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Captive – Gefangen in der eigenen Wohnung

Von Andrea Kroner

Ashley (Kate Mara) befindet sich am Tiefpunkt ihres Lebens: Sie ist drogenabhängig, alleinerziehend und hat Probleme bei der Arbeit. Doch als sie als Geisel genommen wird, ändert sich alles.

Zwei Welten prallen aufeinander

Ashley weiß nicht, wie sie mit den Problemen in ihrem Leben umgehen soll. Sie möchte unbedingt eine gute Mutter sein, für dieses Ziel ist sie bereit, alles zu tun. Sie besucht sogar eine Selbsthilfegruppe. Doch sie fällt trotzdem immer wieder in alte Muster zurück und schafft es nicht, von ihrer Sucht loszukommen.

Zeitgleich bricht Brian Nichols (David Oyelowo) aus seiner Zelle in einem Gerichtsgebäude aus. Er ist wegen Vergewaltigung verurteilt. Während seiner Flucht verletzt und tötet er mehrere Menschen ohne mit der Wimper zu zucken. Wieder in Freiheit zieht es ihn zunächst zu seinem neugeborenen Sohn, doch dort kreuzt auch die Polizei bald auf. Ihm wird schnell klar, dass seine ehemalige Freundin nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte.

Deshalb fährt er ziellos weiter und stößt zufällig auf Ashley. Er bedroht sie und nimmt sie in ihrer eigenen Wohnung gefangen. Verzweifelt versucht die junge Frau zunächst, eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Doch schon bald muss sie sich mit der Situation abfinden und sich ihrem Schicksal ergeben. Nach und nach kommen sich die beiden näher – sowohl auf menschlicher, als auch auf spiritueller Ebene. Denn sie verbindet mehr, als sie glauben. Wie es mit der Geiselnahme weitergeht und ob Nichols am Ende gefasst werden kann, wird sich zeigen.

Eine wahre Begebenheit

Mit diesen Worten wollen viele Filme Zuschauer gewinnen und einen realen Bezug schaffen. Und natürlich trägt es enorm zum Spannungsaufbau bei, sich vorzustellen, dass diese Geschichte sich wirklich in ähnlicher Form zugetragen hat. In diesem Film wurden sogar die Originalnamen der Protagonisten beibehalten. Damit es noch authentischer wirkt, waren zusätzlich im Abspann weitere interessante Informationen über den Vorfall und Bilder oder Videos der Beteiligten zu sehen. Dadurch wurde das reale Geschehen sehr gut in den Film integriert.

Die Tiefe fehlt

An sich behandelt der Film ein sehr spannendes Thema: eine Täter-Opfer-Beziehung. Doch leider kratzt er an vielen Stellen nur an der Oberfläche. Besonders Hintergründe und psychologische Prozesse bleiben oft im Dunkeln. So wird für die Ermittlungen zwar der behandelnde Psychologe von Nichols befragt. Jedoch erzählt dieser nur, sein Patient behaupte, die Tat nicht begangen zu haben. Dieser interessante Punkt wird jedoch nicht näher behandelt, im Gegenteil: Danach hört man nichts mehr davon, weder von den Ermittlern, noch von Nichols selbst.

Auch die Beweggründe beider Protagonisten bleiben sehr oberflächlich. Man versteht als Zuschauer nicht, was Nichols dazu gebracht hat, jemanden zu vergewaltigen oder gar umzubringen. Aber auch Ashleys Lebensgeschichte wird nur angerissen. Man bekommt zwar einen Eindruck von ihrer derzeitigen Situation, erfährt jedoch nicht, wie es dazu gekommen ist. Deshalb gestaltet es sich im Allgemeinen als sehr schwierig, sich in die Personen hineinversetzen zu können.

Die richtige Mischung

Im Gegensatz zu den Figuren ist die Handlung in sich stimmig, da verschiedene Stränge langsam immer mehr miteinander verflochten werden. Auf der einen Seite steht Ashley, die nicht mit ihrem Leben zurecht kommt. Auf der anderen befindet sich Nichols, der vor der Polizei flieht. Dazwischen steht der ermittelnde Kommissar, der den beiden immer mehr auf die Spur kommt. Leider sind jedoch viele Ereignisse auch recht vorhersehbar, wodurch nie wirklich Spannung entstehen kann. Dennoch ist der Film an vielen Stellen unterhaltsam und berührend oder actionreich. Eine gute Mischung also, die viele Geschmäcker vereint.

Foto: Flickr.com/Joseph Morris (CC BY-ND 2.0)

Katzenjammer auf höchstem Niveau

Von Maya Morlock

Am 29. Oktober 2015 kommt Xavier Giannolis neuer Film in die Kinos. In der Tragikomödie „Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne“, die Madame wird von Catherine Frot (Dinner für Spinner) gespielt, geht es vordergründig um eine Frau, die völlig schief und unrhythmisch singt, doch dies durch die durchweg positive Resonanz ihres Publikums nicht weiß. Doch der Film hat auch eine äußerst verletzliche und sentimentale Seite.

Bis die Ohren bluten

Lucien Hazel © 2015 Concorde Filmverleih GmbH

In den 1920er Jahren gibt Marguerite Dumont ein Benefizkonzert für die Kriegswaisen in ihrem kleinen Schloss nahe Paris. Einige begnadete Musiker und Sänger treten auf, zarte und wohlklingende Musikstücke der Klassik sind zu vernehmen. Als Höhepunkt betritt Marguerite die Bühne. Die allseits bekannten Anfangstöne der Arie der „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte erklingen. Dort besingt die Königin der Nacht die Verstoßung ihrer Tochter Pamina. „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen. Tod und Verzweiflung“, singt Marguerite, doch leider nicht mit den gewöhnlichen Tönen. Völlig falsch intoniert und schwankend im Rhythmus quält sie sich durch das Stück. Bei dem gefürchteten Hochton und der Koloratur gefriert dem Zuschauer fast das Blut in den Adern, so unerträglich ist der Missklang. Gleichzeitig imponiert die Inbrunst, mit der die Gastgeberin ihr nicht vorhandenes Gesangstalent zur Schau stellt.

Das Publikum ist wenig überrascht, im privaten Klub kennt man die Madame und ihr Gejaule bereits. Nur der Journalist Lucien Beaumont (Sylvain Dieuaide) und die spontan eingesprungene Sängerin Hazel (Frankreichs Shootingstar Christa Théret) sind neu. Trotz des unausstehlichen Gekrächzes applaudieren die Zuhörer und überschütten die Gastgeberin mit Lob – die Neuen sind verwundert. Als der Journalist Lucien am Folgetag eine begeisterte Kritik veröffentlicht, fasst Marguerite den Entschluss endlich auf einer großen Bühne in der Öffentlichkeit aufzutreten. Ihr Mann, der sich für sie schämt, versucht dies auf Teufel komm raus zu verhindern.

Der Ursprung der schiefen Töne

Die Geschichte basiert auf der reichen Erbin Florence Foster Jenkins, die in den 40er Jahren in den USA verstarb. Auf YouTube, kann man ihre unverwechselbare und wahrhaftige Interpretation der Königin der Nacht anhören. Auch sie war überzeugt von ihrer Gesangsqualität, obwohl sie keinen Ton traf. Trotzdem ist dieser Film keinesfalls eine Biografie (diese wird momentan in den USA gedreht), sondern entwickelt nach der Basis einen eigenen Handlungsstrang. Denn neben der Belustigung findet der Zuschauer einen Draht zur Innenwelt der Marguerite und begreift, dass sie eigentlich völlig einsam ist. Während den Geschäftsreisen ihres Mannes ist ihr nur die Musik geblieben und ausschließlich durch sie kann sie sich ausdrücken und etwas Aufmerksamkeit vonseiten ihres Mannes erhaschen. Denn im Grunde möchte sie nur, dass er stolz auf sie sein kann.

Die perfekte Besetzung

Gesangslehrer © 2015 Concorde Filmverleih GmbHCatherine Frot brilliert in ihrer Rolle als Marguerite: Sie ist überschwänglich und heiter, behält sich jedoch auch in diesen Szenen einen Kern Traurigkeit. Ihre Mimik spricht Bände, sodass sie vergleichsweise wenig sagen muss, um sich darzustellen. Ein weiterer Augenschmaus ist der exzentrische Gesangslehrer Atos Pezzini (Michel Fau), der Marguerite auf ihr großes Konzert vorbereiten soll. Er lebt für die Musik, erstarrt zur Salzsäule, als er den schaurigen Gesang der Madame zum ersten Mal hört und versucht trotz aller schlechten Omen sie bestmöglich für ihr Vorhaben zu wappnen.

Zu empfehlen

Auch wenn der Film einige Längen aufweist, ist er für jeden Musikliebhaber sehenswert. Der Facettenreichtum ist erfreulich, eine schlichte Komödie, bei der die Madame zur Witzfigur degradiert wird, wäre zu flach und bliebe unter dem möglichen Potenzial. Man lacht Tränen, hält sich die Ohren zu und leidet mit der Hauptfigur mit, die im Grunde nur um ihrer selbst willen geliebt werden möchte. Man fiebert gespannt dem großen Auftritt entgegen und hofft sie möge nun endlich die Töne treffen.

Ob Marguerite Dumonts Ehrgeiz und Wille sich am Ende gelohnt haben, könnt ihr ab dem 29. Oktober auf der Leinwand verfolgen. Von mir gibt es auf jeden Fall drei Daumen nach oben!

Fotos: © 2015 Concorde Filmverleih GmbH

Müller is bäck!

Von Maya Morlock

Nach dem riesigen Erfolg von FACK JU GÖHTE 2013, der über 7,3 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte, hat das Warten der Fans auf einen zweiten Teil der Komödie nun endlich ein Ende. Seit heute, dem 10. September 2015, sind Ex-Häftling und Neulehrer Zeki Müller (Elias M`Barek), Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) und die völlig außer Kontrolle geratene 10b, samt der „Musterschüler“ Chantal (Jella Haase), Zeynep (Gizem Emre), Danger (Max von der Groeben) und Burak (Aram Arami) wieder in ein turbulentes Abenteuer verwickelt.

Knacki-Lehrer – Zeki vier Monate später in seinem neuen Alltag

3 © 2015 Constantin Film Verleih GmbH  Christoph AssmannDer Wecker klingelt, schnell ist er ausgeschaltet. Nur Bruchteile später klingelt ein weiterer und auch dieser wird unsanft von Zeki Müller zum Schweigen gebracht. Dem Neulehrer fällt das frühe Aufstehen sichtlich schwer und er versucht den Rückweg ins Traumland zu finden. Doch dabei hat er nicht mit seiner neuen überengagierten Superpädagogenfreundin Lisi gerechnet, die dem pelzigen Hund einen dritten Wecker im Maul platziert hat. Nach einem Kontrollanruf ist Zeki dann auch endlich wach und bereit für seinen neuen, alten Job als Lehrer.

Wie im Vorgängerfilm ist Herr Müller nicht die Art von Lehrer, die man sich für sein Kind vorstellt. Er ist mürrisch, egozentrisch, authentisch, ehrlich, aber schweigsam, wenn es um seinen eigenen Vorteil geht und spart nicht gerade an verbalen Beleidigungen. Sätze wie: „Verpiss dich doch“ oder „halt´s Maul“ sind Teil seines alltäglichen Wortschatzes.

Diamanten vs. mürrische 10b

2 © 2015 Constantin Film Verleih GmbH  Christoph AssmannIm zweiten Teil des erfolgreichen deutschen Films 2013 wird eine Idee umgesetzt und ausgebaut, die eigentlich bereits für den ersten Teil gedacht war. Eine Klassenfahrt nahm damals aber laut Regisseur Bora Dagtekin zu viel Raum in Anspruch. Im zweiten Film kommt Zeki Müller jedoch unfreiwillig zu dem Vergnügen der Reise. Kurz zuvor findet er einen Teil der vergrabenen Beute wieder: Kleine glänzende Diamanten, die ein Vermögen wert sind. Unglücklicherweise landen diese im Spendencontainer für die Partnerschule in Thailand. Sein Ziel lautet: Die Diamanten finden, koste es was es wolle und dann nichts wie weg – nie wieder Lehrer sein!

Abseits des Klischees: Keine Liebeskomödie

Produzentin Lena Schömann und Bora Dagtekin (Buch und Regie) setzen erneut auf das Genre der „Schulkomödie“. Es soll nicht um die Liebesbeziehung zwischen Zeki und Lisi gehen. Man fragt sich nicht, ob die Gegensätze zusammenbleiben oder fiebert nach einer Dummheit Zekis einem Beziehung-Happy-End entgegen. Vielmehr wird die Beziehung zwischen Herrn Müller und seinen Schülern thematisiert, sowie die Wandlung Zekis, die er während dieser Klassenfahrt durchläuft. Man fragt sich: „Bleibt Zeki Lehrer und hält das Versprechen seine 10b durch das Abitur zu bringen? Oder wird er einknicken, den einfachen Weg gehen und die Diamanten der Schule vorziehen?“

„Ey isch schwöre du bist so Arzt!“ (Zeynep)

© 2015 Constantin Film Verleih GmbH  Christoph AssmannWem bereits Teil eins gefallen hat, dem wird auch der Nachfolger zusagen. Situationskomik und flache Witze sind wieder vorhanden und auch die Schüler der 10b sind noch genauso hohl, wie zuvor. Auch die deutsche Grammatik haben die Zehntklässler noch nicht wirklich verinnerlicht. So schafft es Chantal am letzten Tag ihres Praktikums ein zur Schau gestelltes Auto zu Schrott zu fahren, versucht sich zweifelhaft als YouTube-Bloggerin und wundert sich, dass sie ein vermeintlicher Wolf, in Wahrheit ein Affe, von einem Baum aus anstarrt. Fans von Chantal wird es freuen, zu erfahren, dass sie in FACK JU GÖHTE 2 den Part einer weiblichen Hauptrolle übernimmt und des Öfteren auch aus dem Off erzählt. Ansonsten hat der Film, neben der Komik, viel zu bieten: Die malerische Schönheit der Küstenprovinz in Thailand Krabi wird gezeigt und mit Stunts und Actioneinlagen wird nicht gespart. Es gibt rasante Passagen mit Jetskis, eine Explosion im Chemielabor und feindliche Einwohner, die Zeki und seine Klasse attackieren. Es ist sicherlich ein Film ohne großen Anspruch, doch stellenweise mit viel Herz und Liebe zum Detail. Auch wenn die Witze meist eher plump und offensichtlich daher kommen, sind diese 112 Minuten perfekt, um nach einem langen Arbeitstag dem Alltagsstress zu entkommen.

Fotos: © 2015 Constantin Film Verleih GmbH/ Christoph Assmann

media-bubble.de in neuem Glanz

Schon gesehen? Die Arbeiten an unsere Webseite sind endlich abgeschlossen und sie präsentiert sich in einem neuen Look.

Was ist neu? Das Aussehen!

Wir haben die Aufmachung verändert, um euch die Bedienung zu erleichtern und die Webseite noch attraktiver zu machen. Dafür haben wir zwei Menüleisten eingebaut. Die obere (direkt über unserem Logo) umfasst alle Themen rund um die Redaktion von media-bubble und Kontaktdaten. Die untere enthält die unterschiedlichen Kategorien unserer Artikel. Von Büchern & Comics bis zur Uniwelt ist bei media-bubble alles geboten. Neben der Möglichkeit über die Kategorien zu Artikeln zu gelangen findet ihr auf der Startseite stets unsere neusten Beiträge.

Euch gefällt der neue Auftritt und euch gefallen unsere Artikel? Dann teilt sie mit euren Freunden, damit unsere Bubble noch bekannter wird!

 

Ihr habt Anregungen oder Kritik zur neuen Webseite? Dann schreibt uns entweder per Facebook oder Mail, wir sind für jede Rückmeldung dankbar.

Größer. Härter. Mehr.

von Marius Lang

Erwartungsgemäß ist Marvels neuestes Superhelden-Stelldichein wieder ein echt dicker Brummer. Der Film lohnt sich auf jedem Level: er ist größer, bunter, wilder und düsterer als der Vorgänger. Vielleicht sogar ein bisschen besser.

 

Supermensch gegen Maschine

Das Spektakel beginnt irgendwo in Osteuropa, wo die Avengers unter Führung von Captain America und Iron Man die Festung des Deutschen Baron von Strucker attackieren, um damit endgültig den Nazi-Todeskult HYDRA zu zerschlagen und das Zepter von Loki, dem Bruder von Thor, zu erobern. Bei dieser ersten Mission trifft das Superhelden-Team zum ersten Mal die Maximoff-Zwillinge. Marvel-Fans sind die Zwillinge besser bekannt als Scarlett Witch und Quicksilver. In diesem Film noch über weite Teile Gegenspieler, werden sie in Zukunft ein Teil des Avengers-Team.

Zuvor schon beschließt Tony Stark, durch eine Vision dahingehend beeinflusst, mithilfe von Hulk Alter Ego Bruce Banner, einen zentralen Teil seiner Forschung weiterzutreiben: die Entwicklung des Ultron-AI, ein intelligentes Programm, welches künftig den Avengers die Weltrettung leichter machen soll. Ultron wird schließlich der Bösewicht des Films, ein selbstgebauter noch dazu.

Ein ganz normaler Dienstag im Marvel-Universum also.

 

Ein Gegner zum Fürchten

So gut die Filme des Marvel-Cinematic Universe bislang auch waren, eine Schwachstelle waren stets ihre Bösewichte. Einige wenige Widersacher ausgenommen (Loki, Red Skull, Alexander Pierce) waren diese stets blass und uninteressant. Doch Ultron hält alles, was sein großer Name verspricht. James Spader spielt den Androiden perfekt in allen seinen Facetten. Ultrons Verhalten ist geprägt von Stimmungsschwankungen, zwischen bitterem, schwarzem Humor, dem blendenden Charme des Bösen und blindem Hass.

Ultron vernetzt sich selbst mit dem World Wide Web, lernt in Sekunden und sieht die Zerstörung, die die Avengers auf ihren Heldenaktionen oft anrichten. Für Ultron ist die Sache klar: Die Avengers wollen die Welt beschützen, doch nicht verändern. Und nur wenn die Welt geändert wird, wird Frieden herrschen. Die Welt muss zum Frieden gezwungen werden und die Avengers, die dies trotz all ihrer Macht nicht tun würden, sind damit für Ultron die Wurzel allen Übels. Ultrons Bewusstsein entkommt über das Internet, er zieht die Zwillinge auf seine Seite und macht sich daran, ebendiese Wurzel auszureißen. Und dabei im Notfall die Menschheit mit in die Vernichtung zu reißen.

Spaders Ultron kann absolut ruhige Gespräche über Massenvernichtung führen und Geschäfte mit Waffenhändlern abschließen, nur um im nächsten Augenblick an die Decke zu gehen und eben diesem Waffenhändler beleidigt kurzerhand den Arm abzureißen: Ultron ist nicht nur ein Bösewicht, er ist ein Charakter. Er verführt gekonnt die Maximoffs auf seine Seite, erzählt ihnen von einer Welt in Frieden, ohne die Avengers.

Geplagt von Selbsthass, begründet in seiner künstlichen Herkunft, den er auf die Avengers und die gesamte Menschheit projiziert, verfolgt er seine Ziele akribisch, Punkt für Punkt und wechselt mehr als einmal ohne Probleme seine Vorgehensweise. Einer der herausragenden Momente, ja, sogar einer der besten Momente aller Marvel-Filme ist die Geburt seines Bewusstseins. Die Sequenz verursacht Gänsehaut und setzt den Ton für den Charakter über den Rest des Films: Ultron ist, endlich, ein Gegner zum Fürchten.

 

Uuund…. Action!

Von Anfang an bietet der Film genau das, was man sich von so einem Film mit den Avengers erwartet: Action Pur. Die Action-Szenen sind generell und erwartungsgemäß sehr gut. Ein Höhepunkt ist vermutlich ein direkter Zweikampf zwischen Iron Man und Hulk. Die Sequenz gehört zu den im Vorfeld am meisten antizipierten Teilen des Films und sie hält alles, was sie versprochen hat. Hulk und Iron Man zerlegen im Kampf gegeneinander eine afrikanische Metropole. Völlig übertrieben, und gewaltverherrlichend, aber egal: es fühlt sich fantastisch an.

 

Helden sind auch nur Menschen

Auch wenn die Actionsequenzen durch ihre Choreografie, das Zusammenspiel der Helden und der Technik des Films ein echter Hingucker sind, seine eigentliche Stärke offenbart der Film in seinen ruhigeren, charaktergetriebenen Momenten. Regisseur Joss Whedon versteht es, auch bei einem Übermaß an Hauptcharakteren niemanden zu kurz kommen zu lassen. Zu den Höhepunkten hierbei zählt unter anderem die Party der Helden im Avengers-Tower. Hierbei offenbart sich eine Romanze zwischen Black Widow (Scarlett Johansson) und Bruce Banner (Mark Ruffalo), die natürlich geprägt ist von Banners Angst, die Kontrolle über Hulk zu verlieren.

Doch auch die übrigen Helden haben durch den Film ihre großen und kleinen Momente der Charakterarbeit, besonders hervorzuheben sind dabei die größeren Charaktermomente von Hawkeye (Jeremy Renner), die weiter ausgebaute und in diesem Film auch auf die Probe gestellte Science-Bromance von Bruce Banner und Tony Stark (Robert Downey Junior), die besonders im Mittelpunkt steht, als die beiden mit vereinten Kräften die Grundlage für Ultron schaffen. Auch die ersten größeren Meinungsverschiedenheiten zwischen Captain America und Tony Stark werden in einer Szene klar, in der die beiden sich mit den anderen Avengers in einem sichern Zufluchtsort von einer dramatischen Niederlage gegen Ultron erholen. Tony verteidigt seine Entscheidung, Ultron als Präventivwaffe gegen fremde Mächte zu erschaffen. Eine Argumentation die Cap nicht einleuchten kann. Diese sind die erste Andeutung auf den dritten Teil von Captain America, in dem die beiden Helden auf zwei verschiedenen Seiten einer Debatte stehen werden.

 

Schneller. Schneller.

Ein kleiner Wehrmutstropfen ist dennoch offensichtlich. Zwischen all der kompakten Charakterarbeit und den Actionsequenzen wirkt der Film nie lang. Im Gegenteil. Age of Ultron scheint bisweilen eher gehetzt zu sein. Der Film ist recht episodisch aufgebaut, die Helden rennen von Plotpoint über Charakterentwicklung und hin zur nächsten Actionsequenz. Der Balance zwischen so vielen Helden ist es geschuldet, dass man innerhalb des Films kaum echte Momente der Ruhe hat, in denen sich alles gesehene setzen kann. Doch dies ist durchaus zu verkraften, hinsichtlich der vielen Stärken des Films. Wer jedoch gerne mal im Kino auf die Toilette geht, sei gewarnt, dass es keine unwichtigen Momente im Film gibt und die nächste wirklich große Sequenz jederzeit auftreten kann.

 

Fazit

Avengers – Age of Ultron setzt den erfolgreichen Lauf, den Marvel in den letzten Jahren hatte, fort. Es ist alles da, was die früheren Filme so gut machte, nur in noch größerem Ausmaß. Die Action ist je nach Bedarf mal sauber, mal dreckig und stets ein neuer Höhepunkt des Films. Die Charaktere sind vielschichtig, jeder bekommt seine glänzenden Momente und jeder bleibt liebenswert. Und für die Nerds unter den Zuschauern gibt es natürlich wie immer allerlei Easter Eggs und Anspielungen, die hoffentlich in späteren Filmen noch ihre Relevanz offenbaren. Alles in allem großes Actionkino mit guter Story und Charakteren voller Herzblut.

 

Foto: Marvel’s Avengers: Age Of Ultron, ©Marvel 2015

Into the Woods – Ich wünsche, also bin ich

von Miriam Gerstenlauer und Henrike Ledig

 

Nach dem großen Erfolg von „Les Misérables“ 2012 schafft es dieses Frühjahr eine weitere Musicalverfilmung eines in unseren Breitengraden eher unbekannten Stückes in die Lichtspielhäuser: Stephen Sondheims Into the Woods.

Unter der Regie von Rob Marshall (den meisten wohl für seine Arbeit an der Musicalverfilmung Chicago ein Begriff) kommt im Februar der wohl untypischste Streifen für die Produktionsfirma Walt Disney daher. In dieser musikalischen Märchenpersiflage bekommen die Helden alle gehörig ihr Fett weg: Zöpfe werden ausgerissen, Wölfe werden direkt gehäutet, jeder bestiehlt jeden und am Ende will trotzdem niemand an der ganzen Misere die Schuld haben. So wirklichkeitstreu waren Märchen noch nie.

 

“Once upon a time, in a far off kingdom…”

Der Kenner weiß: Fast iedes Märchen beginnt mit einem Kinderwunsch. So auch im Falle von Into the Woods. Ein Bäcker (James Corden) und seine Frau (Emily Blunt) wünschen sich nämlich nichts sehnlicher als eigenen Nachwuchs. Leider bricht eines Tages die Nachbarshexe (Meryl Streep) zur Tür herein und offenbart ihnen, dass sie aus Rache einst einen Fluch über die Bäckersfamilie gelegt hat, dieser aber zum Glück aller Beteiligten just in drei Tagen gebrochen werden könne, wenn ein blauer Vollmond über dem (praktischerweise nebenan liegenden) Zauberwald leuchtet. Dazu müssen die Bäckersleute ihr jedoch vier magische Zutaten für einen Zaubertrank bringen: Eine Kuh so weiß wie Milch, einen Umhang so rot wie Blut, einen Schuh so rein wie Gold und schlussendlich Haar so gelb wie Mais.
Welch ein Glück, dass sich sowohl Aschenputtel (Anna Kendrick), Jack (Daniel Huttlestone) und seine Kuhfreundin Milky White, Rotkäppchen (Lilla Crawford) und Rapunzel (MacKenzie Mauzy) im tiefen, dunklen Wald befinden und dort ebenfalls an der Erfüllung ihrer eigenen Wünsche arbeiten.

Auffällig ist, dass es sich bei den Geschichten in Into the Woods tatsächlich um die ursprünglichen Grimm-Versionen handelt: So regnet Aschenputtels Ballkleid aus Gold vom Baum am Grab ihrer Mutter auf sie herab, und ihre Stiefschwestern werden noch traditionell um ihre Zehen beziehungsweise Fersen gebracht, beim Versuch, sich in den glückverheißenden Schuh zu quetschen. Aus diesen Gründen ist Into the Woods vielleicht auch nur bedingt für junge Zuschauer geeignet: zwar ist die Stimmung zuerst vornehmlich fröhlich und humorvoll, aber spätestens im zweiten Akt auch sehr gnadenlos – hier ist keiner mehr sicher, Pro- und Antagonisten gleichermaßen!
Mal ganz abgesehen von Johnny Depps urkomischem aber nicht ganz jugendfreiem Auftritt als trashigem Großem Bösen Päderasten-Wolf.

Von Hollywood und Broadway nur das Beste

Neben Johnny Depp, der nur einen recht kurzen, dafür umso komischeren Auftritt hat, brilliert ein stimmiger und talentierter Cast. Allen voran die dreifache Oscarpreisträgerin Meryl Streep, die mit ihrer Rolle als böse Hexe gute Chancen auf ihren vierten Gewinn bei den Academy Awards hat. Sowohl mit ihrem ausdrucksstarken Gesang als auch ihrem unnachahmlichen Schauspiel sorgt Meryl Streep für emotionale Höhepunkte und trägt die Geschichte voran. Ihre Kolleginnen Anna Kendrick, Cinderella, und Emily Blunt, die Frau des Bäckers, kennt man bisher nur nicht singend auf der Leinwand.

Selten jedoch hat man in Hollywood bisher ein so charakterstarkes Duo von gleich zwei weiblichen Protagonistinnen gesehen, die nicht nur eindimensionale Stereotype darstellen – und das als Märchenfiguren. Daniel Huttlestone ist Musical-Fans schon bekannt als Gavroche in Tom Hoopers Film-Version von Les Misérables (2012), und als naiver Tollpatsch Jack (Hans in der deutschen Version) singt er sich in die Herzen der Zuschauer.
Überrascht hat vor allem Chris Pine, sonst bekannt als Captain Kirk in Star Trek, der als Prince Charming seiner Rolle als Hollywood-Schönling  alle Ehre macht und seiner Perfomance zeigt, dass er dabei auch noch schön (und schnulzig) singen kann.

Es kommt sogar richtiges Broadway-Feeling auf, dank der Besetzung von James Corden als der Bäcker, MacKenzie Mauzy und Billy Magnussen als Rapunzel und ihr Prinz, sowie des 12-jährigen Ausnahmetalents Lilla Crawford als Rotkäppchen. Durch ihre Erfahrungen auf der Bühne wirkten alle Performances durchweg stimm- und rollensicher, was die Mischung aus Gesprochenem und Gesungenem stets organisch wirken lässt.

 

Viel Musik und noch mehr Text

Stephen Sondheim gehört, zusammen mit Andrew Lloyd Webber und Stephen Schwartz, zu den größten Komponisten des Musicalgenres, wenngleich seine Werke in Deutschland eher selten gespielt werden. Am ehesten sind hierzulande West Side Story und Sweeney Todd – The Demon Barber of Fleet Street bekannt, letzterer vornehmlich durch die Verfilmung aus dem Jahr 2007 unter der Regie von Tim Burton.
Die Gründe dafür liegen dabei vor allem in den komplexen Texten in Sondheims Stücken, hier von James Lapine, die sich meist nur schwer ins Deutsche übertragen lassen, und daran, dass diese durch seine nicht sehr eingängigen Melodien auch nicht viel verständlicher werden.

Darunter könnte auch Into the Woods leiden, denn über wirkliche Ohrwürmer a là Memory aus Cats oder dem Phantom der Oper verfügt das Musical nicht. Das tut den musikalischen Nummern des Films (und davon gibt es viele!) jedoch keinen Abbruch, denn für kurzweilige Unterhaltung sorgt die durchweg brillante Inszenierung: In Nummern wie Agony in der die Prinzenbrüder (Chris Pine und Billy Magnussen) versuchen, sich gegenseitig so theatralisch wie möglich in ihrem Liebesleid zu übertrumpfen ist es kaum möglich, sich vor Lachen noch auf dem Kinositz zu halten.

 

„That’s what woods are for: for those moments in the woods”

Charmant und urkomisch, romantisch und gnadenlos ehrlich – Into the Woods scheint auf den ersten Blick eine ganz typische Disney-Schmonzette zu sein, entpuppt sich aber nach und nach immer mehr als ironische Persiflage ebensolcher, indem die Charaktere auch einmal sich und das, was passiert, hinterfragen. Am Ende ist die Hexe vielleicht doch gar nicht so böse, und die Moral von der Geschicht‘: ist jemand nett, ist er noch lange nicht gut. („Nice is different than good.“)

Into the Woods läuft 124 Minuten, ist momentan noch nicht FSK geprüft und startet am 19. Februar in den deutschen Kinos. Zudem ist er für 3 Oscars nominiert in den Kategorien „Beste Nebendarstellerin“ (Meryl Streep), „Bestes Produktionsdesign“ und „Bestes Kostümdesign“.

Lügen ist menschlich

von Felix Niedrich

Das internationale Publikum strömte staunend in die Kinos. So etwas hatten sie noch nicht gesehen: Vor 64 Jahren fesselte „Rashomon“ Zuschauer rund um die Welt. Das bis dahin kaum bekannte japanische Kino brachte seinen ersten Star hervor. Akira Kurosawa ist ein Regisseur, der heute zu den ganz Großen der Filmgeschichte zählt. Sein Film ist eine meditative Parabel, eine philosophische Reflexion über Wahrheit und Moral. Die eingesetzten filmtechnischen und narrativen Mittel waren zu dieser Zeit bahnbrechend. Darüber hinaus wird das Medium selbst als Instrument der Vermittlung von Authentizität in Frage gestellt.

 

Wenn jeder behauptet, schuldig zu sein

Der Film hat drei narrative Ebenen. Auf der ersten Ebene finden sich zwei Männer unter einem verfallenen Torbogen ein, wo sie Schutz vor dem Regen suchen. Der Holzfäller und der Priester zerbrechen sich den Kopf über eine Geschichte, deren Zeuge sie wurden und die sie sich nicht erklären können. Ein dritter Mann kommt hinzu. Er will die Story hören. Der Holzfäller beginnt zu erzählen, was er gesehen und gehört hat. Fest steht dabei folgendes: Ein Samurai und seine Frau wurden im Wald von einem Banditen überfallen. Es kam zum Sex zwischen der Frau und dem Bandit. Der Samurai ist tot und der Räuber wurde später gefasst.

Sowohl der Holzfäller, der die Leiche des Samurai gefunden hatte, als auch der Priester, dessen Weg sich ebenfalls kurz vor dem Vorfall mit dem Samurai und seiner Frau gekreuzt hatten, waren beide als Zeugen vor Gericht geladen. Was die beiden so verwirrt, ist, dass alle Beteiligten in der Verhandlung unterschiedliche Aussagen zum Ablauf der Tat machten.

Die zweite Ebene zeigt das Gerichtsverfahren, in dem die einzelnen Personen nacheinander ihre Version der Geschichte vortragen. Der Zuschauer nimmt hier die Position der Jury ein, die im Film weder zu sehen noch zu hören ist. Die Figuren sprechen in statischen Aufnahmen in die Kamera.

Ebene drei visualisiert die Erzählungen der Personen über die noch weiter zurückliegenden Ereignisse, die des Überfalls. Zunächst berichtet der Holzfäller, er habe den Leichnam des Samurai, der mit einem Schwert niedergestreckt wurde, zufällig gefunden. Es folgt der Bandit, der seine Version, vor allem den ehrenvollen Zweikampf mit dem Samurai schildert. Die Frau hingegen behauptet unter Tränen, dass dieser Kampf nicht stattfand. Nachdem der Bandit das Weite suchte, hätte sie ihren Mann erstochen, um ihre Schande zu verbergen. Als nächstes sagt der tote Samurai mit Hilfe eines Mediums aus. Seiner Auffassung nach wollte seine Frau mit dem Banditen durchbrennen, verlangte von diesem aber zuvor noch den Mord an ihrem Mann.

Entgegen seiner Aussage vor Gericht, gibt der Holzfäller nach den drei Geschichten preis, dass er selbst Augenzeuge des ganzen Vorgehens gewesen sei.  Er behauptet, alle Geschichten seien Lügen und schildert dann etwas widerwillig seine eigene Sichtweise, die sich ebenfalls von den anderen unterscheidet.

 

Gibt es die „objektive“ Erzählung?

Am Ende stehen vier Aussagen gegeneinander, die nicht zusammenpassen. Irritierend ist, dass es keine Auflösung gibt. Aber genau dadurch wird zum Nachdenken angeregt: alle Versionen der Geschichte machen für sich genommen Sinn. Aber bereits auf der ersten Ebene werden von Beginn an die Zweifel an den Geschichten bestärkt und die Diskussion über Wahrheit und Motive der Personen angeregt.

Dies wird durch die Struktur des Films unterstützt. In den Flashbacks wird aus der vermeintlichen Erinnerung der Figuren erzählt und es handelt sich natürlich nicht um Tatsachenberichte, die es so nicht geben kann. Diese Erinnerungen sind subjektiv gefärbt. Die einzelnen Figuren passen ihre Geschichten ihrem Weltbild an.

Dadurch, dass der Film die Worte in Bilder übersetzt, wird den Geschichten aber zusätzlich Authentizität eingeräumt. Der Film thematisiert zunächst die Suggestion dieser Authentizität im Medium selbst. In seiner detaillierten Darstellung, die den Zuschauer aktiv am Geschehen teilhaben lässt, wird die Macht der Bilder problematisiert. Unsere eigene Wahrnehmung wird somit kritisch hinterfragt.

Durch die narrative Struktur, die Charakterisierung der Figuren, sowie die ausbleibende Auflösung wird letztlich die Frage gestellt, ob es eine „objektive“ Erzählung überhaupt geben kann. Und wenn es sie nicht gibt, was ist dann noch „Wahrheit“?

 

Wenn es richtig ist, falsches zu tun

Aufgrund der Ungereimtheiten und des grundsätzlichen Misstrauens aller Beteiligten und der Tatsache, dass es nicht zu einer Verständigung kommt, zweifelt der Priester an seinem Glauben an die Menschheit.

Möglicherweise übersieht er dabei die Motive für die Manipulationen der Geschichte. Die Figuren der Geschichte handeln alle entsprechend ihrer eigenen Position, um ihre „eigene Wahrheit“ – und damit die Sicht, die gesellschaftlich erwartet wird – aufrecht zu erhalten. Der Bandit prahlt mit seinen großen Taten. Die Frau präsentiert sich als das schwache Opfer. Und der Samurai handelt gemäß seines Ehrenkodex. Sie unterliegen dabei gesellschaftlichen Konventionen und Moralvorstellungen. Kategorien wie Ehre und Schande sind dabei gesellschaftliche Konstrukte. Sie lügen, um ihrer Stellung im System gerecht zu werden.

In gewisser Hinsicht handeln sie also richtig, selbst, wenn sie etwas Falsches erzählen. Wahrheit meint hier auch Richtigkeit als Grundlage menschlichen Handelns, welches von äußeren Umständen abhängt und auch teilweise vorgegeben wird. Eine übergeordnete Wahrheit wird nicht präsentiert. Vielmehr wird bezweifelt, dass es diese überhaupt gibt. Denn die Suche danach hat den Konflikt schließlich erst geschürt.

Dieser Konflikt wird zum Ende hin aber dennoch aufgelöst. Als die drei Männer in dem verfallenen Mauerwerk einen Säugling finden entsteht ein neuer Streit. Der dritte Mann stiehlt die dem Säugling beigelegten Gegenstände, Kleider und ein Amulett. Der Holzfäller beschuldigt ihn, Unrecht zu tun. Daraufhin weist der Mann den Holzfäller auf seine eigenen Fehler, wie seine Falschaussage vor Gericht und den vermeintlichen Diebstahl des Dolches der Frau, hin. Er verschwindet.

Der Holzfäller bleibt beschämt mit dem Priester zurück, der sich um das Kind kümmert. Als der Holzfäller daraufhin das Kind mitnehmen will, um es groß zu ziehen, wird der Glaube des Priesters in das Gute, das Wahre in den Menschen wiederhergestellt.

 

Foto: flickr.com/steve loya (CC BY-NC-ND 2.0)

Künstlerische Freiheit auf harter Probe

von Valerie Heck

 

So schnell wird aus einer filmischen Satire gefährlicher Ernst: Die von Seth Rogen und Evan Goldberg produzierte politische Komödie „The Interview“ sollte das nordkoreanische Regime und vor allen Dingen den Diktator Kim Jong Un auf den Arm nehmen – doch die negative Darstellung des Staatsoberhaupts wurde von Nordkorea als Terrorakt und Kriegshandlung deklariert. Der Filmstart musste bereits von Oktober auf Dezember verschoben werden, um besonders prekäre Darstellungen von Kim Jong Un herauszuschneiden. Nach massiven Angriffen einer Hacker-Gruppe mit dem Namen „Guardians of Peace“ auf das Betriebssystem des Filmstudios Sony Pictures Entertainment und Androhungen von Terroranschlägen auf die in New York geplante Premiere wollte Sony Pictures Entertainment den Filmstart ganz absagen. Doch nach scharfer Kritik von Präsident Barack Obama hat das Filmstudio den Film nun doch in die Kinos gebracht.

 

Die Macht des Kinos

Der Film „The Interview“ handelt von einem Starjournalisten und einem Produzenten, die sich ein Interview mit dem Nordkorea Führer Kim Jong Un sichern und dann durch die CIA beauftragt werden, ihn zu töten. Gespielt werden die beiden Protagonisten von den Hollywoodschauspielern James Franco und Seth Rogen.

Mit der besonders negativen Präsentation des nordkoreanischen Staatsoberhaupts, dessen Namen sogar unverändert blieb und Filmzitaten wie „Kim muss sterben“ und „Ich möchte sehr gerne Kim Jong Un töten“, sorgte der Streifen für viel Aufregung. Nachdem die Veröffentlichung des Films im Dezember beinahe das zweite Mal in diesem Jahr verhindert wurde, wird die Auseinandersetzung um „The Interview“ jetzt sogar auf höchster politischer Ebene ausgetragen: Barack Obama und Kim Jong Un sprechen von Cyberwar,  Liste der Terrorstaaten und sogar von Bodenangriffen.

 

Wie aus einem Film politischer Ernst wurde

Nachdem der Filmstart von Oktober auf Dezember verschoben wurde, kam es im November zu einem massiven Hacker-Angriff auf das System von Sony Pictures Entertainment. Dabei wurden nicht nur 100 Terabyte an Daten kopiert, sondern auch Drohungen an die Mitarbeiter verschickt und ein Virenangriff zerstörte die Operationsfähigkeit des gesamten Sony-Rechnersystems für mehrere Tage.

Als am 16. Dezember die  Hackergruppe „Guardians of Peace“ auf einer Website mit Angriffen auf Besucher der Filmpremiere von „The Interview“ in New York drohte und sie ihre Pläne mit den Terroranschlägen vom 11. September verglichen, sah Sony keine andere Möglichkeit, als die New Yorker Filmpremiere abzusagen. Damit erreichte der internationale Cyberterrorismus eine ganz neue Stufe: Ein Filmstudio ließ sich seine Geschäftspolitik von praktizierter und angedrohter Gewalt diktieren.

 

Steckt Nordkorea hinter dem Cyberwar?

Mit dem Sony-Kollaps verlor Amerika seinen ersten Cyberwar. Nachdem das nordkoreanische Regime bereits im Juni mit gnadenlosen Gegenmaßnahmen bei Veröffentlichung oder stillschweigender Billigung des Films von Seiten der US-amerikanischen Regierung drohte, geht man in den USA davon aus, dass Nordkorea  etwas mit dem Hacker-Angriff zu tun hat. Kim Jong Un und seinem Regime weisen die Vorwürfe von sich und fordern die US-Regierung sogar zu gemeinsamen Ermittlungen auf, um ihre Unschuld zu beweisen.

Beweise für die nordkoreanische Beteiligung an den Angriffen haben die USA zwar nicht, dennoch löste die Cyber-Attacke heftige Spannungen und einen Krieg der Worte zwischen den beiden Ländern aus. Barack Obama droht mit Konsequenzen und möchte das Regime von Kim Jong Un wieder auf die Liste der Terrorstaaten aufnehmen. Außerdem bemühen sich die USA um eine internationale Reaktion auf die Attacke und dafür haben sie sogar Nordkoreas engsten Verbündeten China konsultiert. Daraufhin verschärfte das nordkoreanische Regime seinen Ton gegenüber dem amerikanischen Staat. Die nationale Verteidigungskommission von Nordkorea warnte vor harten Gegenaktionen, die sich offen gegen das Weiße Haus, das Pentagon und das gesamte US-Festland richten. Auch von einer Konfrontation mit den USA in allen Kriegsbereichen einschließlich des Cyber-Kriegsraums war die Rede.

 

Ein Zeichen für die Kunstfreiheit?

Doch die Cyber-Attacke stellt nicht nur einen Angriff auf die amerikanische Politik, sondern auch einen Angriff auf die künstlerische Freiheit dar. Die Hacker-Gruppe schaffte es, Sony zu unterdrücken und einen Filmstart beinahe zu verhindern. Der US-amerikanische Präsident kritisierte die Entscheidung des Filmstudios. Er sagte dazu, dass er nicht in einer Gesellschaft leben könne, in der „irgendein“ Diktator Zensur in Amerika betreiben könne.

Die scharfe Kritik des Präsidenten nahm sich Sony Pictures Entertainment wohl zu Herzen. Nachdem sie zunächst zwar versicherten, dass der Film verbreitet werden solle, der Zeitpunkt aber noch nicht bekannt war, hat das Filmstudio jetzt eine Kehrtwende vollzogen. Wider Erwarten wurde „The Interview“ am 25. Dezember in mehr als 300 amerikanischen Kinos gezeigt. Auch auf der Onlineplattform YouTube, bei Google Play und bei Xbox Video von Microsoft wurde der Film für das amerikanische Publikum veröffentlicht.

Ein klares Zeichen für die Kunst- und Meinungsfreiheit wurde mit der Veröffentlichung von „The Interview“ trotz massiver Angriffe und Drohungen gesetzt. Die Frage wie hoch der Preis dafür sein wird, bleibt noch offen. Denn auch aus politischer Sicht hat das Drängen des Präsidenten zur Veröffentlichung von „The Interview“ Konsequenzen. Der nordkoreanische Verteidigungsrat sagt, dass Obama sich „rücksichtslos wie ein Affe im Urwald“ verhalten habe. Auch eine weitere Drohung wurde ausgesprochen: Wenn Washington weiter an seinem arroganten und verbrecherischen Kurs festhalte, würde die nordkoreanische Regierung der gescheiterten Politik mit unentrinnbaren tödlichen Schlägen begegnen.

Dass eine Hollywood-Satire wie „The Interview“ eine so ernste und bedrohliche Diskussion zwischen zwei Staaten auslösen kann, zeigt, dass selbst Kunst heute nicht mehr vor der politischen Realität sicher ist. Auch wenn ein erstes Zeichen von Seiten der USA gesetzt wurde, scheint, wenn  Zensur von einem anderen Land und sogar Krieg die Folge von künstlerischem Schaffen sein können, die Kunst- und Meinungsfreiheit ernsthaft bedroht zu sein.

 

Foto: flickr.com/Barack Obama (CC BY-NC-SA 2.0), flickr.com/Zennie Abraham (CC BY-ND 2.0)

Film und Wahrheit

Ein Projektstudium von Felix Niedrich

Die Geschichte des Films beginnt, wenn man so will, mit einer Lüge. Dem Betrachter wird suggeriert, das „Bewegtbild“ vermittle ihm eine authentische Wirklichkeitserfahrung. Und tatsächlich war bis dahin kein anderes Medium so nah an eine realistische Aufzeichnung unserer Lebenswelt gekommen. Trotzdem bleibt es zunächst eine Täuschung: rein technisch basiert alles auf einer Illusion. Denn was hier auf Zelluloid eingefangen wurde, sind zunächst einmal nicht mehr als einzelne Bilder, Reliefs aus Licht und Schatten, Bilder, die mit 24 Frames pro Sekunde auf eine Leinwand projiziert, einen erfahrbaren Eindruck von Raum und Bewegung erzeugen.

Die Begeisterung beim Publikum für die Kinomagie war von Anfang an groß – genau wie die Debatten darüber, was der Film ist und wie er funktioniert, was er tatsächlich transportieren kann und wo die Grenzen des Darstellbaren liegen. Schon in den klassischen Frühwerken der Filmgeschichte sind zwei unterschiedliche Auffassungen  im Umgang mit dem Medium erkennbar. Während Pioniere wie die Brüder Lumière sich zunächst darauf konzentrierten auf Film eher dokumentarisch festzuhalten, was die Lebenswelt hergab, experimentierte Georges Meliés in seinen Produktionen mit technischen Tricks und künstlichen Kulissen, um fantasievolle Geschichten zu erzählen. Ob und wie der Film Wirklichkeit und im Zuge dessen Wahrheit über die Wirklichkeit tatsächlich abbilden kann, war bereits im frühen 20. Jahrhundert ein zentraler Streitpunkt zwischen Realisten und Formalisten.

Ein Verfechter des formalistischen Ansatzes war Rudolf Arnheim, der den Film als neue Kunst proklamierte. Für ihn erhielt der Film vor allem durch seine Form, durch die Manipulation der Realität durch filmtechnische und ästhetische Mittel (zum Beispiel Montage, Bildkomposition und so weiter) seine eigene Bedeutung und stellte damit mehr dar als die Realität.
Demgegenüber stehen Theoretiker wie Siegfried Kracauer, der im Film einen Spiegel der Wirklichkeit sieht, durch den diese neu erfahrbar wird. Der Inhalt ist nach diesem Standpunkt wichtiger als die Form. Aber was bedeuten beide Positionen letztlich für den Wahrheitsaspekt?

Was ist Wahrheit überhaupt? Wie wird sie vom Medium Film beeinflusst und kann man sie auf die Leinwand bringen?

In diesem Projektstudium sollen ähnliche und weitere Fragen aufgegriffen werden. Anhand einschlägiger Beispiele soll rekapituliert werden, wie Wahrheit und Authentizität im Film verhandelt werden können. Darüberhinaus sollen aber ganz unterschiedliche Konzepte von Wahrheit im Kontext des Mediums in den Blick genommen werden.

In einem ersten Teil soll es speziell um Darstellungsweisen und deren Möglichkeiten und Grenzen im Dokumentarfilm gehen. Dabei soll vor allem auf die zugrunde liegenden Auffassungen und eingesetzten Methoden zur Darstellung und Exploration von Wahrheit und Authentizität im Film eingegangen werden.

Sogenannte „Mockumentaries“ vermischen Fiktion und Realität, und leben von ihrem suggestiven Charakter der Authentizität. Welche Vorgehensweisen bei einer solchen Inszenierung eine Rolle spielen und welche Effekte solche Filme auslösen können, zeigt der Kultstreifen „This is Spinal Tap“. Und was passiert eigentlich auf der anderen Seite bei der Umsetzung von Inhalten im Spielfilmformat, die sich auf wahre Ereignisse stützen, wie etwa in einem biografischen Drama?

Mit Akira Kurosawas „Rashomon“ und Sidney Lumets „Die zwölf Geschworenen“ soll anhand zweier Klassiker der Kinogeschichte in einem weiteren Teil die filmische Reflexion über das Wesen der Wahrheit erörtert werden. Ein zentraler Punkt wird dabei das Problem der subjektiven Wahrnehmung sein.

Der Film „Die Truman Show“ soll unter dem Aspekt betrachtet werden, ob Wahrheit in einer von Medien bestimmten Gesellschaft nur noch eine Inszenierung ist. Ist vielleicht der Blick durch das Medium der einzige, der uns heute geblieben ist?

Im Kontext von Erzählstrategien soll das Spiel mit der Wahrheit als Motiv und „Plot-Device“ im populären Kino analysiert werden. Insbesondere das Phänomen des „unzuverlässigen Erzählers“ soll hierbei Berücksichtigung finden. Ein Paradebeispiel dafür ist der Film „Memento“ von Regisseur Christopher Nolan aus dem Jahr 2000.

Über die multiperspektivische Annäherung soll der Wahrheit über die Wahrheit im Film ein kleines Stück näher gekommen werden. Eine eindeutige Antwort, was Wahrheit ist und wie sie sich den Bedingungen des Mediums anpasst, wird es sicher nicht geben. Denn so simpel, wie die Wahl zwischen einer roten und einer blauen Pille, ist es nun einmal nicht.

 

Foto: Sky Mirror NYC / BradPartick at en.wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Tübinale 2014: Darth Vader hatte die Nase vorn

                                                                                                                                                    von Maya Morlock

Am vergangenen Freitag, den 6. Juni 2014, war es endlich wieder soweit: die Studenten der Medienwissenschaft luden zur „Tübinale“ in die Aula des Keplergymnasiums ein. Die von Prof. Klaus Sachs-Hombach initiierte Veranstaltung stand wie auch in den Vorjahren unter dem Motto „transmediale Welten“. Angehende Jungregisseure bekamen hier die Chance ihre eigenen Filme zu diesem Thema zu präsentieren.

 

Transmediale Welten, wie setzten die Gruppen das um?

Gezeigt wurden 12 Filme à höchstens 6 Minuten, anschließend beantworteten die jeweiligen Verantwortlichen Fragen zu ihrem Werk. Nachdem alle Filme gezeigt vorgeführt wurden, erfolgte die Siegerehrung: Der Publikumspreis wurde an die Gruppe mit dem größten Applaus vergeben, über die Plätze drei bis eins entschied eine externe Jury, bestehend aus Experten der Medienbranche, wie zum Beispiel Manfred Handtke (Tagblatt-Redakteur)  und Studenten der Medienwissenschaft. Thematisch wurde in allen gezeigten Filmen besonders der Umgang mit den Medien und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft fokussiert.
Oftmals wurden die negativen Aspekte aufgezeigt, wie beispielsweise in dem Film „Frei“, in dem ein Mann durch das Ausfallen der medialen Apparate gezwungen wird, wieder in das echte Leben zurückzukehren und dabei bemerkt, dass die Realität mehr bereithält als die mediale Welt. Die Abgrenzung zwischen medialer digitaler und realer Welt und wie sich unter deren Einfluss zwischenmenschliche Beziehungen entwickeln, wurde häufig thematisiert.

Der einzige Film, der die Medien dabei eher positiv darstellte war „treasure“, der die Neuerungen als unendlich großen und namensgebenden Schatz darstellte. Wertungsfreie Filme waren ebenfalls vorhandenwurden, so beispielsweise der Dokumentarfilm „natives vs. immigrants“, in dem Passanten in der Tübinger Altstadt ihre Meinung zu „neuen“ und „alten“ Medien  preisgaben. Einen alten Walkman lehnte eine ältere Dame ab, ein Buch galt als habtisches Gut, das nicht durch ein E-Book verdrängt werden könne und eine Polaroidkamera befand der Großteil trotz der veralteten Technik als zeitlos und hip.

Bei solch einer Bandbreite von Filmen und kreativen Ideen war es sichtlich schwer einen klaren Gewinner zu ermitteln. Einige glänzten mit einem überragenden filmischen Know-How, andere denen man anmerkte, dass es wohl ihre erste Filmproduktion ist, überzeugten dagegen mit einer kreativen Umsetzung.
Bemerkenswert ist, dass alle Siegerfilme ohne gesprochene Sprache auskamen und sich, wenn überhaupt, nur Worteinblendungen bedienten. Die Atmosphäre wurde jedoch durchweg über eine passende Musik- und Soundauswahl übermittelt.

 

Die Wandlung der Medien – War früher alles besser?

Auf dem dritten Platz landete der Film „All the ways“, der die alten Medien mit den Neuen verglich: Wo viele nach dem Aufstehen eine „Wetter-App“ öffnen, streckt der Protagonist den Finger aus dem Fenster, um die Außentemperatur zu ermitteln. Zeitung gegen MP3 Player, Stadtkarte vs. Navi. Fazit ist, man kommt mit den alten Medien genauso gut ans Ziel, wie mit den Neuen.

„21st Century Love“, der den zweiten Platz belegte, erzählt dagegen die Geschichte einer Internetbeziehung: Die Protagonisten entschließen sich dazu, sich das erste Mal zu treffen. Im Zug wird die Protagonistin von ihrer Gedankenwelt übermannt. Sie stellt sich vor, wie der Liebste sie wegen einer anderen Frau versetzen oder sie mit offenen Armen empfangen könnte. Das reale Geschehen bleibt unerzählt –, da der Film endet, als sie aus dem Zug steigt. Ein Film der zum Nachdenken anregt, wie gut wir die Menschen eigentlich kennen, die wir beispielsweise als Facebook– Freunde haben. Dieser ergreifende Film räumte gleichzeitig den Publikumspreis ab und das Entwickler-Team „Purple Produktions“ freute sich über insgesamt 6,5l Wein, den sie zur Feier des Tages teilen würden.

 

Star Wars – Die Brücke zwischen den Medienangeboten

Beim Siegerfilm “Transmedialove“, von Mareike Stohp, Nina Linsenmayer und Johanna Dreyer, blieb im Saal kein Auge trocken. Stellenweise war nur schallendes Lachen zu vernehmen. Somit ging der erste Platz hochverdient an einen urkomischen Film, der trotzdem einen kritischen Aspekt behandelt: Es wird ein junger Mann über drei Monate hinweg begleitet seine Entwicklung verfolgt. Er ist ein großer Star Wars– Fan und verliert sich zunehmend in der galaktischen Welt. Die prominenten Sounds aus dem Film wurden ebenso aufgegriffen wie  prägnante Zitate, beispielsweise „May the force be with you“. Seine Star Wars– Obsession gipfelt schließlich darin, dass er sich ein Darth Vader Kostüm zulegt, dieses in seinem Alltag trägt und gänzlich dessen Rolle einnimmt. Es hielt kaum noch einen Zuschauer auf seinem Stuhl, als Darth Vader eine Bank betritt und die automatisch öffnenden Türen mithilfe seiner „Macht“ öffnet. Als Vader eine Gleichgesinnte findet, die stark an Prinzessin Leah erinnert, ist die „transmedialove“ perfekt. Ein Film mit wahrer Liebe zum Detail. Überall sind Star Wars Utensilien zu finden. Raffinierte Schnitte, eine gelungene Musikauswahl und eine überzogene Darstellung, wie man sich in einer medialen Welt verlieren kann, machen diesen Film einzigartig. Durch den komischen Aspekt behält er sich zudem vor, eine klare Wertung abzugeben. Vader hat sein Gegenstück, seine Leah gefunden und dort endet auch ihre Geschichte. Es wird nicht gezeigt, ob er den Weg zurück gefunden hat oder mit seiner Leah glücklich in der Phantasiewelt lebt. Sichtlich überrascht über ihren Erfolg betraten die Gewinner die Bühne. Laut eigener Aussage, wählten sie Star Wars bewusst, da es sich hierbei um ein wahrhaft transmediales Format handelt: Die unendlichen Weiten finden sich in Filmen, Comicbüchern, Fernsehserien und auch als Videospiel. Mit Anekdoten vom Dreh entzückte das Siegerteam „Digital Natives“ die Zuschauer: So habe Darth Vader in der Tübinger Innenstadt viel Aufsehen erregt, –Ein Mann habe beim Eintreten in die Bank sogar einen Überfall befürchtet!

Zusammenfassen lässt sich die diesjährige Tübinale wohl als ein Abend voller gelungener Filme, die ein überraschend hohes Niveau zeigten. Zu hoffen ist, dass dieser Event auch 2015 stattfindet, bei dem die Studenten der Medienwissenschaft ihr Können und ihre Kreativität vor Publikum unter Beweis stellen können.

Fotos: ©Presse Tübinale