Von Aalen in die Welt hinaus
Ein Portrait über Mirjam Bittner
Von Laura Eisenbeißer
Die Nähe zu ihrer Heimat und die Möglichkeit eines Werkstudentenjobs bei Big FM führen dazu, dass Mirjam Bittner im Jahr 2014 für ihr Bachelorstudium in Medienwissenschaft nach Tübingen kommt. Doch dort hält es Mirjam nicht lange, unter anderem geht es für Auslandsaufenthalte nach Surrey, Japan und Washington DC. In unserem Interview merke ich, wie zielstrebig Mirjam ist -was sie sich vornimmt, will sie auch erreichen, auch wenn sie es mehrfach versuchen muss. Heute ist die 28-Jährige Onlineredakteurin bei Stern und für den täglichen Podcast „heute wichtig“ zuständig. Aber Mirjam hat noch einen großen Traum, den sie sich eines Tages erfüllen will. Wie sie zu Stern gekommen ist und wie sie die Aufgaben eines täglichen Podcast meistert, erzählt sie mir in unserem Interview.
Von Australien über Stuttgart nach Tübingen
Dass sie etwas mit Medien machen will, ist Mirjam schon recht früh klar, bereits mit 16 Jahren hat sie ihr erstes Praktikum absolviert. Nach dem Abi möchte sie aber erstmal weg, also geht es mit einer Freundin nach Australien. Und auch wenn sie mit einem Lächeln im Gesicht sagt: „Ich habe den ‚Klassiker‘ gemacht. Ich war zuerst in Australien und habe dann was mit Medien studiert“, ist dieses erste Abenteuer im Ausland eine unglaubliche Erfahrung für sie. Nachdem sie im Ausland war, fängt Mirjam ein Praktikum bei Big FM in Stuttgart an. Ein Schritt, der auch ihre Entscheidung für den Bachelor mit beeinflusst. Aus Aalen, Baden-Württemberg stammend, will Mirjam mit nur 19 Jahren nicht zu weit weg von zu Hause leben und entscheidet sich schlussendlich für das Bachelorstudium in Tübingen. Damit ist sie nicht zu weit weg von zu Hause und kann gleichzeitig auch als Werkstudentin bei Big FM in Stuttgart arbeiten.
Der Flug zur Politik
Als ich Mirjam frage, was das Studium in Tübingen ihr für ihren jetzigen Job gebracht hat, erzählt sie mir von ihrem ersten Nebenfach Philosophie und wie sie bereits nach sechs Wochen wusste, dass es absolut nichts für sie sei. Grund dafür unteranderem eine Veranstaltung, die sie besucht und in der es sage und schreibe 90 Minuten um einen Vogel und seinen Flug ging. Ab diesem Moment weiß sie, dass sie etwas anders machen will und fängt an, Kurse in Politik zu belegen. So wird die Politikwissenschaft ihr neues Nebenfach. Ein Wink des Schicksals, denn wie sie heute sagt: „Diese Kombi finde ich im Nachhinein immer noch sehr wertvoll.“ Dass die Kombination aus Politik und Medien die absolut richtige Entscheidung für sie ist, bestätigt sich für Mirjam auch in der Lehrredaktion. In dieser muss sie das erste Mal über etwas Politisches schreiben und sie erinnert sich: „Das war für mich das erste politische Stück, wo ich dann gemerkt habe: auf das kommt es an, das interessiert mich, in diese Richtung möchte ich gehen.“
Auf in die große Welt
Auch wenn sich Mirjam fest vorgenommen hat, ihren Bachelor in Regelstudienzeit abzuschließen, lässt sie trotzdem die Erfahrung eines Auslandsaufenthaltes nicht aus. Um unter anderem ihr Englisch zu verbessern, entscheidet sie sich für die Stadt Surrey in England. Auch im Master zieht es Mirjam ins Ausland, dieses Mal geht es ins Land der aufgehenden Sonne – nach Japan. Mit strahlenden Augen erzählt sie mir: „Japan hat mir wahnsinnig gut gefallen. Es ist so ein tolles, faszinierendes Land und am Anfang ein echter Kulturschock für mich.“ Alle diese Auslandsaufenthalte haben Mirjam persönlich weitergebracht und auch mit Blick auf ihre Zukunft sind diese Erfahrungen von enormer Bedeutung. Mirjam ist nicht mehr die 19-jährige junge Frau, die in der Nähe von ihrem zu Hause leben will. Nicht nur für Studienerfahrungen geht sie ins Ausland. Auch um berufliche Praxis zu bekommen, wählt sie für ein Praktikum den Weg ins Ausland, genauer gesagt nach Washington DC. Im Korrespondenzstudio des ZDF kann sie wertvolle Erfahrungen sammeln und hat sogar die Möglichkeit, eigene Beiträge machen zu dürfen. Das bedeutet, sie kann sich selbstständig überlegen, wie sie an ein Thema rangeht, spricht die Beiträge ein und kann so in ihrer Zeit beim ZDF drei bis vier Beiträge selbst gestalten. Als wir uns über ihr Praktikum unterhalten, gibt sie mir gleich auch noch einen wichtigen Tipp mit, dass ich mich auf keinen Fall ausnutzen lassen sollen und versuchen soll, bezahlte Praktika zu bekommen, auch wenn dies in unserer Branche sehr schwierig ist.
Tipps für Mewi-Student*innen
- Es immer wieder versuchen und sich nicht unterkriegen lassen
- Möglichst viel Praxiserfahrung sammeln
- Nicht verrückt machen und nicht zu sehr unter Druck setzen
Der Podcast Alltag
Zurzeit arbeitet Mirjam als Onlineredakteurin beim Podcast „heute wichtig“ für den Stern. Doch sie erzählt mir, dass sie beim Stern nicht den perfekten Start hatte und ihre Zeit dort erstmal mit einer Enttäuschung angefangen hat. Nach einem sehr guten Gespräch hat sie nämlich eine Absage erhalten. Wie wahrscheinlich jeder, denkt Mirjam, dass sie trotz der freundlichen Absage nie wieder etwas vom Stern hören wird. Doch dem ist nicht so, nur einen Monat später ist eine E-Mail in ihrem Postfach, in der steht, dass ihr nur abgesagt wurde, weil man sie gerne für eine andere Stelle haben will. Und so ist Mirjam Teil des Social Media Teams vom Stern geworden. Rückblickend empfindet sie ihren Start bei Stern als den perfekten Einstieg. Sie arbeitet mit einem großartigen Team, das ihr auch viel Freiraum gibt. Wie schnelllebig allerdings die Medienbranche ist, sieht man auch daran, dass nur nach einem halben Jahr im Social Media Team Mirjam ein neues Jobangebot bekommt. Und ist nun Teil des vierköpfigen Teams für den täglichen Podcast „heute wichtig“. Auch diese neue Herausforderung nimmt Mirjam mit Freude an und hilft jetzt dabei, täglich einen Podcast auf die Beine zu stellen und diesen mit aufzubauen. Ich frage sie, wie der Alltag bei der Produktion eines täglichen Podcast aussieht. Worauf sie mir erklärt, dass es zwei Schichten gibt: einmal die Sendungsschicht, die den Podcast aufnimmt und die zweite Schicht, die Planungsschicht. In der Planungsschicht werden Interviewpartner angefragt, recherchiert und die Themen des Tages besprochen. Zwar ist die Arbeit sehr stressig und mit einem großen Arbeitsaufwand verbunden, aber die Arbeit macht ihr dennoch sehr viel Spaß. Da ich zur Vorbereitung in den Podcast reingehört habe, bin ich sehr überrascht, als Mirjam mir erzählt, dass jedes Wort des Host geskriptet ist -etwas was man beim Hören nicht merkt, was nur wieder die gute Arbeit des Teams unter Beweis stellt. Man merkt, dass sich Mirjam sehr wohl in dem Team fühlt und auch in der Arbeit aufgeht, vor allem aber auch deswegen, weil sie auch die Freiheit hat, Themen zu behandeln, die nicht unbedingt etwas mit Politik zu tun haben. Ebenfalls ist sie sehr begeistert von der sehr engagierten Community des Podcast, die mit ihrer konstruktiven und sachlichen Kritik dabei hilft, den Podcast ständig zu verbessern. Bei Themen, bei denen sie sich besser auskennt als ihre Kollegen, ist sie in Interviews auch selbst zu hören. Auch wenn die Interviews im Podcast am Anfang eine große Überwindung für Mirjam waren, helfen ihr kleine Sachen wie sich immer wieder dran zu erinnern das die Interviewpartner*innen auch nur Menschen sind. Und wie sie selbst sagt: „Wenn ich Unsinn mache, können wir im aller schlimmsten Fall immer noch sagen, das können wir leider nicht senden.“ Lachend ergänzt sie aber noch: „Das ist zum Glück noch nie passiert.“
Die besonderen Momente
Meine letzte Frage an Mirjam ist, welcher ihrer Beiträge ihr denn am meisten im Gedächtnis geblieben ist. Nach kurzem Überlegen, erzählt sie mir von ein paar Beiträgen, die es ihr angetan haben. Diese Beiträge behandeln vor allem gesellschaftliche Themen und Aspekte, die sonst nicht im Fokus sind. Insbesondere erinnert sich Mirjam an ein Interview mit einem Kinderpsychiater, mit dem sie sich über Kinder und Jugendliche in der Pandemie unterhalten hat. Mirjam sagt: „Daraus habe ich viel mitgenommen und es hilft hoffentlich anderen Menschen, weil es, glaube ich, schon viele Leute gibt, denen es gerade schlecht geht und die überfordert sind.“ Begeistert erzählt sie mir, dass sie auch nach dem Beitrag Nachrichten von Hörer*innen bekommen haben, in denen stand, wie sehr ihnen der Beitrag geholfen hat. Dies ist ein Feedback, über das sich Mirjam enorm gefreut hat und auch zeigt, dass ihre harte Arbeit bei den Menschen ankommt. Es sind also nicht unbedingt die politischen Themen, die ihr in Erinnerung bleiben, sondern vor allem die Beiträge, die den Menschen helfen können und somit Themen ins Licht rücken, die sonst nicht so bekannt sind.