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Wie findet man Leser?

von Alexander Karl

 Jeder vierte Deutsche liest niemals ein Buch – das ergab die Studie „Lesen in Deutschland 2008“ der Stiftung Lesen. Dieser Zustand hat sich wohl auch in den letzten vier Jahren nicht grundlegend geändert, auch wenn Jugendliche in den letzten Jahren immer häufiger zum Buch greifen. Die Jim-Studie aus dem Jahr 2011 ergab, dass 44 Prozent der 12 bis 19-jährigen regelmäßige Buch-Leser sind. 56 Prozent im Umkehrschluss aber nicht. Tatsächlich aber haben Jugendliche dank sozialer Netzwerke im Internet, wie  Facebook und Co., wohl noch nie so viel gelesen und geschrieben wie heute.

Es liegt also nahe, dass Schriftsteller und Verlage versuchen, die Jugendliche Zielgruppe dort zu erreichen, wo man sie primär findet – nämlich im Internet. Doch ganz so einfach ist es leider auch nicht…

Werbung und Social Web

Mein Erstlingsroman „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ erscheint in diesem Jahr und natürlich soll er auch Leser haben. Aber gerade dann, wenn man bei einem kleinen Verlag ist, der kein großes Werbebudget hat, mit dem er eine Anzeige in der BILD-Zeitung oder Aufsteller in jeder Buchhandlung kaufen kann, liegt viel Marketing-Arbeit vor dem Autor.

Wie kann ich mein Buch im Internet vermarkten?

Daher muss ich selbst aktiv werden – das Internet macht es ja möglich! Leider bin ich nicht der Einzige mit dieser Idee: Das Internet ermöglicht es jedem, das Wort zu ergreifen, doch die entscheidende Frage ist, ob man auch gehört wird.

Eine Möglichkeit den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern ist ein eigener Blog. Der Vorteil: Kostenlos und schnell kann ich posten, was ich gerade tue, Infos zu meinem Buch liefern und einen Blick hinter die Kulissen erlauben. Gerne auch untermalt mit Bildern oder Videos.

Wie mache ich auf meinen Blog aufmerksam?

Bei fehlendem Budget für (virtuelle) Werbeanzeigen bleibt da nur die Hoffnung auf Mund-zu-Mund-Propaganda und virales Marketing. Virales Marketing heißt, dass sich ein Bild, Video oder ein Text wie ein Virus im Netz verbreitet, beispielsweise über Facebook.

Die soziale Plattform liefert unter anderem die Möglichkeit, Fan-Seiten zu erstellen, durch die man Interessierte immer auf dem Laufenden halten kann. Leider stellt sich hier gleich eine ähnliche Frage wie zuvor:

Wie schaffe ich es, dass möglichst viele Leute meine Seite anklicken?

Dafür bietet sich nun tatsächlich die Realität an. Der persönliche Kontakt ist auch in Zeiten des Internets noch immer unabdingbar. Durch meine Lesungen an Schulen konnte ich meine Zielgruppe ansprechen, die ich dann – um meinen Weg auch weiterhin verfolgen zu können – auf meine Facebook-Seite verweisen konnte.

Denn da ich natürlich nicht täglich live mit meiner Leserschaft interagieren kann, ermöglicht mir das Internet eine fiktive Nähe herzustellen, die ich in der Realität nicht bieten kann. So kann ich dann virtuell über das Erscheinen von meinen Kurzgeschichten in Anthologien berichten, kleine Videobotschaften über den Äther schicken oder Bilder von Dreharbeiten zu einer Reportage, z. B. über junge Autoren, hochladen.

 

Alexander Karl betreut nicht nur den Blog media-bubble.de, sondern schreibt auch Bücher.  Neben zahlreichen veröffentlichten Kurzgeschichten in Anthologien erscheint dieses Jahr sein Jugendroman „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“.

Der Text erschien in ähnlicher Form im Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Wilinaburgia, 87. Jahrgang, Nr. 230.

Foto: Sophie Kröher

1, 2 oder 3? Braucht Facebook ein drittes Geschlecht?

Ein revolutionärer Vorstoß eines Abgeordneten aus Nepal: Sunil Babu Pant setzt sich für ein drittes Geschlecht auf Facebook ein. Das trifft den Zeitgeist, denn unlängst forderte der deutsche Ethikrat genau das für die BRD. Doch wie reagiert Facebook?

Out und raus! Wenn die Medien outen

von Alexander Karl

Die Symbiose zwischen Presse und öffentlichen Personen ist sehr alt. Aber auch hier gibt es Schattenseiten: Die Presse ist auf eine gute Geschichte aus und fragt sich (nicht immer), ob man den öffentlichen Personen damit schaden könnte. Gerade beim Thema Homosexualität wird viel Fingerspitzengefühl verlangt: Tut man Promis mit einem öffentlichen Outing einen Gefallen oder zerstört es die Karriere?

Homophobie und die Angst

Noch immer ist Homosexualität in Deutschland ein Tabuthema. Ja, natürlich wird darüber geschrieben und gesprochen, aber die Akzeptanz in der Bevölkerung lässt noch immer zu wünschen übrig. Das zeigt aktuell der Fall des DSDS-Kandidaten Kristof Hering, der wegen seiner Homosexualität angefeindet wird – er spricht sogar von Todesangst nach diversen Drohungen! Viele andere Personen der Zeitgeschichte gehen mit ihrer sexuellen Orientierung nicht so offen um und entgehen deshalb möglichen Anfeindungen – verhindern durch ihr Verhalten aber auch, dass (homophobe) Gesellschaftsschichten verstehen, dass Homosexualität längst kein Randphänomen, sondern ein Querschnittsphänomen ist: Die sexuelle Orientierung macht vor keiner Berufsgruppe, Nationalität oder Altersgruppe halt. Natürlich ist nicht jeder der „schwul wirkt“ automatisch schwul (auch wenn Google es suggeriert), aber die Dunkelziffer der Ungeouteten ist hoch. Und gerade auch große Massenmedien wissen um die wahre sexuelle Orientierung von Stars.

Der Fall Krupp anno dazumal

Kritisch wird es aber immer dann, wenn Menschen unfreiwillig geoutet werden. Und dieses Vorgehen von Seiten der Presse ist nicht neu: Am 15. November 1902 outete das SPD-Parteiblatt Vorwärts den Industriellen Friedrich Alfred Krupp als Homosexuellen  – vordergründig, um mit der nun offensichtlichen klassenübergreifenden Homosexualität für die Abschaffung des Paragraphen 175 Stimmung zu machen. Der Paragraph 175 des Reichsstrafgesetzbuchs bestand ab 1872 und hieß in der Fassung des Kaiserreichs: „Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts oder von Menschen mit Thieren begangen wird, ist mit Gefängniß zu bestrafen; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.“ Paragraph 175 existierte in diversen Formen bis 1994 fort – unter den Nazis verschärft, ab Ende der 1950iger gelockert.

Zurück zu Krupps Outing im Jahr 1902. Im Parteiblatt Vorwärts hieß es dann: „Herr Krupp gehört zu jenen Naturen, für die der § 175 eine stete Qual und Bedrohung bedeuten würde […]. [Er] huldigt mit den jungen Männern der Insel [Capri] dem homosexuellen Verkehr.“ Damit war Krupp also geoutet. Hinzu kam aber noch eine Vielzahl von weiteren Vorwürfen: Es gab den Verweis auf Kaiser Tiberius, der auf Capri Orgien gefeiert haben soll. Zudem sollten Bilder des Verkehrs vorliegen, doch alles sollte durch Korruption (Bestechung der Medien) unter dem Mantel der Verschwiegenheit gehalten worden sein. Des Weiteren wird Krupp vorgeworfen, dass er aufgrund seiner sexuellen Vorliebe die Insel verlassen musste. Weiter heißt es dann: „Es handelt sich um einen pervers veranlagten Mann. Denn das Mitleid, dass das Opfer eines verhängnisvollen Natur-Irrtums verdient, muss versagen, wenn die Krankheit zu ihrer Befriedigung Millionen in ihre Dienste stellt.“

Dass die SPD im Kaiserreich deutliche homophobe Tendenzen aufzeigte, wird schnell deutlich; neben seiner sexuellen Orientierung gab Krupp aber auch aufgrund seiner Stellung aus bekannter Industrieller eine perfekte Zielscheibe ab. Anhand seiner Person konnte die Verdorbenheit der herrschenden Klasse gezeigt werden. Und deshalb war der Vorwärts wohl nur zu gerne bereit, Krupp in der Öffentlichkeit zu outen. Der Industrielle selbst bestritt bis zu seinem Selbstmord am 22. November 1902 alle Vorwürfe ab.

Moderne Medienlandschaft

Zwar ist in weiten (großstädtisch geprägten) Teilen der Bevölkerung Homosexualität kein Tabu- oder Igitt-Thema mehr, doch in der breiten Masse gilt Homosexualität immer noch als Skandalthema – und so natürlich auch für die Boulevardmedien. Es kursieren in der Branche viele Namen, gerade von TV-Prominenten. Einige Schauspieler sind schwul, doch da sie es nicht selbst thematisieren, halten die Medien ihre Informationen zurück und spielen das „ich bin Single“-Spiel mit. Andererseits wären es aber genau jene Gesichter, die nötig wären, die Akzeptanz in der Gesellschaft noch weiter zu erhöhen. Der Branchendienst dwdl.de bringt es auf den Punkt: „Jedes gelebte Beispiel dafür, dass man sich nicht verstecken muss, ist auch heute noch auch ein Befreiungsschlag für schwule und lesbische Jugendliche, die noch genau das tun, weil sie nicht einmal Familie und Freunden, manchmal nicht einmal sich selbst eingestehen wollen, anders zu sein.“ Wenige Stars bekennen sich zu ihrer Homosexualität. Da wäre etwa Neil Patrick Harris, Star aus How I met your mother, der sich 2006 outete. In Deutschland sind es vor allem Moderatoren, die ihr Schwulsein öffentlich gemacht haben: Hape Kerkeling, Dirk Bach und Thomas Herrmanns. Bei einem anderen ist es ein offenes Geheimnis, wie sowohl bild.de also auch dwdl.de schreiben: Marco Schreyl. In der letzten DSDS-Staffel konnte man immer wieder Andeutungen mehr als zweideutig verstehen, aber ein öffentliches Outing blieb aus – bisher. Andere Namen sollen an dieser Stelle nicht genannt werden, da viele Schauspieler und Medienmenschen scheuen die Öffentlichkeit aus Angst um ihren Job. Nicht, dass sie dann nicht von den Programmschaffenden weiter beschäftigt werden, weil diese Resentiments gegen Schwule hätten. Sondern vielmehr, weil die Angst vor der Reaktion der Fans besteht.

Denn auch, wenn Homosexualität in allen Gesellschaftsschichten angekommen ist, ist es die Gesellschaft selbst, die sich selbst beschränkt und ihre eigenen Rechte auf ein freies Leben beschränkt. Und um sich noch einen Rest Privatleben zu erhalten, kämpfen schwule und lesbische Promis um ihr Geheimnis. Denn solange noch immer die (berechtigte) Angst besteht, dass die sogenannten Fans Sturm laufen, werden weiterhin viele Promis ein Doppelleben führen. Und in ihren Augen führen müssen. Denn niemand will den Krupp’schen Spießrutenlauf selbst erleben.

Foto: flickr/incurable_hippie (CC BY-NC 2.0), flickr/Li’l Wolf (CC BY-NC-SA 2.0)

 

Dieser Text ist ein Beitrag zur Aktion der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum „Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie“. Auf media-bubble.de gibt es dazu auch eine Aktionsseite.

Kinderquatsch mit Dieter

von Alexander Karl

Es ist keine neue Idee, Kinder auf die Bühne zu stellen und süße Lieder singen zu lassen. Michael Schanze tat es 12 Jahre lang. Jetzt plant Dieter Bohlen eine DSDS-Kids-Version. Und prompt warnt der Deutsche Kinderschutzbund vor einer Teilnahme.

DSDS für Kids – so hart wie immer?

DSDS-Kids richtet sich an 4- bis 14 Jährige, die sich noch bis zum 31. März bewerben können – die erste Show läuft dann am 5. Mai. Bohlen selbst sagt zu dem Format: „Es gibt in unserer Show  nur Gewinner, keine Verlierer.“ Das wäre in der DSDS-Geschichte tatsächlich  neu. Immerhin ist der Juror bekannt für Sprüche wie „Ich habe nichts gehört, meine Ohren waren mit Kotzen beschäftigt“ oder „Du musst nicht traurig sein. Guck mal, Schweine können zum Beispiel nicht Stabhochspringen und sind deshalb auch nicht traurig“. Nicht unbedingt etwas, was man zu Kindern sagen sollte. Und natürlich jede Menge Tränen, wenn der große Traum vom Superstar zerplatzt. Ganz zu schweigen von den Demütigungen und Bloßstellungen, die mancher Kandidat über sich ergehen lassen musste. Auch deshalb rät der Deutsche Kinderschutzbund davon ab, sich bei DSDS-Kids zu bewerben. Aber in der Vergangenheit bewies Bohlen, dass er Kinder tatsächlich deutlich vorsichtiger behandelt, als die älteren Kandidaten. Von daher könnte man es ihm glauben, wenn er sagt: „Ich habe selber fünf Kinder. Ich werde sehr, sehr nett zu den Kindern in der Show sein. Ich werde sie alle wie meine eigenen behandeln.“ Viele Eltern scheinen davon überzeugt zu sein, dass Bohlen sein Wort hält. 2000 Eltern sollen sich bereits in den ersten 20 Stunden ihre Kinder angemeldet haben. Fraglich ist, ob dahinter tatsächlich die Lust der Kinder zum Singen oder der Profilierungswillen der Eltern steckt. Doch die Idee, dass Kinder im TV ihr Gesangtalent unter Beweis stellen, ist nicht neu.

Kinderquatsch

Von 1991 bis 2003 war es Michael Schanze, der mit seiner Sendung „Kinderquatsch mit Michael“ 4 bis 6-Jährige die Chance gab, im Fernsehen zu singen. Da war viel Spaß dabei, die Kinder durften erzählen, es war eben „Kinderquatsch“ und nicht DSDS. Natürlich hat sich das Format DSDS einen Namen durch die harte und pointierte Kritik von Bohlen gemacht, gespickt mit allerlei Schicksalsgeschichten, die RTL gerne auswälzte. Jüngstes Beispiel: Joey, den sein Vater als Kind angeblich umbringen wollte. Da besteht eine berechtigte Angst, dass es beim Kinder-Format nicht besser wird und nur Kinder aus zerrütteten Familien mit schweren Krankheiten auf die Bühne geholt werden.

Doch die Kritik daran, dass (Klein-)Kinder auf die Bühne geholt werden oder sie freiwillig betreten, sollte endlich verstummen: Bei „Kinderquatsch mit Michael“ oder „Wetten dass…?“ waren seit jeher junge Kandidaten vor der Kamera. Trotzdem hat der Medien Monitor recht, wenn er schreibt:

Eine Staffel Deutschland sucht den Superstar, in der nicht nur der eine Superstar gesucht wird, sondern alle wie versprochen die Gewinner sind, ist nicht „Deutschland sucht den Superstar“. Es wird Niederlagen geben, Tränen und Misserfolge, so viel steht fest. Und selbst die erfolgreichen Kids werden das helle Rampenlicht und seine Schattenseiten sicherlich nicht unversehrt überstehen.

Ja, die Kinder werden dadurch natürlich in die Öffentlichkeit gezogen, die zwar aktuell bei DSDS immer kleiner wird. Trotzdem besteht aber die Chance, dass Bohlen sein Wort hält und die Kinder nicht vorgeführt werden. Eben weil die Quoten des regulären DSDS fallen, könnte ein neuer und humanerer Anstrich dem Image der ganzen Sendung gut tun.

Übrigens: Wer „Kinderquatsch mit Michael“ nicht mehr kennt, kann hier einmal reinschauen.

Foto: flickr/ notsogoodphotography (CC BY 2.0)

Wissen und wissen lassen

von Alexander Karl

Fernsehen soll eigentlich nicht nur unterhalten, sondern auch Wissen vermitteln. Mittlerweile sind die Übergänge aber fließend: Willkommen in der Welt des boulevardisierten Wissens! Längst haben Programmformate wie „Galileo“ den Schritt gewagt. Und die Quoten geben ihnen recht.

Wissen light: Galileo

Wissen schaffend?

Dass das Fernsehen ein generell gutes Medium ist, um Wissen zu vermitteln, finden Elke Schlote und Claudia Maier: „… Fernsehen [eignet sich] mit der Vielzahl seiner Darstellungsmittel besonders gut für die Erklärung von wissenschaftlichen Zusammenhängen“. Aber wie kommen Wissensformate beim Zuschauer an? In einer Studie zum Rezeptionsverhalten wählten Schlote und Maier die Wissenschaftsmagazine „Galileo“, „Quarks & Co“ und „Mythbusters“ aus und befragten Rezipienten im Alter von 14 bis 16 Jahren. Über die Sendungen hieß es da etwa:

„HauptschülerInnen finden Mythbusters mindestens ebenso lehrreich wie Quarks & Co und besser verständlich, auch wegen des größeren Unterhaltungswerts. […] Galileo bleibt in seiner Serviceorientierung bei sehr konkreten Themen und kann so keinen fundierten Einblick liefern, wie die wissenschaftliche Beschäftigung mit komplexeren Fragestellungen funktioniert. Es wird von den Jugendlichen vor allem wegen seiner »Alltagstauglichkeit« geschätzt.“

Dieser Begriff der „Alltagstauglichkeit“ wird gerade bei Galileo in den letzten Jahren immer weiter gedreht: Manchmal wird aus der Wissens- eine Rankingshow, mit den „ungwöhnlichsten Fastfoodbuden„, dem „härtesten Feuerwerk der Welt“ oder den „Top 15-Sex-Mythen„. Ohne Zweifel: Auch hinter diesen (boulevardesken) Themen kann Wissen versteckt sein. Mit den 100-Sekunden versucht Galileo immer wieder, aktuelle Themen kurz und prägnant zu erklären und Antworten zu liefern – die Themen hierbei reichen von Wikipedia bis zum „Benzinwahnsinn„. Auch hier gilt: Ja, es sind relevante Themen, aber die Art der Aufmachung und die Thematisierung erinnert doch sehr an die (deutsche) Yellow Press. Und auch Galileos Fake-Check – vornehmlich wird dort die Echtheit von Internetvideos überprüft – ist eher Wissenschaft light als Wissen schaffend.

Die Kritik an Wissensformaten ist nicht neu. So sagte bereits 2006 der Medienkritiker Hans Hoff, dass es bald einen „Kater des Wissens“ geben werde. Auf der anderen Seite steht der Wissenschaftsjournalist Prof. Winfried Göpfert, der zwar einräumt, dass das „Fernsehen bei Bildung und Wissensvermittlung durchaus Grenzen“ habe – aber eben auch Türen öffnen kann. Er findet generell den „Boom von Wissens-TV sehr begrüßenswert“. Natürlich kann vermutet werden, dass die privaten Sender generell Wissen unterhaltsam aufbereiten müssen, um eine gute Quote einzufahren. Doch längst haben auch die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Programm dem der Privaten angepasst: So wird etwa in der HR-Sendung „Alles Wissen“ getestet, wie man 24 Stunden ohne Strom auskommen kann. Oder „W wie Wissen“ fragt, ob Insekten die neue „Super-Mahlzeit“ sind. Wäre doch eigentlich auch ein Thema für Galileo, oder?

Wissen oder Unterhaltung?

Der Medien-Monitor beäugt Galileo äußerst kritisch. Da heißt es: „Und damit das nicht mit Galileo passiert, die Sendung am Ende nicht abgesetzt wird, muss es wohl krachen, muss es spannend sein. Das ist bedenklich und führt dazu, dass die Sendung kein Wissensmagazin mehr ist.“ Aber kann überhaupt noch zwischen Wissen und Unterhaltung unterschieden werden? Und macht diese Trennung überhaupt Sinn? Wer möchte einen wissenschaftlichen Bericht über den Proteingehalt von Heuschrecken sehen oder Statistiken zur Zusammensetzung des Benzinpreises, die an Uni-Texte erinnern? Wenn es in Tests, Checks und Selbstversuchen ein wenig menschelt, sinkt der wissenschaftliche Gehalt der Kernaussage nicht per se, nur der Rahmen wird verändert. Und das ist auch gut so. Denn die Versuchung der reinen Unterhaltung liegt meist nur einen Sendeplatz entfernt. Im Fall von Galileo sind es etwa „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder „Alles was zählt“. Und ein wenig buntes Wissen ist doch besser als gar keins. Oder?

 

Foto: Tita Totaltoll / photocase.com

Wie das Fernsehen sich selbst abschafft

von Alexander Karl

Nein, das Fernsehen wird nicht sterben. Aber es siecht langsam dahin. Wer ist Schuld daran? Das Internet? Oder doch die Menschen, die es verpasst haben, das Internet als Chance und nicht als Fluch zu sehen?

Der Patient: Lage kritisch

„Der Zuschauer darf seine Regierung wählen, also auch sein Fernsehprogramm.  Ich wundere mich auch hin und wieder über die Wahl, aber der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.“ Dieses knackige Zitat stammt von Ex-RTL-Chef Helmut Thoma und bedeutet salopp gesagt: Ich selbst muss mein Programm nicht mögen, aber der Zuschauer. Über Jahre hinweg funktionierte das – gerade bei RTL – erstaunlich gut. Doch der Fernsehkonsument von heute ist verwöhnt. Er weiß, was er sehen will. Er hat da irgendwo auf YouTube was gesehen oder bei Facebook von gehört, vielleicht sogar bei Streaming-Plattformen geschaut. Doch das lineare TV – ohne Zeitversetzung, ohne eigene Programmplanung – ermöglicht es dem Fernsehzuschauer nicht, selbst zu wählen. Ja, er kann zappen. Aber manchmal ist das die Wahl zwischen Pest und Cholera. Um es mit Thoma zu sagen: Schon längst lechzt der Fisch nicht nur nach irgendeinem Wurm, sondern nach seinem individuellen Lieblingswurm. Und der wird ihm vom Angler einfach nicht angeboten.

Der Branchendienst DWDL.de hat eine Vielzahl von Punkten zusammengefasst, bei denen es im Fernsehen krankt: Mutlosigkeit, der Blick auf Marktanalysen und ins Ausland (was übrigens an den Buchmarkt erinnert). Innovation? Nein, danke. Jüngstes Beispiel: „Gottschalk live“. Der große Entertainer erreicht mittlerweile nur noch knapp 1,2 Millionen Zuschauer. Die Reaktion: Raus aus Facebook, raus mit der Redaktion, rein mit dem Live-Publikum und einem Sidekick. DWDL.de führt die Absurdität der Fernsehbranche vor Augen:

Mehrere TV-Produzenten geben ihre in Deutschland entwickelten Ideen inzwischen im Zweifel an ihre britischen Mutterhäuser ab, die diese dann umsetzen. Und mit dem Label des „erfolgreichen britischen Formats“ kauft es dann schon irgendwann jemand in Deutschland.

Ja, natürlich gibt es auch die berühmte Ausnahme – in diesem Fall Danni Lowinsky. Die erfolgreiche Comedy-Serie schaffte den Sprung in die USA. Aber wie gesagt: Ein Einzelfall. Denn ansonsten ist das deutsche Fernsehen eine große Version von „stern TV„: eine „Wundertüte“ mit „Tiere, Kinder, Kochen.“ Gut, die Kinder findet man mittlerweile primär bei der „Super Nanny“ (in Zukunft wohl ohne Katja Saalfrank) oder in den zahllosen Scripted Reality-Formaten. Tiere werden gefühlt weniger, während das Kochen immer beliebter wird. Bestes Beispiel: Das perfekte Dinner  – noch immer ein Quotenhit.

Was tun?

Nach dem Rieplschen Gesetz wird das Fernsehen nicht sterben. Es ist wahrscheinlich, dass noch immer Menschen fernsehen wollen, genauso, wie es Tageszeitungsleser oder Buchkonsumenten geben wird. Aber sollte man nicht vielleicht trotzdem versuchen, dem Medium einen letzten Dienst zu erweisen und es zu retten versuchen?

Die Schritte dazu wären gar nicht mal so schwer: Eine Überlegung wäre die Möglichkeit des interaktiven Fernsehens. Beispielsweise die Möglichkeit, dargestellte Produkte sofort kaufen zu können. Etwa Carrie Bradshaws Kleider oder Manolo Blahniks. Oder ein wenig mehr Kreativität zu wagen! Jüngst kauften US-Sender zehn israelische Serien ein – weil sie frisch und kreativ waren. Es sind nämlich nicht immer nur die amerikanischen Studios, denen die glorreichen Ideen zufliegen. Bekannte Beispiele sind etwa die Adaption von „The Voice“ aus den Niederlanden oder „Queer as Folk“ aus England.

Und natürlich  – endlich! – den Weg ins Internet zu finden. Ich möchte die Nachrichten – egal auf welchem Sender – online sehen können, sobald sie im TV ausgestrahlt werden. Nicht nur entweder im Livestream oder eine Stunde später. Ich möchte in Deutschland ein ähnliches Programm wie hulu.com haben, in dem ich legal alle aktuellen Serien schauen kann. Denn die deutsche Streaming-Mentalität liegt oftmals daran, dass es die einzige Chance ist, die gewünschte Serie im Internet zu schauen. Und bis die gemeinsame Mediathek von RTL und ProSieben-Sat1 kommt, wird es anscheinend noch dauern.

Das sind die Würmer, die mir als Fisch schmecken. Aber die Angler weigern sich beharrlich, mich damit zu ködern.

Foto: flickr/Funky64 (www.lucarossato.com) (CC BY-NC-ND 2.0),  photocase.com/ Tita Totaltoll

Rabatt oder Rabatz! Wie Buchketten die Preise drücken.

von Alexander Karl

Thalia, Hugendubel, Amazon – ein Paradies für Leser. Jede Menge Bücher, die gekauft und gelesen werden wollen. Doch das riesige Angebot hat auch seine Schattenseiten: Die Verlage ächzen unter den Rabattforderungen der Buchketten und Online-Händler.

Das Prinzip Thalia

Die kleine Buchhandlung an der Ecke – eine Seltenheit.

Es wird viel geredet – aber nur hinter vorgehaltener Hand. Verlage schweigen öffentlich zu dem Druck, der von großen Buchhandelsketten aus sie ausgeübt wird. Denn wer nicht spurt, fliegt. Und das hat Folgen. Wer nicht in den Thalia- oder Hugendubel-Filialen präsent ist, verkauft deutlich weniger Bücher. Der Umsatz der beiden großen deutschen Buchketten steigt langsam aber sicher an die 1 Milliarde Euro-Marke. Andere Ketten und gar die kleine Buchhandlung um die Ecke können davon nur träumen. Natürlich weiß Thalia um die Bedeutung der eigenen Kette für die Verlage – und drückt die Preise.

Zwar gibt es in Deutschland eine Buchpreisbindung, durch die Kunden deutschlandweit einen einheitlichen Preis zahlen. Doch seit jeher verkaufen Verlage Bücher an Buchhandlungen mit Rabatt, früher lag dieser bei 30-40 Prozent. Damit waren alle Seiten glücklich und konnten überleben. Doch die Big-Player fordern schon lange 50 Prozent oder noch ein bisschen mehr. Eigentlich geht nicht mehr als 50 Prozent, dann schlägt das Kartellamt Alarm. Also werden mehr Freiexemplare oder andere versteckte Rabatte gefordert – und die Verlage stimmen zähneknischend zu. Oder lehnen ab.

Doch das Ablehnen hat zur Folge, das die Verlage ausgelistet werden. Das bedeutet, dass man nicht im Thalia-Sortiment der Filialen zu finden ist. Nicht im Regal, auf keinem Sonderposten, nirgends. Außer, ein Kunde verlangt explizit das Buch, dann kann es bestellt werden.

Damit aber nicht genug: Will man bei Thalia den Titel „Buch des Monats“ tragen, kostet das den Verlag 50 000 Euro extra. Im Weihnachtsprospekt abgedruckt werden? Mit etwa 15 000 Euro ist man dabei. Große Verlage können sich solche Späße vielleicht noch leisten. Aber mittlere und kleinere Verlage haben dafür nicht den finanziellen Spielraum. Daher ist es doch eigentlich gut, wenn es Amazon gibt. Immerhin gibt es da – anders als in der Thalia-Filiale – keine physische Platzgrenze. Der long tail macht’s möglich.

Aber falsch gedacht: Auch Amazon drückt die Rabatte.

Amazon in der Rabattschlacht

Vor Kurzem hieß es in der US-Buchbranche, dass Amazon (mal wieder) die Rabatte drücken will – ohne, dass konkrete Zahlen genannt werden. Buchreport.de erinnert dabei an vorangegangene Episoden, in denen Amazon den Unmut der Branche auf sich zog:

  • An das Frühjahr 2004, als Amazon sämtliche Diogenes-Titel auslistete, weil die Schweizer den Forderungen des Marktführers nicht folgen wollte;
  • an das Jahr 2007, in dem die Münchner, im Zwist mit den Musiklabels mitten im Weihnachtsgeschäft fast alle Top-100-Titel von Sony BMG und Warner Music für mehrere Tage aus dem Programm nahmen;
  • an das Jahr 2008 als Amazon.co.uk alle Titel von Hachette Livre UK auslistete
  • oder an das Jahr 2010, als Amazon laut „New York Times“ zeitweise die Macmillan-Titel aus dem Sortiment nahm, um seine 9,99-Dollar-Preise durchzudrücken.

So schön die Möglichkeit des grenzenlosen und vielfältigen Einkaufens online wie offline auch sein mag: Durch die atronomischen Rabattforderungen der großen Ketten werden die Margen der Verlage immer kleiner und es bleibt weniger Spielraum für Innovationen und Wagnisse.

Wie schwer es ist, neben Thalia und Co. zu bestehen, zeigt das Video einer kleinen Buchhandlung aus Kassel:

 

Foto: flickr/MorBCN (CC BY-NC-SA 2.0)

Homo-Hass im Web

von Alexander Karl

Das Internet bietet viele Möglichkeiten, seine Meinung kund zu tun. Kritisch wird es dann, wenn (Rand-)Gruppen diskriminiert werden. Gerade Homosexualität gilt noch immer als Tabu und sorgt im Internet für Wirbel. Wie weit darf die freie Meinungsäußerung gehen?

Homo-Hass online

„It gets better“ soll LGBT Mut machen.

Unter dem Motto „NEVER confuse HATE speech with free speech – HATE SPEECH KILLS !“ macht Wipeout homophobia on Facebook (WHOF) auf ein grundlegendes Problem des Internets – und gerade Facebook – aufmerksam: Dort, wo die freie Meinung erlaubt ist, wird ihr oftmals keine Grenze gesetzt. Dies geht bis hin zur Diskriminierung. Kevin ‚Kel‘ O’Neil, Gründer von WHOF, suchte 2010 nach schwulen Gruppen bei Facebook und stieß auf zwei Hater-Gruppen. „I decided to“report“ both pages. Hate speech is illegal in most of the free world and is also against Facebook’s own terms of use“, so O’Neil. Daraufhin wurde die WHOF-Seite auf Facebook gegründet. Regelmäßig wird sich für die Rechte von Homosexuellen in den USA eingesetzt oder über neue Projekte berichtet. Mittlerweile hat die Fan-Seite von WHOF bei Facebook rund 340.000 Mitglieder.

Doch nicht nur werden immer wieder homophobe Seiten und Gruppen gegründet, auch in Kommentaren werden (vermeintliche) Schwule diskreditiert. Facebook ist da längst kein Einzelfall. Ebenso wird bei YouTube Schwulenhass zur Schau gestellt und immer wieder werden die Betreiber der Seiten kritisiert, weil die Löschung zu lange dauert.

Dass dieses Problem kein rein US-amerikanischen ist, zeigt das Beispiel Viva: Der Musiksender postete auf seiner Facebook-Seite ein Bild von Bill Kaulitz‘ (Tokio Hotel) neuer Frisur. Die Reaktion der User schockierte die Redaktion: „Die darauffolgende Stunde waren unsere Redakteure damit beschäftigt, hunderte schwulenfeindliche und diskriminierende Kommentare unter dem Beitrag zu löschen.“ In einem Blogbeitrag der Redaktion erteilte Viva Homophobie eine Absage:

Wir fragen uns: Was ist da los? In der heutigen Zeit, in unserer Generation, bei all dem kulturellen und politischen Fortschritt wundern wir uns darüber, dass es immer noch so viele Jugendliche gibt, die über das Thema Homosexualität nicht hinreichend aufgeklärt sind und deswegen so engstirnig und herablassend damit umgehen.

[…]

Unser Fazit: “Schwul“ ist keine Beleidigung und sollte als solche auch nicht verwendet werden!
Um dem Thema noch mehr Ausdruck zu verleihen, haben wir hier einige Gay Pride Bilder und Musikvideos für Euch gesammelt und erklären Euch mehr zu „Gay Pride“ und „LGBT“:

Aufklärung und Hilfe 2.0

Vivas Antwort auf die Kommentare kann nur vorbildlich genannt werden. Denn die offene Auseinandersetzung mit Homosexualität kann nämlich auch durch das Netz vorangetrieben werden. So gibt es etwa das Projekt „It gets better„, in dem vom Promi bis hin zum Jungen von nebenan jeder der Online-Welt Mut machen kann, sich zu outen. Auch Mitarbeiter von Facebook zeigten Flagge:

In Deutschland gibt es ein ähnliches Portal: „Du bist nicht allein„. Dort soll gerade jungen Schwulen ermöglicht werden, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und einen Weg zu finden, mit seiner Sexualität umzugehen. Gleichzeitig verbreiten sich homophobe Aussagen im Web wie ein Lauffeuer – das musste in letzten Jahr auch der Ex-Formel-1-Fahrer Niki Lauda merken, als seine homophoben Aussagen einen Proteststurm hervorriefen. Und auch Facebook will nun gemeinsam mit der US-Organisation GLAAD dafür sorgen, dass im Netz weniger diskriminiert wird.

 

Foto: flickr/nettsu (CC BY-NC-ND 2.0)

Der ewige Bundespräsident – zumindest bei Facebook

von Alexander Karl

Eigentlich müsste das Thema Wulff langsam einmal langweilig werden. Denn nach dem Zapfenstreich, der auch wieder für Wirbel sorgte, könnte es eigentlich ruhig um den Ex-Bundespräsidenten werden.

Aber eine Frage bleibt: Warum ist Wulff bei Facebook noch immer Bundespräsident (Stand: 10.März 2012, 17.33 Uhr)?

Der letzte Post auf der Fanpage von Wulff – die übrigens www.facebook.com/Christian.Wulff.Bundespraesident ist – ist zwar vom 14. Februar. Doch seitdem scheint niemand in den Sinn gekommen zu sein, Wulffs Info-Seite zu aktualisieren. Sprich: Ihn zum Bundespräsidenten a.D. zu küren, der er nun einmal mittlerweile ist. Auf der offiziellen Homepage des Bundespräsidenten heißt er übrigens bereits „Bundespräsident a.D. Christian Wulff“.

Rückblick: Wulffs Facebook-Seite wurde in der Vergangenheit von Usern/Bürgern genutzt, um ihn zum Rücktritt aufzufordern.

 

Foto: Screenshot Facebook.de (10.03.2012)

Minderwertigkeitskomplexe dank Facebook

Party- und Urlaubsbilder von Freunden auf Facebook können auf’s Gemüt schlagen – aber auch krank machen. Studien zeigen, wie das Selbstwertgefühl angegriffen wird. Mediziner sprechen schon von der Facebook-Depression.