Schlagwortarchiv für: Kino
Through the Lens of the Gendered Gaze – ‚Male‘ und ‚Female Gaze‘ in der Filmkunst
/in Archiv, Medienkritik, Neueste Beiträge/von Jonas DrewsZwischen Sexualisierung, Stereotypen und fehlender Repräsentation – Die Frau im „Superhero“-Genre
/in Archiv, Medienkritik, Neueste Beiträge/von Jonas DrewsRezensionen und Eindrücke der Französischen Filmtage
/in Archiv, Medienpraxis, Neueste Beiträge/von Tanja MillerDer spezielle Fokus der Französischen Filmtage hat sich auf afrikanische Produktionen etabliert. Filme aus dem Sudan, Algerien sowie aus Westafrika haben zu Mitfiebern aber auch zum Nachdenken über die teilweise kritischen Verhältnisse des Kontinents eingeladen. Einer dieser Filme war „Talking About trees“ aus dem Sudan.
CINELATINO – Wo, wenn nicht im Schwabenland?
/in Archiv, Medienpraxis/von RedaktionVon Valerie Heck
Bei der Eröffnung des CINELATINO 2016 am 13. April begrüßten nicht nur die Festivalleitung, bestehend aus Paulo de Carvalho, Kathrin Frenz und Pola Hahn, die zahlreichen Besucher, sondern auch der mexikanische Konsul Dr. Horacio Aarón Saavedra Archundia. Er erzählte, dass er vom Präsidenten Enrique Peña Nieto bei dessen Staatsbesuch in Hamburg den Auftrag bekommen habe, einen Ort zu finden, wo die mexikanisch-deutsche Beziehung gestärkt werden konnte. Wo, wenn nicht im Schwabenland war die Antwort von Dr. Saavedra Archundia und so besuchte er das nun schon zum 23. Mal als CineLatino und zum 13. Mal als CineEspañol stattfindende Festival in Tübingen.
Mexiko zu Gast in Tübingen
Und tatsächlich stellte sich das Festival, das neben Tübingen auch in Stuttgart, Freiburg und Rottenburg zahlreiche Besucher anlockte, als sehr guter Ort für die Entwicklung einer Freundschaft zwischen der deutschen und der mexikanischen Kultur heraus, denn in diesem Jahr bildete Mexiko den Länderschwerpunkt. Nachdem bereits das dritte Mal in Folge der mexikanische Regisseur Alejandro G. Iñarritu einen Oscar gewann, wurde es Zeit, dass in Deutschland auch andere mexikanische Filmtalente in den Fokus rückten. Einer von ihnen ist der Regisseur Fernando Eimbcke, der mit seinem Film „Club sándwich“ das Festival besuchte und die Sources of Inspiration Lecture im Rahmen des Sources 2 Script Development Workshops hielt. Auch Cutter Omar Guzmán Castro alias Julia Pastrana kam extra aus Mexiko zu Besuch, um den Film „Navajazo“ vorzustellen. Dieser handelt von Prostituierten, Drogendealern und einem Pornofilmregisseur, die an der Grenze zu den USA ums Überleben kämpfen. Das Besondere an dem Film: Er zeigt das echte Leben von Menschen in Tijuana zwischen Obdachlosigkeit, Drogenabhängigkeit und Sexualität – schonungslos und brutal. Ein weiterer mexikanischer Film füllte nicht zuletzt wegen der Anwesenheit der Regisseurin Tatiana Huezo den Tübinger Kinosaal am Dienstagabend, den 19.04. In „Tempestad“ wird in beeindruckenden Bildern das Schicksal der „Pagadores“, die unschuldig des Menschenhandels beschuldigt wurden, beleuchtet.
Von Spanien bis Ecuador
Das diesjährige Festival zeichnete sich neben einem herausragendem Rahmenprogramm mit Open Festival Space in der Tübinger Innenstadt, einer Hommage an Frida Kahlo im Club Voltaire und der Vernissage zur Ausstellung „Streetart Colombia“ im Blauen Salon vor allen Dingen durch seine zahlreichen Gäste aus. Neben den bereits erwähnten mexikanischen Filmemachern waren zehn weitere Regisseure, Cutter, Produzenten und Experten aus dem spanischsprachigen Raum von Madrid bis Ecuador zu Besuch und bereicherten das Festival mit interessanten Publikumsgesprächen und guter Stimmung
Aus Spanien war unter anderem Regisseur Zoe Berriatúa mit dem Film „Los heróes del mal“ zu Gast. Beim Publikumsgespräch im Anschluss an die Filmvorführung ließ es sich der Spanier nicht nehmen, die spanische Filmförderung, die mit Bestechungen Zensur betreibe, zu kritisieren. Laut Berriatúa werden dort nur Filme unterstützt, die positiv ausgehen – eine Vorgabe, die er mit seinen Filmen nicht einhalten mag. Doch mit Álex de la Iglesia als Produzenten am Bord konnte er, nachdem er zehn Jahre am Drehbuch saß und kein Geld bekam, den Film doch noch verwirklichen. Ergebnis ist ein Film, der zum Nachdenken über den Ursprung von Gewalt anregt. Vom Sohn des Oscarpreisträgers Fernando Trueba wurde der Film „Los exiliados románticos“ gezeigt. Fast ohne Drehbuch gedreht, zeigt er besonders authentisch und realitätsnah, wie sich drei Freunde mit einem Bulli von Madrid auf den Weg nach Paris machen und dabei die ein oder andere romantische Begegnung haben. Der Festivalgast Ángel Santos stellte sein Werk „Las altas presiones“ vor – ein Film über verpasste Chancen und die lähmende Angst, vermeintlich falsche Schritte zu tun.
Beendet wurde das Festival am Mittwochabend, 20.04., mit dem spanischen Film „El apóstata“ von Federico Veiroj. Hauptdarsteller und Drehbuchautor Álvaro Ogalla war anwesend, um von den Dreharbeiten des Films, der sich um den Atheisten Gonzalo dreht, der mit Mitte dreißig noch keine großen Erfolge in seinem Leben verbuchen kann und beschließt mit dem Austritt aus der katholischen Kirche etwas zu ändern, zu berichten. Ein angemessener Abschluss für eine solch erfolgreiche und aufschlussreiche Festivalwoche.
Fotos: Alexander Gonschior
Filmtipp: Das Tagebuch der Anne Frank
/in Archiv/von RedaktionVon Maya Morlock
Hans Steinbichler (Regie) und Fred Breinersdorfer (Drehbuch) wagen sich an eine deutsche Verfilmung des Tagebuchs von der Jüdin Anne Frank. Durch die Veröffentlichung ihres Tagebuchs nach dem Krieg durch ihren Vater Otto (im Original: „Het Achterhuis“ – zu Deutsch „Das Hinterhaus“) wird Anne zu einem Symbol der Opfer des Holocausts. Die eindrucksvolle Geschichte der wohl berühmtesten Zeitzeugin erstaunt auch noch im Jahre 2015. Ab dem 3. März ist die hervorragende deutsche Produktion im Kino zu bewundern.
Samstag, 15. Juli 1944
„Das ist das Schwierige in dieser Zeit: Ideale, Träume, schöne Erwartungen kommen nicht auf, oder sie werden von der grauenhaften Wirklichkeit getroffen und vollständig zerstört. Es ist ein Wunder, dass ich nicht alle Erwartungen aufgegeben habe, denn sie scheinen absurd und unausführbar. Trotzdem halte ich an ihnen fest, trotz allem, weil ich noch immer an das Gute im Menschen glaube.
Es ist mir nun mal unmöglich, alles auf der Basis von Tod, Elend und Verwirrung aufzubauen. Ich sehe, wie die Welt langsam immer mehr in eine Wüste verwandelt wird, ich höre den anrollenden Donner immer lauter, der auch uns töten wird, ich fühle das Leid von Millionen Menschen mit. Und doch, wenn ich zum Himmel schaue, denke ich, dass sich alles wieder zum Guten wenden wird, dass auch diese Härte aufhören wird, dass wieder Ruhe und Frieden in die Weltordnung kommen werden.
Inzwischen muss ich meine Vorstellungen hochhalten, in den Zeiten, die kommen, sind die vielleicht doch noch auszuführen!“, schrieb Anne Frank 20 Tage bevor sie und die anderen Bewohner des Hinterhauses verraten und verhaftet wurden. Ende Februar/Anfang März 1945 stirbt sie an einer Krankheit im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Das Hinterhaus
Die jüdische Familie flieht von Frankfurt nach Amsterdam, um dem Nationalsozialismus zu entkommen. Die jüngste Tochter Annelise Marie, genannt „Anne“, (Lea Van Acken) bekommt zu ihrem 13. Geburtstag ein Notizbuch geschenkt, welches sie in den folgenden zwei Jahren als Tagebuch nutzt. Denn nur kurz nach ihrem Ehrentag bricht auch in den Niederlanden Alarmstufe rot für alle Juden aus – es heißt fliehen oder einen sicheren Unterschlupf finden. Annes vorausschauender Vater (Ulrich Noethen) hat schon vor Wochen damit begonnen eine etwa 50 Quadratmeter große Wohnung in der Prinsengracht 263 (Haus seiner Firma) zu möblieren und den Eingang hinter einem großen Bücherregal zu verstecken. Dort leben die Franks (Anne, ihre große Schwester Margot, die Mutter Edith und der Vater Otto) mit einer weiteren jüdischen Familie (Peter, Petronella und Hans Van Daan) und dem einsamen Doktor Fritz Pfeffer über zwei Jahre auf engstem Raum. Die Wohnung dürfen sie nicht verlassen und die Fenster müssen stets geschlossen bleiben. Zwischen Bombenangriffen und misstrauischen Arbeitern, die hin und wieder meinen Geräusche gehört zu haben, leben die Bewohner des Hinterhauses in ständiger Angst. Doch auch ein Alltagsleben mit Streit, Trauer, Liebe und der großen Hoffnung auf das Kriegsende sind ständige Wegbegleiter.
Kitty – die beste Freundin
In dieser Zeit ist das Tagebuch Annes beste Freundin. Das eher in sich gekehrte Mädchen personifiziert es und fängt an Briefe an die „neue beste Freundin und engste Vertraute“ Kitty zu schreiben, in denen sie sich völlig öffnen kann. Dem Tagebuch (Kitty) vertraut sie ihre intimsten Gedanken, ihre scharfsinnigen Beobachtungen der Hausbewohner, ihre erschütterte Beziehung zu ihrer Mutter und ihre Träume für die Zukunft an. Schriftstellerin möchte sie werden – eine berühmte Schriftstellerin!
Unvergänglich – unvergessen
Dieser Film erzählt nichts Neues – das muss er aber auch nicht! Es gibt Lieder und Geschichten, die unvergänglich sind, die den Nerv der Zeit immer zu treffen scheinen. Die Persönlichkeit der Anne Frank, die durch die historische Überlieferung ihres Tagebuches weiterlebt, ist wohl ein Paradebeispiel. Auch wenn speziell diese Geschichte nicht neu ist, so spiegelt sie den allgegenwärtigen Fremdenhass wieder, der sich derzeit auch in unserer Generation verbreitet. Nun mag wohl so mancher genervt die Augenbrauchen Richtung decke ziehen und laut stöhnen: „Schön, ein weiterer Film, bei dem alle Welt mit erhobenem Finger auf den bösen, bösen Deutschen zeigt, so langsam ist aber auch mal gut! Diesen Zweiflern sei zu sagen, dass es dieser Film durch eine authentische Art schafft, ganz nah am Geschehen und an der Gedankenwelt der Anne Frank zu sein. Diese ist, wohl gemerkt trotz der Verbrechen der Nazis nicht voll mit Hass. Diese zwei Stunden sollen nicht verurteilen, vielmehr ist man daran interessiert das Leben im Hinterhaus zu rekonstruieren, den Zuschauer nah an der Situation, aber auch am klugen Geist eines jungen Mädchens, sein zu lassen. Die nachgebildete Wohnung samt der ganzen Utensilien aus dieser Zeit, die enge Anlehnung an die Buchvorlage, die Kleidung und Maske der Schauspieler und die überwältigend passende Musik tragen dazu bei, dass dieses Ziel geglückt ist.
Lea Van Acken
Merkt euch diesen Namen! – Lea Van Acken! Zunächst etwas verwirrt erkennt man nicht allzu viele Ähnlichkeiten zwischen ihr und der wahrhaftigen Anne Frank. Doch zu einem Großteil ist es ihre schauspielerische Darbietung, die diesem Film einen neuen Glanz verleiht. Die Wandlung vom unbeschwerten Kind, bis hin zu einer jungen Frau, die durch das tagtägliche Leid viel zu schnell erwachsen werden musste, bekommt Van Acken vortrefflich hin. Wenn sie lacht, so scheint sie tatsächlich unbeschwert, und wenn sie weint, dann kullern echt Tränen. Eine kindliche Stimme aus dem Off, die Tagbucheinträge vorliest, die tiefsinnig und voller Lebenserfahrung sind. Zeilen voller Beobachtungen aus ihrem mittlerweile kleinen Umfeld und Worte der Hoffnung. Und zuletzt ein markdurchdringender Blick des Gebrochen-Seins – die Gewissheit verloren zu haben. Zutiefst beeindruckt von der Leistung der gerade erst 16-jährigen Jungschauspielerin ziehe ich meinen Hut vor Lea Van Acken!
Fazit
Ohne Ausnahme ist dieser Film ein Muss. Fröhlichkeit, Anspruch, beste szenische Techniken, Ernsthaftigkeit. Ein Stoff, der einen ein paar Tage nicht mehr loslässt, da man der Anne Frank näher ist als zuvor. Ein imposantes Werk, das die Balance zwischen der Bewunderung und Wut über den Nationalsozialismus hält. Das tragische Ende ist nicht zu leugnen und ihr Gedenken macht die Verbrechen der Massenvernichtung keineswegs besser – es ist eine warnende Instanz, sowie das Festhalten an etwas Gutes. Nach dem Motto: „Es ist schön, eine solch kluges und tapferes Mädchen gekannt zu haben“.
„Trotzdem halte ich an ihnen fest, trotz allem, weil ich noch immer an das Gute im Menschen glaube“, schrieb Anne kurz vor ihrer Verhaftung. Wenn eine junge Frau, der so viel Leid angetan wurde das kann, so sollte so manch anderer tief in sich gehen und darüber nachdenken, ob er das nicht auch kann!
Fotos: © 2015 Zeitsprung Pictures, AVE & Universal Pictures Productions
Kino – „Film muss man in einem großen Saal sehen“
/in Archiv/von Redaktionvon Ricarda Dietrich
„Film muss man in einem großen Saal sehen“
(Georgio Armani)
„Lebende Fotografie“
Seit der Film erfunden wurde, gibt es natürlich auch Orte, an denen er abgespielt wird. Dies ist selbstverständlich, denn, wie wohl allseits bekannt sein sollte, konnte man Film nicht von Anfang an Zuhause im eigenen Wohnzimmer oder gar auf einem mobilen Gerät abspielen. Während in Amerika von Beginn an die so genannten „Nickelodeons“ gebaut und betrieben wurden, wurden in Deutschland zunächst Gasthäuser und Hotels als Vorführungsstätten für Filme genutzt. Außerdem nahmen sogenannte Schaubuden, die allerlei Kurioses zur Unterhaltung der Bevölkerung zeigten, die Neuheit „bewegtes Bild“ in ihr Repertoire auf. Auf dem Land wurden Filme in Wanderkinos gezeigt, die mit dem Equipment von Stadt zu Stadt zogen. Nach und nach wurden dann die ersten Gebäude eröffnet, deren reine Bestimmung es war, Filme zu zeigen. Da die Filme damals maximal 20 Minuten lang waren, bestand das Kinoprogramm, was man für eine Eintrittskarte bekam, aus mehreren kurzen Filmen. Fester Bestandteil neben dem „Hauptfilm“ waren dabei die Wochenschauen, die die Besucher über aktuelle Geschehnisse in der Welt informierten, ein Vorgänger von aktuellen Nachrichtensendungen also. Durch den Wachstum der Filmproduktion, die entstehende Genrevielfalt und die wachsende Zahl an bekannten Schauspielern wurden auch die Kinos immer größer und verbreiteten sich über das ganze Land bis auch die kleineren Städte über ein Kino verfügten. So gab es am Ende des Jahres 1927 4300 Kinos in Deutschland.
Konkurrenz Fernsehen
Für die Menschen der damaligen Zeit war das Kino eine willkommene Alternative zu den klassischen Bühnenkünsten wie Oper, Theater oder Ballett. Gerade in den Anfangsjahrzehnten des Films von 1905 an überzeugten die stetigen Neuerungen und somit die ungewohnten Erfahrungen die Bürger regelmäßig ins Kino zu gehen. Als es in den 50er Jahren möglich wurde, auch Zuhause über den Fernseher bewegtes Bild anzuschauen, fand sich das Kino bald in einer tiefen Krise wieder. In den darauffolgenden Jahrzehnten schloss ein Kino nach dem nächsten, bis es im Jahr 2014 nur noch 1630 Kinos in Deutschland gab. Zwar hat die Kino-Branche durch neue Techniken wie 3D und Breitbandbild sowie soundtechnische Neuerungen seit den 90er Jahren noch einmal etwas Aufschwung erfahren, aber dennoch ist es lange nicht mehr so wichtig, wie es in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts noch war.
Warum gehen wir heute noch ins Kino?
Flachbildfernseher mit 60 Zoll ermöglichen ein Sehen in hoher Auflösung und einer Größe, die ihm Verhältnis zum durchschnittlichen Wohnzimmer vermutlich schon an eine Kino-Erfahrung heranreichen. Außerdem können wir Zuhause den Film stoppen, wann immer wir mögen und es kann kein zwei Meter großer Mensch vor uns sitzen, der die Sicht versperrt. Warum also noch den Weg zum Kino auf sich nehmen, mindestens acht Euro für eine Karte zahlen um dann von Jugendlichen in der letzten Reihe genervt zu werden? Zum einen für das visuelle und auditive Kino-Erlebnis. Denn selbst mit einem großen Fernseher lässt sich das Schauen eines Filmes im Kinosaal nicht rekonstruieren. Um die Größe der Leinwand und den Sound zu imitieren muss man schon eine Villa zur Verfügung haben. Gerade Filme, die sich durch ihre beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, große Schlachten oder rasante Verfolgungsjagden auszeichnen, machen sich auf der großen Leinwand und mit dem Soundsystems eines Kinos noch einmal deutlich besser als auf der heimischen Couch. Das lässt sich auch an einer Statistik über die beliebtesten Genres der Deutschen bei Kinofilmen erkennen. Auf Platz eins findet sich hier die Kategorie „Action/Abenteuer“, dicht gefolgt von „Komödie/Satire“, „Krimi/Thriller“ und „Sci-Fi/Fantasy“. Jean Louis Baudry prägte hierzu in den 1970er Jahren den Begriff des „Dispositivs“ im Bezug auf das Kino. Der abgedunkelte Raum, die große Projektion auf einer Leinwand durch einen nicht sichtbaren Apparat und der immobile Zuschauer bilden für ihn einen Rahmen, der den Kinobesuch einem Traum ähnlich werden lässt. Die Dunkelheit hat zusätzlich auch noch den Effekt, dass der Zuschauer seine volle Aufmerksamkeit dem Geschehen auf der Leinwand widmet. Außer den auditiven und visuellen Sinnen wird nichts weiter beansprucht, was die Konzentration noch weiter steigert. All diese Komponenten machen das faszinierende und befriedigende an einem Kinobesuch aus.
Ein weiterer Punkt, der für das Schauen auf der großen Leinwand spricht, ist ein sozialer Aspekt: Man möchte Mitreden können. Wenn man immer erst warten muss bis die DVD auf den Markt kommt, um den Film zu sehen, kann man zu so manchem Gespräch zwischen Kollegen oder Kommilitonen nur das beitragen, was man irgendwo über den Film gelesen hat. Hierfür sprechen auch die Kino-Rankings der letzten Jahre. Die bekannten Franchises wie zum Beispiel „Mission Impossible“, die „Bond“-Filme, alle Filme, die mit „Der Herr der Ringe“ zu tun haben oder „Harry Potter“ finden sich immer ganz oben in den Kino-Charts. Häufig vereinen sie die beiden bisher genannten Punkte. „Der Herr der Ringe“ mit seinen monumentalen Landschaftsaufnahmen wirkt im Kino einfach besser und außerdem möchte man gerade bei so sehnlich erwarteten Filmen möglichst bald mitreden können.
Zudem ist der Kinobesuch selber auch häufig ein soziales Event. John Naisbitt, ein amerikanischer Autor und Prognostiker, hat einmal gesagt: „Man geht nicht bloß ins Kino, um sich Filme anzusehen. Man geht vielmehr ins Kino, um mit zweihundert Menschen zu lachen und zu weinen.“ Man erlebt den Film im Kollektiv, etwas was man im Normalfall im eigenen Wohnzimmer nicht tut. Die wenigsten Menschen gehen alleine ins Kino, im Normalfall verabredet man sich und der Kinobesuch soll ja auch in der heutigen Zeit noch als beliebtes erstes Date genutzt werden.
Wie viele Menschen gehen noch ins Kino?
Die Filmförderungsanstalt veröffentlicht jedes Jahr eine Studie über die Kinobesucher in Deutschland auf Basis des Panels der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). In ihrem Bericht über das Kinojahr 2014 zählt sie einige Fakten auf, die wenig überraschend sind. So gehen die meisten Besucher beispielsweise in der zweiten Hälfte der Woche, also Donnerstag bis Sonntag, ins Kino. Desweiteren ist das Einzige, was in diesen Statistiken ansteigt in den letzten Jahren, der Eintrittspreis. Auch das dürfte jeder bemerkt haben, der ab und zu ins Kino geht. Überraschend ist jedoch, dass mehr Frauen als Männer ins Kino gehen, auch wenn diese Zahlen nicht allzu weit auseinander gehen. Die größten Besucherzahlen haben die Altersgruppen von 30 bis 39 und von 40 bis 49. Daher beträgt das durchschnittliche Alter des deutschen Kinobesuchers 37,5 Jahre.
Trotz aller Schwarzmalerei macht die Kino-Branche einen starken Umsatz. So spielte „Fack Ju Göthe 2“ in diesem Jahr sagenhafte 74 Millionen Euro ein. Aus welchem Grund so viele Menschen diesen Film gesehen haben, kann sich ja nun jeder selber überlegen…
Fotos: flickr.com/janwillemsen (CC BY-NC-SA 2.0), flickr.com/magro_kr (CC BY-NC-ND 2.0)
Der Mensch und das bewegte Bild
/in Archiv/von Redaktionvon Ricarda Dietrich
„Der Film hat keine Zukunft“ (Louis Lumière, 1901)
Wie falsch Louis Lumière mit diesem Zitat lag, lässt sich heute eindeutig erkennen. Film ist inzwischen in fast jeden Bereich unseres Lebens eingedrungen, wir können uns ihm nicht mehr entziehen. Die Filmlandschaft ist seit den Anfängen stetig gewachsen und bietet heute ein sehr breites Angebot, das wir auf unterschiedliche Weise und aus verschiedenen Gründen nutzen.
Jeder, der sich mal mit den Anfängen des Films beschäftigt hat, kennt die Legende: Als 1896 der Kurzfilm „L“Arrivee d“un train en gare de La Ciotat“ („Die Ankunft eines Eisenbahnzuges im Bahnhof La Ciotat“) der Lumière-Brüder zum ersten Mal vor Publikum gezeigt wurde, sind die Besucher panisch aufgesprungen und vor der riesigen Lok davongelaufen. Sie waren nicht an das bewegte Bild auf der Leinwand gewöhnt und hatten Angst von einer realen Lok, die durch den Raum fährt, überfahren zu werden.
Heute belächeln wir diese Reaktion. Kinder werden heute schon von Geburt an mit Bewegtbild konfroniert und auch die ältere Generation ist mit Film in jeglicher Form vertraut. Film ist inzwischen in fast jeden Teil unseres Lebens eingedrungen. Seine Erfindung vor 130 Jahren hat die Menschheit nachhaltig und unwiderrufbar verändert.
130 Jahre Film
Bis dahin hat der Film allerdings eine lange Strecke zurückgelegt. Technischer Fortschritt führte zu einer stetigen Entwicklung und man kann nur rätseln, ob irgendwann einmal alles erfunden sein wird, was das Erleben einer Handlung noch realistischer macht. So gab es die Schritte von Stummfilm zu Tonfilm, von schwarz-weißen Bildern zum Farbfilm. Bildformate änderten sich, Soundsysteme wurden verbessert und inzwischen kann man Filme in 3D oder sogar 4D erleben. Doch nicht nur der Film selbst, auch die Aufnahme- und Abspielmöglichkeiten haben eine lange Entwicklung hinter sich und sind noch lange nicht am Limit angekommen. Dass es in den 50er Jahren eine Sensation war, ein Fernsehgerät im Haus zu haben, können wir uns heute nur noch schwer vorstellen. Jedes Smartphone, jeder Laptop und jedes Tablet können inzwischen mühelos Filme abspielen. Man ist nicht mehr ans Kino als Ort, sowie an das Programm, was grade gezeigt wird, gebunden, sondern kann auf Streaming-Seiten und Video-Plattformen wie Youtube jederzeit und an jedem beliebigen Ort anschauen, was einen wirklich interessiert und nicht das, was nun einmal gerade gezeigt wird. Genauso ist es inzwischen jedem Individuum möglich, selbst Filme herzustellen und zu verbreiten. Dabei sollte man sich hin und wieder vor Augen führen, wie komplex, aufwändig und teuer die Produktion von Filmen vor einigen Jahrzenten noch war.
„Die Simpsons“ oder doch eher „A Clockwork Orange?“
Warum wenden wir uns welchem Format des Films zu? Es kommen schnell die offensichtlichen Gründe in den Sinn. In allererster Linie wollen wir unterhalten werden, wenn wir den Fernseher einschalten. Es bedeutet, wir haben nun Freizeit, was jetzt folgt soll nichts mehr mit Arbeit zu tun haben. Je nach Situation suchen wir dann einen Film, eine Serie oder Show aus, die uns hilft zu entspannen, die uns unterhält oder uns informiert. Manchmal will man auch einfach für eine Weile in eine andere Welt eintauchen, die aufregender ist als unsere eigene oder in der es ganz andere Probleme gibt als in unserem eigenen Leben.
Ein wichtiger Begriff bei der Wahl des Mediums und Formats ist das „Mood-Management“. Diese Theorie wurde 1988 von Dilf Zillmann erstmals formuliert und besagt, dass Medien nicht nur Informationen vermitteln, sondern auch Gefühle stimulieren. Der Rezipient versucht daher mit der Wahl des zu rezipierenden Formats den eigenen Stimmungszustand zu manipulieren. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Stimmung des Rezipienten an die Stimmung des Films anpasst. Ziel der Rezeption von Film ist dabei ein innerer Spannungsausgleich. Ist man also schlecht gelaunt, da man Langeweile hat, dann sucht man einen Film oder eine Serie mit spannendem Inhalt aus. Kommt man gestresst von der Arbeit, sucht man ein beruhigendes Format, das entspannend wirkt. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Zuwendung zu bestimmten Formaten gut erklären.
Vorschau auf die nächsten Folgen
Die folgenden Artikel sollen die unterschiedlichen Formate, in denen wir Bewegtbild rezipieren, beleuchten. Sie sollen einen kurzen Blick auf die Geschichte der Formate werfen und heute, im digitalen Zeitalter, nach der Bedeutung für die Zuschauerschaft fragen. An diesem Punkt kommt, unter anderem, das Mood-Management ins Spiel: Mit all den Angeboten, mit denen sich der Mensch heute konfrontiert sieht, wie schaffen es die verschiedenen Formate nebeneinander zu existieren? Es gibt Serien, Blockbuster, Vines, Polit-Shows, Katzenvideos und vieles mehr, denn sie bedienen alle andere Bedürfnisse. Diese sollen in den nächsten Wochen ein bisschen näher betrachtet werden. Jeder Leser wird sich und seine Verhaltensweisen irgendwo wiederfinden, denn das ist das Schöne an dem Thema: Es gibt niemanden mehr in Deutschland, der sich dem Film, in welcher Form auch immer, entziehen kann. Das hat einen einfachen Grund: Bilder lassen sich kognitiv besser verarbeiten als Worte. Daher findet man mittlerweile zum Beispiel auf der Internetseite vieler Unternehmen einen Kurzfilm, der die Firma vorstellt. Warum einen langen Text schreiben, wenn man auch mit einem Zweiminüter alles sagen kann? Und wir wissen ja alle: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!
Dennoch natürlich viel Spaß beim Lesen!
Fotos: flickr.com/ynetbot (CC BY-NC-SA 2.0), flickr.com/Marko Kudjerski (CC BY 2.0)
Katzenjammer auf höchstem Niveau
/in Archiv/von RedaktionVon Maya Morlock
Am 29. Oktober 2015 kommt Xavier Giannolis neuer Film in die Kinos. In der Tragikomödie „Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne“, die Madame wird von Catherine Frot (Dinner für Spinner) gespielt, geht es vordergründig um eine Frau, die völlig schief und unrhythmisch singt, doch dies durch die durchweg positive Resonanz ihres Publikums nicht weiß. Doch der Film hat auch eine äußerst verletzliche und sentimentale Seite.
Bis die Ohren bluten
In den 1920er Jahren gibt Marguerite Dumont ein Benefizkonzert für die Kriegswaisen in ihrem kleinen Schloss nahe Paris. Einige begnadete Musiker und Sänger treten auf, zarte und wohlklingende Musikstücke der Klassik sind zu vernehmen. Als Höhepunkt betritt Marguerite die Bühne. Die allseits bekannten Anfangstöne der Arie der „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte erklingen. Dort besingt die Königin der Nacht die Verstoßung ihrer Tochter Pamina. „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen. Tod und Verzweiflung“, singt Marguerite, doch leider nicht mit den gewöhnlichen Tönen. Völlig falsch intoniert und schwankend im Rhythmus quält sie sich durch das Stück. Bei dem gefürchteten Hochton und der Koloratur gefriert dem Zuschauer fast das Blut in den Adern, so unerträglich ist der Missklang. Gleichzeitig imponiert die Inbrunst, mit der die Gastgeberin ihr nicht vorhandenes Gesangstalent zur Schau stellt.
Das Publikum ist wenig überrascht, im privaten Klub kennt man die Madame und ihr Gejaule bereits. Nur der Journalist Lucien Beaumont (Sylvain Dieuaide) und die spontan eingesprungene Sängerin Hazel (Frankreichs Shootingstar Christa Théret) sind neu. Trotz des unausstehlichen Gekrächzes applaudieren die Zuhörer und überschütten die Gastgeberin mit Lob – die Neuen sind verwundert. Als der Journalist Lucien am Folgetag eine begeisterte Kritik veröffentlicht, fasst Marguerite den Entschluss endlich auf einer großen Bühne in der Öffentlichkeit aufzutreten. Ihr Mann, der sich für sie schämt, versucht dies auf Teufel komm raus zu verhindern.
Der Ursprung der schiefen Töne
Die Geschichte basiert auf der reichen Erbin Florence Foster Jenkins, die in den 40er Jahren in den USA verstarb. Auf YouTube, kann man ihre unverwechselbare und wahrhaftige Interpretation der Königin der Nacht anhören. Auch sie war überzeugt von ihrer Gesangsqualität, obwohl sie keinen Ton traf. Trotzdem ist dieser Film keinesfalls eine Biografie (diese wird momentan in den USA gedreht), sondern entwickelt nach der Basis einen eigenen Handlungsstrang. Denn neben der Belustigung findet der Zuschauer einen Draht zur Innenwelt der Marguerite und begreift, dass sie eigentlich völlig einsam ist. Während den Geschäftsreisen ihres Mannes ist ihr nur die Musik geblieben und ausschließlich durch sie kann sie sich ausdrücken und etwas Aufmerksamkeit vonseiten ihres Mannes erhaschen. Denn im Grunde möchte sie nur, dass er stolz auf sie sein kann.
Die perfekte Besetzung
Catherine Frot brilliert in ihrer Rolle als Marguerite: Sie ist überschwänglich und heiter, behält sich jedoch auch in diesen Szenen einen Kern Traurigkeit. Ihre Mimik spricht Bände, sodass sie vergleichsweise wenig sagen muss, um sich darzustellen. Ein weiterer Augenschmaus ist der exzentrische Gesangslehrer Atos Pezzini (Michel Fau), der Marguerite auf ihr großes Konzert vorbereiten soll. Er lebt für die Musik, erstarrt zur Salzsäule, als er den schaurigen Gesang der Madame zum ersten Mal hört und versucht trotz aller schlechten Omen sie bestmöglich für ihr Vorhaben zu wappnen.
Zu empfehlen
Auch wenn der Film einige Längen aufweist, ist er für jeden Musikliebhaber sehenswert. Der Facettenreichtum ist erfreulich, eine schlichte Komödie, bei der die Madame zur Witzfigur degradiert wird, wäre zu flach und bliebe unter dem möglichen Potenzial. Man lacht Tränen, hält sich die Ohren zu und leidet mit der Hauptfigur mit, die im Grunde nur um ihrer selbst willen geliebt werden möchte. Man fiebert gespannt dem großen Auftritt entgegen und hofft sie möge nun endlich die Töne treffen.
Ob Marguerite Dumonts Ehrgeiz und Wille sich am Ende gelohnt haben, könnt ihr ab dem 29. Oktober auf der Leinwand verfolgen. Von mir gibt es auf jeden Fall drei Daumen nach oben!
Fotos: © 2015 Concorde Filmverleih GmbH
Müller is bäck!
/in Archiv/von RedaktionVon Maya Morlock
Nach dem riesigen Erfolg von FACK JU GÖHTE 2013, der über 7,3 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte, hat das Warten der Fans auf einen zweiten Teil der Komödie nun endlich ein Ende. Seit heute, dem 10. September 2015, sind Ex-Häftling und Neulehrer Zeki Müller (Elias M`Barek), Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) und die völlig außer Kontrolle geratene 10b, samt der „Musterschüler“ Chantal (Jella Haase), Zeynep (Gizem Emre), Danger (Max von der Groeben) und Burak (Aram Arami) wieder in ein turbulentes Abenteuer verwickelt.
Knacki-Lehrer – Zeki vier Monate später in seinem neuen Alltag
Der Wecker klingelt, schnell ist er ausgeschaltet. Nur Bruchteile später klingelt ein weiterer und auch dieser wird unsanft von Zeki Müller zum Schweigen gebracht. Dem Neulehrer fällt das frühe Aufstehen sichtlich schwer und er versucht den Rückweg ins Traumland zu finden. Doch dabei hat er nicht mit seiner neuen überengagierten Superpädagogenfreundin Lisi gerechnet, die dem pelzigen Hund einen dritten Wecker im Maul platziert hat. Nach einem Kontrollanruf ist Zeki dann auch endlich wach und bereit für seinen neuen, alten Job als Lehrer.
Wie im Vorgängerfilm ist Herr Müller nicht die Art von Lehrer, die man sich für sein Kind vorstellt. Er ist mürrisch, egozentrisch, authentisch, ehrlich, aber schweigsam, wenn es um seinen eigenen Vorteil geht und spart nicht gerade an verbalen Beleidigungen. Sätze wie: „Verpiss dich doch“ oder „halt´s Maul“ sind Teil seines alltäglichen Wortschatzes.
Diamanten vs. mürrische 10b
Im zweiten Teil des erfolgreichen deutschen Films 2013 wird eine Idee umgesetzt und ausgebaut, die eigentlich bereits für den ersten Teil gedacht war. Eine Klassenfahrt nahm damals aber laut Regisseur Bora Dagtekin zu viel Raum in Anspruch. Im zweiten Film kommt Zeki Müller jedoch unfreiwillig zu dem Vergnügen der Reise. Kurz zuvor findet er einen Teil der vergrabenen Beute wieder: Kleine glänzende Diamanten, die ein Vermögen wert sind. Unglücklicherweise landen diese im Spendencontainer für die Partnerschule in Thailand. Sein Ziel lautet: Die Diamanten finden, koste es was es wolle und dann nichts wie weg – nie wieder Lehrer sein!
Abseits des Klischees: Keine Liebeskomödie
Produzentin Lena Schömann und Bora Dagtekin (Buch und Regie) setzen erneut auf das Genre der „Schulkomödie“. Es soll nicht um die Liebesbeziehung zwischen Zeki und Lisi gehen. Man fragt sich nicht, ob die Gegensätze zusammenbleiben oder fiebert nach einer Dummheit Zekis einem Beziehung-Happy-End entgegen. Vielmehr wird die Beziehung zwischen Herrn Müller und seinen Schülern thematisiert, sowie die Wandlung Zekis, die er während dieser Klassenfahrt durchläuft. Man fragt sich: „Bleibt Zeki Lehrer und hält das Versprechen seine 10b durch das Abitur zu bringen? Oder wird er einknicken, den einfachen Weg gehen und die Diamanten der Schule vorziehen?“
„Ey isch schwöre du bist so Arzt!“ (Zeynep)
Wem bereits Teil eins gefallen hat, dem wird auch der Nachfolger zusagen. Situationskomik und flache Witze sind wieder vorhanden und auch die Schüler der 10b sind noch genauso hohl, wie zuvor. Auch die deutsche Grammatik haben die Zehntklässler noch nicht wirklich verinnerlicht. So schafft es Chantal am letzten Tag ihres Praktikums ein zur Schau gestelltes Auto zu Schrott zu fahren, versucht sich zweifelhaft als YouTube-Bloggerin und wundert sich, dass sie ein vermeintlicher Wolf, in Wahrheit ein Affe, von einem Baum aus anstarrt. Fans von Chantal wird es freuen, zu erfahren, dass sie in FACK JU GÖHTE 2 den Part einer weiblichen Hauptrolle übernimmt und des Öfteren auch aus dem Off erzählt. Ansonsten hat der Film, neben der Komik, viel zu bieten: Die malerische Schönheit der Küstenprovinz in Thailand Krabi wird gezeigt und mit Stunts und Actioneinlagen wird nicht gespart. Es gibt rasante Passagen mit Jetskis, eine Explosion im Chemielabor und feindliche Einwohner, die Zeki und seine Klasse attackieren. Es ist sicherlich ein Film ohne großen Anspruch, doch stellenweise mit viel Herz und Liebe zum Detail. Auch wenn die Witze meist eher plump und offensichtlich daher kommen, sind diese 112 Minuten perfekt, um nach einem langen Arbeitstag dem Alltagsstress zu entkommen.
Fotos: © 2015 Constantin Film Verleih GmbH/ Christoph Assmann