Wie man Laien Wissenschaft erklärt
Von Radwan Saad und Robert Galiard
Forscherinnen und Forscher interpretieren neue Daten teils unterschiedlich, vertreten gegenteilige Ansichten oder ändern ihre Haltung aufgrund neuer Erkenntnisse – wissenschaftliche Befunde sind fragil. Diese Fragilität kann Menschen irritieren und ihr Vertrauen in die Wissenschaft schmälern. Psychologe Danny Flemming erklärt uns, wie Laien Wissenschaft verstehen, spricht über seine Leidenschaft für Science Slams und nimmt Stellung zu Verschwörungstheorien.
Einst waren wir davon überzeugt, dass die Erde eine Scheibe ist. Doch wir sammelten Daten, machten Beobachtungen und kamen schließlich zu der Erkenntnis, dass wir damit völlig falsch lagen. Wissenschaftliche Weltbilder formen sich nicht etwa langsam aus und werden immer weiter ergänzt – sie werden durch neue Erkenntnisse schlagartig zerstört! Die alte Theorie wird anschließend verworfen und man kann sich plötzlich gar nicht mehr vorstellen, woran die Menschen früher geglaubt haben. Dieses Phänomen bezeichnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Fragilität von wissenschaftlichen Erkenntnissen. “So funktioniert Wissenschaft eben, allerdings ist das für Laien oft nicht klar”, so Flemming. Gerade bei besonders neuen Themen kann es innerhalb der Wissenschaftsgemeinde zudem durchaus zu unterschiedlichen Interpretationen derselben Daten kommen, was Menschen mitunter verunsichert. “Dabei verwechseln sie unterschiedliche Interpretationen von Daten mit Meinungen, obwohl diese Aussagen – im Gegensatz zur Meinung – faktenbasiert sind”, erklärt der 31-jährige Psychologe.
Am Leibniz-Institut für Wissensmedien erforscht Danny Flemming Wissenschaftskommunikation: “Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Fragestellung, wie Leute, die keine Ahnung von Wissenschaft haben, die Wissenschaft verstehen.” Dabei spielt nicht nur das Verständnis für die Fragilität wissenschaftlicher Erkenntnisse eine entscheidende Rolle. Gerade bei der Vermittlung besonders komplexer wissenschaftlicher Themen, über die Rezipientinnen und Rezipienten ohnehin nicht sonderlich viel wissen, ist außerdem die Art der Präsentation der wissenschaftlichen Erkenntnisse von besonderer Bedeutung. “Die Herausforderung ist natürlich, seine Forschungsergebnisse für alle verständlich zu präsentieren”, so Flemming.
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