von Alexander Karl

 

Nepal ist nicht unbedingt als progessives Land bekannt. Im Gegenteil. Und trotzdem stammt der aktuelle Vorstoß von einem Abgeordneten aus Nepal: Sunil Babu Pant, Gründer und Vorsitzender der Blue Diamond Society, Nepals erster LGBTI-Organisation, setzt sich für ein drittes Geschlecht auf Facebook ein. Was sagt Zuckerberg dazu?

 

Facebooks Macht

In einem offenen Brief an Facebook-Gründer Marc Zuckerberg, schreibt Sunil Babu Pant:

[…] However people who do not identify as male or female continue to be sidelined by Facebook’s options. As you allow users to identify only as male or female, many in the LGBTI community feel as if they are hidden on the site, unable to identify as their true selves.

In Nepal, we have been working with the government to improve this identity-based access to documentation and civic participation. The Government of Nepal is working to implement a third gender option, labeled “other,” on all official forms and registers.

I encourage you to do the same, for the sake of respect for gender-variant people around the world who want to socialize, organize, and be a part of your 21st century internet revolution. I encourage Facebook to celebrate diversity. […]

Bisher scheint Zuckerberg auf seinen Vorstoß noch nicht reagiert zu haben, zumindest findet man weder auf Facebook eine Änderung, noch auf der Seite der Blue Diamond Society.

Die Debatte an sich ist aber äußerst zeitgemäß: So gab es Ende Feburar 2012 die Stellungnahme des deutschen Ethikrats, der sich für die Einführung eines dritten Geschlechts stark macht. Der Focus fasst den Vorstoß so zusammen:

Das Gremium ist der Auffassung, dass ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in das Persönlichkeitsrecht und das Recht auf Gleichbehandlung vorliegt, wenn Menschen, die sich wegen ihrer körperlichen Konstitution weder dem Geschlecht weiblich oder männlich zuordnen können, rechtlich gezwungen werden, sich auf dem Standesamt einer dieser Kategorien zuzuordnen.

Dieses dritte Geschlecht soll dann unter „anderes“ subsummiert werden. Sicher, auch diese Bezeichnung wirkt auf den ersten Blick nicht sonderlich glücklich gewählt. Aber besser als „sonstiges“ ist sie alle mal.

Außerdem könnte die Einführung eines dritten Geschlechts dafür sorgen, dass Babys mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen in Zukunft nicht mehr zwangsweise operiert werden, um entweder männlich oder weiblich zu sein. Es finden sich online eine Vielzahl von Berichten von Betroffenen, die über die seelische und körperliche Folter dieser Anpassung klagen, nur um in das duale Geschlechtersystem zu passen.

Würde nun also Facebook ein „drittes Geschlecht“ einführen, wäre dies ein deutliches Zeichen und würde vielleicht sogar eine gesellschaftliche Debatte auslösen, die im Fall von Facebook weltweit einsetzen würde. Denn über 845 Millionen Menschen würden damit konfrontiert werden – und erneut könnte Facebook seine Macht demonstrieren. Diesmal aber für eine wirklich gute Sache.

Foto: flickr/Hub☺ (CC BY-SA 2.0) ; Screenshot facebook.de (Profilseite; 2.4.2012)

Dieser Text ist ein Beitrag zur Aktion der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum “Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie”  am 17.5.2012. Auf media-bubble.de gibt es dazu auch eine Aktionsseite.