Sebastian Luther, welcher deiner Jobs war der Beste?
Ein Portrait über Sebastian Luther
Von Anna Ustjanzew
Egal ob Datenbankpflege, Video-Produktion, Filmfestivalorganisation, Podcasting oder PR- Management – Sebastian hat in seinem Berufsleben bereits einiges ausprobiert. Fragt man ihn, wie er zu diesen unterschiedlichen Berufszweigen gekommen ist, sind die wichtigsten Ratgeber sein Bauchgefühl und die Lust auf das weite Feld der Kommunikation. Wie er zu den einzelnen Stationen auf seinem Lebensweg gelangte und was ihm besonders wichtig ist bei seiner Jobwahl, hat er mir im Interview erzählt.
Schon zu Schulzeiten hat Sebastian unaufgefordert vor Leuten gesprochen und brachte dieses „Talent zum Quatschen“ auch mit in sein Studium. Warum es die Medienwissenschaft in Tübingen werden sollte, begründet er so: „Es war mir wichtig Sachen mitgestalten zu können und eine gewisse Reichweite zu entwickeln. Nicht unbedingt als Influencer, sondern eher mittelbar über ein Unternehmen“. Dann zögert er kurz, schaut nachdenklich an die Decke und fügt grinsend hinzu: „Das wird aber meinem 20-jährigen Ich nicht ganz gerecht, weil das alles schon zu überlegt klingt. Es war schon eine ziemliche Bauchentscheidung“. Er führt weiter aus, dass das Fach einfach spannend klang und er „kein Bock auf München, Hamburg oder Berlin“ hatte, sondern lieber in eine typische Studierendenstadt wie Tübingen wollte.
In Stadt und Studium angekommen, entdeckte er schnell seine kreative Ader und vor allem seine Leidenschaft für die Arbeit mit dem Visuellen. Doch dabei sollte es nicht bleiben, denn zum Ende seines Studiums hin probierte er sich auch als Podcaster aus und beleuchtete zusammen mit einer Kommilitonin in „HörsaalLeaks“ die wichtigsten Themen der Medienwissenschaft. Auf die Nachfrage hin, wie man es schafft so ein eigenes Projekt einfach mal durchzuziehen, erläutert er, dass der Anstoß von ihr kam und sie sich dann gemeinsames ein Konzept überlegt haben. Durch seine Arbeit am Podcast konnte er Vieles lernen. Einerseits bestätigte sich seine Freude daran komplexe Sachverhalte zu erklären, Konzepte zu kritisieren, aber auch Zusammenhänge herzustellen. Andererseits lernte er seine Gedanken klar zu formulieren sowie Füllworte und Abschwächungen zu vermeiden. Das Wichtigste was er für sich mitnehmen konnte war: „Relax, entspann dich, es geht nicht darum, dass du es sofort beim ersten Versuch richtig ausdrückst“, gleichzeitig sei es trotzdem wichtig die einzelnen Themen vor einer Aufnahme gut vorzubereiten.
Diese Einstellung zu einer ausgiebigen Vorbereitung, sollte ihm auch bei einer seiner späteren Stationen im Leben zugutekommen. Als es in unserem Gespräch um seine Bewerbung bei der Berlinale geht, sagt er mir: „Wenn du gut vorbereitet in ein Bewerbungsgespräch gehst […], bist du schon automatisch im oberen Drittel.“. In seinem Fall nicht nur das, er bekommt die Stelle als Assistent der Sektion. Hier macht er viele spannende Erfahrungen von Programmredaktion bis Kinosaalbetreuung, lernt aber auch die Höhen und Tiefen der saisonalen Arbeit kennen. „Es wird ganz viel Energie freigesetzt […], alle arbeiten auf diesen einen Moment hin und dann will man das mit den anderen zusammen feiern und hat ganz viel Spaß. Und fällt danach aber auch in ein krasses Loch […]. Dann gibt’s danach noch so ein paar Aufräumarbeiten und dann wars das.“ Aber nicht nur das ist ihm nachhaltig in Erinnerung geblieben, sondern vor allem die unsicheren Arbeitsbedingungen. Meist bekäme man nur einen Vertrag für die anstehende Saison und müsse sich im nächsten Jahr erneut um denselben Arbeitsplatz kümmern. Viele der Mitarbeitenden schätzten diese Flexibilität, doch für ihn sei das auf Dauer nichts gewesen.
Passend dazu, frage ich, was ihm sonst bei seiner Jobwahl wichtig ist. „Das ist was, worüber ich mir naturgemäß sehr viel mehr Gedanken gemacht habe [].“ vergleicht er mit dem Prozess seiner Studienwahl und berichtet von seinen Prioritäten bei der Wahl seiner Arbeitgeber: „Ich habe sehr darauf geachtet, dass es ein Unternehmen ist, was mir ein Gefühl vermittelt, dass Leute dort wertgeschätzt werden. Dass sie einen Wert auf ein kollegiales Miteinander legen. Dass man in einer freundlichen und professionellen Atmosphäre arbeitet. Weg von einem sehr kompetitiven Umfeld, wo es eher darum geht sich selbst in den Vordergrund zu spielen.“ Betrachtet man den Arbeitsplatz als Ganzes, sei „natürlich auch die Branche“ entscheidend für ihn. Wie bereits erwähnt, sei die Kreativ- oder Kulturbranche nicht gerade bekannt für die sicheren Arbeitsplätze und die gute Bezahlung, weshalb er nach der Festivalarbeit entschied, seinen Ausflug in diesen Bereich zu beenden.
Heute arbeitet er als PR-Manager bei AVM – einem Unternehmen für Telekommunikation und Netzwerktechnik – und erfreut sich vor allem an der Vielfältigkeit seiner Aufgaben. „In meinem jetzigen Job, bin ich hauptsächlich für die Kommunikation mit Journalistinnen und Journalisten zuständig […] und mit vielen weiteren Stakeholder-Gruppen“. Er erzählt mir von Bloggern, Technik Influencern, internen Newslettern und Video-Drehs für YouTube. Alles unterschiedliche Felder auf die er als Experte für Öffentlichkeitsarbeit ein Auge haben muss.
Nach diesem spannenden und abwechslungsreichen Berufsweg stellt sich für mich abschließend die Frage: „Sebastian, welcher deiner Jobs war eigentlich der Beste?“. Nach kurzem Überlegen kommt er zu dem Schluss: „Am meisten Freude hat mir die visuelle Gestaltung eines Themas bereitet“. Dazu zähle nicht zwangsläufig das „hinter der Kamera stehen“, sondern vor allem das Konzept hinter der Gestaltung. Gleichzeitig mochte er Aufgaben, bei denen er Komplexes herunterbrechen musste, um es verständlich und erlebbar zu machen. Beide Aufgabenfelder lassen sich in vielen seiner bisherigen Jobs wiederfinden. „Es hängt alles so ein bisschen zusammen“ ergänzt er. Sebastian ist und bleibt eben ein Generalist, dem viele Dinge Spaß machen. Und das Positive am Generalisten ist bekanntlich seine Wandelbarkeit. „Es würde mich nicht wundern, wenn ich in 10, 15 oder 20 Jahren wieder etwas komplett anderes mache.“ schildert er mir und sieht sich unter Umständen beispielsweise als Coach oder in der psychologischen Kommunikationsberatung. „Im weitesten Sinne im Bereich der Kommunikation“. Das war sein Ausgangspunkt und das bleibt seine Leidenschaft, auch auf seinem zukünftigen Lebensweg.
An einen ehemaligen Mitarbeiter zweier Filmfestivals drängt sich die Frage auf: Welche Art von Filmen magst du am liebsten?
Die Antwort: „Ich habe ein totales Faible für Filme, die es schaffen, eine philosophische oder komplexe Frage anhand eines Beispiels zu illustrieren“. Exemplarisch nennt er hierfür „Matrix“ oder „Ghost In The Shell“.