Angriff der sexy Sirenen auf Facebook
von Sandra Fuhrmann
Zu 97 % weiblich, zu über 60 % bisexuell und gewöhnlich zu 100 % sexy: Das sind die Sirenen, die in den Tiefen des Cyberspace lauern. Auf Facebook werben sie um unsere Freundschaft – wollen uns aber nicht an die Wäsche, sondern an unser Konto. Sie strecken ihre Klauen nicht nur nach unserem Geld, sondern auch nach den Daten unsrer Freundeslisten aus.
Außen hui und innen pfui
Warum addet man überhaupt Menschen, die man nicht aus dem echten Leben kennt? Ein Grund: Sex sells! Erotik ist laut einer Studie der IT-Sicherheitsfirma Barracuda Networks die Masche, mit der Fake-Profile in Facebook versuchen Nutzer in ihre Fänge zu locken.
Facebook besitzt etwa 845 Millionen Nutzer. In einem Pflichtbericht, den das Unternehmen der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) überreichte, schätzt Facebook selbst den Anteil der gefakten Profile auf fünf bis sechs Prozent, was in etwa 42 bis 50 Millionen der Konten entspricht. Bis zu 50 Millionen falsche Freunde mit noch falscheren Bildern – und oft auch bösen Absichten.
Mit Speck fängt man Mäuse und mit dem richtigen Profil Freunde in Facebook. Fake-Accounts sind außen hui und innen pfui. Nicht nur, dass sich dahinter keine realen Personen verbergen – ihre Absicht ist es Spam in Umlauf zu bringen, Nutzer zu überreden, Programmen beizutreten, oder auf die privaten Daten der User zuzugreifen. Doch nicht nur das – lässt man die falschen Profile erst einmal auf sein eigenes zugreifen, mutiert man selbst zur Virenschleuder indem man den falschen Freunden Zugang zu den Kontaktdaten seiner richtigen Facebook-Freunde verschafft. Generiert werden die falschen Konten meist automatisch. Ihre Ziele bei der Verbreitung sind häufig Schulen und große Städte.
Schlaraffenland für Betrüger
Für die Betrüger die dahinter stehen, bedeutet jeder Nutzer, der ihnen in die Klauen fällt, Geld im wirklichen Leben. Das funktioniert beispielsweise über Programme, die für den Nutzer ganz schnell zur Kostenfalle werden. Facebook stellt hier in mancher Hinsicht geradezu ein Schlaraffenland dar. Früher wurden Briefmarken gesammelt, heute geht manch einer auf die Jagd nach Freunden. Kein Wunder: Viele Freunde in Facebook machen attraktiv – zu viele aber auch. Laut einer Studie der Michigan State Universität aus dem Jahr 2008, liegt die höchste Attraktivität eines Profils bei einer Freundeszahl von etwas über dreihundert. Bei Zahlen darüber und darunter sinkt sie wieder ab. Besonders im asiatischem Raum jedoch scheint es beim Sammeln von Freunden oft zu regelrechten Wettstreits zu kommen. In diesem Fall ein gefährliches Spiel.
Wie auch im wirklichen Leben heißt es also Kopf einschalten. Was glänzt, muss noch lange kein Gold sein.
Aber woran erkennt man eigentlich ein Fake-Profil? Na ja – lediglich sechs von hundert Frauen geben in der Realität an, bisexuell zu sein. Nur etwa 40 % der richtigen Profile bei Facebook gehören tatsächlich Frauen. 700 Freunde sind bei realen Personen, handelt es sich nicht gerade um Prominente, eher unwahrscheinlich. Bei Fake-Profilen entspricht diese Zahl dem Durchschnitt. Ein weiteres Indiz sind nicht aktualisierte Statusmeldungen. Nur 15 % der realen Facebook-User aktualisieren ihren Status nicht, während es bei falschen Konten 43 % sind.
Istanbul
Istanbul? Komischer Nachname! Das dachte sich zumindest Facebook. Ein weiteres Indiz, dass es sich um ein Fake-Profil handelt, sind oft außergewöhnliche Nutzernamen. Da es auch nicht im Interesse des Unternehmens liegt, dass Betrüger auf seinen Seiten ihr Unwesen treiben, lässt Facebook Fake-Profile sperren, nachdem sie identifiziert wurden. In diesem Fall zum Missfallen der Nutzerin Alica Istanbul, bei der es sich dummerweise um eine reale Person handelte. Die US-Amerikanerin mit türkischen Wurzeln konnte eines Tages nicht mehr auf ihr eigenes Profil zugreifen. In so einem Fall ist es sinnvoll, sich persönlich an den Betreiber zu wenden. Da jedoch Facebook weltweit nur 850 Mitarbeiter zählt, kann es dauern, bis Anfragen bearbeitet werden.
Die Lehre die man daraus ziehen sollte? Falsche Freunde gibt es nicht nur im wahren Leben. Manchmal ist weniger in diesem Fall mehr. Und die Zahl bisexueller Frauen ist weit kleiner, als manch einer vielleicht bisher dachte.
Foto:flickr/cambiodefractal (CC BY-NC-ND 2.0), flickr/Daniel Rocal (CC BY-NC-ND 2.0)
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