Little bliss – eine App mit der Garantie zur Glückseligkeit

von Sandra Fuhrmann

Sie wollten sich selbst eine Herausforderung setzten. Ein ungewöhnlicher Plan für eine Abschlussarbeit, bei der sich die meisten Studenten vermutlich nicht zu weit aus bereits  bekanntem Terrain hinauswagen wollen. Bei Janine Junge und Maria Maute ging der Plan auf: Die Masterabsolventinnen im Fach Medienwissenschaft der Uni Tübingen haben in Eigenregie eine App entwickelt, die heute sowohl für iOS als auch für Android-Geräte kostenlos im Store verfügbar ist.

Schokolade für die Seele

Little bliss (kleine Glückseligkeit) ist der Name der App. Funktionieren soll sie quasi, wie Schokolade im Handyformat. Drei Kategorien bieten dem User die Möglichkeit, entweder etwas Gutes für sich selbst, für seine Mitmenschen oder für die Umwelt zu tun. „Wir wollten keine reine Informations-App herstellen“, sagt Janine. „Wir wollten etwas machen, das den Menschen Freude macht.“ Dafür haben sich die beiden Studentinnen über 80 kleine Wohltaten einfallen lassen, die der User über die drei Kategorien finden kann. Wie wäre es zum Beispiel damit, einen Freund mit einem leckeren Essen zu überraschen? Zusätzlich zu diesem Tipp, bietet die App auch gleich einen Rezeptvorschlag an. Freude bereitet schon die Benutzung, denn jeder Vorschlag ist mit Bildern und Sprüchen ansprechend illustriert. Darin sehen Janine und Maria einen wichtigen Vorsprung, den little bliss gegenüber vielen anderen Ratgeber-Apps hat.

Von der Idee zur fertigen App

Die Idee für little bliss entstand in einem Eiscafé bereits im Sommer des vergangenen Jahres. Privat hatten sich Janine und Maria schon davor angeeignet, Websites zu programmieren. Eine App allerdings sollte noch einmal eine ganz neue Herausforderung darstellen. „Witzigerweise haben wir etwas gemacht, das wir im Studium so nicht gelernt haben“, sagt Janine. Nach der Idee kamen die ersten Skizzen. Wie sollte die App aussehen? Wie sollte sie funktionieren? Welche Inhalte sollten hineingepackt werden? Als nächstes ging es darum, die Inhalte konkret auszuarbeiten. Eine Liste der Wohltaten wurde erstellt und Bilder wurden im Internet gesucht und anschließend bearbeitet. Bevor es dann tatsächlich richtig zur Sache ging, nämlich an die Programmierung, mussten die Medienwissenschaftlerinnen genau überlegen, wie die App funktionieren sollte. Welche Buttons sollte es geben? Wie konnte man zu einem Inhalt und wieder zurückkommen? Wie sollte die Seite mit dem User interagieren? Erst im Laufe dieses Arbeitsprozesses merkten die beiden, wie viele Funktionen sie bei ihren ersten Überlegungen übersehen hatten, die nötig waren, um die App benutzerfreundlich zu machen.

Janine und Maria kannten vor ihrem Masterprojekt zwei Programmiersprachen. Vier brauchten sie, um die App umsetzten zu können. Ein Bekannter konnte ihnen zwar ein paar Tipps geben und bei der Fehlersuche helfen, die tatsächliche Arbeit aber haben Janine und Maria allein gemacht. Die erste Version programmierten sie nur für das mobile Betriebssystem iOS der Firma Apple. Bevor die App aber im Store zugelassen wurde, mussten die beiden einen aufwendigen Anmeldungsprozess als Developer für Apple hinter sich bringen. Nach der Einreichung wurde little bliss dann von Apple auf Funktion, Inhalt und Relevanz geprüft. Der Worst Case in solchen Fällen ist eine Fehlermeldung von Apple. Die App muss danach erneut überarbeitet werden „Davor hatten wir schon Angst“, gibt Janine zu. „Wenn etwa ein Layoutfehler das Problem gewesen wäre, dann hätten wir das hinbekommen, aber wenn es einfach geheißen hätte, dass der Code falsch ist, wäre es schwierig geworden, den Fehler zu finden.“ Doch die beiden hatten Glück. Little bliss wurde von Apple auf Anhieb akzeptiert. Seit Mitte Januar 2014 ist die App im App-Store von Apple erhältlich.

Eine zweite Version muss her!

Manche von Janines und Marias Bekannten allerdings waren enttäuscht. Auf ihren Android-Smartphones konnten sie die neue App nicht ausprobieren. Schnell war klar: Eine zweite Version musste her! „Bei Android ist das Problem, dass es so viele verschiedene Geräte nutzen, die zum Beispiel unterschiedliche Auflösungen haben. Da eine App zu machen, die auf allen funktioniert, ist schwierig“, sagt Maria. Trotzdem haben die beiden auch dieses Hindernis inzwischen überwunden. Seit dem 14. Februar dürfen auch Android-User mit Hilfe der App sich und der Welt Gutes tun.

Endphase Vermarktung

Im Moment sind die Absolventinnen in der Abschlussphase des Projekts, nämlich seiner Vermarktung. Durch Social Media, in diversen Internet-Foren und über Artikel zur App versuchen sie nun, little bliss bekannter zu machen. Ganz ohne Probleme läuft das vor allem in den Foren nicht immer ab. „Wir sind nicht mehr bei allen drin“, erzählt Janine. „Bei ein paar haben sie uns wieder rausgekickt. Auch unser Wikipedia-Artikel wurde wieder gelöscht“. Trotzdem sind die beiden begeistert über die steigende Zahl der Downloads. Weit über 200 sind es inzwischen und jeden Tag kommen etwa zehn Stück dazu. Sogar in Österreich, der Schweiz, den USA und China wurde little bliss schon heruntergeladen.

Sag, was kostet das Glück?

Finanziell gesehen, war die Masterarbeit für die beiden nicht ganz günstig. „Wir haben schon viel Geld reingesteckt“, berichtet Maria. „Bei Apple und Google muss man fortlaufend jährlich zahlen, wenn man die App in den Store stellen will. Außerdem haben wir die meisten Bilder im Internet gekauft.“ Für den User ist die App momentan komplett kostenlos. „Wir haben lange überlegt, ob die App etwas kosten soll. Wir haben uns dann dagegen entschieden, weil es ja eigentlich etwas Schönes für die Leute sein soll, mit dem sie etwas Gutes tun können. Dafür sollen sie nicht zahlen müssen“, sagt Janine. Allerdings überlegen die Studentinnen derzeit, zusätzliche Wohltaten hinzuzufügen, für die der User dann zahlen muss, um sie ebenfalls abrufen zu können. Technisch wäre das kein Problem. „Wenn der User die App neu öffnet, sind auch die neuen Wohltaten gleich da, weil man diese beim Öffnen der App nicht mit herunterlädt“, erklärt Maria. Ob die beiden ihre Ausgaben damit ausgleichen können, wissen sie zwar nicht. Als Arbeitsprobe für Bewerbungen und zur Erweiterung des eignen Know-Hows hat sich das Projekt für Janine und Maria aber auf jeden Fall gelohnt. Da bleibt also nur noch, auch den beiden möglichst viel Glück zu wünschen– am besten natürlich selbst programmiert.

 

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LiveJournal is dead – long live tumblr!

by Sanja Doettling

Online Wanderers

Fans rapidly embrace new technologies; the internet has changed the way fans communicate. For fans, it is vital to share, discuss and rewrite their fandom with fellow fans. The internet removed geographical boundaries and brought fans closer together. It exponentially increased the number of fans; from a small subculture to a visible online phenomenon. However, the internet with its endless possibilities challenges the fan community in several ways. What website should fans gather? How can a community as big as fandom be structured and organised? And how does new media technology influence the content of fan discussions?

Fans on the internet

Livejournal.com went online in 1999 and was one of the first blogging networks. As with other new technology, fans embraced this too. They could now easily search for new fanfiction and communicate together. Some features, like the ability to comment on posts immediately and the opportunity to add “friends”, made the community-building process much easier than it was in the pre-livejournal era. The blogging network slowly replaced old mailing lists.

Many long-term fans were not pleased by the new technology. The fanzine “Discovered in a letterbox”, Number 23, published some comments about livejournal.com. One fan says: “Nothing wrong with live journals, but please don’t tell they are places of discussion as a mailing list is, because it is, simply, not true”. They criticised the quality of the debate and the mixing of fan activity with private information. Another fan writes: “Time and again, the reader is treated to embarrassing, detailed and utterly personal descriptions of yucky illnesses, nervous breakdowns and sexual dysfunction. I squirm for them, and I hasten to flee the site: there is definitely such a thing as Too Much Information”. Julia Allis, volunteer at the Organization of Transformative Works, has a different view:

“First, I have a suspicion that many of the participants of fandom mailing lists were male. If you look at male-dominated forums (video game forums, for example), you’ll find a lot of technical discussion of the media in question, and a comparatively low amount of personal socializing and bonding. In contrast, in a female-dominated space, you see a lot more initial bonding over the media and then personal bonding, where the fans talk about their emotions and responses to the media.”

Livejournal, as a social media platform with a focus on fanworks, became a more female-dominated space. This changed the focus of the discussion. Allis says: “Personally, however, I found the discussions that happened on Livejournal to be extremely rich in depth and thought. The fact that these discussions sometimes also touched on fans‘ personal lives felt honest to me. It’s disingenuous to pretend that we DON’T have a personal, emotional response to the media we consume”. 

The Big Break Up: Fans leave LJ

In 2007 Livejournal deleted around 500 accounts without previous warning. It was called the Striket-hrough-incident. Targets were blogs that dealt with child pornography, incest, paedophilia and rape, but there was differentiation between journals with condescending and dismissive attitude. Consequently, many fans removed their work and art from LJ, just in case it was deleted. For Julia Allis, the biggest issue wasn’t the deletion itself. She says: “The fan communities were still fairly intact and cohesive. The important part, though, was that fans had learned we couldn’t trust LJ anymore.” She explains that

“at the time, the ‚grey area‘ of fair use and transformative work still strongly favored intellectual property owners. So if the law had a problem, or if a media company wanted to complain about fans ‚ripping them off,‘ we could pretty much expect that the internet service providers and blogging platforms and social media companies would hang us out to dry”.

As fandom nearly always violates copyright laws, the reluctance of internet service providers to account for the fan content on their networks, seems understandable.

The first days after the suspensions on LJ, there were no official announcements. Many users started to protest against the silence. A few days later, Barak Berkowitz, Chairman and CEO of the company SixApart (owner of LiveJournal), offered a statement:

“Well we really screwed this one up… We never intended this policy to cause the removal of journals that were have perfectly valid discussions about literature, law or culture. We never intended the policies to take down journals or communities clearly opposed to illegal activities but clearly we did. We love our members of fandom and respect their role in our community. We made a mistake and now we are going to try to fix it.”

But that wasn’t the only disagreement between users and the company. After that, SixApart sold LJ to SUP Fabrik.

Fans did wonder what that change will bring. One year later, Livejournal finally decided to rely on advertisement to finance their costs. In the free, basic journals “Advertising would be displayed to visitors who are not logged in to LiveJournal” (theljstaff on livejournal, Journal Entry from 14.08.2008).

Another disturbance in the SF-fandom was the RaceFail’09, an argument about race that disrupted the blogosphere. Julia remembers: “EVERYBODY posted about it. And LJ was a nexus for the discussion“. Fans felt disrespected on LJ and migrated to other platforms.

Another incident was the deletion of the LJ Community Scans_Daily, which contained scans from several comics.

In 2010 LJ changed its layout; it wasn’t possible to give comment threads their own subject titles. Roleplaying and fan fiction communities were angered. Julia Allis explains: “Comment thread subject titles had served to easily organize and label conversation threads in roleplaying communities, and story prompt/reply threads in fiction prompt communities. Without them, the process of keeping track of what was happening in those communities became suddenly messy and laborious”.

It is hard to tell if these incidents were deliberately aimed at the fan community or not. Some of them seem to be the results of misunder-standings. Julia Allis summarises: “Because of all this, finding online ’safe spaces‘ for fandom was very important. By that, I mean online community platforms that understood and respected fandom, who would argue in our favor against the media companies and apply policies with sensitivity and understanding of what fandom was really doing.” 

Where to go next?

All these reasons contributed to fans “breaking up” with LJ. But where to go next? The choices were InsaneJournal and Dreamwidth. Both were using the open source code that LJ is based upon. These similarities made it easy for fans to transfer their content to the new platform.

Dreamwidth became especially popular. Unlike LJ, it was led by a non-profit organisation. Julia Allis says: “Dreamwidth was one of the first social media platforms to really focus on interoperability with other social media sites”. This feature made it easy to crosspost entries between LJ and Dreamwidth.

However this still did not solve the problem; fans were still homeless, oscillating between several platforms. Allis says: “By this point the fandom diaspora from LJ was fairly dra-matic. Fandoms were fragmented. Keeping track of fandom friends became challenging as people had jury-rigged feeds into LJ from Dreamwidth and InsaneJournal. Some people had gotten bitten by the Twitter-bug and their LJs were reduced mostly to collections of their daily Twitter posts”. 

Tumblr, the promised land

Today, most of the social networking in fan communities happens on tumblr. But how did fans end up there? At first, tumblr did not seem like the best alternative to LJ. You could not transfer your blog content from other sites to tumblr. There is also a difference in organising your blog content, as Julia Allis explains: “On tumblr, your blog content basically floats briefly and then sinks into the ocean, never to be seen again. On LJ, there was a lot of value placed on being able to preserve, organize and archive your blog content. It was considered a valuable resource.” 

Why tumblr, then? Allis assumes that the network effect brought fans together on tumblr. The network effect makes a product valuable to every individual if more people use it. As fandom is very much focussed on the community-aspect, this is especially important. Allis says: “Once tumblr gained a certain active core of fans, more and more fans began (and continue) to migrate there because that is where the action is”. 

Most fans agree that tumblr is not the perfect platform. For the foreseeable future, fan communities will stick to tumblr.

 

Pictures: flickr/mermaidkween; flickr/laughingsquid

 

Podcast: Revies – „Sweetwater“ & „Big Ass Spider!“

von Lena Bühler

Der Podcast:

Beitrag Nr. 10 fertig2

 

Die Filme:

Sweetwater

Der falsche Prophet Jesiah (Jason Isaacs) fühlt sich unantastbar und versucht, notfalls mit Gewalt, die umliegenden Ländereien in seinen Besitz zu bringen um seine Mormonengemeinde zu vergrößern. Sheriff Jackson (Ed Harris), stets adrett im himmelblauen Sakko, ist dem grausamen Prediger auf der Spur. Doch viel größere Sorgen bereitet Jesiah die zähe Nachbarin Sarah (January Jones), deren Zorn er besser nicht auf sich hätte ziehen sollen. Wo die Hauptdarstellerin etwas blass bleibt, gehört den klasse aufspielenden Herren Ed Harris und Jason Issacs die Arena. Das Brüderpaar Logan und Noah Miller, verantwortlich für Regie, Produktion und Drehbuch, hat selbst einen kleinen Gastauftritt zu Beginn des Westerns. Sie begegnen als Erste dem ruchlosen Jesiah.

 

Sweet Vengeance, USA 2013, 95 Min.

Regie: Logan Miller

Drehbuch: Logan Miller, Noah Miller, Andrew McKenzie

Mit: Ed Harris, Jason Issacs, January Jones, Eduardo Noriega

 

 

Big Ass Spider!

Sobald eine riesige Monsterspinne in feinster King Kong-Manier ein Hochhaus bezwingt und militärische Flugzeuge wie Fliegen abwehrt weiß man – irgendjemand hat gehörig Mist gebaut. Ausbügeln darf das Kammerjäger Alex (Greg Grunberg) mithilfe seines spontanen Assistenten José (Lombardo Boyar). Da Regisseur Mike Mendez Budget für einen Castingagenten nicht ausreichte, beschloss er schlichtweg die Rollen mit seinen Facebook-Freunden zu besetzen. Ray Wise, hier zu sehen als Major Braxton Tanner, ist vor allem Serienstar – und der How I met your Mother-Gemeinde als Robin Scherbatskys Vater bekannt.

 

Big Ass Spider!, USA 2013, 81 Min.

Regie: Mike Mendez

Drehbuch: Gregory Gieras

Mit: Lombardo Boyar, Greg Grunberg, Clare Kramer, Ray Wise

 

Copyright© Planet Media / Splendid Film GmbH

Fan Phenomena, Star Trek – A Book Review

by Sanja Döttling 

Fan Phenomena is a book series published by Intellect. The website states, ‘The series aims to ‘decode’ cult subjects in terms of the appeal and far reaching connections each of them have in becoming part of popular culture’. Presently six volumes have been released, covering fan cultures including Star Wars, Batman and Doctor Who.

The volume, Fan Phenomena, Star Trek, edited by Bruce E. Drushel offers a look into the fan culture surrounding Star Trek and its influence on popular culture and other fandoms.

The first chapter by Elizabeth Thomas sees Star Trek as a cultural phenomenon. It gives a short overview over the most important happenings in the history of the Star Trek fandom.

After the historic point of view in the first chapter, the second concentrates on more recent events; the movie Star Trek XI (2009). The author, Catherine Coker, argues that the movie updates the story and highlights contemporary problems of loss.

In the third chapter, Editor Bruce E. Drushel describes the relationship between the LGTBQ fans and the producers. LGBTQ fans have fought for decades to be recognised in the Star Trek canon. While Star Trek has always been a contemporary model for treating questions of race; gay people were and still are absent from the Star Trek universe.

Chapter four, written by Michael Boynton, examines the closer relationship between fans and theatre performances. Boynton talks about the “Trek in the Park”, which stages episodes of Star Trek in public parks. This chapter shows the unique bond and the community that can form during a live performance.

Fans form another kind of community online. In chapter five Kimberly L. Kulovitz links the theory of computer-meditated communication, developed by Joseph Walter, to two Star Trek discussion boards.

In chapter six author Bianca Springs collected quotes from “satellite fans”; who she defines as fans that enjoy Star Trek privately but do not participate in the active community.

Paul Booth has a closer look at the parodic movies Fanboys and Galaxy Quest in chapter seven. He takes the notion of “hyperreality”, developed by Jean Baudrillard, and links it to the disguised stereotypical treatment of Star Trek Fans in both movies.

The gay actor George Takei has been confronted with stereotypes on his Facebook page. Nathan Thompson and Kenneth Huyuh show in chapter eight how the Star Trek actor uses his diverse fan-group to initiate discussions about topics such as race and sexuality.

The last chapter of the book, written by Charles Evans Jones, analyses the Borg’s philosophy of assimilation.

Review:

Intellect describes the series as below:

“We are fully aware that these are not meant to be comprehensive, weighty tomes on the subject – rather a series of ‘handy’ books that each include a fascinating collection of essays which explore a particular area or aspect of the subject’s ‘universe’ in each chapter”.

The series makes academic essays accessible for a greater audience; purist academics may be disappointed.

The essays in the Star Trek volume were all shorter than academic journal articles. One could argue that the shortening of

the essays deprives them of depth and thoughtfulness. Although short, the essays express their interpretation in a convincing manner. Throughout the book, the essays are well structured and encapsulate the essence of the topic in a simple and appropriate style. Even though the style and length of the essays differ from academic standards, all authors are academics. They developed surprising links between theory and practice and contributed well-researched articles.

Catherine Coker’s essay about the new Star Trek movie highlights the most recent development in the fandom. While academic literature is rarely up to date, this short essay offers an insight into new research territory.

Chapter Six, a collection of quotes from more passive “satellite fans”, is one of the weaker chapters. It does not analyse the subject matter; it is merely an accumulation of quotes. However, this chapter offers some unfiltered opinions that help understanding the way fans celebrate their fandom. Still, the topic of “satellite fans” requires further research.

Booth’s analysis of the treatment of Star Trek Fans in parody is maybe the most interesting theoretical article. The notion of “hyperreality” makes readers more aware of the way in which fans are portrayed in media. A more negative presentation of one fan group can hide the stereotypical or unproportional treatment of another group. As a consequence, readers – or fans – can better understand stereotypical portrayals in media texts.

Résumé: 

The book Star Trek published in the series “Fan Phenomena” is a wonderful piece of work that offers fans and interested readers new and interesting insights to one of the most powerful fandoms. The book takes an academic standpoint without losing itself in long, complicated explanations and reasoning. It is fresh, up-to-date and closes the gap between the ordinary fan and the academic universe just a little bit more.

 

picture: flickr/jdhancock (CC BY 2.0)

front cover: copyright by Intellect

Wer wir sind und was wir wollen: Kommentar von einem weiteren Digital Native

von Sabine Appel

Er sieht aus wie ein deutscher Justin Bieber und seine Geschichte ist nicht ganz unähnlich. Mit seinem Podcast „Mein iPhone und ich“ wurde Philipp Riederle schon mit 13 über Nacht zum Star – er zeigte, wie man das damals nur auf dem US-Markt verfügbare iPhone für deutsche Simkarten knackt. Er hat damit den richtigen Trend erwischt, denn das iPhone boomt und Apple wird zur Trendmarke. Philipp Riederle wird zum bekanntesten deutschen Podcaster, ein Digital Native, der anderen seiner Generation, vor allem aber auch Älteren, die Bedienung von Smartphone und Tablet erklärt – weil er es kann. Und daraus entstand wohl auch die Geschäftsidee, Unternehmen den Umgang mit der neuen Technik, vor allem aber mit Social Media und einer neuen Generation, beizubringen. Mit 18 Jahren nennt er sich Unternehmensberater und schreibt ein Buch, das seine Generation erklären soll: „Wer wir sind und was wir wollen“. Als Teil dieser Generation habe ich das Buch unter die Lupe genommen. Wer sind wir denn nun? Und wollen wir das wirklich?

Die Werbung ist tot, es leben die wilden Behauptungen

Mein Vorsatz, Herrn Riederle und seine Schreibe objektiv zu behandeln, ging in den ersten 50 Seiten schon beinahe über Bord. Die Einleitung ist ein Chaos. Es fehlt Struktur, roter Faden und aufeinandergestapelt werden wilde Behauptungen und Phrasen. Fast jedes Kapitel beginnt und endet mit einem abgedroschenen Spruch. Verallgemeinerungen regieren. Keiner will mehr ein Auto, die Werbung ist tot, wir sind die Besten und Aufgeklärtesten und nichts kann uns blenden. Hin und wieder wird ein Fachbegriff wie das Riepelsche Gesetz eingeworfen, aber irgendwie weiß man nicht, was nun Fakt ist und was Fiktion – alias die subjektive Meinung eines Jungen. Das Schlimmste daran: Der arrogante Tonfall, der teilweise gegenüber den „Alten“ ins Beleidigende übergeht. Reißerische Gedanken für die finale Kritik bildeten sich in meinem Hinterkopf. Aber dann kam… okay, nicht alles anders, aber ein bisschen anders, als erwartet.

Der Hauptteil ist besser. Es ist etwas dran an dem, was Philipp Riederle zu sagen hat. Viele seiner Thesen bleiben naiv, zum Beispiel beharrt Riederle auf der Behauptung, dass klassische Werbung die Generation der Digital Natives nicht mehr beeinflussen könne. Sie dirigieren den Markt mit ihren „Likes“, dass der Markt sie immer noch mindestens genauso im Griff hat wie sie ihn, ignoriert Riederle. Womit er allerdings Recht hat, ist, dass es – vielleicht dank ihrer Generation, Onlinerezensionen und Social Media – einen Trend gibt, in Werbespots weniger zu verführen und mehr zu erzählen. Zu bewegen. Emotionales Storytelling.

Wer sind wir denn nun?

Ein paar Thesen, die Philipp Riederle aufstellt, sind also gar nicht so unangebracht, wie man aufgrund des Tonfalls zunächst annehmen mag. Aber jetzt zum Kern: Wer sind die Digital Natives denn nun eigentlich? Ich wartete vergeblich darauf, dass mir das im Hauptteil irgendwann explizit erklärt wird. Riederle spricht ständig von einem „Wir“, in dem ich mich als Digital Native inbegriffen fühle, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass es viel mehr darum geht, seiner Meinung zu sein, als nur mit Computer und Smartphone aufgewachsen zu sein – Letzteres ist meine Definition von „Digital Native“. „Es ist eine Frage der Haltung“, stellt Riederle an einem Punkt fest, und bleibt damit unglaublich vage. Gehöre ich jetzt eigentlich dazu? Eine Antwort darauf habe ich in seinem Buch nicht gefunden, da er tatsächlich an keiner Stelle eine klare Definition liefert.

Manche seiner Verallgemeinerungen bringen mich allerdings dazu, gar nicht unbedingt in dieses „Wir“ fallen zu wollen, genauso wenig wie ich glaube, dass der Großteil der Gleichaltrigen dort hinein passt.  „Wir“ brauchen nämlich zum Beispiel keine Statussymbole ergo Autos mehr, meint Riederle. Dass das neueste iPhone und das Retina MacBook genauso Statussymbole sind wie damals das erste Moped und die getunte Karre, entgeht dem jungen Superhirn komplett. Dabei spricht er ständig von iProdukten. Er verteidigt Smartphone und Co. irgendwann etwas lasch als „Mittel zum Zweck“. Na klar, aber da würde es doch auch ein 5 Jahre alter Dell Laptop und ein Huawei Smartphone tun, oder?! Nein, viele von „uns“ brauchen ihr erstes Statussymbol mit dem Apfel heutzutage schon im Alter von 10 Jahren. „Wir“ sind daher insgesamt  nicht halb so unabhängig, wie Herr Riederle tut. Es ist doch fraglich, ob der Großteil der Digital Natives sich wirklich immer genau über alle Produkte informiert, anstatt auch oftmals Trends zu folgen und einfach das Produkt der beliebtesten Marke zu kaufen.

Der Teufel sitzt bei Philipp Riederles Buch im Detail – oder im Fehlen dessen. Vieles könnte besser definiert sein, er hätte weniger verallgemeinern und stattdessen ein bisschen tiefer blicken sollen. Positiv anzumerken ist, dass einige gute Ideen präsentiert werden, die vielleicht an sich nicht total neu sind; dennoch war es schön, sie zusammengefasst und in verständlicher Sprache zu lesen.

Die Mentalität einer Generation – und ihre Aufgabe

Besonders die Veränderung von (Arbeits-)Zeit und Tagesablauf im Angesicht der Digitalisierung wird gut und ausführlich diskutiert, zwar gespickt mit subjektiver Meinung, aber das ist in Ordnung, so lange es nicht nur Behauptungen sind. Der wissenschaftliche Bezug wird deutlicher, auch die Struktur ist im Hauptteil etwas klarer. Riederle hat über alle wichtigen Aspekte des Lebens nachgedacht; Freizeit, Arbeit, Bildung, Partnersuche, Familie; und sich doch überraschend konstruktiv mit ihnen auseinandergesetzt. Zugegeben, er bietet für das meiste keine endgültige Lösung, aber das kann man auch nicht erwarten, da es sich um gesellschaftliche Diskussionen handelt, die seit Jahren zu keinem Schluss kommen. Was aber rüberkommt, ist Riederles Verständnis der Mentalität einer Generation. Sicher kann man nicht alle über einen Kamm scheren, aber das Bedürfnis nach Substanz und Authenzität, nach Selbstständigkeit und Freiheit beim Arbeiten, trifft die aktuelle Stimmung doch ganz gut.

Dass „wir“ nicht so unpolitisch sind, wie andere Generationen oft behaupten, vertritt Riederle ebenfalls recht überzeugend. Er verteidigt die Nutzung von Social Media auf eine angebrachte Weise, die die Klischees des sinnlosen „Chattens“ und der völligen Öffentlichkeit persönlicher Inhalte widerlegt – Klischees, die sich viele Digital Natives bis heute von Digital Immigrants anhören müssen, die Facebook vielleicht nie betreten haben. Denen möchte ich dieses Buch, oder zumindest ein paar Kapitel daraus, doch tatsächlich mal in die Hand drücken. „Wenn ihr mir schon nicht glaubt, dann glaubt doch dem Typen, der schon Daimler und McDonalds beraten hat“ (Aber passt auf, dass ihr ihm nicht alles glaubt).

 

Bilder: google bilder/Marc Weber (CC-BY-SA-3.0); flickr/frauleinschiller (CC BY-NC-ND 2.0)

Podcast: Nebraska

von Lena Bühler

Der Podcast:

Beitrag Nr. 9 fertig2

 

Der Film: Der Wert des Geldes

Dement und Alkoholiker – den alten Woody (Bruce Dern) nimmt niemand mehr für voll. Insbesondere, als er dem durch einen Werbeprospekt verursachten Irrglaube auferlegt ist, eine Million Dollar gewonnen zu haben. Doch sein sensibler und lange schon entfremdeter Sohn David (Will Forte) hat Mitleid und erklärt sich bereit, mit seinem Vater die 900 Meilen nach Nebraska zu fahren, um dort seinen vermeintlichen Gewinn abzuholen. Als sie Woodys provinziellem Heimatstädtchen einen unfreiwilligen Besuch abstatten, verbreitet sich die Nachricht der Million wie ein Lauffeuer und Woodys Verwandte und Freunde bemühen sich eifrig, ein Stück des Kuchens abzubekommen.

Regisseur Alexander Payne stammt selbst aus Omaha in Nebraska und siedelte bereits zahlreiche Handlungen seiner Werke in seinem Heimatstaat an – unter Anderem Election und den Oscarnominierten About Schmidt. Dass Payne ein Experte in Sachen Familienangelegenheiten ist, zeigt sich nicht nur in seinen Filmen sondern auch in der Besetzung – Laura Dern, die die Hauptrolle in seinem Debutfilm Baby Business übernahm, ist die Tochter des deutschstämmigen Bruce Dern, der in Nebraska den Woody verkörpert. Nebraska wurde ursprünglich auf Farbmaterial gedreht, erst später kam es zu dem Entschluss, den Film in schwarzweiß zu zeigen. Eine sehr gute Entscheidung, entwickelte sich das verwaschene schwarzweiß doch zu einer entscheidenden Charakteristik des Films.

 

Nebraska, USA 2013, 115 Min.

Regie: Alexander Payne

Drehbuch: Bob Nelson

Mit: Bruce Dern, Will Forte, June Squibb

 

© Copyright: Paramount Pictures Germany

Podcast: Weihnachtsspecial – Das Mädchen und der Künstler & Der Medicus

von Lena Bühler

 Der Podcast:

Beitrag Nr. 8 fertig2

 

Die Filme: Episches oder besinnliches fürs Weihnachtsfest?

Das Mädchen und der Künstler

Was für Salvador Dalí seine Gala war, ist für den 80-jährigen Franzosen Marc Cros (Jean Rochefort) die junge Katalanin Mercé (Aida Folch). Auf der Flucht vor Francos Truppen begegnet sie Cros Frau (Claudia Cardinale) und wird prompt engagiert, dem Bildhauer Modell zu stehen. Doch erst langsam beginnt sich der brummige Alte für das unerfahrene Mädchen zu erwärmen. Die Suche nach einer Muse, die dem subjektiven Empfinden des Künstlers von Perfektion und Schönheit entspricht, ist vermutlich so alt wie die Kunst selbst. Das Mädchen und der Künstler zeigt einfühlsam, dass es gut ein ganzes Leben dauern kann, bis diese Suche beendet ist. Regisseur Fernando Trueba gewann übrigens 1994 mit Belle Epoque den Oscar als bester fremdsprachiger Film und verhalf so Schauspielerin Penélope Cruz zum internationalen Durchbruch.

El artista y la modelo, Spanien 2012, 105 Min.

Regie: Fernando Trueba

Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Fernando Trueba

Mit: Jean Rochefort, Aida Folch, Claudia Cardinale, Chus Lampreave, Götz Otto

 

Der Medicus

England im 11. Jahrhundert. In einer Zeit, in welcher der ferne Orient wissenschaftlich viel fortgeschrittener ist als das Abendland, fühlt sich der junge Rob Cole (Tom Payne) zum Heiler berufen. Also macht er sich auf den langen und gefährlichen Weg nach Persien, um bei dem großen Medicus Ibn Sina (Ben Kingsley) zu studieren. Dort erwarten ihn religiöse Machtkämpfe, heimliche Liebe und die Pest. In den USA, der Heimat des Autors Noah Gordon, hatte der historische Roman keinen Erfolg. In Deutschland dagegen fand Der Medicus über 6 Millionen begeisterte Leser. Vielleicht wurde mit Philipp Stölz deshalb ein Deutscher als Regisseur beauftragt?

The Physician, USA/Deutschland, 155 Min.

Regie: Philipp Stölzl

Drehbuch:  Jan Berger

Mit: Tom Payne, Ben Kingsley, Stellan Skarsgård, Emma Rigby, Elyas M’Barek

 

 

Copyright© Camino / Universal Pictures Germany

Podcast: Review – „The Bling Ring“ & „Kick-Ass 2“

von Lena Bühler

 Der Podcast:

Beitrag Nr. 7 fertig

 

Die Filme:

The Bling Ring

Für die Teenager Rebecca, Nicky und Marc gibt es nichts schöneres, als sich den Stars so nahe wie möglich zu fühlen. Umso besser als sie herausfinden, dass es meist gar nicht so schwer ist in ihre Häuser einzudringen und bei dem ganzen Kram fällt es auch kaum auf, wenn mal eine Chanel-Tasche oder etwas Bares fehlt. Doch die Jugendlichen fürchten keine Konsequenzen und werden schnell unvorsichtig – da hilft auch die schönste Unschuldsmine nicht mehr. Emma Watson soll sich auf ihre Rolle der High-Society Göre Nicky durch exzessives Reality-TV schauen vorbereitet haben. Kein Wunder dass die reichen Kids gerne mal an MTV-Trash wie My Super Sweet Sixteen erinnern.

The Bling Ring, USA 2013,

Regie & Drehbuch: Sofia Coppola

Mit: Katie Chang, Israel Broussard, Emma Watson

 

Kick-Ass 2

Unter der Flut an Comicbuchverfilmungen in letzter Zeit sticht Kick-Ass 2 ganz besonders heraus. Denn die Superhelden der blutigen Actionkomödie sind eigentlich ganz normale Menschen, die gemeinsam ihre Stadt etwas besser machen wollen und den Zorn eines reichen rachsüchtigen Bengels auf sich ziehen. Einzig Hit-Girl Mindy (Chloë Grace Moretz), die in Teil 1 noch an der Seite ihres Vaters Big Daddy (Nicholas Cage) kämpfte, genoss eine umfangreiche kämpferische Ausbildung. Herausgegeben wurde die Comic-Miniserie von Icon Comics, dem Independent-Imprint von Marvel-Comics. Ulknudel Jim Carrey als Colonel Stars and Stripes improvisierte übrigens ab und zu am Set. Das Zitat „Ja, da hängt dir ’n Hund am Sack“, nachdem Colonel Stars and Stripes seinen abgerichteten Helfer Eisenhower auf einen Mädchenhändler hetzt, stand so zumindest nicht im Drehbuch.

Kick-Ass 2, USA/GB 2012, 103 Min.

Regie & Drehbuch: Jeff Wadlow

Mit: Aaron Taylor-Johnson, Christopher Mintz-Plasse, Chloë Grace Moretz

 

Copyright© Tobis / Universal Pictures Germany

Podcast: Workers

von Lena Bühler

Der Podcast:

Beitrag Nr. 6 fertig

 

Der Film: Die stille Revolution

Wie wäre es wohl, Tag und Nacht einer Hündin zu Diensten zu sein, die in einem schöneren Bett schläft und besseres Essen bekommt als man selbst? Oder dem Versprechen einer US-Staatsbürgerschaft folgend Kriegsdienst in Vietnam zu leisten und dann doch als Illegaler nach Mexiko abgeschoben zu werden. Wo man 30 Jahre bei Mindestlöhnen im Elektronikkonzern Philips arbeitet und die Rente verweigert bekommt? Das wäre in erster Linie hochgradig ungerecht. Für Lidia und Rafael, die in Tijuana arbeiten, ist es aber Realität. Höchste Zeit also, nach Jahren der Genügsamkeit im Verborgenen ein wenig Rache zu üben. Ob man nun mit einer Hupe der Hündin den Schlaf raubt oder im Supermarkt das Regal für Philips-Glühbirnen mit Konkurrenzprodukten verdeckt – Lidia und Rafael sind kreativ wenn es darum geht, sich für jahrelange Entbehrungen zu revanchieren.

Trotz des sensiblen Themas besticht Workers hauptsächlich mit feinem Humor und einem Händchen für Situationskomik. Koproduziert wurde die schwarze Tragikomödie übrigens von Paulo de Carvalho, der gerade den Tübingern als Leiter des jährlich stattfindenden Filmfestivals CineLatino bekannt sein wird. Fast schon eine logische Konsequenz, dass die humorvoll-poetische Studie der Ausbeutung ab dem 12. Dezember täglich um 18 Uhr im Tübinger Kino Museum gezeigt wird.

 

Workers, Mexiko/Deutschland 2013, 122 Min.

Regie & Drehbuch: José Luis Valle

Mit: Jesús Padilla, Susana Salazar, Bárbara Perrín Rivemar, Sergio Limón, Vera Talaia

 

 

 

Fotos: © Copyright José Luis Valle

„Wir stoßen da in eine Lücke“

von Alexander Karl

Im März dieses Jahres fing alles an: Da gingen die Eimsbütteler Nachrichten online. Nicht ganz Hamburg, sondern speziell der Bezirk Eimsbüttel steht im Zentrum des hyperlokalen Projekts – circa 250.000 Einwohner leben in Eimsbüttel und sind damit eine eigene Großstadt in der Hansestadt. Von Beginn an Teil des hyperlokalen Projekts ist Ada von der Decken, Jahrgang 1984. Nach ihrem Volontariat arbeitet sie nun als freie Journalistin, u. a. für die NDR-Formate ZAPP und plietsch.  – und eben auch als Chefredakteurin der Eimsbütteler Nachrichten.

Im Gespräch mit media-bubble.de spricht sie über Lokaljournalismus, die Akzeptanz von Online-Projekten und die Bedeutung von Social Media.

Ada, Hamburg hat mit dem Hamburger Abendblatt und der Hamburger Morgenpost zwei große Tageszeitungen, 2014 will auch noch die Wochenzeitung Die Zeit einen Hamburger Lokalteil bringen. Wofür braucht es da die Eimsbütteler Nachrichten?

Es gibt jede Menge Kollegen, die über Eimsbüttel schreiben, das stimmt. Aber der Bezirk Eimsbüttel hat über 250.000 Einwohner, gleichzeitig ist der Platz in den Tageszeitungen begrenzt, da es noch mehr über Hamburg und die Welt zu berichten gibt. Aber eine Stadt in der Größe des Bezirks Eimsbüttel hätte sicherlich eine eigene Zeitung. Deshalb gibt es uns.

Was gibt es denn im Hyperlokalen so Spannendes zu berichten?

Alles, was es im Großen gibt, gibt es auch im Lokalen oder Hyperlokalen. Es mangelt hier nicht an Themen, auch nicht an harten Themen. Wir haben aber genauso eine Kolumne über den Tierpark Hagenbeck, da geht es dann auch mal um Halloween im Affenkäfig. Dass ein bisschen Lokalkolorit dazugehört, finde ich absolut schön und sehe es als Bereicherung.

Kürzlich gab Ismaningen Online, ein ähnlich hyperlokales Projekt aus Bayern, kurz vor seinem zweijährigen Bestehen bekannt, gescheitert zu sein. Als ein Grund wird die fehlende Relevanz genannt, durch die keine Anzeigenkunden gefunden werden konnten. Können sich neue Online-Projekte überhaupt gegen etablierte Medien behaupten?

Das war bei uns nie ein Thema. Wir haben uns ganz selbstverständlich als Eimsbütteler Nachrichten vorgestellt, am Anfang noch hinzugefügt, dass wir neu sind. Aber wir wurden immer sofort für voll genommen. Wir stoßen da in eine Lücke. Und das wird beispielsweise von den hier ansässigen Vereinen als sehr positiv empfunden.

„Der lokale Bezug muss da sein.“

Und dabei habt ihr ein breites Spektrum, über das ihr berichtet: Von Hagenbecks Tierpark, über Fußball bis hin zu Politik ist alles dabei.

Ja, aktuell gibt es auch fast jeden Tag einen neuen Artikel – womit wir nach so kurzer Zeit selbst nicht gerechnet hätten. Wir hatten im November etwa 30.000 Seitenaufrufe und würden unser thematisches Spektrum gerne noch erweitern, um etwa über weitere Sportarten berichten zu können. Aber: Der lokale Bezug muss da sein.

Es gibt in Hamburger ja noch weitere hyperlokale Projekte, die sich mit einem Bereich in der Großstadt beschäftigen.

Genau: Mittendrin beschäftigt sich mit Hamburg-Mitte, Wilhelmsburg Online mit der Elbinsel und Elbmelancholie versteht sich eher als Blog und Magazin für Hamburg. Wir haben aber einen gemeinsamen Stammtisch und tauschen uns aus. Wir sind vor allem durch den lokalen Bezug voneinander abgegrenzt, aber kooperieren miteinander.

Aber werdet ihr als Eimsbütteler Nachrichten von Politik und Presseabteilungen von Unternehmen als Online-Projekt überhaupt ernst genommen?

Ja, ich glaube spätestens seit unserer Podiumsdiskussion vor der Bundestagswahl, an der sieben Direktkandidaten unseres Wahlkreises teilgenommen haben. Vielleicht liegt es an unserem Namen – als ‚Eimsbüttel Online‘ wäre es vielleicht schwieriger. Hinzu kommt: Wir arbeiten sorgfältig, das merken sich die Leute.

Siehst du trotzdem Vorteile in einem zusätzlichen Printteil oder wollt ihr ausschließlich online bleiben?

Wir planen derzeit auch eine Printauskopplung um uns bekannter zu machen – auch weil mache sagen: Ihr seid gar keine richtige Zeitung, ihr seid ja nur online (lacht). Online können wir aber all das machen, was wir in der Zeitung nicht könnten: Etwa Videos und Audios einbinden oder verlinken. Wir sehen das als große Spielwiese. Für uns ist da aber wichtig, dass der Medieneinsatz zum Thema passt. Aber der Printteil ist von uns eher als Offline-Werbung gedacht.

„Die Teilbarkeit für Social Media ist wichtig.“

Wenn du die Offline-Werbung ansprichst: Wie sieht es denn mit der Aufmerksamkeit online aus? Wie wichtig ist der Einsatz von Social Media für euch?

Social Media sind für uns als Online-Medium wichtig, klar. Wir haben mittlerweile über 700 Facebook-Fans und veranstalten im Web auch Balkon- und Fotowettbewerbe. Die Teilbarkeit für Social Media ist wichtig, gerade auch bei Artikeln mit einem Service-Charakter. Diese werden zudem gut aufgerufen.

Wenn die Einnahmen nicht durch eine Print-Ausgabe kommen: Wie finanziert ihr euch?

Wir haben Partnerprogramme und orientieren uns damit an anderen Stadteilzeitungen. Lokale Geschäfte können sich bei uns vorstellen, das ist dann als Anzeige markiert. Die Partner wissen aber, dass wir Redaktionelles und Werbung strikt trennen, die Werbetexte werden auch nicht von der Redaktion geschrieben. Für die Anzeigenkunden ist jedoch der Vorteil, dass sie sehr zielgruppenspezifisch in einer hyperlokalen Umgebung werben können.

 

Foto: Özgür Uludag