„Queer as Folk kann nicht oft genug ausgestrahlt werden“

von Alexander Karl

Elke Kriebel (50) hat das möglich gemacht, von dem nur wenige Fans überhaupt träumten: Ein Treffen mit den Stars der US-Serie Queer as Folk (QaF), das im Juni 2012 in Köln stattfand (media-bubble.de berichtete). Nun erscheint die DVD zur Convention mit vielen Blicken hinter die Kulissen. Auf der DVD enthalten: Die schönsten Bilder und Momente der Convention und zusätzliches Interviewmaterial (siehe Rezension nach dem Beitrag).

media-bubble.de sprach mit Elke Kriebel über die Faszination von Queer as Folk, die Bedeutung der Serie und die kommende Convention in LA.

Elke, du hast die QaF-Convention zusammen mit deinen Partnern von eventqube in Köln initiiert und organisiert. Auffällig war, dass sehr viele weibliche und nur recht wenige männliche Fans vor Ort waren – obwohl sich Queer as Folk vor allem an Schwule richtet. Woher kommt das?

Elke Kriebel: Es ist natürlich auch für Frauen schön, gut aussehende Männer – wobei auch immer – zu betrachten. Was ich aber eher als Grund dafür halte, dass so viele Frauen diese Serie lieben, ist das Gefühl des Zusammenhalts als Familie, das in dieser Serie besonders beachtet und herübergebracht wurde. Alle Schauspieler schaffen es, diese Gefühle zu transportieren und real zu machen. Wir Frauen sind doch eigentlich diejenigen, die auch im realen Leben die Familien zusammen halten und Vertrauen und Stärke an unsere Kinder weiter geben. Für mich kommt speziell in dieser Serie dieser wichtige Punkt selbst in jedem kleinen Detail zum Tragen. Und das spricht meines Erachtens Frauen definitiv mehr an als schwule Männer. Das zeigte sich auch bei der Convention: Von den ungefähr 500 Teilnehmern waren etwa 85 % Frauen und 15 % Männer, davon auch nicht alle schwul.

Natürlich hast du nicht nur organisiert, sondern warst auch bei der Convention vor Ort. Was sind deine schönsten Erinnerungen?

Definitiv die Begeisterung der Fans für die Veranstaltung. Für viele war es die erste Gelegenheit, die Schauspieler persönlich kennenzulernen, live und in Farbe zu sehen. Viele haben die Serie auch erst vor kurzem kennengelernt und nie damit gerechnet, die Schauspieler zu treffen – immerhin ist Queer as Folk schon seit 7 Jahren abgedreht. Die Freude und Dankbarkeit in den Augen der Fans, das ist für mich die schönste Erinnerung. Zudem die Begeisterung und unbezahlbare Hingabe der Helfer, die dieses Event erst ermöglicht haben.

Bei der Convention hast du die Darsteller auch privat erlebt, warst sogar mit ihnen abends essen. Stehst du mit den Schauspielern noch weiterhin im Kontakt?

Mit manchen Schauspielern, ja. Etwa mit Scott Lowell, der in der Serie Ted spielt, mit Justin-Schauspieler Randy Harrison und Thea Gill, die bei QaF Lindsay verkörpert. Von den Stars habe ich auch positive Rückmeldungen über den Verlauf  der rise’n’shine-Convention in Köln bekommen.

Wie ist es eigentlich um die Deutschkenntnisse der Schauspieler bestellt?

Die Schauspieler haben im Vorfeld versucht, einige Worte Deutsch zu lernen um für das Wochenende gerüstet zu sein. Das ging von „Wo ist die Toilette, bitte?“ bis zu „Wo ist ein gutes Restaurant?“.

Realität in Fiktion verpackt

Was glaubst du ist der Reiz von Queer as Folk? Warum fasziniert die Serie noch heute, sieben Jahre nach dem Dreh der letzten Episode?

Der Reiz der Serie besteht in der (leider) immer noch bestehenden Aktualität ihrer angesprochenen Themen. In einer „Fiktion“ verpackte Realitäten, wie jeder sie schon einmal in irgendeiner Form erlebt hat. Sei es als junger Schwuler im „coming out“, sei es als alleinerziehende „Übermutter“, seien es alltägliche Beziehungsprobleme, oder Beziehungen die durch die Erkrankung eines Partners beeinflusst wird. Es wird nichts beschönt oder ausgelassen, und in irgendeiner Form findet sich jeder in der Serie wieder. Und gerade in der heutigen Zeit, in der es in vielen Staaten immer noch massive Repressionen gegen LGBT gibt, selbst in „zivilisierten“ Ecken der Welt. Deshalb finde ich: Queer as Folk kann nicht oft genug ausgestrahlt werden. Auch die Leistung der Schauspieler darf man nicht vergessen, die ihr Herzblut in die Erstellung dieser Serie gesteckt haben, und durchaus die eine oder andere Erfahrung in die Dreharbeiten eingebracht haben. Das macht die Serie umso wichtiger und reizvoller.

In Deutschland wird derzeit diskutiert, ob Homosexuelle heiraten dürfen. Glaubst du, dass Serien wie Queer as Folk auch einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Akzeptanz von Schwulen und Lesben haben?

Ehrlich gesagt, kann ich das nicht beurteilen. Das Problem ist ja, dass die Leute, die grundsätzlich gegen homosexuelle Beziehungen sind, sich diese Serie natürlich auch nicht anschauen, sprich, sich dann auch nicht vom Gegenteil ihrer Einstellung überzeugen lassen. Eltern, die diese Serie gesehen haben, und grundsätzlich offen gegenüber „Anderssein“ sind, werden es vielleicht einfacher haben, ihre(n) Sohn/Tochter als homosexuell zu akzeptieren. Andere, die vom Grunde ihres Herzens her einen Hass auf LGBT haben, werden diese Serie nicht schauen und sich daher auch nicht ändern.

Derzeit wird auch eine QaF-Convention in den USA geplant. Gibt es dazu schon etwas Konkretes? Und wirst du auch mit von der Partie sein?

Es wird wohl Ende Mai oder Anfang Juni wieder eine Rise’n Shine Convention in Los Angeles geben. Die Schauspieler sind angesprochen worden und die Vertragsverhandlungen laufen. Ich werde mit von der Partie sein und gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Allerdings ohne das finanzielle Risiko, was wir hier in Köln auf uns genommen haben. „Less risk, more fun“. Stolz bin ich darauf, mit Rise’n Shine Cologne einen Stein ins Rollen gebracht zu haben, der sich jetzt weiterbewegt und auch auf einem anderen Kontinent den Fans die Gelegenheit gibt, ihre Stars hautnah zu erleben. Etwas, wovon vor einem Jahr noch niemand gedacht hat, dass es überhaupt je passieren würde.

 

Rezension: Rise’n Shine „Impressions: The official fan-convention DVD“

Rise’n Shine „Impressions: The official fan-convention DVD“ hält das, was sie verspricht: Die schönsten Momente der Convention wurden zusammengefasst. Darunter auch die Highlights der Pressekonferenz, der Besuch im Café Morgenstern oder Partyabende mit den Stars, die für die teilnehmenden Fans nicht zugänglichen waren oder teuer bezahlen werden mussten. Wer also nicht im Venue-Club oder bei der Babylon-Party war, kann sich auf der DVD zumindest ansehen, was dort vor sich ging. Weitere Zusammenfassungen der Question and Answer-Runden und der Meet and Greets gibt es ebenso auf der DVD. Zusätzlich gibt es zahlreiche Interviews mit allen Stars der Serie, die nicht öffentlich waren. Natürlich war es aber nicht möglich, etwa die komplette Pressekonferenz auf die DVD zu bringen (aber die gibt es auch im Video von media-bubble.de).

Ein Anspieltipp ist sicherlich die Question and Answer-Runde, in der Thea Gill mit unglaublichem Pathos über gleichgeschlechtliche Liebe und Akzeptanz spricht. Es gelingt der DVD den O-Ton der dreitägigen Convention wiederzugeben: Wir sind hier, wir sind queer – und wir haben Spaß dabei. Wenn die Stars betonen, wie wichtig ihnen die Botschaft der Serie ist, dann merkt man schnell: Sie meinen es ernst. Für alle war die Serie ein großes Wagnis, ihre zumeist homosexuellen Rollen zu spielen. Doch die Thematiken der Serie, die weit über Sex hinausgehen, behandeln Herzensangelegenheiten. Und genau das kommt auch so rüber.

Natürlich kommt die Aufzeichnung nicht an die vielen Gänsehaut-Szenen der Convention selbst heran, lässt aber Teilnehmer wieder in Erinnerungen schwelgen. Und wer nicht mit von der Partie war, kann zumindest ein wenig nachvollziehen, wie für drei Tage im Juni der Regenbogen über Köln noch ein wenig mehr funkelte.

180 Minuten Queer as Folk vergehen wie im Fluge. Ein kleiner Wermutstropfen ist höchstens das Fehlen von Untertiteln, denn die Sprache der DVD ist Englisch. Die DVD der Convention kostet im Onlineshop 36 Euro, mit den Autogrammen der neun Stars 60 Euro.

 

Foto: Rise’n Shine; Sandra Meier

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