Fake-Acccount

Fake-Accounts und der Streamingmarkt

Von Josephin Noka

Der Musikkonsum über Streamingdienste hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Algorithmen halten das Nutzerverhalten fest und kreieren ein Meinungsbild, das repräsentativ für den Beliebtheitsgrad der Künstler stehen soll. Doch was ist, wenn dieses vermeintliche Meinungsbild, das sich in Form von Clicks äußert, „fake“ ist und aufgrund wirtschaftlicher Zwecke manipuliert wurde?

Fake-Account

Social Media: Ein Meer voll falscher Identitäten. Foto:Unsplash

Die Sozialen Netzwerke sind kaum noch aus unserem Alltag wegzudenken. Überall zugänglich und jederzeit nutzbar, hat sich das Internet der Dinge zu einem Lebensbegleiter entpuppt dem kaum noch auszuweichen ist. Dank den Sozialen Netzwerken können sich Menschen untereinander vernetzen und virtuelle Interessensgemeinschaften bilden.

Doch nicht nur Kommunikationsplattformen dienen zur Unterhaltung: Der Musikkonsum über Streamingdienste gehört ebenso dazu. Algorithmen halten das Nutzerverhalten fest und kreieren ein Meinungsbild, das repräsentativ für den Beliebtheitsgrad der Künstler stehen soll. Wer oben bei den Charts mitspielt, hat viele Follower und Streams. Doch was ist, wenn die generierten Clicks von Fake-Accounts kommen?

Die Oxford Studie “Challenging Truth and Trust: A Global Inventory of Organized Social Media Manipulation” kritisiert das umfangreiche Ausmaß der Manipulation der Sozialen Netzwerke, welches bereits in 48 Ländern von statten gehen soll. Dabei beziehen sich die Autoren Bradshaw und Howard hauptsächlich auf die Einflussnahme der Politik, welche durch „Fake News“ die Sozialen Netzwerke als Propaganda-Waffe in eigener Sache nutzt und mittels Kommentarfunktionen Algorithmen manipuliert. 

 

Eine YouTube-Reportage sorgt für Aufsehen

Doch Fake können nicht nur politische Meinungsbilder sein: Auch der Musik-Streamingmarkt scheint davon betroffen. Zwar wirkt dies weniger alarmierend als die Verbreitung von politischen „Fake News“, liegen jedoch beiden Angelegenheiten die sogenannten „Fake-Accounts“ zugrunde. Das Problem der Chartmanipulation wird in einer Reportage des YouTube-Kanals „Y-Kollektiv“ unter dem Titel „Rap Hack“ dargelegt.

Das Musikgenre, auf das die Reportage Bezug nimmt, ist Deutschrap. Begleitet wird ein selbsternannter „Social Media-Experte“, dessen Identität nicht Preis gegeben werden darf. Dieser erklärt, dass er gegen eine Gage aus einem neuen kleinen Künstler einen Chartstürmer machen kann. Wie das funktionieren soll? Mit nichtexistierenden Usern die Lieder in Dauerschleife streamen. Dahinter soll ein Team stecken, dass nur dafür arbeitet, Playlisten zu erstellen und diese non-stop abzuspielen. Je kürzer das Werk, desto besser. Bis zu 500 Tabs kann der Rechner des Social Media-Experten gleichzeitig bedienen. An jedem Stream, sprich für jedes angehörte Lied, verdient der Künstler Geld.

Damit der Streamingdienst Spotify keinen Wind davon bekommt, werden Künstler über einen langen Zeitraum gestreamt. Selbst wissen die Künstler anscheinend kaum etwas von dieser Art Karriere-Push, die Manager hingegen schon. Zudem deutet die Reportage an, dass auf diese Art und Weise Geld gewaschen wird.

 

Die Frage nach der Verantwortung

Streaming

Spotify äußerte sich bislang nicht zu dem Thema Chartmanipulation. Foto: Unsplash

Von dem Streamingmarkt-Führer Spotify gibt es zu diesem Thema leider noch keine Stellungnahme, anders hingegen agiert die Social Media Plattform Facebook im Jahr 2019. Laut einem Transparenzbericht gab Facebook preis, ganze 5,4 Milliarden gefälschte Accounts gelöscht zu haben. Es scheint eine Grauzone zu sein, um die von Seiten der Plattformen gerne ein Bogen gemacht wird.  Spotify selbst erleidet keinen Nachteil aufgrund der falschen Identitäten, denn Geld verdient das Unternehmen trotzdem.

Das Nachsehen haben diejenigen Künstler, die ohne gekaufte Klicks versuchen, sich einen Namen auf dem Streamingmarkt zu machen. Zwar berichtet die Reportage des Y-Kollektiv aus der Deutschrap-Szene, doch ist ungewiss, welches Ausmaß diese Manipulation der Sozialen Netzwerke auf dem Streamingmarkt tatsächlich angenommen hat. Handlungsmöglichkeiten haben normale Nutzer kaum, schließlich werden ihnen durch den verfälschten Algorithmus die illegal gepuschten Künstler vorgeschlagen, weshalb die Anklick-Wahrscheinlichkeit hoch ist. Unwissende Nutzer fördern somit eine Maschinerie, die sich zu einem Selbstläufer entwickelt hat. Somit bleibt die Verantwortung bei all jenen Plattformen wie Spotify, Fake-Accounts zu eliminieren. Nur so kann den Künstlern Gleichberechtigung gewährleistet werden und den realen Nutzern die Möglichkeit, Musik tatsächlich zu entdecken.

 

 

Literatur:

https://www.zeit.de/digital/2019-11/gefaelschte-accounts-facebook-fake-profile-anstieg-sperrung

https://www.dasding.de/lifestyle/Y-Kollektiv-Der-Rap-Hack-Wie-Klickzahlen-manipuliert-werden,y-kollektiv-rap-hack-100.html

http://comprop.oii.ox.ac.uk/wp-content/uploads/sites/93/2018/07/ct2018.pdf