Vom Wunschhandy zum Traumjob

Ein Portrait über Frauke Schoon

Von Lara Peters

Frauke Schoon ist im Bereich PR und social media relations zuständig für Lush Deutschland. Der Weg zu ihrer heutigen Position war jedoch von vielen Abzweigungen und Kurven gezeichnet. In einem offenen Gespräch mit Frauke habe ich mehr über ihren individuellen Werdegang erfahren und dabei einige Lebensweisheiten mitnehmen können.

Frauke startete mit ihrem Wunschstudiengang der Rhetorik an der Universität Tübingen ihren Bachelor. In dem anfänglichen Nebenfach Medienwissenschaft entdeckte Frauke jedoch rasch tieferes Interesse und entschied sich daher, Medienwissenschaft im Hauptfach zu absolvieren. „Besonders begeistert war ich von Campus TV und den unterschiedlichen Medienangeboten des Institutes. So wurde man in verschiedene Bereiche reingeworfen und konnte so ganz vielfältige Einblick bekommen“, erinnert sie sich. Neben dem Texten und dem Mitwirken bei Radiosendungen, war Frauke vor allem von der Arbeit für Film und Fernsehen begeistert.

„Meine Bachelorarbeit schrieb ich bereits in dem Bereich und absolvierte direkt nach dem Abschluss ein Filmfest-Praktikum.“ In diesem Rahmen bekam Frauke neben dem Schneiden von Videos auch die Gelegenheit, in den Bereich des Eventmanagements zu blicken. Im Anschluss nutze sie die Chance, im Trailer House München mitzuarbeiten und dort ihre Cutting-Skills weiter zu vertiefen. „Es hat wirklich unglaublich viel Spaß gemacht und ich wäre an sich auch wirklich gerne dort geblieben“, schwärmt sie.

Jedoch hat das Arbeitsumfeld für die damalige Bachelor-Absolventin nicht ganz gestimmt: „Es war üblich, in WGs zu leben und jeden Tag zu feiern. Dazu war ich etwas zu spießig“, lacht sie. Ohnehin stand für Frauke bereits zu diesem Zeitpunkt fest, dass sie gerne für einen Masterstudiengang nochmal zurück an die Universität möchte. „Ich habe mich lange nach verschiedensten Masterstudiengängen umsehen müssen, bevor ich etwas gefunden hatte. Am liebsten hätte ich nach dem Bachelor auch noch den Master in Medienwissenschaft in Tübingen gemacht. Schlussendlich habe ich mich dann allerdings für einen Studiengang der audiovisuellen Medien in Oldenburg entschieden.“

Als Weihnachtsaushilfe startete die Masterstudentin damals im Lush-Store in Oldenburg. „Eigentlich wollte ich einfach Geld verdienen, um mir ein Handy zu kaufen“, gibt sie lächelnd zu.

Doch Frauke wurde sofort von den Unternehmenswerten, der Unternehmensethik, der Verkaufsstrategie und natürlich von den Produkten begeistert. „Besonders geschätzt habe ich von Anfang an das Arbeitsumfeld und meine Kolleg*innen“. Im Laufe ihres Masterstudiums arbeitete Frauke daher leidenschaftlich gerne neben ihren Kursen in der Oldenburger Filiale. Aufgrund von einer fehlenden Besetzung eines Lehrstuhls am Institut von Fraukes Universität ergaben sich Probleme hin zum Ende ihres Studiums. „Meine Masterarbeit konnte nicht abgenommen werden. Deshalb habe ich diesen Master, obwohl ich fast fertig war, nie abschließen können. Das war schon ein Rückschlag“, blickt sie zurück.

Zeitgleich wurde zudem intern bekannt gegeben, dass die Filiale in Oldenburg schließen sollte. Trotz dieser schwierigen Situation blieb Frauke engagiert und erfuhr von einem deutschlandweiten Projekt, das mit einem großen Store und einem Unternehmenskonzept in München beginnen sollte. „Ich habe sofort gefragt, ob nicht jemand für den Bereich der Kommunikation gebraucht wurde. Mir war es wichtig, im Unternehmen zu bleiben, die genaue Position war damals zweitrangig.“

So kam es, dass Frauke in München im Bereich PR, Social Media und Marketing begann. „Lush war es nicht wichtig, dass ich meinen Master nicht abgeschlossen hatte. In all den Jahren musste ich nie ein Zeugnis vorweisen. Das ist sicherlich eine Besonderheit, aber es standen einfach der Charakter, die eigenen Werte und die Fähigkeiten in Bezug auf die konkrete Arbeit im Vordergrund.“ Dennoch konnte Frauke vieles im Studium Erlernte integrieren. „Das selbstständige Arbeiten, die Fähigkeit zur Selbstorganisation, das sind Grundlagen, die ich im Studium erlernt habe. Auch seine Energie zu priorisieren, mal eine Zeit lang richtig Gas zu geben und danach auch wieder etwas runterzufahren, ist heute im Projektmanagement genauso wichtig wie früher in der Klausurenphase.“ Aber auch von konkreten Inhalten aus dem Studium der Medienwissenschaft, wie den Erfahrungen im Bereich der Praxis oder auch den Seminaren zu Werbetheorien, profitiert Frauke bis heute.

Ihre Leidenschaft für das Video-Cutting übte Frauke zu Beginn vor allem privat aus. „Ich bastelte in meiner Freizeit an Projekten, hatte aber auch Zusammenarbeiten mit Influencer*innen.“ Mittlerweile ist ihr Hobby sogar ein Teil ihres Berufsalltages: „Ich bin sehr frei in meiner Rolle, ich bin keiner Manager-Position untergeordnet. Ich kann Filme schneiden, mit Influencer*innen zusammenarbeiten, mich auf verschiedene Medien konzentrieren und eigenständig meinen Fokus legen. Das bedeutet sehr viel Verantwortung, aber auch Freiheit.“ Ob sie manchmal Angst habe vor verschiedenen Aufgaben, bei denen sie auf sich allein gestellt ist, antwortet Frauke gelassen: „Man lernt über die Jahre an Selbstbewusstsein dazu. Auch Lush als mein Arbeitgeber ist da sehr locker. Es ist nicht schlimm, wenn etwas mal nicht perfekt funktioniert. Dann spricht man darüber und lernt dazu.“ Besonders schätzt Frauke auch die internen Vertiefungsmethoden. Aktuell befasst sie sich viel mit dem Thema der ethischen Kommunikation im Bereich Responsible Corporate.

Neben ihrem individuellen Werdegang, ihrer Zielstrebigkeit und ihrem Durchhaltevermögen hat mich vor allem Fraukes Expertise aus ihrem heutigen Lebensstandpunkt interessiert.

Welchen Blick hat man auf die vergangenen Jahre, wenn man im Berufsleben angekommen ist und sich in seiner täglichen Arbeit und seinem Unternehmen wohl fühlt?

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so selbstverantwortlich arbeiten könnte oder würde. Auch aus sich rauszukommen und vor vielen Menschen zu sprechen, wie beispielsweise bei größeren Reden oder Moderationen, habe ich erlernt. Früher träumte ich davon, der private Video-Cutter von jemandem zu sein und konnte mir nicht vorstellen, eigenständig als ‚Hauptperson‘ zu arbeiten.“ In den Jahren seit dem Studium habe Frauke vor allem gelernt, sich selbst weniger Druck zu machen, selbstbewusster zu werden und zu arbeiten. Neben dieser ganz persönlichen Reise macht Frauke außerdem Mut für die ungewisse Zeit nach dem Universitätsabschluss: Gerade bei den Geisteswissenschaften geht man ohne klare Berufsbezeichnung heraus und ist sich daher manchmal unsicher, für welche Stellen man überhaupt geeignet ist. „Die meisten Unternehmen werden immer flexibler. Am Wichtigsten ist, dass man ehrlich und authentisch ist.“

Aus ihren eigenen Erfahrungen im Bereich der HR, indem sie selbst schon Kolleg*innen eingestellt hat, erzählt sie: „Es geht im Vorstellungsgespräch nicht nur darum, sich selbst zu verkaufen. Auch der Arbeitgeber muss sich verkaufen und erläutern, warum er der Richtige ist. Es müssen sich beide Parteien auf Augenhöhe begegnen und man darf ruhig auch das Selbstbewusstsein haben, Ansprüche zu stellen.“ Es sei wichtig, sich selbst darüber bewusst zu sein, was man von einer Position erwartet und diese Tätigkeiten bereits im Vorstellungsgespräch abzuklären. Um diese Sicherheit für sich selbst zu gewinnen, empfiehlt Frauke, bereits während dem Studium Praktika zu absolvieren, um so viele verschiedene Arbeitsatmosphären kennenzulernen.

Das Gespräch beenden wir mit einem doch recht persönlichen Thema: den Finanzen und deren Wichtigkeit für das private Leben. „Es gibt im Leben mehr als nur die Währung Geld. Es gibt soziale Kontakte, Familie, Freizeit… Man muss für sich selbst herausfinden, welche Währung einem am wichtigsten ist und wo man keine Abstriche machen möchte.“