Gepackt vom Medienvirus

Ein Portrait über Janina Mantay

Von Marlen Pfeiffer

Janina Mantay ist Alumna der Universität Tübingen, wo sie ihren Masterabschluss in Medienwissenschaft machte. Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen 2021 treffe ich mich mit der heutigen Kommunikations-Beraterin zu einem Online-Interview. Was sie mir dabei erzählt, lesen Sie hier.

„Ich gehe nicht vor ein Mikro.“

Manchmal kommt es vor, dass man sich selbst und seine Stärken auf unfreiwillige Art und Weise besser kennenlernt. Das erlebte auch Janina im Laufe ihrer Karriere mehrmals. Die erste große Überraschung kam bereits vor ihrem Schulabschluss. Eine Freundin überredete sie damals, der Radio AG ihrer Schule beizutreten. „Damals war ich noch sehr schüchtern und meinte, dass ich auf gar keinen Fall vor ein Mikrofon möchte. Deswegen wurde mir eigentlich versprochen, dass ich nur die Musik machen muss“, erzählt mir Janina. Aber schon bei ihrem ersten Tag in der AG steht sie vor dem Mikrofon und stellt schnell fest, wie viel Spaß ihr das Moderieren macht. Doch nicht nur das Moderieren, auch die Schülerzeitung und Videoproduktion, die sie in einer anderen AG kennenlernte, hat es ihr angetan. „Das war das Medienvirus. Das hatte mich dann ganz gerissen.“

„Ich wollte mir nicht nachsagen lassen, ich hätte meinen Abschluss erkauft.“

Der ein oder andere, der sich für eine Karriere in der Medienbranche interessiert, hat bestimmt schon einmal Aussagen wie „Und was macht man dann damit?“ oder „Kann man davon überhaupt leben?“ gehört. So auch Janina: „Alle haben gesagt, ich soll etwas in Richtung PR machen, weil das sicher ist. Von Journalismus könne man nicht leben.“ Auch vor zehn Jahren waren die Studienplätze mit Medienbezug hart umkämpft. Nach über 30 Bewerbungen und Absagen an verschiedenen Hochschulen und für verschiedene Studiengänge in ganz Deutschland, fasst Janina den Entschluss, ein Privatstudium zu beginnen. Am Eurocampus in Mannheim beginnt sie 2011 ihren Bachelor in PR und Kommunikationsmanagement.

„Inhaltlich konnte man richtig was lernen, aber ich wollte mir trotzdem nicht nachsagen lassen, ich hätte mir meinen Abschluss erkauft“, sagt Janina. Eines ist für sie klar: Ihren Master möchte sie an einer staatlichen Hochschule machen. Und so verschlägt es Janina 2014 nach Tübingen.

„Moment mal, das hier ist mein erster Tag an der Uni!“

Bereits der erste Tag an der neuen Universität gestaltet sich für Janina ereignisreich. Bei einer Vorstellungsrunde am Einführungstag erzählt sie von ihren Erfahrungen mit Film und Radio und wird daraufhin vom Leiter des Zentrums für Medienkompetenz Kurt Schneider angesprochen. „Er meinte, er hätte einen HiWi Job für mich und ob ich mir nicht vorstellen könne, für ihn zu arbeiten. Moment mal, das ist mein erster Tag an der Uni. Ich wollte hier was lernen. Ich wollte nicht arbeiten“ sagt Janina. Ein bisschen Überredungskunst und zwei Tage später beginnt Janina ihren Job als Service Desk Managerin im Zentrum für Medienkompetenz.

Ihre Arbeit ergänzte sich sehr gut mit den Inhalten des Studiums selbst. „Das einzige Mal, dass wir im Hörsaal waren, war bei der Film Vorlesung von Frau Marshall. So hat es sich zumindest angefühlt“, erinnert sich Janina lachend. Den Großteil ihres Masters verbrachten sie und die anderen StudentInnen mit Produktionsprojekten in keinen Seminarräumen. Auf praktische Arbeit wurde viel Wert gelegt, was Janina heute noch zu schätzen weiß. Aber kein Studium dauert ewig und schließlich möchte man das im Studium erlernte auch in der echten Arbeitswelt anwenden.

„Ich will Zeitung machen.“

Obwohl Janinas Zeit während dem Abitur und im Studium sehr vom filmischen Aspekt der Medienwelt geprägt war, liegt ihre große Leidenschaft eigentlich anderweitig: „Ich will schreiben. Ich will Zeitung machen.“ Erste Erfahrungen sammelt sie bereits während ihres Bachelorstudiums durch ein Praktikum beim SWR und einer Anstellung als freie Journalistin bei der Lokalredaktion Rhein-Pfalzkreis, die sie bis zum Ende ihres Masterstudiums behielt. „Eigentlich wollte ich dort auch gerne fest als Redakteurin arbeiten“, sagt Janina. Doch das wäre nur mit einem Volontariat möglich gewesen. Nach sieben Jahren Studium und sechs Jahren Mitarbeit in eben dieser Redaktion, wollte sie jedoch nicht noch ein weiteres Jahr journalistische Ausbildung dranhängen, sondern lieber direkt ins Berufsleben starten.

Eine Redaktionsstelle ohne Volontariat zu bekommen, erwies sich als schwierig, aber nicht unmöglich. Nach einem dreiviertel Jahr der Suche ist Janina Content Managerin bei einem Verlag in der Nähe von Frankfurt. In alleiniger Verantwortung betreut Janina ein Beilagen Blatt, das wöchentlich erscheint. Sie macht Fotos für die Ausgaben, setzt Anzeigen, betreut die Social Media Accounts und schreibt natürlich Artikel. Ein absoluter Traumjob wie es zu Beginn scheint. Doch nach und nach steigt der Arbeitsumfang. Aus acht regionalen Ausgaben mit zwölf Seiten pro Woche werden zehn, aus zehn werden zwölf Ausgaben. Immer mehr Seiten müssen Woche um Woche von einer Person gestemmt werden. Janina wendet sich mehrmals an ihre Vorgesetzen, mit der Bitte, mehr Leute einzustellen. Der Stress und die Anspannung steigen. Ein potenzieller neuer Mitarbeiter beendet nicht einmal seine erste Woche. Auch Janina beschließt, dass sie so nicht weiter machen möchte und kündigt nach zwei Jahren ihren Job.

„Es gibt 1000 Sachen zu tun.“

„Das Problem ist, in Frankfurt sind die Wohnungen recht teuer. Das heißt, ich habe ganz schnell etwas anderes gebraucht“, erzählt Janina. Durch die Dringlichkeit hat sie sich auf viele Jobs in Frankfurt beworben, auch wenn diese zunächst nicht ihren Vorstellungen entsprachen. Trotz ihres Bachelors in Kommunikationsmanagement & PR konnte sich Janina eigentlich nie vorstellen, einmal in einer Agentur zu arbeiten. So dachte sie zunächst, ihr Job in der FuP Kommunikations GmbH sei nur ein Zwischenstopp. „Irgendwann habe ich festgestellt, wie faszinierend die Agenturarbeit ist. Es gibt 1000 Sachen zu tun und sehr unterschiedliche Kunden, mit denen man arbeitet.“ Janina erzählt von Krankenhäusern, Immobilienverbänden, Energieunternehmen und den Aufgaben, die sie für ihre Kunden erledigt.

Auch ihre Zeit am Zentrum für Medienkompetenz kommt ihr im Berufsalltag zugute. Bei der Organisation von Imagefilmen fällt es ihr leichter, auf logistische Aspekte zu achten, mit denen sie früher bereits konfrontiert wurde: „Bei der Planung kann ich schon direkt abklären, ob das Equipment mit dem Auto wirklich bis an den Drehort gefahren werden kann. Oder ob es genug Lampen und Steckdosen gibt.“ Rückblickend sieht Janina den Vorteil ihres Masterstudiums vor allem in der Vielfältigkeit. „Gerade in der Agentur ist es gut, dass man im Master in viele Bereiche reinschnuppern und Erfahrung sammelt konnte.“

„Das hat mir mein Chef als Weihnachtsgeschenk noch mitgegeben.“

Ihrer beruflichen Zukunft blickt Janina entspannt entgegen. Sie kann sich viele verschiedene Richtungen vorstellen, in die es für sie gehen könnte. Die Zeitungs- und Verlagsarbeit hat es ihr immer noch angetan, die Arbeit beim Radio oder im Film, auch Stadtkommunikation in einer Pressestelle, die sie schon einmal bei einem Praktikum kennen lernen durfte, kann sie sich immer noch vorstellen. „Ich kann mir durchaus vorstellen länger bei meiner jetzigen Agentur zu bleiben und da auch alt zu werden. Vor allem, weil ab April das Junior aus Juniorberaterin verschwindet. Das hat mir mein Chef als Weihnachtsgeschenk noch mit in den Urlaub gegeben“, erzählt Janina stolz.

Schlusswort

„Ich habe gelernt, dass man sich nicht immer auf eine Sache versteifen darf. Manchmal stellt man fest, dass man mit seiner Arbeit nicht glücklich ist und dann sollte man sich trauen, etwas Neues auszuprobieren. Dafür ist man nie zu alt. Am Anfang war ich sehr engstirnig bei diesem Thema. Von meinen Eltern habe ich vorgelebt bekommen, dass man sein gesamtes berufliches Leben bei nur einem Arbeitgeber verbringt, und das habe ich lange im Hinterkopf behalten. Aber das funktioniert nicht immer. Gerade im Medienbereich gibt es so viele Möglichkeiten, mal etwas Neues auszuprobieren. Man kann natürlich einen Plan haben, aber es ist auch wichtig, flexibel zu bleiben und auf sein Herz zu hören. Einfach zu machen, was einem Spaß macht.“