleicht der Gedanke an eine großartige These des Philosophen Guy Debord: „Das Spektakel ist das Kapital in einem solchen Grad der Anhäufung, dass es zum Bilde wird.“

 

Fotos: flickr/morningmagician (CC BY 2.0) ; flickr/morningmagician (CC BY 2.0)

„Ich bin dagegen – vielleicht.“ Das Phänomen Slacktivism

von Sebastian Luther

Prätentiös, heuchlerisch, herablassend. Die Idee von den „Slacktivists“ hat keine besonders gute Konnotation. Menschen, die auf Facebook ihren Avatar mit Protestbuttons versehen, Aufrufe zu Demonstrationen posten und Videos von PETA oder Greenpeace teilen, geraten schnell in den Ruf, ein Slacktivist zu sein. Wo jedoch gerne mal vorschnell pauschalisiert und verunglimpft wird, hilft ein zweiter Blick.

The revolution will not be tweeted.

Beispiele hat das WWW wie immer in Hülle und Fülle zu bieten: K 21 „Oben Bleiben“, „Atomkraft? Nein, danke.“, Tankstellenboykott, Protestvideos. Das sind nur ein paar Erscheinungsformen des Internetprotests, dessen Autorität oft mit der Anzahl der Ausrufezeichen im Titel gesteigert werden soll. Derartige Aufrufe oder politische Statute finden sich auch auf anderen Social Media Seiten wie Twitter oder Google+. Es ist ein weit verbreitetes und sehr beliebtes Phänomen, seinen Willen für oder gegen etwas auszudrücken, indem man die korrespondierende Seite aufsucht und sein virtuelles Gefallen ausdrückt, auf die ein oder andere Weise. Eine Protestform, die die Gemüter wohlstandsverwöhnter, pseudopolitischer Bürger der Industrieländer beruhigen soll, die an sogenannten „first world problems“ seelisch scheitern und ihr Innenleben dann stripteaseartig auf Blogs ausbreiten. Slacktivists eben, Salonmarxisten, die von der Revolution schwärmen und die von einer Wolke des Nachhaltigkeitsgefasels umgeben sind, wie Fischkutter von Möven, auf der anderen Seite jedoch zu sehr vom aktuellen, unfairen Status der Welt profitieren, als dass sie ihn ernsthaft ändern wollten. Maßnahmen, die im Spenden per SMS gipfeln und eine kognitive Konsonanz herstellen sollen, die der Überhöhung dient, um sich in umgekehrter Weise von ‚denen‘ im soziokulturellen Diskurs abzugrenzen, die nichts unternehmen. So, oder so ähnlich, sieht zumindest die eine Seite der Medallie aus.

„Art won’t save the world…“

Worüber sich viele aufregen, muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein. Denn Massen können viel bewegen, das gilt in Web 2.0 Zeiten noch viel eher, als in anderen. Und wenn in Indien auf ein Mal 500.000 Menschen eine Petition im Netz unterzeichnen, dass Korruption besser bekämpft werden soll, dann ist das eine Zahl, die Politiker nicht ohne weiteres ignorieren können. AVAAZ, ein Kampagnennetzwerk, das durch Petitionen weltweit politische Entscheidungen zu beeinflussen sucht, listet unter  ‚highlights‘ diesen und andere eindrucksvolle Fälle auf, für die alle das selbe gilt: Es ist egal, wie sehr die einzelnen Personen davon überzeugt sind, oder ob sie weitere Maßnahmen ergreifen, zu sehen ist nur ihre absolute Willensmarkierung. Darüber hinaus hat der oftmals gescholtene Slacktivism noch mehr positive Effekte. Wie die Infografik von sortable.com zeigt, wirkt sich der vermeintliche Aktivismus auch auf Mitmenschen aus, ‚Slacktivists‘ sind eher bereit zu spenden und sich für eine Sache freiwillig zu melden, also Dinge zu tun, die über das hinausgehen, was  weitläufig als Slacktivism bezeichnet wird. Auch aus der Sicht von Hilfbedürftigen oder Hilfsorganisationen wird die Thematik in ein anderes Licht gerückt. Für sie ist es schließlich nur von peripherem Interesse, warum Personen spenden, solange sie es tun.

„… go volunteer at a soup kitchen, you pretentious fuck.“

Diejenige Person, die die Zettel mit eben jener Aussage aufgehangen hat, mag nicht ganz unrecht haben. Denn selbst wenn Menschen spontan anfangen, zu spenden, oder eine Sache im Netz zu verbreiten, so ist es immer noch erschreckend, wie leicht sie sich von etwas überzeugen lassen, nur um es vorsichtig auszudrücken. Es dauerte eine Weile, bevor die ersten kritischen Stimmen zu KONY 2012 laut wurden (media-bubble.de berichtete) und die Unterstützung war dennoch überwältigend. Es stellt sich hier die Frage, ob User im Allgemeinen überhaupt bereit sind für eine derartige Politisierung ihres Habitats. Denn der Computer, bzw. das Internet, sind und bleiben für viele ein Spielplatz, ein Ort der Selbstfindung gewissermaßen, wenn sich disparate Teilöffentlichkeiten auf special interest Foren austauschen, oder andere Formen der Gemeinschaft zelebrieren. Es ist ein schwieriger und gefährlicher Prozess, wenn Virtualität und Realität enger verwachsen und Aktionen in der einen Welt immer höhere Wellen in der anderen schlagen können, ohne dass man sich dieser Relationen bewusst ist. Es ist eine Form der Konvergenz, deren Regeln und Ergebnis wir nicht kennen und die uns trotzdem in unverminderter Härte treffen wird.

Foto: flickr/Johannesen (CC BY-NC-SA 2.0), flickr/Shandi-lee (CC BY-NC-ND 2.0)

Die Penis-Affäre – Eine sich erfüllende Prophezeiung

von Pascal Thiel

Das Internet ist voll von ihnen, aber keiner will sie zeigen. Keiner? Nein! Eine kleine, unbeugsame Zeitschrift stemmt sich gegen den Trend: Ein Penis, unverhüllt, umhüllt von krausem Schamhaar, zierte das ZEITmagazin voriger Woche. Wie immer veröffentlichte die Zeitschrift auch letzte Woche am Mittwochnachmittag ihr Cover auf ihrem Facebook-Account. Doch es hatte die Rechnung ohne Facebook gemacht. Ohne weitere Erklärungen löschte das soziale Netzwerk das Abbild von der Chronik des ZEITmagazins.

Eine sich erfüllende Prophezeiung

Dort war man einigermaßen empört über diesen „Skandal“: „Es ist, als hätte unser Eintrag nie existiert“, so Christoph Amend, Chefredakteur des ZEITmagazins letzten Donnerstag. „Ich bin verblüfft, dass sich die These unserer Autorin Elisabeth Raether so schnell bewahrheitet hat.“ Diese kritisiert in ihrem Essay die Inexistenz von Penissen in der öffentlichen Sphäre.

Blickt man in die Vergangenheit zurück, erkennt man schnell, dass dies nicht die erste kontroverse Facebook-Zensur war. Bereits im letzten Jahr löschte Facebook – versehentlich, wie es später zugab – das Bild eines sich küssenden schwulen Paares. 2010 erregte Facebook Aufmerksamkeit mit der Verweigerung der Vergabe von Accounts an Menschen mit dem Nachnamen „Arab„.

Und nun löscht Facebook einen Penis – und geht, entgegen dem ZEITmagazin, mit dem Trend. Willkür? Schutz vor Pornographie? Oder logische Konsequenz?

Willkür?

Den Vorwurf der Willkür muss sich Facebook seit langem gefallen lassen. Unbegründete Einschränkungen, Sperrungen und sogar Kontolöschungen sind an der Tagesordnung, schenkt man dem Feedback der User Glauben. Dabei räumt Facebook dem User sogar die Möglichkeit zur Gegendarstellung ein (Rechte und Pflichten, Nr. 5, Abs. 4). Doch führt dies zumeist zu keinem Ergebnis, wie selbst der Autor dieses Artikels einmal feststellen musste.

Konsequenzen hat dies für Facebook nicht, da das Netzwerk als registrierte Gesellschaft rechtlich abgesichert ist. Es kann Nutzungsbedingungen eigenmächtig festlegen und durchsetzen. Mit diesen eigenen Regeln ist Facebook sozusagen ein „Staat im Staat“: Die Betreibergesellschaft muss sich zwar an rechtliche Normen halten (hier: derer von Delaware, USA), kann für seine User aber darüber hinaus neue Verhaltensnormen festlegen. Diese dürfen den (bundes-)staatlichen Gesetzesrahmen dennoch nicht verletzen.

Pornografie?

Zwischenfazit: Rechtlich gesehen kann man Facebook, abgesehen von einer fehlenden Transparenz, nichts vorwerfen. Die Löschung war konform der Nutzungsbestimmungen. Doch: Handelte es sich wirklich um Pornographie?

In Bezug auf die menschliche Nacktheit und „gegen das Teilen pornographischer Inhalte“ verfolgt Facebook nach eigener Aussage „strikte Richtlinien“. Man habe in den Gemeinschaftsstandards feste Grenzen „für die Darstellung von Nacktheit“ definiert. Nimmt man sich diesen Hinweis zu Herzen, stößt man dort jedoch lediglich auf einen mageren, sechszeiligen Absatz. Dem zufolge sind „Familienfotos einer stillenden Mutter“ ebenso erlaubt wie Bilder von nackten Skulpturen wie etwa Michelangelos David. Was aber genau verboten ist, bleibt ebenso schleierhaft wie das, was erlaubt ist. Auf Anfrage von media-bubble.de verweist Facebook lediglich auf den Pressebereich. Neue Erkenntnisse sind auch hier nicht zu finden.

Doch seit Frühjahr diesen Jahres bietet sich tatsächlich ein Blick auf einige Richtlinien – allerdings sind die nicht von Facebook, sondern von einer Firma, die die Durchsetzung der Geschäftsbedingungen von Facebook kontrolliert. Ein Insider, ein ehemaliger Mitarbeiter übermittelte dem US-Blog Gawker seine Arbeitsgrundlage  – media-bubble.de berichtete.

Aus Ermangelung einer exakten – offiziellen – Definition durch Facebook, kann das deutsche Recht zu Rate gezogen werden. Folgt man der gebräuchlichsten Richtlinie in Deutschland, so kann die These der Pornographie nicht aufrechterhalten werden. Demnach ist ein Medium nämlich nur dann pornographisch, wenn es

„unter Ausklammerung sonstiger menschlicher Bezüge sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher, anreißerischer Weise in den Vordergrund rückt und ihre objektive Gesamttendenz ausschließlich oder überwiegend auf die Aufreizung des sexuellen Triebs beim Betrachter abzielt, sowie die dabei im Einklang mit allgemeinen gesellschaftlichen Wertvorstellungen gezogenen Grenzen des sexuellen Anstands eindeutig überschreitet.“

Betrachtet man das Titelbild, so stellt man fest: All dies ist nicht gegeben.

Logische Konsequenz!

Die Verblüffung des ZEITmagazins ist jedoch nur zum Teil nachvollziehbar. Auf der einen Seite fällt das Titelbild nicht in die Kategorie „Pornografie“, auf der anderen Seite hat sich Facebook mit der Löschung der Bilder nicht strafbar gemacht. Die Empörung des ZEITmagazins ist wohl nicht mehr als die trotzige Reaktion auf eine vorhersehbare Aktion.

 

Bilder: flickr/AJC1 (CC BY-NC 2.0); flickr/Stadtkatze (CC BY-NC-SA 2.0)

Große Filmkunst einer nahezu Unbekannten – Lotte Reiniger

von Alexander Karl

Sie ist die große Unbekannte des deutschen Films: Lotte Reiniger. Und doch war sie es, die mit ihren Scherenschnitten Filme schuf, die eine unnachahmliche Eleganz ausstrahlen und Kinofilme bis heute beeinflussen. Wer bei Scherenschnitt an Basteleien aus dem Kindergarten denkt, hat noch keinen Film von Lotte Reiniger gesehen. Nun entführt der Tübinger Dokumentarfilm „Lotte Reiniger – Tanz der Schatten“ in die Welt der Schöpferin und des Scherenschnitts – und das Kino Museum zeigt den Film sogar von Donnerstag, 2.8. bis Sonntag, 5.8,um  17:15 Uhr.

Lotte… wer?

Donnerstag, 26. Juli 2012: Im Tübinger Kino „Museum“ feierte der Dokumentarfilm „Lotte Reiniger – Tanz der Schatten“ Premiere, den die Masterstudenten der Medienwissenschaft in Tübingen gemeinsam mit den Autoren Prof. Susanne Marschall, Dr. Rada Bieberstein und M.A. Kurt Schneider geschaffen haben. Kooperiert wurde mit EIKON SÜDWEST und ARTE, zudem wurde das Projekt durch das Land und die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg gefördert.

Eine Stunde wurden die zahlreichen Zuschauer in die große Kunst des Scherenschnitts entführt. Nichts für Kindergartengruppen, was Lotte Reiniger bereits Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffen hat: Sie war es, die 1926 mit „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ den ersten abendfüllenden Animationsfilm schuf – nicht etwa Walt Disney. Die von ihr geschaffenen Figuren wurden mit viel Liebe zum Detail aus einem Pappe-Blei-Gemisch zusammengebastelt, mit Scharnieren verbunden – und ermöglichten es ihr so, die Figuren zu bewegen und ihnen Leben einzuhauchen. 24 einzelne Bilder machte Reiniger, um eine Sekunde Filmmaterial herstellen zu können. Tausendfach zog sie an einer Kordel, um den Auslöser zu betätigen, bewegte dabei die auf einer Glasplatte befindlichen Figuren nur minimal – bis nach vielen Tagen, Wochen und Jahren harter Abend endlich ein Film entstanden war. Wie eben der Stummfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmet“, der drei Jahre Produktionszeit kostete. Doch warum ist etwa Walt Disneys Schneewittchen und die sieben Zwerge aus dem 1937 wesentlich bekannter als Reinigers Werke? „Disney ist von vornherein auf den kommerziellen Massenerfolg aus gewesen und hat auch Schneewittchen genau daraufhin kalkuliert. Lotte Reiniger und ihr Mann Carl Koch waren ein Familienunternehmen, das im zusammen mit Freunden Filme aus Liebe zur Kunst anfertigte. „Das kommerzielle Interesse stand hier eher im Hintergrund“, sagt Kurt Schneider, geschäftsführender Leiter des Zentrums für Medienkompetenz (ZFM) an der Universität Tübingen und Autor des Dokumentarfilms.

Reinigers Erbe

Was kaum einer weiß: Reiniger inspirierte bis in die heutige Zeit. Wer die Filme zu Harry Potter und die Heiligtümer des Todes gesehen hat, kennt die dortige Darstellung des Märchens von den drei Brüdern: Es interpretiert die Scherenschnittkunst Reinigers neu, animiert sie digital – und doch zeugt die Filmsequenz von Reinigers Schattenspiel.

Auch im Video „Earth Intruders“ von Björk lassen sich Anspielungen auf Reinigers Arbeit finden. Und trotz allem ist Reiniger in Deutschland nahezu unbekannt. Wie kam man im Institut auf die Idee, einen Dokumentarfilm über die Schattenspielkünstlerin zu drehen? „Susanne Marschall ist über die Dauerausstellung im Tübinger Stadtmuseum auf das Thema gekommen. Und weil der gesamte Nachlass von Frau Reiniger in Tübingen liegt, da sie in Dettenhausen verstorben ist“, so Schneider gegenüber media-bubble.de. Da Reiniger bereits 1981 starb, musste auf Archivmaterial zurückgegriffen werden, was das Team aber trotzdem in den Bann zog: „Auch wenn man Filme über Personen dreht, die man nur aus dem Fremdmaterial heraus kennen lernt, entsteht im Laufe der Beschäftigung mit diesen Personen eine Art Vertrautheit, eine emotionale Vorstellung davon, wie dieser Mensch wohl gewesen sein muss. Genauso ging es uns mit Lotte Reiniger. Sie ist jetzt quasi wie eine enge Freundin für uns.“

Doch noch etwas anderes zeigt das Beispiel des Dokumentarfilms „Lotte Reiniger – Tanz der Schatten“: Es ist möglich, in Kooperation von Studenten und dem Institut einen 60-minütigen Film auf die Beine zu stellen, der wohl in der ersten Jahreshälfte 2013 bei Arte gezeigt werden soll.

Folgen jetzt weitere Projekte der Güteklasse Lotte Reiniger? Kurt Schneider dazu: „Aber sicher. Ideen haben wir genug. Und wir haben mit diesem Projekt erfolgreich gezeigt, dass wir Filme aus dem Lehrbetrieb heraus produzieren können.“

UPDATE: Auch von Do, 9.8. bis So, 12.8. wird „Lotte Reiniger – Tanz der Schatten“ wieder jeweils um 17:15 Uhr im Studio Museum gezeigt.

 Und wie so ein Film bei Lotte Reiniger aussieht, zeigt dieser Ausschnitt:

Foto: Presse; flickr/janwillemsen (CC BY-NC-SA 2.0)

Welt aus Wahn und Wirklichkeit? – Digitale Verschwörungstheorien

von Sandra Fuhrmann

Die Schlümpfe weisen geradezu erschreckende Ähnlichkeiten mit dem Ku Klux Klan auf, der HI-Virus wurde ursprünglich in US-Laboratorien entwickelt, um Bevölkerungsgruppen gezielt auszulöschen, und Wikipedia wird durch eine kontinuierliche Informations-Manipulation die Weltgeschichte neu schreiben. Verschwörungstheorien gab es schon in der Antike. Heute scheint das Internet der Nährboden zu sein, der sie wie Pilze bei Regen sprießen lässt.

Doch gehen wir zuerst ein paar Jahre zurück. Es ist der 15. März 44 v. Chr. Bei einer Senatssitzung in der römischen Curia wird Caesar von dreißig Verschwörern umringt, die mit Messern und Dolchen auf den römischen Herrscher einstechen. Kurze Zeit später bleibt seine Leiche allein in dem Versammlungsgebäude zurück. Es ist vermutlich die berühmteste Verschwörung der Weltgeschichte.

Fantastische Konstrukte

Es gibt tatsächliche Verschwörungen, wie jene, die zur Ermordung Caesars führte und es gibt Verschwörungstheorien.  Wobei Letztere ein nicht weniger spannendes Phänomen darstellen, als jene tragische Geschichte vom Ende des Mannes, der einst über ein ganzes Weltreich herrschte. Nur handelt es sich hier lediglich um die mehr oder weniger fantastischen Konstrukte selbst ernannter Theoretiker, deren Wahrheitsgehalt von der Allgemeinbevölkerung zumeist eher angezweifelt wird.

 

Das Internet bietet dem Interessierten einen reichen Fundus an Spekulationen, Beweisen und haarsträubendem Unfug, dessen Dramatik sogar den Tod des mächtigen Caesar übertrifft. Ein  bekannter Fall ist die Ermordung des einstmaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Nicht nur Bücher, sondern auch zahlreiche Websites, wie „The John F. Kennedy Assassination Homepage“ bieten zu diesem Thema eine Vielzahl an Theorien, die den offiziellen Tatbestand anzweifeln. War Lee Harvey Oswald der tatsächliche Mörder oder war es mehr eine ganze Gruppe an Verschwörern, die die Tat initiierten? Wenn ja, war Oswald ein Teil davon? Gab es in Wirklichkeit mehrere Schützen?

Apropos Vereinigte Staaten – was geschah am 11. September wirklich? Waren es Sprengsätze, die die Türme so perfekt in sich zusammenfallen ließen? Mussten die Büros in einem Stockwerk kurz zuvor tatsächlich für Handwerker geräumt werden? Und warum fiel das mysteriöse Gebäude Sieben zusammen, obwohl es nicht von einem Flugzeug getroffen wurde? Nicht nur im Internet tummeln sich Videos mit Experteninterviews und Zeugenberichten. Sogar im Fernsehen sind von Zeit zu Zeit, vorzugsweise zum Jahrestag des Anschlags, Dokumentationen zu sehen, die die offiziellen Berichte infrage stellen.

Hauptsächlich sind es solche politischen Komplotte, die im globalen Dorf, dem Internet, in den Fokus der Betrachtung rücken. Aber wer sucht, der findet auch Theorien zu zahlreichen anderen Themen. Und wie kann man über Verschwörungen reden, ohne die Illuminaten nicht zumindest erwähnt zu haben? Aber wer wusste schon, dass sie an einem weltumspannenden Freiluft-Kino arbeiten, das eine neue Weltordnung einleiten wird?

Wurde noch etwas vergessen? Ach ja – die Aliens. Aber natürlich kann das passieren. Schließlich hält die US-Regierung das, was mit ihnen in dem geheimen unterirdischen Labor in der Wüste Nevadas passiert, streng geheim. Unter dem Suchbegriff „Area 51“ finden sich im Internet zahlreiche Mutmaßungen darüber.

Die Irren mit dem Bunker

Kurz und knapp – der Stoff an spannenden Verschwörungstheorien geht nicht aus. Doch welche Motivation steckt dahinter? Warum sind manche Leute so fasziniert von diesen Theorien, beschäftigen sich intensiv damit, suchen immer neue Vermutungen über Komplotte? Sie knüpfen ein Netz aus scheinbar schlüssigen Zusammenhängen, um eine Erklärung für das Unerklärliche zu finden und eine ganz persönliche Ordnung in das Chaos der Welt zu bringen. Leute, die sich mit solchen Theorien auseinandersetzen – sind das nicht die Irren, die sich einen privaten Luftschutzbunker zum Schutz vor Alienangriffen, dem Weltuntergang oder vielleicht auch gleich beidem bauen?

Schon 1996 erschien das Buch „Verschwörungstheorien“ des Publizisten und Medienwissenschaftlers Gundolf S. Freyermuth. Er schreibt:

„Längst jedoch sind diesem harten Kern von Konspirationstheoretikern religiöser oder politischer Provenienz, wie es sie zu komplizierteren Zeiten stets gab, in Scharen die Normalbürger gefolgt“

Die Querulanten im Internet sind für Freyermuth jener Typ Mensch, der einstmals und vielleicht noch immer der Leserbriefschreiber der klassischen Zeitungen war. Das sind jene Leute, wie Freyermuth vermutet, die sich bewusst gegen eine zunehmende Sinnleere in den Massenmedien auflehnen. Die einen tieferen Sinn in Geschehnissen suchen, über die nur oberflächlich berichtet wird.

Raum für Utopien

Wie es auch sein mag – das Internet ist der Ort, wo Verschwörungsweber sich tummeln, sich artikulieren und sich austauschen können. Wie so oft gilt – im Internet finden sich Gleichgesinnte aus der ganzen Welt, die sich andernfalls vielleicht nie über den Weg laufen würden. Sie stellen Fragen, sie zweifeln, sie ergeben sich nicht einfach vor der Informationsflut. Manche mögen den Kopf schütteln, aber verdient diese Persistenz nicht auch ein Stück weit Bewunderung?

„Der Cyberspace ist für die Konspirationsfans am Ende des 20. Jahrhunderts, was am Ende des 19. das Hinterzimmer und das Flugblatt waren“,

so Freyermuth. Eine Aussage, die man mit Sicherheit auch auf das Hier und Heute übertragen kann. Doch während der, der im 19. Jh. Flugblätter über diese Themen verteilte eventuell noch verspottet wurde, kann er im anonymen Cyberspace seinen persönlich zusammengestellten Kausalketten freien Lauf lassenVor Spott muss er sich hier nicht fürchten. Die Wahrscheinlichkeit, auf willige Mitstreiter zu treffen, ist dank Hypertext und Google dafür groß. Auf diese Weise fördert das Internet derartige Formen der Querulanz gegenüber dem bestehenden System. Wer sich einer dieser Theorien anschließen will, kann sich einfach in einem von zahlreichen Diskussionsforen, wie zum Beispiel Forum.Grenzwissen.de, anmelden. Und sich am besten davor noch zusätzliche Informationen in Wikipedia sammeln. Das einzige Problem bleibt: Wem kann man überhaupt noch trauen? Nicht einmal Wikipedia, das uns durch seine gezielten Falschinformationen in die Irre leiten will.

Wie baue ich eine Verschwörungstheorie?

Regel 1: Prämisse der Verschwörungstheorie ist ein einfach formulierter Verschwörungsglauben.

Regel 2: Tragen Sie Unerklärtes zusammen, werfen Sie Fragen auf, bezweifeln Sie bisherige Erklärungen.

Regel 3: Bei der Wahrheit bleiben und nachprüfbare Zahlen verwenden, wo immer es geht. Gewagte Schlussfolgerungen möglichst unauffällig einflechten.

Regel 4: Stellen Sie etablierte Methoden und Erkenntnisse immer wieder neu in Frage. Greifen Sie die Wissenschaftler (bei politischen Verschwörungstheorien: die Journalisten) pauschal und scharf an. Lehnen Sie ihre Schriften als parteiisch und borniert ab.

Regel 5: Verbinden Sie scheinbar (oder tatsächlich) nicht zusammenhängende Ereignisse, Indizien oder Aussagen zu einem neuen Sinnzusammenhang.

Regel 6: Verdrillen Sie Wahres, Halbwahres und Erfundenes zu einem unentwirrbaren Knäuel. Der Aufwand für die Nachrecherche wird dadurch so groß, dass sich kaum jemand die Mühe macht.

Regel 7: Eine Verschwörungstheorie lebt davon, Motive für das Handeln von Personen und Gruppen zu erfinden. Über die Motive verbindet sie typischerweise die einzelnen Verschwörunglegenden miteinander.

Regel 8: Zitieren Sie! Zitieren Sie häufig, zitieren Sie Berühmtheiten, zitieren Sie bekannte Zeitungen! Zitate wirken eindrucksvoll, wissenschaftlich und belesen. Wenn Sie andere Verschwörungsbücher benutzen, zitieren Sie direkt deren Quellen.

Regel 9: Dämonisieren Sie den Gegener! Unterstellen Sie ihm finstere Absichten, unfairste Methoden, entsetzlichste Verbrechen und eine ungeheuerliche Macht! Und vergessen Sie nicht eine Schwäche zu erfinden! Jeder anständige Dämon hat eine Achillesferse.

Regel 10: Eine gute Verschwörungstheorie enthält mindestens einen Aufruf zum Mitmachen oder einen Ausblick auf weitere Enthüllungen.

Quelle: Grüter, T. (2011). Freimaurer Illuminaten und andere Verschwörer. Wie Verschwörungstheorien funktionieren. Frankfurt am Main: Fischer.

 

Foto: flickr/Arete13 (CC BY-ND 2.0) , flickr/shanewarne_60000 (CC BY 2.0)

Making of – So entstand der Kurzfilm „It gets better!“

von David Jetter (Film) Alexander Karl (Text)

Der Kurzfilm „It gets better“ von Student David Jetter kritisiert das Verständnis der Kirche gegenüber Homosexualität. Im Interview mit media-bubble.de sprach er über Veränderungen in der Kirche, die Bedeutung der Medien und die Arbeit am Film.

It gets better! ist ein Kurzfilm, der sich kritisch mit dem christlichen Glauben und Homosexualität auseinander setzt. Steht beides noch immer so im Gegensatz?

Man kann nicht allgemein sagen, dass sich Homosexualität und christlicher Glaube ausschließen. Es gibt mittlerweile viele schwule und lesbische PfarrerInnen, die offen zu ihrer Sexualität stehen. Da hat sich sehr viel getan in den letzten Jahren. Auf der anderen Seite wird Homosexualität von der Kirche immer noch oft verurteilt, vor allem seitens des Vatikans. Auch wird homosexuellen Pfarrern bis heute verwehrt mit ihrem Partner wie andere Pfarrer im Pfarrhaus zu wohnen. Also allgemein hat die Diskriminierung seitens der Kirche zwar abgenommen, aber sie ist immer noch da. Es gibt also meiner Meinung nach zwei Seiten, wenn es um diesen Konflikt geht: Einmal die konservative, diskriminierende Seite und die tolerante Seite, nach welcher Homosexualität und christlicher Glaube durchaus miteinander vereinbar sind. Im Kurzfilm werden diese zwei Seiten durch Magdalena und Hanna verkörpert.

Denkst du, dass Homosexualität in den Medien noch immer zu wenig beachtet wird?

Auch da hat sich meiner Meinung nach in den letzten Jahren viel verändert. Serien wie Queer as Folk und The L-Word sind natürlich Vorreiter, aber auch die deutschen Daily-Soaps ziehen mit gut durchdachten homosexuellen Geschichten nach. Schade ist, dass es kaum Serien gibt, in denen ein Schwuler oder eine Lesbe der Hauptcharakter ist. Oft treten sie nur als klischeehafter Nebencharakter auf. Neben Brokeback Mountain oder Sommersturm setzen sich auch wenige Filme explizit mit dem Thema auseinander. Also insgesamt bietet dieses Thema viel Potenzial für Geschichten und da könnte man medial sicher mehr daraus machen.

Was waren die größten Probleme, die du bei der Arbeit am Film hattest?

Ganz klar die Terminkoordination der Mitwirkenden – ob vor oder hinter der Kamera. Ich hatte ein wahnsinnig tolles Team, aber alle an wenigen Tagen zusammen zu bekommen, war echt schwer. Eine Woche vor Drehbeginn hat mir eine Schauspielerin abgesagt, das strapaziert die Nerven schon. Aber letztendlich hat alles geklappt. Auch die Tatsache, dass ich ja keine Marken platzieren wollte oder keine normale Musik verwenden durfte, war eine Herausforderung.

Trotz dieser Probleme: Könntest du dir vorstellen, weiterhin Kurzfilme zu drehen?

Ja auf jeden Fall! Die nächsten Projekte sind auch schon in Planung. Diese Arbeit macht einfach wahnsinnig viel Spaß und es ist toll den Prozess zu beobachten, also wie sich eine grobe Idee immer weiterentwickelt bis man dann wirklich einen fertigen Film auf dem Bildschirm sieht. Also ich kann nur jedem, der sich für Film und Fernsehen interessiert, empfehlen, sowas selbst auszuprobieren, weil man durch die selbstständige Arbeit sehr viel lernen kann.

Wie man sich auf einen Filmdreh vorbereitet und was alles passieren kann, zeigt David Jetter in seinem Making of zu „It gets better“:

Foto: Saskia Heinzel

„It gets better“ – Ein studentischer Kurzfilm

von David Jetter (Film) und Alexander Karl (Text)

media-bubble.de hat es sich – neben medienkritischen Beiträgen – zur Aufgabe gemacht, studentenische Projekte zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu bieten. Dazu gehört etwa der äußerst gelungene Film von David Jetter „It gets better! Homosexualität und christlicher Glaube“. Darin geht es um Samuel, der im Spannungsfeld zwischen Kirche, Dorfleben und Homosexualität nicht weiß, wie er sich richtig verhalten soll. Als seine christliche Freundin Magdalena ihn beim Küssen mit einem Mann entdeckt, eskaliert die Situation…