Little bliss – eine App mit der Garantie zur Glückseligkeit
von Sandra Fuhrmann
Sie wollten sich selbst eine Herausforderung setzten. Ein ungewöhnlicher Plan für eine Abschlussarbeit, bei der sich die meisten Studenten vermutlich nicht zu weit aus bereits bekanntem Terrain hinauswagen wollen. Bei Janine Junge und Maria Maute ging der Plan auf: Die Masterabsolventinnen im Fach Medienwissenschaft der Uni Tübingen haben in Eigenregie eine App entwickelt, die heute sowohl für iOS als auch für Android-Geräte kostenlos im Store verfügbar ist.
Schokolade für die Seele
Little bliss (kleine Glückseligkeit) ist der Name der App. Funktionieren soll sie quasi, wie Schokolade im Handyformat. Drei Kategorien bieten dem User die Möglichkeit, entweder etwas Gutes für sich selbst, für seine Mitmenschen oder für die Umwelt zu tun. „Wir wollten keine reine Informations-App herstellen“, sagt Janine. „Wir wollten etwas machen, das den Menschen Freude macht.“ Dafür haben sich die beiden Studentinnen über 80 kleine Wohltaten einfallen lassen, die der User über die drei Kategorien finden kann. Wie wäre es zum Beispiel damit, einen Freund mit einem leckeren Essen zu überraschen? Zusätzlich zu diesem Tipp, bietet die App auch gleich einen Rezeptvorschlag an. Freude bereitet schon die Benutzung, denn jeder Vorschlag ist mit Bildern und Sprüchen ansprechend illustriert. Darin sehen Janine und Maria einen wichtigen Vorsprung, den little bliss gegenüber vielen anderen Ratgeber-Apps hat.
Von der Idee zur fertigen App
Die Idee für little bliss entstand in einem Eiscafé bereits im Sommer des vergangenen Jahres. Privat hatten sich Janine und Maria schon davor angeeignet, Websites zu programmieren. Eine App allerdings sollte noch einmal eine ganz neue Herausforderung darstellen. „Witzigerweise haben wir etwas gemacht, das wir im Studium so nicht gelernt haben“, sagt Janine. Nach der Idee kamen die ersten Skizzen. Wie sollte die App aussehen? Wie sollte sie funktionieren? Welche Inhalte sollten hineingepackt werden? Als nächstes ging es darum, die Inhalte konkret auszuarbeiten. Eine Liste der Wohltaten wurde erstellt und Bilder wurden im Internet gesucht und anschließend bearbeitet. Bevor es dann tatsächlich richtig zur Sache ging, nämlich an die Programmierung, mussten die Medienwissenschaftlerinnen genau überlegen, wie die App funktionieren sollte. Welche Buttons sollte es geben? Wie konnte man zu einem Inhalt und wieder zurückkommen? Wie sollte die Seite mit dem User interagieren? Erst im Laufe dieses Arbeitsprozesses merkten die beiden, wie viele Funktionen sie bei ihren ersten Überlegungen übersehen hatten, die nötig waren, um die App benutzerfreundlich zu machen.
Janine und Maria kannten vor ihrem Masterprojekt zwei Programmiersprachen. Vier brauchten sie, um die App umsetzten zu können. Ein Bekannter konnte ihnen zwar ein paar Tipps geben und bei der Fehlersuche helfen, die tatsächliche Arbeit aber haben Janine und Maria allein gemacht. Die erste Version programmierten sie nur für das mobile Betriebssystem iOS der Firma Apple. Bevor die App aber im Store zugelassen wurde, mussten die beiden einen aufwendigen Anmeldungsprozess als Developer für Apple hinter sich bringen. Nach der Einreichung wurde little bliss dann von Apple auf Funktion, Inhalt und Relevanz geprüft. Der Worst Case in solchen Fällen ist eine Fehlermeldung von Apple. Die App muss danach erneut überarbeitet werden „Davor hatten wir schon Angst“, gibt Janine zu. „Wenn etwa ein Layoutfehler das Problem gewesen wäre, dann hätten wir das hinbekommen, aber wenn es einfach geheißen hätte, dass der Code falsch ist, wäre es schwierig geworden, den Fehler zu finden.“ Doch die beiden hatten Glück. Little bliss wurde von Apple auf Anhieb akzeptiert. Seit Mitte Januar 2014 ist die App im App-Store von Apple erhältlich.
Eine zweite Version muss her!
Manche von Janines und Marias Bekannten allerdings waren enttäuscht. Auf ihren Android-Smartphones konnten sie die neue App nicht ausprobieren. Schnell war klar: Eine zweite Version musste her! „Bei Android ist das Problem, dass es so viele verschiedene Geräte nutzen, die zum Beispiel unterschiedliche Auflösungen haben. Da eine App zu machen, die auf allen funktioniert, ist schwierig“, sagt Maria. Trotzdem haben die beiden auch dieses Hindernis inzwischen überwunden. Seit dem 14. Februar dürfen auch Android-User mit Hilfe der App sich und der Welt Gutes tun.
Endphase Vermarktung
Im Moment sind die Absolventinnen in der Abschlussphase des Projekts, nämlich seiner Vermarktung. Durch Social Media, in diversen Internet-Foren und über Artikel zur App versuchen sie nun, little bliss bekannter zu machen. Ganz ohne Probleme läuft das vor allem in den Foren nicht immer ab. „Wir sind nicht mehr bei allen drin“, erzählt Janine. „Bei ein paar haben sie uns wieder rausgekickt. Auch unser Wikipedia-Artikel wurde wieder gelöscht“. Trotzdem sind die beiden begeistert über die steigende Zahl der Downloads. Weit über 200 sind es inzwischen und jeden Tag kommen etwa zehn Stück dazu. Sogar in Österreich, der Schweiz, den USA und China wurde little bliss schon heruntergeladen.
Sag, was kostet das Glück?
Finanziell gesehen, war die Masterarbeit für die beiden nicht ganz günstig. „Wir haben schon viel Geld reingesteckt“, berichtet Maria. „Bei Apple und Google muss man fortlaufend jährlich zahlen, wenn man die App in den Store stellen will. Außerdem haben wir die meisten Bilder im Internet gekauft.“ Für den User ist die App momentan komplett kostenlos. „Wir haben lange überlegt, ob die App etwas kosten soll. Wir haben uns dann dagegen entschieden, weil es ja eigentlich etwas Schönes für die Leute sein soll, mit dem sie etwas Gutes tun können. Dafür sollen sie nicht zahlen müssen“, sagt Janine. Allerdings überlegen die Studentinnen derzeit, zusätzliche Wohltaten hinzuzufügen, für die der User dann zahlen muss, um sie ebenfalls abrufen zu können. Technisch wäre das kein Problem. „Wenn der User die App neu öffnet, sind auch die neuen Wohltaten gleich da, weil man diese beim Öffnen der App nicht mit herunterlädt“, erklärt Maria. Ob die beiden ihre Ausgaben damit ausgleichen können, wissen sie zwar nicht. Als Arbeitsprobe für Bewerbungen und zur Erweiterung des eignen Know-Hows hat sich das Projekt für Janine und Maria aber auf jeden Fall gelohnt. Da bleibt also nur noch, auch den beiden möglichst viel Glück zu wünschen– am besten natürlich selbst programmiert.
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