Comeback des Internet-Dinos? Myspace.

von Alexander Karl

Es ist sicherlich eine Analogie, die nicht gewollt ist. Trotzdem besitzt sie Symbolkraft. In Justin Timberlakes aktuellem Film „In Time“ wird nicht mehr mit Geld bezahlt, sondern mit Lebenszeit. Der Film-Timberlake versucht, seine Lebenszeit zu maximieren – und so versucht er es derzeit auch mit dem Internet-Dino Myspace.

Kollaps und Hoffnungsschimmer

In den ersten Tagen des Social Webs war Myspace der Inbegriff für ein florierendes Netzwerk: 2003 gegründet, 2006 hatte es bereits über 100 Millionen User und tausende Bands, die sich über die Plattform präsentierten. Da gehörte es schon der  News Corporation, die es 2005 für 580 Millionen US-Dollar gekauft hatte. Der Schwerpunkt lag auf der Musik, Künstler konnten sich präsentieren und jeder User sich seinen „Space“ einrichten – eine Art Profil, inklusive Vernetzung mit Freunden. Der Fall von Myspace kam mit dem Aufstieg von Facebook.

Screenshot der Myspace-Startseite

2011 folgte dann der Verkauf aus Murdochs Medienimperium für läppische 35 Millionen US-Dollar an den Werbekonzern Specific Media mit Justin Timberlake. Wer Timberlakes Karriere verfolgt, weiß, dass der Sänger, Schauspieler, Modedesigner – nennen wir es Alleskönner – stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist. Und das, was er anpackt, zu Gold wird.

Das neue Myspace

Neben der Rückbesinnung auf die musikalischen Wurzeln der Plattform planen Timberlake und sein Team ein interaktives Fernsehen, wie er im Januar 2012 bekanntgab:

„We’re ready to take television and entertainment to the next step by upgrading it to the social networking experience. Why text or email your friends to talk about your favorite programs after they’ve aired when you could be sharing the experience with real-time interactivity from anywhere across the globe?“

Auch von einer Kooperation mit Panasonic ist die Rede. Weiter wird Timberlake zitiert:

As the plot of your favorite drama unfolds, the joke of your favorite SNL character plays or even the last-second shot of your favorite team swishes the net, we’re giving you the opportunity to connect your friends to your moments as they’re actually occurring. This is the evolution of one of our greatest inventions, the television.

Screenshot des Myspace-Radios

Wer sich also dazu entscheidet, sich Myspace genauer anzusehen, wird zunächst einmal feststellen, dass man es mit Facebook und Twitter verbinden kann. Das bedeutet dann aber auch, dass alle Songs, die man auf Myspace hört, durch den Liveticker bei Facebook wandern und – außer man stellt es aus – auf der Facebook-Chronik landen.

Und auch der neue Myspace Musikplayer, der im Prinzip an die Konkurrenz wie Pandora oder lastfm angelehnt ist, ist noch nicht ganz perfekt: Gerade von den populären Songs gibt es teilweise nur 30-Sekunden Versionen. Etwa Rihanns Smashhit „We found love“ oder „Born this way“ von Lady Gaga gibt es nur in der Kurzversion. Von anderen Künstlern aber wie Christina Aguilera, Britney Spears oder Whitney Houston gibt es die Songs in kompletter Länge.

Screenshot des Myspace-Profils

Insgesamt scheint sich der neue Kurs aber durchaus auszuzahlen: Eine Millonen neue User sollen seit Dezember neu auf Myspace angekommen sein, so die aktuellen Zahlen, die von 40000 Neuanmeldungen pro Tag sprechen. Die Erklärung liefern die Besitzer der Seite laut New York Times selbst:

The new focus, Mr. Vanderhook said, was not to compete with Facebook as a social network, but to be the conduit for music and other forms of entertainment that can be shared through other networks.

Diese Möglichkeit scheint auch Ex-„The Voice of Germany“-Kandidat Percival genutzt zu haben: So landete er in den Playlisten mehrfach vor Adele. Es bleibt abzuwarten, wie lange Myspace diesen Positivtrend beibehalten kann – oder wann die Zeit entgültig abgelaufen ist.

 

Screenshots: myspace.de (24.02.2012)

Making Off Bestenliste

von Alexandra Brillinger, Andrea Fritsche, Miriam Stiller

Wenn das Netz dich kennt

Die Bedeutung des Rufs im Internet wird immer größer: Chefs googlen mögliche Angestellte, man selbst seine Freunde. Unangenehm, wenn Negatives gefunden wird. Nun kann man PR in eigener Sache betreiben – und Ungeliebtes tilgen.

Social Sitter: Die virtuelle Profilvertretung im Internet

Wenn man einmal keine Zeit hat, sich um die Profile in sozialen Netzwerken zu kümmern, präsentierte eine Werbeagentur die Lösung: einen Social Sitter. Was steckt hinter diesen Apps? Und welche negativen Konsequenzen könnte es geben?

Wie kam der Sex in die City?

von Alexander Karl

Wir kennen Carrie Bradshaw und ihre Freundinnen als sexy Vamps aus der US-Erfolgsserie „Sex and the City“. Doch wie wurde Carrie zu der Frau, die wir in sechs Staffeln und zwei Filmen bewundern durften? Diese Frage wird jetzt doppelt geklärt – einerseits in den Büchern der Bradshaw-Schöpferin Candance Bushnell, andererseits in einer  neuen Serie auf Basis der Bücher.

Das ‚alte‘ Sex and the City

Bereits die erste Sex and the City-Serie basierte auf dem gleichnamigen Buch von Candance Bushnell, das 1997 erschien. 1998 startete dann die Serie durch und erzählte von vom Leben, Lieben und Shoppen in New York. Zwei – mehr oder minder erfolgreiche und sehenswerte – Kinofilme später, stellten sich nicht nur die Fans der Serie die Frage, wie es nun weiter gehen soll. Immer wieder gab es Gerüchte, dass es einen dritten Kinofilm geben soll. Dann hieß es wieder, dass die eigentlichen Hauptdarstellerinnen zu alt für den Job seien und es keine Fortsetzung gäbe. Sarah Jessica Parker und Kristin Davis – die in der ursprünglichen Serie Carrie und Charlotte spielten – sprachen sich gegen ein Prequel aus: „And then have like different people with our names? It’s kind of freaky“, so Davis.

Ob es eines Tages doch noch einen dritten Film mit dem alten Cast geben wird, scheint bisher noch offen. Fest steht aber: Es wird ein Prequel der Erfolgsserie geben.

Das ’neue‘ Sex and the City

Mit The Carrie Diaries zeigte Candance Bushnell die junge Carrie in ihrer Zeit vor New York. Sie lebt in einer Kleinstadt bei einem alleinerziehenden Vater und will mehr vom Leben. Dieses Mehr wird dann in Summer and the City, dem zweiten Teil der Buchreihe, beschrieben. Dort lernt sie in New York die verlobte Samantha und die Feministin Miranda kennen. Eingefleischte Serien-Fans wird Summer and the City zunächst etwas verwundern: Eine kochaffine Carrie? Eine verlobte Samantha? Candance Bushnell verteigt die neue Vergangenheit der Charaktere:

The little differences between the show and the books feel incidental to me. They may not to other people, but as the writer and the creator, the characters still feel like the characters in both iterations. […]

You know, the way it was in the show just didn’t work in the book. I know there’s also a brief mention in the show about Carrie losing her virginity at 15 in her basement, but that doesn’t work in the book either. Where is she going to go as a character in these books if she loses her virginity at 15? It doesn’t make sense here. If it’s an off-hand remark in a series, it’s fine, because they’re never going to revisit it.

Nun soll auf Grundlage der beiden neuen Bücher auch eine neue Serie auf die Bildschirme kommen – und genauso wie die Bücher die Vergangenheit von Carrie und Co. beleuchten. Der Pilot der Serie wurde bereits vom US-Sender The CW geordert und auch der Inhalt der Serie ist bereits durchgesickert. Doch viele Fragen sind noch offen: Wer soll Carrie und ihre Freundinnen spielen? Von bekannten Namen bis hin zur jüngsten Vermutung, ein völlig unbekanntes Gesicht zu nehmen, scheint alles möglich.

Die Frage aber bleibt: Kann die neue Serie – die zudem auch detailgetreu in den Achtzigern spielen wird – tatsächlich an die Erfolge der ersten Serie anknüpfen? Oder will man die Marke Sex and the City solange schröpfen, bis sie völlig wertlos ist?

Es ist zumindest ein cleverer Schritt, die Vorgeschichte der Damen zu erzählen und nicht einen dritten Film zu drehen – so gerne mancheiner die Schauspielerinnen wiedersehen würde. Denn der zweite Teil wurde von Kritikern in der Luft zerrissen und auch Chris Noth – Carries Mr. Big – äußerst sich kritisch über die späten Tage der Serie. Außerdem – und das zeigte leider auch das letzte Film – spielen sowas der Sex, als auch die City nur noch eine Nebenrolle. Vielleicht ändert sich das ja mit dem Prequel.

 

Foto: flickr/Associated Fabrication (CC BY 2.0)

Junge Autoren in Deutschland

von Jessica Klug und Lisa Lammert

 

Der Bestseller-Autor Peter Prange und der junge Schriftsteller Alexander Karl über die Möglichkeiten junger Autoren in Deutschland.

Alexander Karls Erstling „Real me – Die Suche nach dem wahren Ich“ erscheint im Frühjahr/Sommer 2012 im Papierfresserchens MTM Verlag.
Mehr Infos unter
www.facebook.de/realmebuch und auf www.facebook.de/mediabubble.de

Quo vadis, Urheberrecht?

Dank ACTA wird derzeit über das Urheberrecht debattiert – und das ist gut so. Denn auf Facebook und Co. brechen wir jeden Tag massenhaft das Gesetz. Welchen Sinn hat das Urheberrecht dann überhaupt? Und wo könnte uns der Konflikt hinführen?

Mehr Sicherheit für digitale Post: Was kann die De-Mail?

von Jens Hagelstein

Eine E-Mail ist vergleichbar mit einer Postkarte, welche mit Bleistift beschrieben wurde: Der Inhalt kann auf dem Versandweg nicht nur gelesen, sondern auch manipuliert oder in Teilen gelöscht werden, ohne dass Sender und Empfänger davon etwas mitbekommen. Verschlüsselungsstandards wie OpenPGP und S/MIME schützen vor unerwünschten Mitlesern, benötigen aber zur Einrichtung technisches Hintergrundwissen und sind daher kaum verbreitet. Doch das könnte sich bald ändern – mit der neuen „De-Mail“.

Was ist De-Mail?

Im April 2011 beschloss die Bundesregierung die Einrichtung des De-Mail-Dienstes, mit dem Behörden gemäß einer EU-Dienstleistungsrichtlinie künftig auch auf digitalem Wege mit den Bürgern kommunizieren können. Gleichzeitig soll De-Mail aber auch gebührenpflichtig von Privatleuten und Unternehmen zum sicheren Verschicken von Online-Post genutzt werden. Jeder E-Mail-Provider kann seinen Kunden den neuen De-Mail-Service anbieten, muss jedoch zuvor von der Prüfungskommission des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik authentifiziert werden. Dieses Zulassungsverfahren läuft bisher eher behäbig ab, spätestens zur CeBit im März diesen Jahres wollen die Betreiber von WEB.DE und GMX sowie die Telekom die neue De-Mail als Option anbieten. Die Deutsche Post betreibt Vergleichbares – bisher wenig erfolgreich –  bereits seit Juli 2010 unter dem Namen „E-Postbrief“, kündigte aber an, diesen in das De-Mail-System eingliedern zu wollen. Die Kosten werden sich auf etwa 15 Cent pro versandter Mail belaufen. Besitzt der Empfänger keinen De-Mail-Account, wird die digitale Post ausgedruckt und auf dem herkömmlichen Postweg versandt. Dies wird den Sender etwa 54 Cent kosten.

Das Verschlüsselungsverfahren…

Was macht die De-Mail sicherer als gewöhnliche E-Mails? Zunächst muss jeder Anwender bei der Einrichtung eines De-Mail-Kontos persönliche Daten wie Name, Adresse und Geburtsdatum angeben und das Antragsformular persönlich unter Vorlage des Ausweises bei einer Behörde abgegeben. Pseudonyme sind nicht zulässig. So wird sichergestellt, dass der Besitzer des Kontos nicht unter falschem Namen Mails verschickt und empfängt. Der Übertragungsweg der Mails ist mit dem Verschlüsselungsprotokoll Transport Layer Security (TLS) gesichert. Mit Hilfe digitaler Zertifikate wird überprüft, ob die E-Mail beim gewünschten Empfänger angekommen ist, und dieser anschließend zum Lesen authentifiziert.

…und was daran kritisiert wird

Verschiedene Blogger und Internet-Aktivisten kritisieren die De-Mail. Auf netzpolitik.org wird darauf hingewiesen, dass jede De-Mail auf dem Mail-Server für den weiteren Versand geöffnet und umcodiert wird. Anders als bei einer sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung liegt der Inhalt der Mail somit kurzzeitig offen und könnte etwa von Mitarbeitern des Providers eingesehen werden. Der Sprecher des Chaos Computer Clubs Frank Rieger befürchtet zudem, staatliche Stellen wie Polizei und Verfassungsschutz könnten sich dieses Hintertürchen zu Nutze machen und private Korrespondenzen einsehen. Die Blogger von netzpolitik.org rufen deshalb zum Boykott des neuen Mail-Systems auf.

Die De-Mail ist weitaus sicherer als herkömmliche E-Mails. Insbesondere ist dabei auch aus ökologischer Perspektive zu begrüßen, dass sie die behördlichen Sicherheitsstandards erfüllt und die Berge von amtlicher Briefpost endlich zu einem Relikt des vergangenen Jahrhunderts macht. Besonders sicherheitsbewusste Anwender sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung genutzt wird; wer hundertprozentige Sicherheit wünscht, kommt um eines der gängigen Verschlüsselungsprogramme wie PGP auch weiterhin nicht herum. Äußerst fragwürdig ist zudem das Preismodell der De-Mail – dadurch, dass sie den Anwender keinen Cent kostet, konnte die E-Mail schließlich erst zu dem Kommunikationsmedium unserer Zeit avancieren. Die De-Mail scheint diese Chance zu verspielen.

Foto: flickr/pacdog (CC BY-NC-SA 2.0)

In eigener Sache: 6 Monate media-bubble.de

von Alexander Karl und Sanja Dötting

Journalismus im Internet und eine Krake. Namens ACTA.

 von Felicitas Schneider

„Die Öffentlichkeit ist verunsichert, die Gerüchteküche brodelt. Die wenigen geleakten Informationen zu ACTA lesen sich wie ein Horrorkatalog für einen Bürgerrechtler“, schreibt die Stop-ACTA-Site.

Es bleibt alles beim Alten „deshalb sehen wir es auch nicht so kritisch, wie es einige Initiativen sehen“ dementiert Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Aber, worum handelt es sich bei ACTA, dem Anti-Counterfeiting Trade Agreement, eigentlich und was für eventuelle Auswirkungen hat das auf den (Bürger)Journalismus?

Was ACTA ist und wieso es kritisiert wird

Proteste gegen ACTA gab es auch in Deutschland – wie hier in Augsburg am 11.2.2012

ACTA – ausgeschrieben Anti-Counterfeiting Trade Agreement – ist eine Art Pendant zu den amerikanischen Anti-Piraterie-Gesetzen PIPA und SOPA. Seit 2007 wird das ACTA-Abkommen unter anderem von den USA, Japan und den 27 EU Mitgliedsstaaten unter völligem Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Hauptgegenstand des ACTA-Abkommens, welches eine Ergänzung zum TRIPS-Abkommen darstellt, ist die Verschärfung des Urheberrechtsschutzes durch striktere Ahndung von Urheberechtsverletzung und Produktpiraterie – vor allem im digitalen Raum. Erst auf stärker werdenden Druck der Öffentlichkeit wurde das „geheime Abkommen“ nach und nach veröffentlicht. Diese Geheimhaltung ist bedenklich, wie viele Juristen u.A. Thomas Stadler, Betreiber des Blogs „Internet-Law“ und Professor Metzer von der Universität Hannover kritisieren. Bedenklicher ist auch, dass das Dokument unter Ausschluss der WTO und des Europa Parlaments erstellt wurde, womit deren Mitspracherecht nicht gewahrt worden ist, obwohl das Abkommen den internationalen Handel und das europäische Recht betrifft.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass ACTA weit über das europäische Recht hinausgeht. Europäisches Recht ist jedoch auf keinen Fall gleichzusetzen mit deutschem Recht. Viele Neuerungen durch ACTA sind längst nationales, nicht jedoch internationales Recht. So ist Artikel 27 des ACTA Abkommens, welcher Auskunftsansprüche gegen Provider vorsieht, schon lange deutsches Recht, nicht jedoch europäisches Recht.

Jedoch findet sich in Artikel 27 des Abkommens auch eine Neuerung für deutsches Recht. Diese ist, laut Rechtsanwalt Ferner, eine ausgesprochen gefährliche Neuerung. Der Artikel besagt, dass nicht nur Besitzer, sondern auch Dritte (beispielsweise Provider) haftbar gemacht werden können. Dies kann durchaus dazu führen, dass Anbieter wie Twitter und diverse Blogdienste Inhalte schon beim Verdacht einer Urheberrechtsverletzung zurückhalten und gar nicht mehr online stellen.

Durch ACTA sollen zudem Daten beschlagnahmt werden dürfen, wenn der Rechteinhaber Zweifel am rechtmäßigen Besitz der Daten äußert (Art. 12 ACTA). Dies entspricht zwar laut Rechtsanwältin Heidrun McKenzie schon der deutschen Gesetzgebung, nicht jedoch der Europäischen.

Des Weiteren dürfen, ohne die vorherige Anhörung des Betroffenen, Rechtliche Maßnahmen verhängt werden. Dieser Artikel verstößt gegen das (deutsche) Recht auf rechtliches Gehör (Art. 103 GG).

Durch die Artikel 12 und 27 des ACTA-Abkommens wird somit sehr deutlich, dass ACTA hauptsächlich die Rechte der Urheber schützen will und wenig Spielraum für die Verteidigung der Betroffenen einräumt. Das wiederum wird dazu führen, dass es eine massive Reduzierung der Informationsmöglichkeiten für die Nutzer geben wird.

ACTA + Onlinejournalismus = ?

Aber welchen Einfluss wird der Artikel 12 auf den Onlinejournalismus haben? Denkt man beispielsweise daran, wie Informationen über das Erdbeben, den Tsunami und den Super GAU in Japan an die Öffentlichkeit gelangten, so waren es nicht Pressemitteilungen der Regierung, sondern Tweets und Blogbeiträge von Betroffenen, die internationale Journalisten mit Informationen versorgten.

Wie griffig ist außerdem das Argument, dass Beiträge in Form von Youtubevideos „zensiert“ würden weil im Hintergrund urheberechtlich geschützte Musik läuft und dadurch eine Verletzung des Urheberrechtes vorliegen würde? Man denke beispielsweise an die Ausstrahlung eines Interviews von einem Festival bei Youtube. Während die Künstler interviewt werden, hört man im Hintergrund einen anderen Act auftreten. Würde das Interview daraufhin zensiert werden, weil der Interviewer die Rechte an der „Hintergrundmusik“ nicht besitzt? Solche Prognosen klingen absurd, werden von ACTA Gegnern jedoch immer wieder angeführt.

Was geschieht also, wenn diese Befürchtung nicht hypothetisch bleibt, sondern Realität wird? Gesetz dem Fall, Journalisten und Bürgerjournalisten veröffentlichen Inhalte (wenn auch in eigenen Worten), die sie zuvor auf Seiten wie Zeit.de gelesen haben, geben jedoch nicht an, woher ihre Informationen stammen, wie das bei Tweets oder Facebookposts meist der Fall ist – würden die ACTA-Neuerungen in diesem Fall greifen?

Würde Journalismus am Ende schrecklich teuer, weil man für alle Informationen die Rechte kaufen bzw. für sie bezahlen müsste? Verstieße dies nicht gegen eine der fundamentalen Ideen des Internets, Informationen kostenlos und weltweit zugänglich zu machen?

Was würde passieren, wenn man auf einem viel frequentierten Blog karikierende, Zeitgeschehen kommentierende Fotos und Werbeanzeigen postet, welche man zuvor im Internet gefunden hat, jedoch nicht angibt, woher der Fundus stammt?

Wie weit wären Journalisten die im Internet veröffentlichen, von diesen neuen, strengeren Richtlinien betroffen?

Während derzeit noch unklar ist, ob das Europa-Parlament  das ACTA-Abkommen unterzeichnen wird und Deutschland die Ratifizierung vorerst auf Eis gelegt hat, möchten Länder wie Polen, Tschechien und Lettland nach heftigen Protesten aus der Bevölkerung  vorerst die Ratifizierung des Abkommens aussetzen. Viele Fragen stehen im Raum.  Allerdings ist es, wie Thomas Stadler, Betreiber des Blogs „Internet-Law“ anmerkt, schwierig, fundierte, sachliche Fakten über ACTA zu finden. Fragen wie beispielsweise zu den Zusammenhängen zwischen ACTA und Online Journalismus sind dadurch nur schwerlich zu beantworten. Wem das 52-seitige Dokument Aufschluss bietet, der kann sich die Fragen selber beantworten. Wer das nicht möchte oder wem das nicht genügt, der kann sich anderweitig Informationen beschaffen, z.B.: über das Internet. Vorausgesetzt, es gibt sie dort noch.

 

Foto: flickr/ Johanna Bocher (CC BY-NC-ND 2.0); Sophie Kröher