Abschlussartikel zu „Vergessene Filme – verborgene Schätze“
von Andrea Kroner
Viele Klischees wird man wohl nie ausräumen können – egal, ob sie sich auf Filme oder andere Bereiche beziehen. Doch man sollte stets im Hinterkopf behalten, dass es neben diesen „typischen“ Filmen für ein bestimmtes Land oder Genre auch andere außergewöhnliche Projekte gibt, die davon abweichen und sich dadurch auszeichnen. Genau das sollte diese Artikelreihe für acht unterschiedliche Filme zeigen.
Mit „Faust“ gelingt es Alexander Sokurov, das bekannte Werk Goethes auf eine völlig neue Art zu interpretieren: Er zeigt die große Macht der Worte auf eine schlichte Weise, ohne auf viele Spezialeffekte zurückzugreifen.
Ebenso schlicht gestaltet Terence Malick sein oberflächliches Beziehungsdrama. Die Schauspieler von „To The Wonder“ haben durch Improvisation viele Freiheiten bekommen, was sich nicht nur positiv ausgewirkt hat. Die frühen Meisterwerke des Regisseurs ließen mehr erwarten. Dennoch gelingt es ihm, eine ganz andere Sicht auf das amerikanische Kino zu schaffen, als es Hollywood zeigt.
„Erleuchtung garantiert“ beeindruckt hingegen durch die Verschmelzung von Dokumentar- und Spielfilm. Die Handlung stammt aus der Feder von Doris Dörrie. Doch während der Dreharbeiten in einem buddhistischen Kloster mussten sich die Schauspieler an den dortigen Alltag anpassen, um die Mönche nicht zu stören und den Film authentischer werden zu lassen.
Aber nicht alle Filme folgen der Chronologie. Bei „5×2“ steigert sich das ins Extreme. Denn François Ozon hat den zeitlichen Ablauf der Filmhandlung komplett umgekehrt, was absolut gut gelungen ist: Es geht nicht mehr darum was passiert, sondern warum es dazu gekommen ist.
Ganz anders dagegen „Moolaadé“, der sich mit afrikanischer Tradition beschäftigt. Er macht auf die Folgen des weit verbreiteten Rituals der Beschneidung aufmerksam. Das ist Ousmane Sembènes auch ohne grausame Darstellungen gelungen.
Bei „The Garden of Words“ vergisst man an vielen Stellen fast, dass es sich bei dem detailgetreuen, plastischen Film um einen Animé handelt. Noch dazu glänzt der Film durch eine tiefgehende, gefühlvolle Handlung. Daran zeigt sich, dass gute Filme nicht immer Spielfilme sein müssen.
Befasst man sich stattdessen mit geschichtlichen Themen, spielt die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit eine wichtige Rolle. Dabei werden die vielen geflohenen Verbrecher jedoch oft vergessen. Lucìa Puenzo gelingt es mit „Wakolda“, wahre Begebenheiten über den ehemaligen KZ-Arzt Josef Mengele mit eigenen Ideen zu verbinden und so seinen Aufenthalt in Argentinien zu skizzieren.
Möchte man statt Geschichte einen Einblick in das wahre Gesicht Indiens bekommen, bietet „Salaam Bombay“ eine ideale Möglichkeit, in die Slums zu sehen. Dieser Film zeigt ehrliche Charaktere, mit denen man mitfühlen kann und schafft es, den grausamen Alltag realistisch darzustellen.
Nach acht beeindruckenden Filmen zeigt sich, dass auch sie Elemente enthalten, die Klischees entsprechen. Dennoch verbindet all diese Filme etwas außergewöhnliches. Ihre Liste könnte man noch weiterführen, doch hier soll nur ein kleiner Anreiz geschaffen werden, sich weg vom Mainstream in die weite Welt der unbekannteren Filme zu wagen.
Foto: flickr.com/die.tine (CC BY-ND 2.0)
Alle Artikel aus dieser Reihe:
Teil Eins: Vergessene Filme – verborgene Schätze
Teil Zwei: Der Meister der Stille
Teil Drei: „Faust“ – die Geschichte lebt wieder auf
Teil Vier: „Erleuchtung garantiert“ – wirklich?
Teil Fünf: „5×2“ – Wieso ging es schief?
Teil Sechs: „Moolaadé“ – Bann der Hoffnung
Teil Sieben: The Garden of Words
Teil Acht: Wakolda – ein Arzt auf der Flucht
Teil Neun: Salaam Bombay – die Geschichte eines Straßenkindes