Blog Zwischenbetrachtung

Der Blog Zwischenbetrachtung: Eine Plattform für Studierende und Kulturinteressierte

Von Malin Wunderlich

Außer „Media Bubble“ hat die Uni Tübingen noch andere interessante Blogs zu bieten. Einer davon ist „Zwischenbetrachtung“, der Blog für Masterstudierende von Dr. Anne Ulrich.  Wer sich für die journalistische Auseinandersetzung mit diversen Phänomenen interessiert, erfährt hier mehr. Wir haben uns mit Ulrich getroffen. Im Interview verriet sie uns, was man als Studierende*r dabei lernen kann und wie die verschiedenen Themen entstehen.

Der Blog „Zwischenbetrachtung“ wurde von Ulrich im Zuge der Lehrredaktion Online ins Leben gerufen. Seit 2018 verfassen Masterstudierende der Medienwissenschaft unter ihrer Anleitung Artikel zu den verschiedensten Themen. Es finden sich Artikel rund um die Themen „Arbeit“, „Papier“ und zu weiteren spannenden Gebieten. Diese werden auf dem Blog von allen Seiten beleuchtet.  

Wie kamen Sie auf die Idee für den Blog?

Anne Ulrich

Dr. Anne Ulrich ist Leiterin des Blogs „Zwischenbetrachtung“. Foto: Anne Ulrich

Ich habe die Redaktion Online übernommen für die Masterkurse und habe mir überlegt, was ich dafür als sinnvolles Projekt machen kann. Während meines Studiums der Empirischen Kulturwissenschaften hatte ich die Idee, mit Freunden eine Zeitschrift über europäische Kulturthemen zu gründen. Aber da alle dann angefangen haben, zu arbeiten oder zu promovieren, ist aus diesem Projekt einfach nie was geworden. Die Idee hat mich aber nicht losgelassen.

Bei der Vorbereitung dieser Lehrredaktion habe ich mich daran erinnert und dachte, es wäre doch schön, so eine Art Internetmagazin zu haben. Dabei können die Studierenden sehr viel ausprobieren.

Und wie kam es zu dem Namen Zwischenbetrachtung?

Inspiriert wurde ich von Jürgen Habermas‘ Theorie des Kommunikativen Handelns. Dort finden sich zwischen den großen Theorieteilen sogenannte „Zwischenbetrachtungen“. Da dachte ich, das ist eigentlich ein schöner Titel, so eine Art „Wir fassen mal was zusammen und blicken aber gleichzeitig auch wieder in das nächste Kapitel hinein.“

Zur Person

Dr. Anne Ulrich ist Akademische Rätin am Institut für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen, an der sie auch Empirische Kulturwissenschaft und Allgemeine Rhetorik studiert hat. Sie befasst sich dort unter anderem mit Rhetorik und den sich wandelnden Aufgaben des Journalismus. Außerdem hat sie „Zwischenbetrachtung“ ins Leben gerufen. Ein Blog, an dessen Gestaltung und Leitung sie viel Spaß hat.

Masterstudierende können im Rahmen der Lehrredaktion Online selbst Teil des Blogs werden.

Wie kommen Sie auf die verschiedenen Themen, wie zu dem Thema Gespenster?

Es geht vor allem darum, Themen zu finden, zu denen man sehr vielseitig arbeiten kann.

Bei den Gespenstern war das relativ klar, weil ich mich ja selbst in meiner Forschung mit der Metapher des Gespenstes auseinandersetze. Das habe ich zu dem Zeitpunkt relativ neu entdeckt gehabt und dachte dann, das ist doch ein tolles Thema. Und ich wollte gezielt Themen suchen, die auf den ersten Blick nichts mit Medien zu tun haben, sozusagen als Ergänzung zu Media Bubble, wo ja medienwissenschaftliche Themen im Mittelpunkt stehen.

Und die Haaridee?

Die Haare waren noch so eine Idee aus diesem Zeitschriftenprojekt, da dachten wir, das ist einfach was, was sich in ganz viele verschiedene, auch politische Richtungen wenden lässt. Es war auch tatsächlich viel ergiebiger, als viele Studenten am Anfang gedacht haben. So wie das bei den meisten Themen ist. Auf der Suche nach neuen Ideen frage ich auch immer bei den Studierenden rum, als Inspiration.

 

Was erhoffen Sie sich noch von dem Projekt?

Ich erhoffe mir, dass ich das auch für andere Lehrredaktionen nutzen kann, so dass der Blog nicht immer nur im Sommersemester bespielt werden kann. Vielleicht mit verschiedenen Interviews aus anderen Lehrveranstaltungen, dafür habe ich auf jeden Fall schon eine eigene Rubrik angelegt.  

Außerdem wünsche ich mir, dass das schon noch ein paar Jahre weiterläuft und dass die Studierenden weiterhin so kreativ mitarbeiten und sich darauf einlassen, leidenschaftlich über die Themen nachdenken und gleichzeitig auch viel lernen, was das Online-Publizieren betrifft. Und vor allem selbst journalistisch kreativ zu sein und nicht einfach zu kopieren, was es schon überall gibt.

 

Was können die Studierenden lernen beim Bloggen?

Ganz viel. Sie machen sich natürlich mit WordPress vertraut und dem ganzen Vorgang des Onlinepublizierens, vom Schreiben bis zum Marketing.

Das heißt das ist eine Lehrredaktion im wörtlichen Sinne. Man lernt, was guten Journalismus ausmacht, kann mit klassischen Formaten oder persönlicheren Stilen spielen und sich dabei ausprobieren. Gleichzeitig gibt es sowohl von mir als auch von den Studierenden selbst immer sehr viel konstruktive Kritik, sodass die Studierenden natürlich auch ihren Schreibstil verbessern.

Was finden Sie spezifisch an dem Medium Blog spannend?

Es ist ein Medium, das schon ein bisschen älter ist, aber eigentlich nicht ausstirbt, was ich interessant finde. Und es ist eines, das sowohl schriftlich als auch visuell funktioniert. Und es bietet auch eine Heimat für viele verschiedene Autoren. Das wäre glaube ich schwieriger, wenn man jetzt ein richtiges Magazin machen würde oder so. Der Blog ist eine sehr offene Form, da können Menschen sich gegenseitig kommentieren. Außerdem kann man ausnutzen, dass der Blog ein serielles Medium ist.

Was können Sie innerhalb des Projekts von den Studierenden lernen?

Ich glaube schon einiges. Zumindest lerne ich sehr viel über die Themen, die ich vorschlage. Inhaltlich könnte ich mir selbst niemals so viel aneignen, auch die verschiedenen Facetten nicht. Und auch was das Experimentieren mit Online-Formen betrifft, lerne ich einiges. Das ist definitiv ein gegenseitiger Lernprozess.

 

Sind Sie manchmal selbst überrascht von den Beiträgen, die dann letztendlich zustande kommen?

Ja klar, immer wieder. Zum Beispiel denken sich die Leute tolle Themen aus und setzen inhaltlich interessante Schwerpunkte. Ich bin auch schon mehrfach überrascht worden, grade auch was eher lustige Formate angeht, wie zum Beispiel Glossen, das ist ja ein eher schwieriges Format. Es gibt wirklich viele Schreib- und auch Illustrationstalente. Manche haben da ein sehr gutes Auge. Außerdem bringen die Studierenden auch immer neue Ideen mit ein, wie beispielsweise mal eine Podcastfolge aufzunehmen.

Hat der Blog Ihre Erwartungen erfüllt?

Also die Erwartung, Themen gemeinsam in alle Richtungen drehen und wenden zu können, hat das Projekt definitiv erfüllt. Was ich ein bisschen unterschätzt habe, ist, dass es doch auch viel Zeit kostet, alles vorzubereiten. Man braucht viel Zeit für organisatorische und vorbereitende Fragen. Es blieb manchmal ein bisschen auf der Strecke, sich ausführlich mit der Themenauswahl selbst zu beschäftigen.

Da würde ich mir manchmal wünschen, das Semester wäre länger, damit die Studierenden sich noch intensiver in die Themen einarbeiten und sich besser miteinander abstimmen können. Man kommt ja nicht immer am Anfang schon auf die beste Idee. Aber irgendwann muss man halt auch mit verbindlichen Planungen anfangen.

 

 

Erhalten Sie auch Feedback für den Blog?

Er wird tatsächlich gelesen und den Studierenden macht er auch großen Spaß, habe ich den Eindruck. Ich werde auch immer wieder von Leuten aus Tübingen angesprochen, die schonmal drauf gestoßen sind und das gelesen haben und ganz spannend finden.

 

 

 

Können Sie einen kleinen Ausblick geben, wie es mit dem Blog weitergeht?

Der wird auf jeden Fall im Sommersemester wieder bespielt werden, vielleicht auch mit nur einem Thema, damit ich mit den Gruppen ein bisschen mehr Zeit habe, zu dem Thema zu arbeiten. Das Thema ist noch unklar, es sind viele Vorschläge genannt worden. Studierenden würden gerne was zum Thema Reisen machen, zu Ernährungs- und Umweltfragen oder auch zu Tübingen. Ich habe mich aber noch nicht entschieden.