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Traumberuf App-Designer? Die Wege und Hürden bis zur eigenen App

Ein Interview mit App-Designer Benny Öczan

Von Nina Guth

Als Kind hat man viele Träume und Vorstellungen davon, was man später einmal werden möchte. Da können die Wünsche schnell vom Raumfahrer bis zum Straßenverkäufer reichen.  Doch kaum jemand denkt als Kind an eine eigene App – auch wenn dies in unserer digitalen Welt gar nicht mehr allzu abwegig erscheint. Doch wie designt man eine App und wie verläuft eigentlich der Weg bis zum fertigen Produkt?

*Anmerkung der Redaktion: Bei diesem Text handelt es sich nicht um eine Werbekooperation. 

 

Benny Özcan (links) mit seinem Kumpel (rechts)

Als kreativer Kopf kann man in den heutigen Zeiten so einige Dinge designen. So wie Benny Öczan, der seine anfänglichen Idee, eine App zu gestalten, in die Wirklichkeit umgesetzt hat. Aufgewachsen ist Benny mit seinen Eltern und seiner Schwester in Rottweil, wo er auch zur Schule ging. Schon in der Schulzeit bemerkte er seine Vorliebe für das Kreative und das Gestalten, weswegen er sich nach seinem Abitur 2014 für eine Ausbildung zum Mediengestalter beworben hat. Da konnte er lernen, wie man gewisse Ideen umsetzt und diese am besten gestaltet. So fing er nebenher an, auch einige erste gestalterische Aufträge zu übernehmen und für Firmen Prospekte oder Webseiten zu gestalten. Nach seiner Ausbildung hat er sich an der Uni Tübingen für den Studiengang der Medienwissenschaft und Kunstgeschichte eingeschrieben, um sich in diese Richtung noch weiterzuentwickeln. Während dieser Zeit hat er die Idee für seine erste eigene App entwickelt – Selectit.

Was war deine Motivation, eine eigene App zu designen?

„Grundsätzlich hatte ich einfach Lust auf ein kreatives Projekt. Die eigenständige Arbeit macht mir viel Spaß und man kann nebenher natürlich auch ein bisschen Geld verdienen. Für mich war es aber auch interessant zu sehen, wie diese Hintergrundprozesse ablaufen, einfach mal ein Business und Unternehmen kennenzulernen. Außerdem ist es auch einfach cool zu sagen: Hey, ich habe meine eigene App designt. Tatsächlich möchte ich aber auch Leuten mit unserer App ein wenig helfen.“

Könntest du noch kurz erklären, was „Selectit“ für eine App ist?

„Ja klar, also die Grundidee dahinter war, dass die App helfen soll, Entscheidungen leichter zu treffen. Wenn einem zum Beispiel die Entscheidung schwer fällt,  eine Xbox oder Playstation zu kaufen, oder die Entscheidung zwischen einem Kleid und einem Rock… da kann die App, genauer gesagt die Community, weiterhelfen. Es läuft dann so ab, dass dort zwei Bilder hochgeladen werden können, mit Beschreibungstext und einem Timer. Die Community kann dann darüber abstimmen, was die bessere Option wäre. Je nach Einstellung des Timers kann danach das Ergebnis eingesehen werden und hilft, sich schneller zu entscheiden oder sicherer bei der Entscheidung zu werden!“

Wie läuft die selbstständige Arbeit einer App und ihrer Gestaltung denn dann genau ab?

„Also bei mir war es so, dass ich vielen im Freundes- und Familienkreis erstmals von der Idee der App erzählt hatte, ob die die Idee auch cool finden. Dadurch wollte ich mir einfach schon mal erstes Feedback einholen. Nachdem ich die Idee dann einem Kumpel erzählt habe, hatte dieser ebenfalls Lust auf das Projekt. Wir haben dann zusammen das Geld investiert. Vielen ist das immer erstmal gar nicht so bewusst, aber anfangs muss sehr viel Geld investiert werden. Entweder durch Investoren, einen Kredit oder man investiert selbst, das ist vorerst leider die traurige Wahrheit. Wenn jedoch die Gestaltung selbst gemacht wird, dann spart man sich schon viele Kosten (lacht). Nachdem wir uns zusammengetan haben, ging es los mit dem Anfragen von Agenturen: Wer macht das beste Angebot, wer ist am günstigsten, wem kann man am ehesten vertrauen? Denn das Problem hierbei ist leider, dass es für die Idee und die Gestaltung einer App kein Patent gibt, also kann die Idee auch sehr schnell geklaut werden, da sollte man vorsichtig sein! Doch sobald wir unsere Agentur gefunden hatten, ging es los mit dem Gewerbe anmelden, aber auch so Dinge wie die Anmeldung beim Finanzamt sind wichtig; lauter so Papierkram-Dinge, die nicht unbedingt Spaß machen, aber leider sein müssen. Unsere Agentur hat dann Stück für Stück die App entwickelt und wir konnten alle zwei Wochen sogenannte „Milestones“ selbst testen, um dann Feedback zu geben, was wir gerne ändern würden. Es war schon eine Hand-in-Hand-Arbeit mit dem Unternehmen, deswegen war uns auch die Auswahl so wichtig. Letztendlich hat uns dann die Agentur geholfen, die App online zu schalten, womit aber erst die richtige Arbeit los ging. Denn wenn die App online ist, geht die Gestaltung erst recht los: Es sollte Werbung für die App gemacht werden, damit möglichst viele Menschen davon erfahren. So zum Beispiel auf Instagram, weil das einfach unsere Zielgruppe ist. Hier muss auch viel ausprobiert werden: Was kommt am besten bei der Zielgruppe an? Es können neue Grafiken und Videos designt werden, aber auch Printartikel. Wir haben Flyer ausgelegt in verschiedenen Läden, um möglichst viel Werbung zu machen.“

Warum würdest du sagen, sind Apps so vielfältig zu gestalten?

„Es ist einfach cool, dass man sich hier kreativ austoben kann. Es gibt so viele Möglichkeiten zu gestalten, egal ob man hierfür die Vorlagen aus dem Internet nutzt oder eigene entwirft. Selbstverständlich muss man die Ideen immer abklären, aber dennoch gibt es super viele Möglichkeiten und es gibt nur selten Grenzen, wo der Programmierer uns nicht weiterhelfen konnte. Man muss nur immer bedenken, dass jede*r ein anderes Handy besitzt und die App somit überall anders aussieht. Aber heutzutage hat fast jeder ein Handy, ich finde somit kann man die Menschen viel schneller erreichen und eine größere Reichweite erzielen.“

Wie läuft der Designprozess denn nun ab? Kannst du hier ein paar Insider nennen?

„Normalerweise gibt es Templates, mit denen viele arbeiten. Da hat man viele Vorlagen, auf deren Grundlage designt werden kann. Davon wollte ich mich aber befreien und nicht an irgendwelchen Vorgaben festhängen. Mein Ziel war es, die App so zu gestalten, dass sie im Format nicht an gängige Apps wie Instagram oder Tinder erinnert. Ich wollte nicht das gängige Template nutzen, dass jeder kennt, sondern etwas Neues kreieren. Damit will ich nicht sagen, dass Templates schlecht sind, aber sie sind einfach bekannt und klassisch. Ich rate jedem, sich auf die eigenen Fähigkeiten zu fokussieren und etwas Neues zu designen, das noch nicht so bekannt ist, dass bleibt den Leuten dann auch viel eher im Kopf und man hat es selbst in der Hand, das Design nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Trotzdem kann selbstverständlich jeder mit Templates arbeiten, um seine App zu gestalten, das bleibt im Endeffekt jedem selbst überlassen.“

Gab es auch Schwierigkeiten beim Designen?

„Hmm (überlegt), also die größten Schwierigkeit hierbei war eigentlich, dass ein paar Ideen von der Agentur nicht umgesetzt werden konnten. Da war ich dann doch zu kreativ (grinst). Aber das war auch kein Problem, dass kann man ja notfalls abändern. Im Vergleich ist es vom Prinzip her ähnlich wie bei der Architektur, da muss der Statiker auch manchmal einen Stop einlegen, wenn der Architekt mit Ideen ankommt, die die Statikerin nicht umsetzen kann. Insgesamt muss einfach viel rumprobiert werden, was gut aussehen könnte und welches Format sich für die Endgeräte am besten anbietet.“

Wie lange hat der Prozess der Gestaltung ungefähr gedauert? Und wie lange war nun der endgültige Prozess von der ersten Idee bis zu App?

„Puhh, also eine exakte Zeitangabe gibt es hier natürlich nicht. Aber so ungefähr 2 Monate habe ich für die Gestaltung gebraucht, bis ich wirklich mit allem zufrieden war und alles mit dem Programmierer abgesprochen war. Die Programmierung hat daraufhin auch ungefähr zwei Monate gebraucht. Insgesamt war es ungefähr ein halbes Jahr, bis die App dann tatsächlich auch verfügbar zum Herunterladen war (lacht stolz).“

Hättest du zum Schluss noch Tipps für alle, die auch eine App designen wollen?

„Ganz einfach gesagt: Do it! So eine Erfahrung zu machen, ist immer unglaublich und insgesamt einfach eine mega spannende Zeit. Aber denkt immer daran: Marketing ist sehr sehr teuer. Bis zu 7.000 Euro sind dafür noch lange nicht ausreichend. Aber ist man sich darüber bewusst, kann dem Designen und Umsetzen in der App dann nichts mehr im Wege stehen. Kurzum: Wünsche und Träume, die zuerst unmöglich und unerreichbar erscheinen, nicht direkt aufgeben! Alles kann erreicht werden, es sollte einfach nur der erste Schritt getan werden. Denn am Ende gilt: Es lohnt sich und ansonsten ist man reicher an Erfahrungen.“