Knut Hickethier zu Gast in Tübingen

 von Nicolai Busch

Der prominente Medienwissenschaftler über die Geschichte und Traditionen unseres Fachs. Ein Vortrag im Rahmen der „Einführungsveranstaltung für Medienwissenschaft I“ unter der Leitung von Prof. Dr. Pörksen.

Es ist einer dieser Montagabende für etwa 250 neue Bachelor- und Masterstudenten der Tübinger Medienwissenschaft. Montagabend das bedeutetet „Einführungsveranstaltung in die Medienwissenschaft I“, das bedeutet Basiswissen zur Medienforschung, zur Medienpraxis, zu Mediensystemen und Medienwirkungen, sowie zur Medienethik und vielem mehr. Zum dritten Mal ist die Vorlesung unter der Leitung von Prof. Dr. Pörksen bis auf den letzten Platz besetzt. Doch auch Studenten älterer Semester, Professoren und Dozenten der Medienwissenschaft, sowie Fachfremde sind unter den heutigen Besuchern auszumachen. Anlässlich des prominenten Gastredners aus Hamburg sollte dies aber nicht allzu sehr verwundern.

Wie aus einem Kunsterzieher ein Medienwissenschaftler wurde

Die Rede ist von Knut Hickethier, eben jenem herausragenden Medienwissenschaftler älterer, prägender, ja wegweisender Generation. Geboren 1945, studierte Prof. Dr. Hickethier zunächst Kunsterziehung an der Hochschüle der Künste in Berlin von 1965-1970. Im Interview mit media-bubble.de erklärt uns der spätere Fernseh-, Film- und Radiokritiker (dann auch), wie er schließlich „zu den Medien kam“: Durch eine Öffnung der kunsterzieherischen Didaktik für mediale Dikurse und den verstärkten Konsum medialer Inhalte durch Kinder und Jugendliche Ende der 60er Jahre. Schon bald empfand Knut Hickethier großes Interesse für ein Angebot fernsehanalytischer Seminare an der Technischen Universität Berlin. Grund genug für den damaligen Kunsterzieher, das interdisziplinäre Angebot der Berliner Germanistik und Erziehungswissenschaften ab 1970 wahrzunehmen, um hier bereits den Grundstein der später folgenden medienwissenschaftlichen Karriere zu setzen.

Wer, wenn nicht er?

Der Abend mit Knut Hickethier im Kupferbau beginnt mit einer liebenswürdigen und respektzollenden Laudatio von Prof. Dr. Pörksen. Man kennt sich gut aus Hamburger-Zeiten und zeigt sich dankbar für viele Jahre des „Forderns und Förderns“. Der Respekt vor der wissenschaftlichen Leistung Knut Hickethiers lässt sich als dann auch in Zahlen ausdrücken: Unglaubliche 450 Publikationen seien es, die der Herausgeber zahlreicher Buch- und Filmreihen bisher zu verzeichnen hat, so Prof. Dr. Pörksen zu den Ergebnissen seiner Recherche. Eine lange Liste präzisierter, veröffentlichter Gedanken, die zeitlich weit zurück reicht zu den Anfängen unseres Fachs und die verstehen machen sollte, weshalb eben dieser Mann an diesem Abend geladen ist, das Thema „Fachgeschichte und Fachtraditionen“ vorzutragen.

Über die Entstehungsgeschichten der Kommunikations- und Medienwissenschaft über Debatten, Kontroversen und das Verhältnis beider Fächer zueinander, über aktuelle Trends der Fachentwicklungen, bis hin zu den Paradigmen der Medienwissenschaft, widmet sich der Gastredner Knut Hickethier eben jenen zentralen und elementaren Stichworten, die in keiner Einführungsveranstaltung der Medienwissenschaft fehlen sollten. Ein unterhaltsamer Vortrag, gespickt mit zahlreichen Anekdoten und persönlichen Erlebnisberichten, wie zum Beispiel jenen Erinnerungen an die technisch zwar absurd-aufwändigen, aber erfolgreichen Fernsehanalysen als Student an der TU Berlin unter Friedrich Knilli. Fast nostalgisch klingt Knut Hickethier, als er darauf verweist, dass das deutsche Fernsehen diese Analysen damals noch ernst genommen und auf die akademische Kritik direkt reagiert habe! Was trotz der so vergänglich anmutenden Vortragsthematik bleibt, sind große Zukunftsvisionen Prof. Dr. Hickethiers für das Fach der Medienwissenschaft, auch in Tübingen: Eine zunehmende Annäherung von Kommunikations- und Medienwissenschaft, verbunden mit methodischen, wie inhaltlichen Veränderungen für beide Fachrichtungen, ein gerechter und maßvoller Umgang mit externen Förderungsmaßnahmen, um vor allem einem sich ausbreitenden „Effiziendenken“ der Universitäten Einhalt zu gebieten, besonders aber die nie endende „Suche nach dem Sinn, der in allem steckt und der mediale Kommunikation immer wieder auf’s Neue attraktiv macht.“

 

Podcast: Tirez la langue, Mademoiselle

von Lena Bühler

Der Film: Ist Blut dicker als Wasser?

Mit den Geschwistern ist das so eine Sache. Wir lieben sie natürlich, aber jede freie Minute mit ihnen verbringen? Für die Meisten unvorstellbar. Anders bei Boris und Dimitri. Nicht nur, dass sie praktisch Nachbarn sind und sich per Handzeichen am Fenster noch zum Abendspaziergang mit dem Hund verabreden können. In der Gemeinschaftspraxis „Dr. Pizarnik & Dr. Pizarnik“ sind sie in erster Linie Kollegen und tun genau das, was den meisten Geschwistern Magenschmerzen bereitet – jede freie Minute zusammen verbringen. Doch die brüderliche Harmonie wird getrübt von – wie könnte es anders sein – einer Frau. Die schöne Judith ist die alleinerziehende Mutter von Alice, einer Patientin der Pizarnik-Brüder. Als sich sowohl Boris als auch Dimitri in Judith verlieben wünschen sie sich zum ersten Mal, was zuvor abwegig erschien – Abstand voneinander.

Der Podcast:

Podcast – Tirez la langue, Mademoiselle

 

 

Tirez la langue, Mademoiselle – Zunge raus, Fräulein, Frankreich 2012, 102 Min.

Regie & Drehbuch: Axelle Ropert

Kamera: Céline Bozon

Mit: Louise Bourgoin, Cédric Kahn, Laurent Stocker, Serge Bozon, Camille Cayol, Gilles Gaston-Dreyfus

Geboren, um zu werben? – Adday/Adnight in Stuttgart

von Sandra Fuhrmann

Werbung ist sexy! Das galt zumindest noch vor einigen Jahren. Heute scheint sich der Arbeitsmarkt gewandelt zu haben. Es ist vor allem die junge Generation – die so genannten High Potentials – die weniger opferbereit ist, als es die Generation war, die vor 20 Jahren am Start stand. Darauf müssen sich auch Agenturen einstellen. Heute gilt es nicht nur Werbung für den Kunden zu machen, sondern auch für sich selbst als Arbeitgeber – denn viele zukünftige Mitarbeiter wollen erst noch überzeugt werden. Eine Gelegenheit, die sich am Donnerstag bei der adday/adnight in Stuttgart bot.

Das Blutegel-Image der Agenturen

Unbezahlte Überstunden, Arbeit am Wochenende, Selbstverwirklichung zum Preis der Selbstaufgabe: Das ist das traurige Image, das Werbe- und PR-Agenturen auch heute noch häufig anhaftet. Bei der adday/adnight hatten sich elf Agenturen aus Stuttgart und Umgebung zusammengefunden, um die Besucher eines Besseren zu belehren. Die Anmeldung für die Besucher lief kostenlos vorab über das Internet, die Zahl der Teilnehmer war allerdings auf 600 beschränkt. Es waren vor allem Studierende aus den Medienbereichen, die gekommen waren, um die Agenturen zu beschnuppern oder sich sogar gleich ein konkretes Job- oder Praktikumsangebot zu sichern. Dass alle Tickets vergeben wurden zeigt, dass Jobs in der Werbung keineswegs out sind.

Doch noch einmal zurück zum schlechten Image der Agenturen: Dieses Thema schien Mirco Hecker, von der gwa (Gesamtverband Komunikationsagenturen) in seinem einführenden Vortrag besonders wichtig zu sein. Bestehendes Arbeitsrecht könnten schließlich auch die Agenturen nicht ignorieren. Und sicher sei es richtig, dass die Löhne für Trainees in Agenturen nicht mit denen von McKinsey vergleichbar seien (bei Agenturen unter 100 Mitarbeitern im Schnitt etwa 32.000 Euro Brutto im Jahr). Wie viele Absolventen jedoch hätten schon die Chance, bei dem Beratungsriesen unterzukommen? Setze man die Löhne außerdem in Bezug zum Durchschnittsgehalt der Deutschen (2012 waren es 28.950 Euro), seien diese Einstiegsgehälter durchaus gut. Außerdem stünden die Aufstiegschancen in Agenturen wesentlich besser als in den festgefahrenen Strukturen von großen Unternehemen und Behörden. Diesen Punkt betonte auch Till Heckel von der Agentur Leonhardt & Kern. Und zu den Arbeitszeiten: „Work-Life-Balance ist das, was du aus deinem Leben machst“, so Heckel.

Von Märchentanten und der Goldenen Gans

Ein Interesse an Agenturjobs ist durchaus begründet – mag die vorgebrachte Argumentation zu den Gehältern und Arbeitsbedingungen auch Schwachstellen aufweisen. Die Sterne für die Agenturen stehen gut. Viele Redaktionen müssen zunehmend an „Textern“, wie sie im Agenturjargon genannt werden, sparen. Leere Seiten wollen derweil weiterhin mit Content gefüllt werden. Die Redaktionen stehen vor dem Problem, wer diesen Content liefern soll. Hier tun sich ganz neue Möglichkeiten für Werbung und PR auf. Der Ottonormalbürger wird am Tag von 2500 bis 5000 Werbebotschaften konfrontiert. Wer aus dieser Flut hervorstechen will, muss etwas bieten: Storytelling heißt das große Zauberwort. Als Kinder bekamen wir von Mutti das Märchen vom Rotkäppchen erzählt. Heute sind es tagtäglich die Werber, die uns die Geschichte von der Goldenen Gans auftischen – und wie damals hören wir uns auch heute noch gerne Märchen an. Über gute Geschichten frei Haus freuen sich auch die Redaktionen – frisch und vor allem fertig von den Agenturen auf den Tisch geliefert bieten Werbestorys interessante Inhalte mit minimalem Aufwand. Halbnackte Frauen in Bikinis? „Klar!“ dachte sich da die PR-Agentur Ansel & Möller und installierte an heißen Sommertagen eine mobile Fahrraddusche an Autobahnraststätten und anderen Orten. Diese Werbemaßnahme für den Sanitärausstatter Hansa schaffte es sogar auf die Titelseite der Bildzeitung.

Frag nach Kaffee!

Mit solchen Erfolgsgeschichten kann man punkten. Nicht nur bei den Kunden sondern auch bei potenziellen Mitarbeitern. Bei der adday/adnight 2013 bekam jede Agentur diese Gelegenheit bei einer zehnminütigen Präsentation. Die Studierenden, die sich dabei für eine oder mehrere Agenturen begeistern konnten, bekamen als Sahnehäubchen der Veranstaltung die Möglichkeit zu einem näheren Kennenlernen unter vier Augen beim Speeddating. Sowohl die Agentur als auch der jeweilige Interessent konnten sich dabei noch mal von der besten Seite zeigen. Und das ein oder andere Praktikum oder Jobangebot wurde durchaus unter Dach und Fach gebracht. Und für den, der Blut geleckt hat und vielleicht schon bald das Bewerbungsgespräch ansteht, für den hat Till Heckel auch noch einen Tipp: „Frag nach dem Kaffee!“ Das nämlich signalisiere, dass man morgens früh wach sei, abends noch immer wach sein möchte und zudem guten Geschmack habe.

 

Teilnehmende Agenturen: Avance, Baufort 8, Die CrewEberle Werbeagentur, FischerAppelt, Glanzer + Partner, LässingMüller, Leonhardt & Kern, RTS Rieger Team, Schmittgall Werbeagentur, Ansel & Möllers

 

Fotos: Copyright Christine Deder

 

Von der Power-App zur Malware

Von Daniel Fuchs

Die mit Abstand beliebteste Erweiterung für Internetbrowser heißt Adblock Plus. Diese ist in die Schlagzeilen geraten, weil die Entwickler unter einer Decke mit der Werbeindustrie stecken sollen.

Werbung durch die Hintertür

Adblock Plus ist ein kleines, beliebtes, und für viele unverzichtbares Browser-Plugin, das Werbung auf Webseiten ausblendet. Alleine 15 Millionen Firefox-User surfen mit der Erweiterung. Ursprünglich von nur einer Person entwickelt, wird das Programm seit 2011 von der Kölner Firma Eyeo GmbH vermarktet. Kurze Zeit später wurde die Funktion einer Whitelist eingebaut, mit Hilfe derer explizit bestimmte Werbung zugelassen werden kann. Das Ziel war es, unaufdringliche Werbung zuzulassen, die von der Community vorgeschlagen wurde. Es sollten Webseiten animiert werden, unaufdringlichere Werbung einzusetzen, um trotz Adblocker weiterhin Werbeeinnahmen zu generieren. Sozusagen eine Belohnung für nicht störende Werbung. Soweit die Theorie. Diese neue Funktion löste schon bei ihrer Einführung Diskussionen aus. Für die Einen waren die Kriterien für akzeptable Werbung nicht genau genug definiert, die Anderen wollten keine Form von Werbung zulassen. Bei der Diskussion spielt es damals wie heute keine Rolle, dass die Whitelist mit einem Klick deaktiviert werden kann. Der einfache Grund besteht darin, dass die meisten Nutzer die Standardeinstellungen eines Programms nicht ändern, ob aus Unwissen oder aus Bequemlichkeit.

Interessen auf beiden Seiten

Der Blogger Sascha Pallenberg berichtete vor kurzem, dass die Eyeo GmbH mit der Werbebranche eng vernetzt sein soll. Der konkrete Vorwurf lautet, die Werbung von bestimmten Firmen gegen Bezahlung in die Whitelist aufzunehmen. Dieser Bericht schlägt nun hohe Wellen; es empören sich Zeitungen wie der Spiegel, die SZ oder die FAZ.

Auf den ersten Blick erscheint es ungewöhnlich, dass sich große Zeitungen so ausgiebig mit einem Browser-Plugin beschäftigen. Das ist es aber nicht mehr, wenn man bedenkt, wie sehr sie von Werbung abhängig sind. Erst im Mai diesen Jahres appellierten sie noch mit großflächigen Anzeigen an ihre Leserinnen und Leser, keinen Werbeblocker zu nutzen. Oder zumindest für ihre Seiten eine Ausnahmeregel zu erstellen. Auch die Empörung der Blogosphäre verwundert nicht, da diese ebenfalls beträchtliche Einnahmen durch Werbung generiert.

Auf der anderen Seite ist es natürlich problematisch, wenn Adblock Plus zuerst die komplette Werbung ausblendet, und dann gegen Bezahlung wieder einblendet. Wer weiterhin Werbeeinnahmen will, wird zum Zahlen gezwungen. Dieses Vorgehen erinnert an Wegelagerei. Ganz nebenbei wird damit auch der eigentliche Sinn eines Werbeblockers konterkariert, wenn sich Unternehmen „frei kaufen“ können.

Die Beteiligung der Community an den Entscheidungen, was akzeptable Werbung ist, hält sich auch sehr in Grenzen, wenn man einen Blick in das offizielle Forum wirft. Fast alle Vorschläge stammen von Mitarbeitern, und diese werden dann nicht einmal diskutiert. Von den fast 30000 angemeldeten Accounts scheinen nur eine Handvoll aktiv zu sein.

Das alles erweckt den Eindruck, es handle sich um ein Geschäftsmodell, dessen eigentlicher Sinn es ist, mit zweifelhaften Methoden Geld zu verdienen.

Eine besonders absurde Entdeckung wird jeder machen, der ohne Werbeblocker unterwegs ist. Früher oder später wird man auf Anzeigen treffen, in denen Google per Adsense tatsächlich Adblock Plus bewirbt.

 

Aber ich will trotzdem keine Werbung!

Da Adblock Plus als Open Source Software entwickelt wird, gibt es zahlreiche Forks (wie Adblock Lite oder  Adblock Edge), die auf dem fast gleichen Quellcode basieren. Diese sind zwar nicht so bekannt, aber problemlos einsetzbar.

Die Allgemeine Problematik wird damit aber auch nicht gelöst. Auf der einen Seite ist es nachvollziehbar, wenn Nutzer die zumeist nervige Werbung nicht ertragen wollen, und sie ausblenden. Auf der anderen Seite trifft es nicht nur die Großen wie Google, Youtube oder Ebay. Sondern auch Verlage, Blogs, oder Testseiten, bei denen die geschaltete Werbung einen großen Anteil der Einnahmen ausmacht.

Wenn aus sinkenden Werbeeinnahmen die Konsequenz Paywall heißt, erscheint die Werbung für viele als das kleinere Übel. Denn bezahlen muss der Nutzer immer. Bei kostenpflichtigen Diensten direkt beim Anbieter. Bei kostenlosen Diensten bezahlt er mit seiner Aufmerksamkeit und unterstützt den Anbieter durch Werbeeinnahmen. Oder er bezahlt mit seinen persönlichen Daten. Schlussendlich wird es auf die Akzeptanz der Nutzer ankommen.

Fotos: flickr.com/o_Charitas (CC BY-NC 2.0)

Müssen wir alle Verschlüsseln lernen?

von Anne-Sophie Krier

Kaum arbeitet das amerikanische Parlament wieder, versucht es klammheimlich das CISPA-Abkommen durchzusetzen. Und seitdem bekannt ist, dass auch das Handy der Bundeskanzlerin überwacht wurde, heizte das hier in Deutschland die Überwachungsdebatte neu an. Nun heißt es Gegenwehr leisten und sich durch Verschlüsselung schützen. Alternative Anbieter und Cryptopartys machen es möglich. Frei nach dem Motto: Wenn sie sowieso mitlesen, dann machen wir es ihnen so schwer wie möglich!

Massentaugliche Verschlüsselung?

Kaum ein Thema ist in den Medien im Moment so stark vertreten wie der Überwachungsskandal rund um NSA, Prism,Tempora und co. Schon über einen Monat ist es her, dass der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden mit seinen Informationen über den US-Auslandsgeheimdienst an die Öffentlichkeit ging. Er offenbarte uns das Ausmaß der weltweiten systematischen Überwachung und Datensammlung – George Orwell lässt grüßen. Für viele ist der Whistleblower Snowden ein Held, andererseits zählt er aber auch zu den meist gesuchten Personen auf der Welt. Beinahe täglich hören wir von seiner Flucht, Asylanträgen und vermuteten Aufenthaltsorten. Was sich wie ein Thriller liest ist bittere Realität. Der Glaube an den freien Rechtsstaat USA scheint gebrochen und auch die Enthüllungen über die europäischen Geheimdienste und den BND haben das Vertrauen in fremde Nationen und den eigenen Staat erschüttert. Wer liest mit, hört oder sieht mir gerade zu – sei es nun aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen? Und wie kann ich mich davor schützen? Hacker und Aktivisten reagieren mit technischen Lösungen und laden zu sogenannten Cryptopartys ein. Verschlüsselung soll alltäglich, einfach und somit massentauglich werden. Denn: Wer schützt uns, wenn nicht wir selbst?

„Don’t bareback with the internet. Don’t bareback with Big Brother. Use cryptography.“

Am 05.-07. Juli 2013 fand die Sigint-Konferenz des Chaos-Computer-Clubs in Köln statt. Natürlich wurde der Geheimdienstskandal immer wieder Thema der Vorträge und am Wochenende rief man zur Spontan-Demo auf. Doch der Erfolg war, ebenso wie bei weiteren Demos in Berlin und Hannover, eher bescheiden. Der Widerstand findet nicht auf den Straßen sondern vielmehr vor den PCs der Deutschen statt. Alternative Suchmaschinen wie DuckDuckGo oder Ixquick, sowie verschlüsselnde E-Mail-Dienste wie Posteo erfreuen sich wachsendem Interesse und steigender Nutzerzahlen. Durch das Abwenden von den führenden Anbietern entgeht man der Datenspeicherung und Vermarktung und gewinnt wenigstens ein wenig Privatsphäre zurück. Die „Nerds“  scheinen zurzeit einen klaren Vorteil zu genießen, denn in der Szene gilt Verschlüsselung als alter Hut. Doch Ziel ist es, der breiten Masse nun ebenfalls die nötigen Mittel an die Hand zu geben, um sich selbst zu schützen. Eine Möglichkeit dazu sind Cryptopartys. Auf die Idee kam die australische Internet-Aktivistin Asher Wolf schon am 22. September des vergangenen Jahres: Lasst uns eine Party feiern und den Gästen zeigen, wie man E-Mails und Dateien verschlüsselt und anonym im Internet surft. Während die erste Begegnung mit 60 Interessierten startete, wuchs sich die simple Idee innerhalb weniger Wochen zu einer weltweiten Bewegung aus. Die Website crypto.is wartet mit vielen Erklärungen und Tipps für Neueinsteiger auf. Auf der Startseite heißt es: „Crypto.is is an organization designed to assist and encourage anonymity and encryption research, development, and use. As part of this goal, we seek to revitalize the Cypherpunk movement and provide better software, security, and anonymity to individuals worldwide.”

Vielleicht eine Antwort auf die jetzige Lage. Auch auf der Sigint-Konferenz wurden die Menschen ermutigt, das Angebot wahrzunehmen. Alleine im Juli sind sieben Cryptopartys im Raum Bayreuth bis Berlin angekündigt worden. Laien können lernen ihre IP-Adresse zu verschleiern sowie Mails, Chats und Festplatten zu verschlüsseln. Gerade diejenigen scheinen angesprochen, welche glauben sie hätten nichts zu verbergen. Es geht um das Prinzip, der Wahrung der Grundrechte und Privatsphäre. Nadim Kobeissi, Chefentwickler des Chatprogramms CryptoCat, meint, verschlüsselte Chats sollten so einfach gestaltet sein, dass der Benutzer nichts von ihnen merkt. Es ist immer noch schwierig den  Spagat zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit zu finden. Auch CryptoCat hat noch einige Hürden zu bewältigen und steckt in der Entwicklung.

Lösung unserer Probleme?

Doch inwieweit sind technische Lösungen für ein gesellschaftliches Problem geeignet, um den Geheimdiensten etwas entgegenzusetzen? Wie Karig Friedmann kritisch feststellt, könnte sich die individuelle Verschlüsselung eher kontraproduktiv auswirken. Die Geheimdienste denken, wer verschlüsselt, hat etwas zu verbergen. Gerade die geschützten Mails stechen plötzlich aus dem Datenwust hervor und erregen die Aufmerksamkeit des Geheimdienstes. Geheime Militär- und Geheimdiensteinrichtungen auf Google Maps findet man nach einem ähnlichem Prinzip: „Es sind die verpixelten Flecken in der sonst unverpixelten Landschaft.“ Je geheimer die weltweite Kommunikation wird, desto mehr Überwachung braucht es, um informiert und „sicher“ zu bleiben. Je größer die Überwachung, desto besser wollen sich die Bürger schützen, usw.. Abgesehen von der Tatsache, dass eine Verschlüsselung aufgrund der technischen Entwicklung letztendlich sicherlich leicht von einem Geheimdienst zu knacken ist. Überspitzt ausgedrückt können wir uns in einem solchen Fall von einem freien Netz verabschieden, gefangen zwischen Überwachung und Verschlüsselung. Die Kryptographie bietet vielleicht vorläufige individuelle Sicherheit, doch sie bietet nicht die Lösung für das Kernproblem: Politische Ungerechtigkeit und Bespitzelung unter Missachtung der Menschenrechte.

 

Fotos: flickr.com/alpuerto & jeyulio_(CC BY-NC 2.0)


Warum Twitter für Journalisten wichtig ist

von Alexander Karl

Es ist ja nicht so, als gäbe es Twitter erst seit gestern – bereits seit 2006 kann man über den Kurznachrichtendienst auf 140 Zeichen zwitschern. Doch nur ein Drittel aller deutschen Journalisten hat überhaupt einen Twitter-Accout, wie die Oriella Digital Journalism Study ergab. Im Vergleich zu anderen Ländern ist dies ziemlich wenig. Doch welchen Nutzen hat Twitter für Journalisten?
Informieren und teilen

Informieren und teilen

Informationen in 140 Zeichen zu verpacken ist nicht leicht – dieser Satz etwa hatte bereits 56 Zeichen. Trotzdem stellt sich David Köndgen (Foto) täglich dieser Aufgabe: „Sich kurz fassen zu müssen ist gut. Selbst wenn es auch für Journalisten eine Herausforderung sein kann, die Dinge so präzise auf den Punkt zu bringen“, sagt der crossmediale Volontär von Schwäbisch Media (u.a. Schwäbische Zeitung). Er selbst nutzt den Kurznachrichtendienst zur eigenen Information, teilt aber auch Dinge, die er wichtig findet: „Twitter vereinfacht den Informationsfluss und -austausch“, sagt er.

Denn der Informationsfluss spielt bei Twitter eine große Rolle: Einerseits können Journalisten und Blogger durch das Followen von Künstlern, Politikern oder dem Nutzer von nebenan an Informationen kommen. Da wird man nicht nur über Neuerscheinungen von Platten informiert, sondern auch über randständige Themen, die die Massenmedien noch nicht für sich entdeckt haben oder bei denen die altbekannte Berichterstattung zu langsam ist. Hinzu kommen natürlich, ähnlich wie bei Facebook, eine Vielzahl von persönlichen Einschätzungen der User. Andererseits kann auchder Blick über den Tellerrand, die Konfrontation mit anderen Sichtweisen, für Journalisten und Blogger nützlich sein – und neue Themen abwerfen.

Twitter als Straßenumfrage 2.0

Der Kurznachrichtendienst fördert den spontanen Eindruck, etwa beim sonntäglichen Tatort, der von der Twitter-Gemeinde verfolgt und kommentiert wird – zeitgleich zur Ausstrahlung im Fernsehen. Längst werden die Twitter-Kommentare auch von Journalisten aufgegriffen: Aktuelles Beispiel ist der Ludwigshafener Tatort, zu dem süddeutsche.de „[e]ine Auswahl der besten Tweets“ zusammengestellt hat. Ähnliches hat es bild.de zum Polizeiruf 110 gemacht, swr3.de zu Bischof Tebartz-van Elst. Die Auflistung lässt sich beliebig fortsetzen. Twitter, so scheint es, ist die neue Straßenumfrage. Wo sonst arglose Passanten in der Fußgängerzone nach ihrer Meinung gefragt werden, liefern sie die Twitterer nahezu ohne Aufwand und nur einen Klick entfernt.

Mehr noch lassen sich aus Twitter-Gesprächen Storys stricken. Kürzlich stritten sich Boris Becker und Oliver Pocher via Twitter – ein gefundenes Fressen für die BoulevardMedien.

Schneeballeffekt für Reichweite

Neben der Möglichkeit zur Information und zur thematischen Anregungen bietet Twitter aber auch Möglichkeit, die eigenen Artikel an den Leser zu bringen: Über Hashtags können Keywords markiert werden, nach denen man wiederum suchen kann. Bei 500 Millionen-Tweets, die jeden Tag (!) veröffentlicht werden, helfen die Hashtags bei der Übersicht. Und eben auch dabei, sich Follower außerhalb seiner eigenen Filter Bubble zu erschließen. David Köndgen etwa rät, sich die Trends – also oftmals genutzte Wörter – anzusehen, um die eigenen Tweets unter die Leute zu bringen; zudem auch mal kreativ über Themen zu schreiben: „Und dann auf den Schneeballeffekt hoffen.“ Das gelingt etwa, wenn der eigene Tweet von anderen retweetet wird und somit die Chance auf mehr Follower steigt. Damit trägt Twitter dem Rechnung, was sich im Internet auch für Journalisten immer mehr abzeichnet: Aufmerksamkeit ist die neue Währung, auch wenn die Monetarisierung dessen noch immer unklar ist. Doch Twitter, da ist sich David Köndgen sicher, ist Teil dieses neuen Journalismus: „Ähnlich wie bei der Nutzung von Facebook wird zukünftig auch in Deutschland die Bedeutung von Twitter im Journalismus weiter wachsen.“

 

David Köndgen könnt ihr bei Twitter als @spatzennest folgen. Den Autor dieses Textes findet ihr bei Twitter als @MedienPfau.

 

Foto: Alexander Karl; flickr/fanieart (CC BY-NC-ND 2.0)

GamesCom 2013 – Ein Lebenszeichen

von Miriam Gerstenlauer und Henrike Ledig

Unseren zweiten Tag auf der Spielemesse haben wir erfolgreich und angestrengt zu Ende gebracht. Der erste offene Besuchertag für alle Gamerinnen, Gamer und SpielerInnen aller Art hat die Kapazitäten des Messegeländes ausgereizt: Menschenmassen wurden außen über Treppen umgeleitet, da die Rolltreppen überfüllt waren, am Call of Duty Stand gibt es sogar zwei Schlangen – beide mit jeweils sechs Stunden Wartezeit. Wir haben uns dennoch nicht unterkriegen lassen, darum gibt’s jetzt unsere Zusammenfassung vom zweiten Tag auf der GamesCom.

Hackende Wachhunde

Noch bevor die Hallen für die Privatbesucher geöffnet wurden, haben wir uns einen Platz in der Präsentation von Watch_Dogs ergattert. Der Spieler übernimmt die Rolle des Hackers Aiden, der sich in die gesamte Technik der an Chicago angelehnten Stadt einhacken kann. Somit hat der Spieler die Möglichkeit Ampelsysteme zu manipulieren, Überwachungskameras zur Übersicht des Gebiets zu nutzen, oder sich die Bankdaten von Passanten anzueignen um deren Konto leerzuräumen. Frei nach dem Motto „Moral ist, wenn man moralisch ist“ kann man sich gegen das Leerräumen des Bankkontos einer alleinerziehenden Mutter mit Kleinkind entscheiden und dafür einen vermögenden Geschäftsmann hacken. Doch man ist nicht der einzige Hacker im Spiel. Ist man online, so können andere Spieler auf der ganzen Welt einen Hackerangriff auf einen selbst starten. Ziel ist es nun mithilfe von Überwachungskameras, Webcams und allem was einem zur Verfügung steht den Eindringling ausfindig zu machen und zu eliminieren.
Da vom selben Entwicklerteam, erinnern einige Interface- und Spielelemente an Assassin’s Creed, wie beispielsweise das Einwählen in Rechenzentren (wie die Borgia-Türme in Assassin’s Creed: Brotherhood), jedoch scheint Watch_Dogs dem ersten Eindruck nach ein sehr innovatives und über längere Zeit Spaß versprechendes Spiel zu sein, mit herausragender Grafik und einer sehr großen Spielwelt. Definitiv ein Highlight der diesjährigen GamesCom, erscheint Ubisofts Watch_Dogs für Xbox One und 360 sowie PS3, PS4, PC und WiiU zum Launch der PS4 am 29. November 2013.

Nana nana nana nana

Ben Affleck wird der neue Batman – auf der GamesCom jedoch spielen wir Batman in seiner Anfangszeit. Das Spielsetting ist zeitlich noch vor Batman: Arkham Asylum zu verorten und der dunkle Ritter bekommt neue Gegner und Gadgets. Der Joker darf jedoch selbstverständlich auch hier nicht fehlen, jedoch ist der große Gegner Batmans diesmal Black Mask, ein skrupelloser Geschäftsmann der alle illegalen Machenschaften Gothams in Händen hält.
Begeistert hat uns vor allem Batmans neues Gadget, die Remote Claw. Damit kann man Gegenstände und/oder Gegner miteinander verbinden, um sie so auszuschalten. Beispielsweise kann man so einen gegnerischen Charakter aus sicherer Entfernung kopfüber an einem Wasserspeier aufhängen, oder in mit einem explosiven Fass verbinden – mit entsprechenden Folgen. Nach dem kurzen Eindruck den wir von Batman: Arkham Origins sammeln konnten, steht das Prequel seinen Vorgängern Arkham Asylum und Arkham City atmosphärisch in nichts nach und bietet trotzdem ein paar Neuerungen. Arkham Origins ist ein gutes Spiel um sich von der aktuellen Konsolengeneration zu verabschieden, denn dafür erscheint das Spiel am 25. Oktober 2013 für alle aktuellen Konsolen.

Von Knausereien und Hardwareschwindel

Immer dann, wenn eine neue Konsolengeneration ansteht, befindet sich die Gaminglandschaft in einem generellen Zustand des Umbruchs: Einerseits steht die nächste Konsole der Hersteller bereits in den Startlöchern, andererseits kann die Generation davor mit dem Erscheinen des Neuankömmlings nicht direkt abdanken. Dafür gibt es immer noch zu viele Nutzer der Vorgänger. Das zwingt die Entwickler dazu in diesen Zeiten ihre Spiele für beide Generationen verfügbar zu machen um möglichst keine Käufer zu verschrecken. Das ist schwierig, allerdings auch sehr gewinnbringend wenn richtig gemacht, wie z.B. im Fall von The Legend of Zelda: Twilight Princess, das damals sowohl auf Nintendos GameCube als auch auf der Wii erschien. Auf beiden war es gleichermaßen erfolgreich und wird von vielen Anhängern der Reihe noch heute als eines der besten Spiele in Erinnerung behalten. Der Publisher Ubisoft tut sich unserem Eindruck nach jedoch deutlich schwerer damit: So konnten wir ihr neuestes und hoch beworbenes Projekt Assassin’s Creed 4 – Black Flag bereits auf der neuen Playstation 4 anspielen und dieses ließ uns doch etwas enttäuscht zurück. Nicht nur, dass sich spielerisch nicht allzu viel positiv Vermerkbares getan hat, die Grafik wurde augenmerklich nicht auf die aktuellen Standards gehoben. Die Texturen sind schwammig, die Charaktere wirken steif und emotionslos. Zusätzlich fielen uns Unmengen Clipping-Fehler ins Auge. Hier wollte Ubisoft augenscheinlich noch sichtlich Geld sparen um ohne großen Aufwand den neuen Ableger der beliebten Reihe auch auf die neuste Konsolengeneration zu portieren.

Einen durchaus kritischen Blick entlockte uns auch Microsofts Xbox One, genauer gesagt, das zur Konsole mitgelieferte und anscheinend überlebenswichtige Gadget in Form der verbesserten Bewegungssteuerung Kinect. Wie warb der Hersteller bei der Präsentation von Microsofts neuem Flagschiff auf dem Konsolenmarkt noch mit der Präzisionserkennung der Spieler: Gesichtsausdrücke solle sie vom Spieler auslesen und jede Bewegen 1-zu-1 auf den Avatar ins Spiel übertragen können. Davon konnten wir bisher nichts bestätigen. Sowohl bei dem Martial-Arts-Kampfspiel Fighter Within als auch bei dem humorvollen Gruppenspiel Sports Rivals fiel die „neue“ Kinect durch außerordentliche Ungenauigkeit und Fehleranfälligkeit auf: Hiebe konnten nicht von Tritten unterschieden werden, geschweige denn überhaupt gerade Schläge von Haken. Im Zweifelsfall entscheidet sich die Bewegungssteuerung außerdem dafür, überhaupt nicht zu reagieren oder mitten in der Bewegung abzustürzen. Bei einer großen Messe wie der GamesCom, bei der die Besucher es auf sich nehmen, für einen ersten Blick auf eine Neuigkeit  auch bis zu sechs Stunden anzustehen, natürlich ein Desaster. Auf unsere Frage an die Austeller, ob es sich bei der an die Xbox One angeschlossenen Geräte tatsächlich um die neue Kinect handelte und nicht etwa um die alte Version, die seit ihrer Veröffentlichung für ihre Ungenauigkeit bekannt ist, erhielten wir übrigens keine Antwort.

Microsoft muss sich also noch schwer anstrengen, wenn die Kinect bis zum Launch der Xbox One,  der für November 2013 angedacht ist, funktionstüchtig sein und tatsächlich eine deutliche Verbesserung um Vorgängermodell bieten soll.

 

Fotos: GamesCom Presserserver, Miriam Gerstenlauer

GamesCom 2013: „Wir sind beruflich Ärsche“

Von Miriam Gerstenlauer und Henrike Ledig

 

Das behauptet zumindest Gronkh von sich und seinem Kollegen Sarazar. Die zwei YouTube-Stars haben sich mit diesen Worten in der Schlange vor uns gedrängelt, heute am ersten Tag der GamesCom in Köln. Gesehen haben wir trotzdem viel, von Schiffen und Regen, guter Grafik auf alten Konsolen, schlechter Grafik auf neuen Konsolen – und generell ganz viel Hardware. Unser GamesCom-Mittwoch im Überblick.

Innen alles neu

Am heutigen Fachbesucher- und Pressetag gab es schon allerhand zu bestaunen: Sony wartete mit seiner neuen PlayStation 4 mitsamt einiger Launchtitel auf und beansprucht eine halbe Halle für sich allein, genau wie der größte Konkurrent Microsoft, der ein großes Augenmerk auf die Promotion des „neuen“ Kinect, der verbesserten Bewegungssteuerung der Xbox One, legt. Auch Nintendo haben auf ihrer Ausstellerfläche viel an Soft- und Hardware zu bieten, die meisten – wir auch – waren aber nur für eins da: Pokémon X & Y.
Die sechste Generation des GameFreak Rollenspiels erscheint noch dieses Jahr weltweit am 12. Oktober für den Nintendo 3DS und hat bereits in unserem Demo-Test gepunktet: Liebevolle Animationen sowohl der Pokémon als auch der Trainer, sowie der detailreich gestalteten Spielwelt heben das Spiel weit von seinen Vorgängern ab. Der Spieler kann mit der Spielfigur nun sogar in der Welt auf Pokémon reiten und findet die kleinen Monster nicht mehr nur in hohem Gras, sondern auch zum Beispiel in Blumenfeldern.
Die wenigen Minuten des neuen Professor Layton und das Vermächtnis von Aslant warfen bereits ihren Schatten voraus. Die liebgewonnen Charaktere der fünf Teile zuvor bestreiten nun ihr letztes Abenteuer. Herzen werden gebrochen und Tränen vergossen werden.

Obwohl Sony wie wild die PlayStation 4 promotet, sind die letzten Tage der PlayStation 3 noch lange nicht gezählt. Ein großes Highlight ist das für das beste Familienspiel nominierte Der Puppenspieler. Das PS3-exklusive Spiel ist gedanken- und humorvoll designt und bietet mit der der Spielfigur als Werkzeug zur Verfügung stehenden goldenen Schere und dem gut durchdachten kooperativen Modus ein sehr innovatives Gameplay, das nicht nur den Kleinen Spaß macht.
Etwas tiefgründiger geht es dann schon bei dem Indie-Game Rain zu. Ein kleiner Junge entdeckt ein Geistermädchen, dass von einem Monster verfolgt wird und rennt ihr hinterher in die verregnete Nacht – und wird dabei selbst unsichtbar. Nur der Regen, der auf ihn fällt, macht seine Schemen wieder sichtbar, sowohl für den Spieler, als auch für die umherlaufenden Monster. Es ist ein Spiel mit Tiefgang, simpler Steuerung und eingängiger musikalischer Untermalung.  Rain erscheint am 1. Oktober diesen Jahres und ist damit definitiv ein Geheimtipp für die Übergangszeit zur PS4.

Kein Geheimtipp und kleines Indie-Spiel ist hingegen Beyond: Two Souls. Hochkarätig besetzt mit Willem Dafoe und Ellen Page in der Hauptrolle der mit Psy-Kräften ausgestatteten Jodie Holmes holt das Entwicklerteam von Quantic Dream (bekannt durch das interaktive Drama Heavy Rain) noch einmal das letzte aus der PlayStation 3 heraus – nicht nur bei der Grafik. Schon die ersten anspielbaren Minuten zeigen bis aufs den kleinsten Muskel detailgetreue Mimik und Gestik, eine ausgearbeitete und packende Story, sowie große Emotionen. Beyond: Two Souls erscheint am 9. Oktober vorerst exklusiv für die PS3 – Wir freuen uns.

Klassiker in neuem Gewand

Eine der meistgespielten Reihen der Welt bekommt Zuwachs: 2014 erscheint das brandneue Die Sims 4 und hat einige Neuerungen im Gepäck. Die Charaktererstellung wird nun nicht mehr über das Schieben von Reglern getätigt, sondern direkt am Körper des Sim. Breitere Hüften gefällig? Schwupps, einmal dran gezogen, fertig ist die Lauge. Ähnlich beim Häuserbau: Statt umständlich einzelne Wände ziehen zu müssen, können jetzt per Mausklick ganze Zimmer generiert und sogar komplett mit Einrichtung verschoben werden. Schön, wenn sich ein Entwickler mal wirklich Gedanken macht.
Einen Klassiker der anderen Art verarbeitet Microsoft: Disney’s Fantasia erlebt über 70 Jahre nach der Veröffentlichung des dritten abendfüllenden Films von Disney eine Renaissance in Spielform. Mithilfe der neuen Kinect entführt Fantasia: Music Evolved in unterschiedliche Welten voller musikalischer Meisterwerke. In der Präsentation befand man sich in einer Unterwasserwelt, begleitet von Bohemian Rhapsody von Queen. Mit rhythmischen Bewegungen muss der Spieler seine Arme in vorgegebene Richtungen schwingen, wischen und winken und so das Lied voranbringen. Hier kann man sich zu einigen Zeitpunkten entscheiden, welche Instrumente man dem Lied hinzufügen möchte: Streicher für eine klassische Interpretation, Bassgitarre für Jazz, etc.
Erfrischend anders als die altbekannten Sport- und Fitnessspiele mit Bewegungssteuerung erscheint Fantasia: Music Evolved 2014 für Xbox 360 und Xbox One.

#Neuland

Hoher Besuch überraschte uns auch unerwartet am Nintendo-Stand. Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Philipp Rösler begrüßte die Besucher der GamesCom und bekundete große Offenheit und Interesse am Thema Videospiele. Er schüttelte Mario die Hand und spielte sogar eine Runde Super Mario Bros. U für die WiiU unter strenger Beobachtung von Gamern und Presse, hört.

Damit schließen wir unseren ersten Tag auf der GamesCom hier in Köln ab. Es gibt noch viel mehr aus der Welt der Spiele zu bestaunen, also bleibt dran, wenn wir weiter von der größten Spielemesse Europas berichten.

 

 

Fotos: Miriam Gerstenlauer

GamesCom 2013 – Das erwartet euch!

von Henrike Ledig und Miriam Gerstenlauer

 

Einmal im Jahr ist es soweit: Die größte Videospielmesse Europas öffnet erneut in Köln ihre Pforten. Dieses Mal sind alle großen Entwickler und Publisher vor Ort, um stolz ihre Kronjuwelen zu präsentieren: Schließlich stehen noch für dieses Jahr die Veröffentlichungen der Next-Gen Konsolen der Firmen Microsoft und Sony an. Damit angesichts dieser Präsentationen keine anderen Ankündigungen untergehen, wollen die Publisher natürlich lieber Klotzen statt Kleckern. Es erwartet sämtliche Gaming-Begeisterte also ein wahres Freudenfest an Informationen!

Auch wir von media-bubble.de sind natürlich vor Ort um sämtliche Neuheiten für euch unter die Lupe zu nehmen. Macht euch bereit für ein paar spannende Tage voller Neuigkeiten aus der weiten Welt der Videospiele.

 

 

Allgemeines:

–       Die GamesCom findet dieses Jahr vom 22. bis zum 25. August für alle Besucher statt. Zusätzlich werden die Türen für die Presse schon am 21. geöffnet. Auch wir von media-bubble wurden akkreditiert und können euch somit besondere Vorabberichte liefern!

 

 

Sony:

–       Heute fand bereits Sonys Pressekonferenz auf dem exklusiven Entwicklertag der Messe statt. Dabei wurde u.a. das lang ersehnte Erscheinungsdatum der PlayStation 4 bekannt gegeben: In Europa wird sie ab dem 29. November 2013 in den Regalen stehen.

–       Für den vierten Hauptteil der Assassin’s Creed-Reihe mit dem Titel „Black Flag“ wurde ein exklusiver Level nur für die PS4 angekündigt. In diesem kehrt der Protagonist Connor Kenway des dritten Teils zurück.

–       Zuletzt kündigte Sony eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom an, um für die Internetverbindung der PS4 eine Bandbreite über 200 Megabyte pro Sekunde zu ermöglichen.

 

 

Microsoft:

–       Vorbesteller von Micorosfts neuer Konsole XBoxOne erhalten das Fußballspiel Fifa 2014 gratis bei der Auslieferung dazu.

–       Auf der XboxOne wird es ein sog. publishing Programm für unabhängige Entwickler geben. Dieses hört auf den Namen „ID@Xbox“ und soll Nachwuchsentwicklern die Chance geben, ihre selbst gemachten Indie-Spieletitel einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

–       Ebenso wurde ein Exklusivtitel für die neue Konsole angekündigt: Mit „Fighter Within“ des Publishers Ubisoft erhält Micorosofts Next-Gen Konsole ein Prügelspiel für ihre weiterentwickelte Form des des Bewegungssensors Kinect, das standardmäßig mit der Xbox ausgeliefert werden soll.

–       Bei einem weiteren Exklusivtitel handelt es sich um den vierten Teil der beliebten „Fable“-Reihe. „Fable Legends“, soll die Reihe zu ihren Rollenspielwurzeln zurückführen und das gleichzeitige Spielen von 4 Spielern ermöglichen.

 

 

Nintendo:

–       Da Nintendos neue Konsole bereits im November letzten Jahres unter dem Titel „WiU“ in den Handel kam, hat der Hersteller aus Japan dieses Jahr vorallem Spieletitel im Gepäck, die auf der GamesCom zum ersten Mal öffentlich gezeigt und ausprobiert werden können.

–       Mit dabei ist u.a. der neueste Ableger der „The Legend of Zelda“-Reihe mit dem Titel A Link between Worlds, der zeitlich nach A Link to the Past angesiedelt ist. Ebenso werden spielbare Demos der neuen Spiele der sechsten Pokémon-Generation Pokémon X und Pokémon Y in Köln zu sehen sein, sowie der letzte Teil der zweiten „Professor Layton“-Trilogie Das Vermächtnis von Aslant. Beides erscheint diesen Herbst für die Handheld Konsole „Nintendo 3DS“.

–       Zuletzt hat Nintendo noch das HD Remake von The Legend of Zelda: The Wind Waker für die WiiU im Gepäck.

 

Darauf warten wir:

–       Hände ran an die Konsolen! Bisher hatte niemand Sonys oder Microsofts neue Konsolen schon einmal angefasst. Dort liegen ganz klar unsere Prioritäten, denn auf schicken Pressekonferenzen können beide Firmen dem Publikum eine Menge vom Pferd erzählen!

–       Miriams angepeilte Interessens-Favoriten liegen im Gepäck von Sony: Sowohl von Watchdogs als auch von Beyond Two Souls will sie gerne mehr wissen.

–       Henry dagegen ist ganz gespannt, was Nintendo dieses Jahr zu bieten hat. Als freie Journalistin für ein Videospielmagazin des gleichen Hauses fiebert sie vor allem den Titeln für die mobile Handheldkonsole „3DS“ entgegen und kann es gar nicht mehr erwarten, die neuen Teile von Pokémon und Professor Layton anzuspielen.

 

 

Morgen werden wir ab 8.30 Uhr für euch auf der Matte der Messe bereit stehen. Freut euch auf die heißesten Neuigkeiten aus der Stadt, die einmal im Jahr zur Videospiel-Metropole der Welt wird: Köln.

 

Fotos:

flickr.com/Gamescom: Stand Nexon, Halle 8

flickr.com/Gamescom: Business area

flickr.com/Gamescom: Logo

 

 

TV light – Das Leben wie es sein sollte?

von Julia Heitkamp

Angefangen hat es mit Gerichtsshows á la Alexander Hold und Barbara Salesch. Heute überschwemmen Formate wie Berlin – Tag & Nacht, Mitten im Leben oder Schicksale – Und Plötzlich ist alles anders unser tägliches Programm. Auf kaum einem der großen deutschen Sender kann man der täglichen Dosis „Reality“ entgehen. Seit einigen Jahren scheint das Fernsehen verseucht mit sogenannten Scripted Reality Formaten. Viele private Fernsehsender stellen eigenproduzierte Formate in den Mittelpunkt ihrer Programme. Aber die gespielte Realität (Achtung: Oxymoron) ist kein Phänomen unserer Zeit.

 

Es war einmal …

Der Ursprung dieser Reality Formate liegt – wie könnte es anders sein – in den USA, dem Land der unbegrenzten (Un-) Möglichkeiten. Seit den 1940er Jahren lieben und leiden die Amerikaner mit ihren Soap Stars. Doch bei diesen Daily Soaps ist es längst nicht geblieben. Was zunächst als „nachgestellte Geschichten“ betitelt wurde entwickelt sich heute in eine erschreckende Richtung. Vor dem Zuschauer wird immer mehr verschleiert, dass es sich um gescriptete Formate handelt, bei denen Darsteller vorgegebenen Regieanweisungen folgen. Gründe für die enorme Expansion des Formats: Niedrige Kosten bei hohen Erträgen. Alle beschweren sich darüber, verwünschen und verfluchen es – doch die Einschaltquoten sprechen für sich. Und wer wirklich ehrlich mit sich ist, der erwischt sich selbst oft genug dabei, wie er mehr oder weniger interessiert, mehr oder weniger belustigt und mehr oder weniger zufällig eines der einschlägigen Formate verfolgt.

 

Reality vs. Realität

Mit ihren Verschleierungskonzepten sind die Produzenten erschreckend erfolgreich: Immer mehr Jugendliche halten das gezeigte für echt! Was sich zunächst unglaublich und fast schon lustig anhört, ist traurige Realität. Man stelle sich vor, dass Reality TV wie Mitten im Leben auf RTL als Dokumentationen angesehen werden – auf die gleiche Ebene erhoben wie ernst zu nehmende Formate à la Panorama oder 37 Grad. Man will sich gar nicht vorstellen, was es für die Bildung und Kultur unserer Gesellschaft bedeutet, wenn solche Formate auf eine Stufe gestellt, ja auch nur verglichen werden. Produktionsfirmen, Redaktionen, Pressesprecher sowie Fernsehzeitschriften tun ihr Bestes um dem Grauen wohlklingende Namen zu geben: Ob Reality Soap, Doku Soap, Reality Show oder eben Reportage. Doch die Strategie zieht und scheint beim Zuschauer anzukommen.

 

Das Ende der Schauspielerei

Doch das Genre Reality TV birgt noch ein weiteres Mysterium. Seither waren in Fernsehfilmen und -serien nur mehr oder weniger gute, aber zumindest ausgebildete Schauspieler zu sehen. Trotz der relativ geringen Produktionskosten birgt Reality TV ein Problem: Für jede Sendung, jede Folge und jedes Drama braucht man neue Gesichter. Dafür gibt es nun mal nicht genug Schauspieler die, nebenbei gesagt, viel zu viel Geld kosten würden. Die Lösung: Laiendarsteller. Ganz normal Leute, die mittels Aussicht auf den schnellen (und schnell vergänglichen) Ruhm dazu gebracht werden, zwielichtige Verträge zu unterschreiben, die sie jeglicher Rechte und ganz nebenbei auch noch all ihrer Würde berauben. Dabei müssten sich erwachsene Menschen sich eigentlich darüber im Klaren darüber sein, worauf sie sich einlassen. Geblendet werden sie dabei wohl von der rosaroten Ruhmesbrille. Denn immerhin haben diese Formate auch schon große Stars wie Daniela Katzenberger hervorgebracht. Traumberuf: Superstar. Talente: Keine.

Diese Gier, anderen beim Erreichen ihrer Ziele oder beim Scheitern zuzuschauen, ist purer Voyeurismus. Fremdschämen und Häme als Erfolgskonzept. Brot und Spiele der Neuzeit.

 

Alles wie im echten Leben

Ungeachtet aller Kritik ist der Erfolg dieser Formate unumstritten. Sie machen es dem Zuschauer aber auch einfach, jeder Zeit ohne viel Mühe einzusteigen. Entweder gibt es keine fortlaufende Handlung oder sie ist derart trivial dass man problemlos wieder den roten Faden aufnehmen kann. Wiederholungen und Internetplattformen gehören zu Erfolgsrezept. Ob über Facebook oder auf der sendereigenen Videoplattform, die Quellen sind kaum auszuschöpfen.

Ja, es ist alles fast so wie im echten Leben. Aber eben nur fast. Alles geht ein bisschen schneller, alles ist ein bisschen emotionaler, so dass es sich gut mitfiebern lässt. Das Leben wie es sein sollte oder besser nicht? Bis jetzt scheint es trotz der anhaltenden Kritik für die Sender nur positive Rückmeldungen zu geben: Man bleibt im Gespräch und fährt gute Zahlen ein. Am Ende ist es immer der Zuschauer selbst, der entscheidet, ob er zusehen will oder nicht – denn zumindest in der tatsächlichen Realität sind wir es, die mit der Fernbedienung die Fäden in der Hand halten.

 

Fotos:

Imgur: Real Lies

Flickr.com/Nationaal Archief: TV stoffen met plumeau