Wie findet man Leser?

von Alexander Karl

 Jeder vierte Deutsche liest niemals ein Buch – das ergab die Studie „Lesen in Deutschland 2008“ der Stiftung Lesen. Dieser Zustand hat sich wohl auch in den letzten vier Jahren nicht grundlegend geändert, auch wenn Jugendliche in den letzten Jahren immer häufiger zum Buch greifen. Die Jim-Studie aus dem Jahr 2011 ergab, dass 44 Prozent der 12 bis 19-jährigen regelmäßige Buch-Leser sind. 56 Prozent im Umkehrschluss aber nicht. Tatsächlich aber haben Jugendliche dank sozialer Netzwerke im Internet, wie  Facebook und Co., wohl noch nie so viel gelesen und geschrieben wie heute.

Es liegt also nahe, dass Schriftsteller und Verlage versuchen, die Jugendliche Zielgruppe dort zu erreichen, wo man sie primär findet – nämlich im Internet. Doch ganz so einfach ist es leider auch nicht…

Werbung und Social Web

Mein Erstlingsroman „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“ erscheint in diesem Jahr und natürlich soll er auch Leser haben. Aber gerade dann, wenn man bei einem kleinen Verlag ist, der kein großes Werbebudget hat, mit dem er eine Anzeige in der BILD-Zeitung oder Aufsteller in jeder Buchhandlung kaufen kann, liegt viel Marketing-Arbeit vor dem Autor.

Wie kann ich mein Buch im Internet vermarkten?

Daher muss ich selbst aktiv werden – das Internet macht es ja möglich! Leider bin ich nicht der Einzige mit dieser Idee: Das Internet ermöglicht es jedem, das Wort zu ergreifen, doch die entscheidende Frage ist, ob man auch gehört wird.

Eine Möglichkeit den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern ist ein eigener Blog. Der Vorteil: Kostenlos und schnell kann ich posten, was ich gerade tue, Infos zu meinem Buch liefern und einen Blick hinter die Kulissen erlauben. Gerne auch untermalt mit Bildern oder Videos.

Wie mache ich auf meinen Blog aufmerksam?

Bei fehlendem Budget für (virtuelle) Werbeanzeigen bleibt da nur die Hoffnung auf Mund-zu-Mund-Propaganda und virales Marketing. Virales Marketing heißt, dass sich ein Bild, Video oder ein Text wie ein Virus im Netz verbreitet, beispielsweise über Facebook.

Die soziale Plattform liefert unter anderem die Möglichkeit, Fan-Seiten zu erstellen, durch die man Interessierte immer auf dem Laufenden halten kann. Leider stellt sich hier gleich eine ähnliche Frage wie zuvor:

Wie schaffe ich es, dass möglichst viele Leute meine Seite anklicken?

Dafür bietet sich nun tatsächlich die Realität an. Der persönliche Kontakt ist auch in Zeiten des Internets noch immer unabdingbar. Durch meine Lesungen an Schulen konnte ich meine Zielgruppe ansprechen, die ich dann – um meinen Weg auch weiterhin verfolgen zu können – auf meine Facebook-Seite verweisen konnte.

Denn da ich natürlich nicht täglich live mit meiner Leserschaft interagieren kann, ermöglicht mir das Internet eine fiktive Nähe herzustellen, die ich in der Realität nicht bieten kann. So kann ich dann virtuell über das Erscheinen von meinen Kurzgeschichten in Anthologien berichten, kleine Videobotschaften über den Äther schicken oder Bilder von Dreharbeiten zu einer Reportage, z. B. über junge Autoren, hochladen.

 

Alexander Karl betreut nicht nur den Blog media-bubble.de, sondern schreibt auch Bücher.  Neben zahlreichen veröffentlichten Kurzgeschichten in Anthologien erscheint dieses Jahr sein Jugendroman „Real Me – Die Suche nach dem wahren Ich“.

Der Text erschien in ähnlicher Form im Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Wilinaburgia, 87. Jahrgang, Nr. 230.

Foto: Sophie Kröher

media-bubble zum Toleranz-Tag

Zum Abschluss unserer Aktion zum „Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie“ bekennt auch die media-bubble-Redaktion Farbe.

„Schwule bringen Geld, Lesben machen Ärger“

von Sanja Döttling

Medien prägen unsere Wirklichkeitwahrnehmung nachhaltig – auch, wenn es um das Bild von Homosexuellen geht. Dass meistens Schwule und fast nie Lesben im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen, ist mehr als ein Bauchgefühl. Über unsichtbare Lesben in den Medien.

Schwule für die Quote

Nele Tabler schreibt in ihrem Blog rund um lesbische Themen:  „Als eine freie Journalistin darauf bestand, in einem Bericht über den CSD in ihrer Stadt neben Schwulen auch Lesben zu nennen, wurde ihr damit gedroht, künftig keine Aufträge mehr zu erhalten. Der zuständige Mensch soll gesagt haben: ‚Schwule bringen Geld, Lesben machen Ärger'“.

Eine drastische  und subjektive Formulierung. Doch tatsächlich beweist die kommunikationswissenschaftliche Studie  zum Thema „Lesben in den Medien“ der Journalistin Elke Amberg im Auftrag des Lesbenbetratunszentrums LeTRa, was viele vermuten: Dass weibliche Homosexualität in der Berichterstattung untergeht.

Amberg wertete 81 Artikel zum Thema „Rechtliche Gleichstellung“ und „CSD“ aus dem Jahr 2009 aus und kam zu folgenden Ergebnissen: Es gab keine einzige Überschrift, die das Wort „Lesbe“ oder „lesbisch“ enthielt. Das Wort „schwul“ enthielten gleich 13 Überschriften – oft auch, wenn es um beide Geschlechter ging. Außerdem standen in den Artikeln 19 interviewte Lesben 45 interviewten Schwulen gegenüber. „Schwul“ wurde oft als Synonm zu „homosexuell“ verwendet – Lesben wurden somit (un-)bewusst ausgeklammert. Ein Beispiel für diese Verwendung bietet dieser Artikel des Focus, der titelte: „US-Armee: Schwule dürfen endlich offen schwul sein“. Dabei gilt dieses Gesetz auch für Lesben – und das lesbisch-sein.

Warum immer die Männer?

Lesben werden also weniger erwähnt als Schwule. Warum?, fragte sich auch Steffi Lachnit von Deutschland Radio und fragte nach. Ein Redakteur der Süddeutschen gibt zu, dass eher Schwule als Lesben thematisiert werden und sagte gegenüber Deutschland Radio: „Wenn tatsächlich grunsätzlich eher Männer gezeigt oder erwähnt werden als Frauen, dann hängt das vielleicht damit zusammen, dass Homosexualität unter Männern bis heute immer noch ein Stück weit eher auffällt und/oder etwas stärkere Reaktionen hervorruft als weibliche Homosexualität.“

Im Interview mit Deuschland Radio äußerte sich auch die Medienwissenschaftlerin Andrea Seier zu der – oft unbewussten – Ausklammerung von Lesben in den Medien. Die Konzentration auf homosexuelle Männer ist ihrer Meinung nach nichts, was sich nur aktuell zeige: Schon der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches, der im Kaiserreich und auch später schwulen Sex unter Strafe stellte, konzentierte sich auf die Männer – erst 1994 wurde er ersatzlos gestrichen. Frauen sind dort nicht einmal erwähnt. Die Medienwissenschaftlerin Seier schlussfolgert: „Man kann das lesen als ein Hinweis darauf, dass den Frauen eine eigene Sexualität, ein eigenes Begehren, das über ein passives Erdulden der männlichen Sexualität hinausgeht, gar nicht zugeschrieben wurde.“

Doch auch heute, da gleichgeschlechtliche Partnerschaften gesetzlich erlaubt sind, folgt der Kurzschluss: Homosexuell =schwul. Seier sagt: „Ich würde denken, es hat tatsächlich mit der Geschichte der Verwerfung der männlichen Homosexualität zu tun. Dass man die männliche Homosexualität unter Strafe gestellt hat, machte sie sichtbar. Jetzt, wenn man versucht, sich als tolerante Gesellschaft zu erfinden, greift man also wieder auf die Männer zurück um zu zeigen: Seht mal, wir sind Schritte gegangen. Und nochmal fehlen da die Frauen.“

Desweiteren geht sie davon aus, dass die „allgemeine männliche Dominanz im Geschlechterverhältnis“ sich auch unter Homosexuellen fortsetzt: Die schwul-lesbischen Vereine und Organisationen sind zum Großteil in männlicher Hand.

Ursachenforschung im Gespräch

Der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) veranstaltete zu diesem Thema zwei Podiumsdikussionen, in denen auch anch den Gründen für diese männliche Vorherrschaft gesucht wurde.

Die  Podiumsdiskussion in Hamburg im August 2011 stand unter dem Titel: “Homosexuell = schwul? Wie Journalisten über Lesben und Schwule schreiben“. Eine interessante Vermutung stellt Stefan Mielchen, Chefredakeur des schwulen Hamburger Stadtmagazins Hinnerk, auf: Eventuell trägt die Unwissenheit der Journalisten zu schwammigen Formulierungen bei: “Die heterosexuellen Kollegen kennen unsere Lebenswelt nicht und verstehen sie nicht.”

Lesben haben auch unter der generellen Frauenlosigkeit in den Medien zu leiden. Martin Munz, Vorstand des BLSJ, spricht von Frauen als “Schmuckwerk” oder in der klassischen Rolle der Mutter.

Eine weitere Erklärung liefert wieder die Geschichte: Kathy Crowell vom lesbischen Hamburger Stadtmagazin Escape glaubt, dass die weibliche Zurückhaltung auf die historische Entwicklung der Frauen-Lesben-Bewegung zurückzuführen ist, in der viele engagierte Frauen die spezifischen Belange der Lesben zunächst hinter dem “übergeordneten Ziel der Emanzipation” zurückgestellt haben.

Außerdem fehlen lesbische, prominente Vorbilder. “Wir brauchen endlich einen weiblichen Wowereit, sonst ändert sich so schnell nichts” sagte beispielsweise Nicole Koenecke, Redakteurin bei Tagesschau und Tagesthemen.

Eine  weitere Diskussion unter dem Titel „Verärgert, verzerrt, verklärt – Wie Medien über Homosexuelle berichten“ veranstaltete der BLSJ im Rahmen des Netzwerk Recherche statt. Hier forderte der BLSJ-Bundesvorstand Axel Bach dazu auf, schwul-lesbische Themen „wie Fachthemen – ähnlich wie Wissenschaft, Reden oder Sport“ zu behandeln.

Im Zweifel für die Journalisten?

Dass Frauen allgemein und Lesben ebenso öfters mal vergessen werden – auch in unserer so „gleichen“ Gesellschaft – ist kein Geheimnis. Zahlreiche soziologische und historische Erklärungen zeigen, dass dabei wohl aber nicht immer von journalistischer Schlampigkeit gesprochen werden kann. Der Begriff „gesellschaftsweiter Schlendrian“ würde besser zutreffen.

Doch die oben angesprochene Gleichsetzung von Homosexuell = schwul, die die Verkürzung der eingetragenen Lebenspartnerschaft zur „Homo-Ehe“ in den Medien illustriert, sind dennoch handwerkliche Fehler (nicht mit dem Stilmittel „pars pro toto“ zu verwechseln), die Journalisten nicht unterlaufen sollten. Lösungsansatz: Der BLSJ hat ein Merkblatt herausgegeben, wie  man solch unsinnige Konstrukte vermeiden kann. Es heißt: “Schöner schreiben über Lesben und Schwule – 8 Beispiele aus der journalistischen Praxis”. Und bitte: Mehr Lesben, diesmal.

Foto: flickr/Marco Gomes (CC BY 2.0) , flickr/lewishamdreamer (CC BY-NC 2.0)

Dieser Text ist ein Beitrag zur Aktion der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum “Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie”  am 17.5.2012. Auf media-bubble.de gibt es dazu auch eine Aktionsseite.

Der widernatürliche Gebrauch des Internets

von Sanja Döttling

Das Internet ist der Garant der freien Meinungsäußerung. Dass dabei nicht nur erhellende und interessante, sondern oft auch diskriminierende Meinungen verbreitet werden, zeigt ein Streifzug über homophobe Seiten . Wer sich schnell aufregt, sollte jetzt die Augen schließen.

Ans Kreuz!

„ Der widernatürliche Gebrauch des Anus“ titelte die „Nachrichten“-seite kreuz.net und lässt sich dann über das Sexleben der „Homo-Gestörten“ aus, und welch schädlichen Einfluss dieses auf die Gesundheit hätte. Da werden dann unter anderem Lehrbücher aus den 30er Jahren zu Rate gezogen. In einem Artikel über den Christopher Street Day 2011 in Stuttgart, dessen Schirmherrschaft der Bürgermeister Wolfgang Schuster übernahm, steht: „Die Homo-Bewegung ist eine aggressiv intolerante, moralisch rückständige Hinterhof-Gruppierung, die an der galoppierenden Zersetzung der Familie und Gesellschaft arbeitet.“ Ein Kommentar fasst zusammen: „Der Homo ist heute für HS-Deutschland, was der Arier für NS-Germanien war – der unangreifbare Übermensch eines dekadenten Staates.“ (Anm.: „HS“ steht in diesem Zusammenhang für den Homosexuellen-Staat, eine Erfindung von kreuz.net). Auch zur „Entstehung der Homosexualität hat die Seite ihre Meinung: „Homosexuell wird ein Mensch in der Pubertät, wenn er von älteren Homosexuellen verführt oder sexuell mißbraucht wird.“ Unter dem Stichwort “Gomorrhismus“ finden sich weitere Artikel, die in diesem Ton verfasst wurden. Das Wort lehnt sich an die „lasterhaften“ biblischen Städte Sodom und Gomorra an. Bekannter ist die „Sodomie“: bis in die frühe Neuzeit bezeichnete das Wort von Gesellschaft und Kirche als „pervers“ empfundene sexuelle Praktiken. Satire? Leider Nein – anscheinend meinen die Autoren es ernst.

Die sogenannte Nachrichtenseite bezeichnet sich selbst als „Initiative einer internationalen Gruppe von Katholiken in Deutschland und Übersee, die hauptamtlich im kirchlichen Dienst tätig sind“. Doch von den Betreibern selbst fehlt jede Spur. Stellvertreter der römisch-katholischen Kirche distanzieren sich von der Seite ; der Pressesprecher der deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, äußerte gegenüber dem ZDF, dass die Seite kein offizielles Angebot der katholischen Kirche sei. Wer also steckt hinter der Seite? Die Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung bezeichnet die Seitenbetreiber als sogar „ rechtsextreme Katholiken “. Und listet auf: „Neben Holocaust-Leugnern, Antisemiten und aggressiven Abtreibungsgegnern schreiben auf kreuz.net auch Schwulenhasser.“

Obwohl als verfassungswidrig eingestuft, gibt es für das deutsche Gesetz keine Möglichkeit, gegen die Seite vorzugehen: Die Server sind nicht in Deutschland registriert und somit außer Reichweite der deutschen Justiz.

Doch die Internet-Community wehrt sich mit ihren eigenen Mitteln: Der Watch-Blog zu kreuz.net lässt sich über die Inhalte der Seite aus; ebenso meinungsfreudig, schaffen sie zumindest einen Ausgleich ans andere Ende des Meinungsspektrums.

Vielen Angehörigen des Glaubens ist die gleichgeschlechtlichen Liebe suspekt. Die kaum gewählte Partei Bibeltreuer Christen (PBC) beispielsweise vertritt die These , dass Homosexualität nicht gottgegeben ist. Sie soll, ihrer Meinung nach, therapiert werden. Die Partei hat eine evangelikale Ausrichtung, allerdings auch Mitglieder aus Freikirchen und Angehörige des katholischen Glaubens.

Das kann man heilen!

Die sogenannte Ex-Gay-Bewegung hat eine große Anhängerschaft und vertritt die Meinung der PBC: Die Bewegung fasst Gruppen und Vereinigungen zusammen, die davon ausgehen, dass gleichgeschlechtliche Liebe durch eine Konversionstherapie „weggeredet “ werden kann.

Die Anhänger dieser Bewegung haben oft einen religiösen Hintergrund: Die jüdische Organisation JONAH, die muslimische StraightWay Foundation, die evangelikale Gruppe „Exodus International“. Doch auch die sich selbst als wissenschaftlich positionierende Organisation NARTH vertritt diesen Gedankengang .

DieAmerikanische Alternative


Wie in fast allem, übertreffen die USA Deutschland auch bei der Äußerung Anti-Homosexueller Inhalte. Die oben aufgezählten Vereine kommen alle aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine weitere Organisation ist „ P.A.T.H.“ , oder „Positive Alternatives to Homosexuality“. Sie vereint unter ihrem Dach unterschiedliche Vereine mit „Therapieangeboten“ für Homosexuelle. Darunter sind nicht nur christliche, sondern auch jüdische und nicht-religiöse Vereine gelistet .

Das Intro der Seitelautet wie folgt:

„ Same Sex Attractions?/ There is hope… / For a new path… / Change is possible!“

Die Vereinigung beschreibt sich so: “PATH is a non-profit coalition of organizations that help people with unwanted same-sex attractions (SSA)”. Ein deutscher Verein unter diesem Dachverband ist das„Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft“ (DIJG), das der „Offensive Junger Christen (OJC) untersteht.

Falsche Forschung

Unter augenscheinlich professionellem Deckmantel rät dieses selbsternannte Institut Schwulen und Lesben zu Therapien.

Homosexualität wird auf Traumata in der Kindheit zurückgeführt: „Verschiedene Experten weisen für die Entwicklung zur männlichen oder weiblichen Homosexualität auf die Rolle von chronischen, frühen Traumata hin, die zu einer Störung im normalen Bindungssystem des Kindes geführt haben.“ Man muss sich fragen: Was ist das, ein „normales“ Bindungssystem? Eine gleichgeschlechtliche Beziehung wohl nicht, denn „sexuelles Verhalten [kann] seelische Verletzungen nicht heilen und ungestillte emotionale Bedürfnisse auch nicht stillen.“

Des Weiteren weisen sie auf „gesundheitliche Risiken“ hin: „Homosexuelle Lebensstile bei Männern und Frauen sind mit einem höheren Risiko für verschiedene psychische Probleme und insbesondere bei Männern auch für körperliche Erkrankungen verbunden.“ Laut DIJG führe dieser Lesensstil zu Depressionen, Angststörungen, Alkohol-, Drogen und Medikamentenmissbrauch und Selbstmordgefährdung. Einen Zusammenhang von gesellschaftlicher Diskriminierung von Homosexuellen und psychischen Erkrankungen lehnen sie ab.

Aus diesen, so genannten Gründen, wird dann eine Therapie empfohlen: „Seit vielen Jahrzehnten sind therapeutische Ergebnisse zur Veränderung homosexueller Neigungen in der wissenschaftlichen Literatur dokumentiert.“

Stellvertretend für viele Organisationen, Vereinigungen und Forschungen, die sich gegen die Therapie von Homosexualität aussprechen, soll hier die American Psychological Association zitiert werden. Eine Arbeitsgruppe zum Themengebiet „Appropriate Therapeutic Responses to Sexual Orientation“ folgert nach Untersuchung von wissenschaftlicher Literatur „that efforts to change sexual orientation are unlikely to be successful and involve some risk of harm, contrary to the claims of SOCE practitioners and advocates .“

Freie Meinung auf Kosten der Menschenwürde?

Zehn Mythen, die immer wieder von diesen und anderen homophoben Seiten angeführt werden, hinterfragen und entkräften Evelyn Schlatter und Robert Steinback hier . Unter anderem beschäftigt sich auch der Blog des Psychologen Gregory Herek damit, homophobe Äußerungen zu sammeln und zu entkräften .

Es gibt noch immer viele Gruppen und Vereinigungen, die sich gegen Homosexualität aussprechen.Da im Internet mit dem richtigen Layout aus einer Randgruppe schnell ein wissenschaftliches Institut wird, ist es wichtiger denn je auf Seiten hinzuweisen, die die Wissenschaft in ihrem Sinne und für ihre Zwecke verwenden.Solange die Rechtsprechung an Staatsgrenzen endet, ist gemeinsames, kritisches Betrachten von Inhalten im Web die beste Waffe gegen homophobe und diskriminierende Inhalte.

Foto: flickr/incurable_hippie (CC BY-NC 2.0)

Dieser Text ist ein Beitrag zur Aktion der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum “Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie”  am 17.5.2012. Auf media-bubble.de gibt es dazu auch eine Aktionsseite.

Was gesagt werden musste?

von Pascal Thiel

In einer Zeit, die von audiovisuellen Medien wie vom Internet geprägt ist, da man alle Information dem Fernsehen, dem Radio, dem Internet oder der Zeitung entnimmt, hat ein Gedicht – wenn der Anspruch auf diese Bezeichnung überhaupt zulässig ist – für ein mediales Echo gesorgt, das seinesgleichen sucht. Der Verfasser, hochwürdiger Träger des Literaturnobelpreises, empfand den Drang, zu sagen, „was gesagt werden muss“ – doch musste es das? Doch auch die Frage, wie es ein Gedicht noch heute zu solch Beachtung schafft, man beachte die Schelte, die Günther Grass und seinem Gedicht wiederfahren ist, mit dem Vorwurf, es verkenne die Realität.

Was gesagt werden muss“ – Ein bemerkenswerter Titel, der Neugier erweckt, mit welch weisen Worten sich der Literaturnobelpreisträger von 1999 an das Volk wenden möchte. Zweifelsohne vermutet man kritische Worte, doch was folgt, ist weniger ein gesellschaftskritisch-philosophischer Appell, denn eine wirre Folge von teils korrekten, dennoch aber zuhauf verzerrten Tatsachen. 

Was gesagt wurde

Während Grass in Teilen des Gedichts relativ allgemein bleibt (Warnung vor „brüchigem Weltfrieden“, Aufforderung zum „Verzicht auf Gewalt“)wird er doch in manchen Dingen sehr konkret. Grass spricht vom „behaupteten Recht auf den Erstschlag“ Israels gegenüber dem iranischen Staat und der Gefahr, dass der jüdische Staat dessen Volk „auslöschen“ könne, nur weil dort eine Atombombe vermutet werde.

Die Tatsache, dass Israel einen Präventivschlag gegenüber dem Iran nicht mehr ausschließt, darf nicht die eigentliche Ursache der existenziellen Angst der Führung Israels verdrängen: Die feindliche Haltung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der den Holocaust leugnet die Existenz Israels in Frage stellt. Vielleicht ist es gerade die Strategie des iranischen „Maulhelden“, wie es Grass formuliert, Israel durch eine gezielte Provokation zum Präventivschlag zu drängen und somit einen „legitimen“ Grund für einen – womöglich mit einer ungeahnten Wucht geführten – Gegenangriff vorweisen zu können.

Grass jedenfalls scheitert mit einer realitätsnahen Argumentation bereits in der zweiten „Strophe“; die Annahme der „Unschuld“ des Iran zieht sich durch das gesamte Gedicht. Das wird auch später deutlich, als er Israel als „Verursacher der erkennbaren Gefahr“ darstellt.

Doch ungeachtet all dieser problematischen bis falschen Aussagen, so muss man sich doch zwei Fragen stellen: Warum hat Grass dieses Gedicht veröffentlicht? Und: Warum löst in unserer Zeit, die von Print- und audiovisuellen Medien geprägt ist und Gedichte dem gemeinen Bürger allenfalls in Form von Schulliteratur über den Weg laufen, ein Gedicht ein solch öffentliches Echo aus?

Was gesagt werden sollte

Grass’ eigene Erklärung bezüglich seinem Motiv zur Veröffentlichung eines solchen Gedichts findet sich in diesem selbst: Er spricht aus, was aus seiner Sicht überfällig ist, eben was „gesagt werden muss“: Die intendierte Bitte war wohl, die israelische, auch als konfrontativ zu bezeichnende Politik kritisch zu betrachten. Dies ist legitim und durchaus berechtigt, doch hätte sich gerate der Literat nicht zu einer solch parteiischen Stellungnahme hinreißen lassen dürfen.

Im Gegenteil: Eine objektive Darstellung der Verfehlungen beider Seiten, allerdings mit realitätskonformer Betrachtung der Tatsachen wäre angebrachter gewesen. Argumentiert man mit dem Motiv des Künstlers, der mittels Provokation eine Debatte anstoßen will, so muss man feststellen, dass auch diese Taktik gescheitert wäre. Die Folgen dieses Fehlers sind bekannt: Nicht das Thema, das Grass ins Lichte der politischen Debatte führen wollte, ist omnipräsent, sondern wie schon so oft seine zu lang verschwiegene SS-Mitgliedschaft, seine im Tenor der Öffentlichkeit vermutete israelfeindliche Haltung, seine Unfähigkeit, einem Gedicht ein gedichtartiges Format zu geben. Konkret: Grass hat sich und seine Person – wenn auch womöglich unwillentlich – selbst in den Fokus der Debatte katapultiert.

Prominentes Phänomen

Das Phänomen von „spektakulären“ Veröffentlichungen von Seiten prominenter Persönlichkeiten als Versuch zum Anstoß von Debatten ist im Übrigen nicht neu. Bereits vor zwei Jahren erregte das damalige Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ großes Aufsehen. Auch damals wurde vorrangig über die Person Sarrazin und seine doch etwas eigenwillige Sicht der Dinge geredet, weniger über das eigentliche Thema.

Ungeahnte Beachtung eines vermeintlich alten Formats

Die zweite Frage, wie Gedichte gerade in unserer hochmediatisierten Zeit noch zu solch Beachtung gelangen, obwohl sie doch eine für unsere Information eher unwesentliche Quelle sind, ist schnell beantwortet. Drei Faktoren genügen, um ihnen gewaltige Bedeutung zu verleihen: zum einen der brisante Inhalt, zum zweiten die Prominenz seines Verfassers und zum dritten die Veröffentlichung durch ein relevantes Medium.

Der brisante Inhalt wurde bereits oben angerissen. Die Prominenz des Verfassers bringt eine, manche prominente Personen irritierende, verstärkte Aufmerksamkeit mit sich, konkret: Als Literaturnobelpreisträger ist es gewiss, dass sich auf jede Publikation und Veröffentlichung eine Meute von Kritikern stürzt und jeden Satz auseinandernimmt. Dass das Gedicht von nahezu allen großen deutschen Zeitungen (z.B. SZ, FAZ) abgedruckt wurde, verdankt Grass eben diesem Titel. Ähnlich wie beispielsweise die Vereidigungsrede unseres neuen Bundespräsidenten erfuhr das Gedicht durch diese Prestigemedien eine weite Verbreitung. Von dort ist der Weg ins Internet und somit in die ganze Welt nur noch ein Katzensprung.

Foto:  Florian K.

„Man muss Gayromeo mit Humor sehen“

von Sandra Fuhrmann

In dem Beitrag „Traumprinz sucht Froschkönig“ berichtete media-bubble.de über Dating-Sites für Homosexuelle im Internet. David ist seit etwa drei Jahren User der Seite Gayromeo, die sich nicht nur in Deutschland großer Beliebtheit bei schwulen Männern erfreut. Im Interview mit Media-Bubble berichtet er über seine Erfahrungen.

 

Media-Bubble: Gayromeo bietet ja nicht nur die Möglichkeit, Leute kennenzulernen und sich zu verabreden. Das Angebot reicht von Clubs über AIDS-Beratung bis hin zu Tipps zum Coming-Out. Welche Funktionen schätzt du daran am meisten oder ist es mehr die Angebotsbreite an sich?

David: Also ich nutze im Prinzip nur das Angebot, andere Leute kennenzulernen. Mein Coming-Out hatte ich teilweise schon, bevor ich mich bei Gayromeo angemeldet habe und ehrlich gesagt ist mir gar nicht aufgefallen, dass es dort auch Tipps zum Coming-Out gibt. Ganz am Anfang war ich bei einem schwulen Forum angemeldet, das glaube ich Boypoint hieß. Hier bekommt man sicher besser Hilfe, wenn es um Outing-Probleme etc. geht.

 

Was war für dich überhaupt der ursprüngliche Grund, dich anzumelden?

Ich habe mich einfach angemeldet, um andere schwule Leute kennenzulernen. Ich komme vom Land und da gibt es einfach kaum offen schwule Leute, mit denen man sprechen kann und vor der schwulen Szene in Stuttgart hatte ich zu der Zeit noch etwas Respekt. Der größte Vorteil ist es einfach, sich unverbindlich und wenn gewollt anonym, mit anderen Schwulen zu unterhalten.

 

Siehst du Vorteile in Internetportalen wie Gayromeo, die sich bei der Kommunikation außerhalb des Internets nicht bieten? Kommt man zum Beispiel an Informationen und Kontakte, an die man sonst nicht kommen würde?

Wie bei jeder Kommunikation im Internet gibt es bei Gayromeo auch die soziale Entkontextualisierung. Oft werden die Regeln der höflichen Kommunikation übergangen. Viele reden über Sachen oder geben Sachen im Profil an, die sie niemals in einem Club erzählen würden. Die Hemmschwelle, sexuelle Informationen preis zu geben, ist bei vielen sehr gering. Das kann von Vor- oder auch von Nachteil sein. Jedenfalls sind die Leute im Internet doch sehr direkter und sagen gleich, was sie wollen.

Anonymität ist sicher ein wichtiges Stichwort bei dem Thema. Vielen ist es verständlicherweise zuerst einmal wichtig, die eigene Identität zu schützen. Auch GR hat seine eigenen Datenschutzbestimmungen. Wie gut siehst du deine Identität als User bei Gayromeo geschützt?

Ich sehe meine Identität als User bei GR sehr gut geschützt und habe auch schon einige kennengelernt, die ungeoutet sind und das auch bleiben. Da muss man sich meiner Meinung nach keine Sorgen machen. Das Einzige, was man angeben muss, ist eine E-Mail-Adresse bei der Anmeldung, die aber für alle unsichtbar bleibt. Man ist selbst Herr darüber, was man preisgibt und was nicht.

 

Gibt es etwas, das du Leuten, die sich neu anmelden wollen, diesbezüglich raten würdest?

Ich würde ihnen raten, am Anfang nicht alles von sich preiszugeben. Man braucht nicht seine gesamte Lebensgeschichte in sein Profil schreiben und am besten alle sexuellen Vorlieben noch dazu. Aber man sollte auch nicht zu schüchtern sein. Ein Profil, das kein Bild UND keinen Text enthält, interessiert schlichtweg niemand, dann kann man sich die Anmeldung auch sparen. An dieser Stelle kann ich vielleicht auch zur Sprache bringen, dass man GR nie zu ernst nehmen sollte. Man bekommt viele Angebote unter der Gürtellinie und am Anfang ist man da schon etwas geschockt, aber wenn man dem Ganzen mit ein wenig Humor begegnet, ist das eigentlich kein Problem. Man kann auf jeden Fall nette Leute kennenlernen und findet eigentlich immer das, was man sucht, allerdings braucht man dafür Geduld!

 

Die eigene Anonymität soll meist gewahrt bleiben. Die Anonymität anderer dagegen kann ja ganz schnell auch mal zum Problem werden. Wie sehr traust du generell anderen Profilen? Hast du jemals Erfahrungen mit sogenannten Fakern gemacht?

Ich persönlich habe noch nie Erfahrungen mit Fakern gemacht. Es sei denn, ich habe mit jemandem nur gechattet, da weiß man natürlich nie, was stimmt. Man hört schon viel von Fakern. Bei einem Treffen hatte ich aber noch nie das Pech, was aber wohl auch daran liegt, dass ich gewisse Regeln beachte. Ich verlange immer ein Bild, telefoniere meistens vorher mit demjenigen und treffe mich nach Möglichkeit an öffentlichen Plätzen. Wenn man das beachtet, kann eigentlich nichts passieren.

 

Wie steht es mit der Anonymität des Anbieters? Worauf sollte man deiner Meinung nach achten, um darauf vertrauen zu können, dass die eigenen Daten in guten Händen sind?

Ehrlich gesagt haben mich da die hohen Anmeldezahlen überzeugt. Es gibt so viele Leute, die bei GR angemeldet sind und ich habe auch über Freunde von der Seite erfahren, sodass ich einfach auf die Meinung der Mehrheit vertraut habe.

 

Gayromeo enthält auch Inhalte, die nicht gerade jugendfrei sind. Wie offen gehst du selbst mit deinem Gayromeo-Profil im Alltagsleben um? Reagieren Leute manchmal komisch, wenn sie davon erfahren?

Also wegen eines Gayromeo-Profils reagiert eigentlich niemand komisch. Die meisten haben schon einmal davon gehört und finden es gerade bei Schwulen klar, dass man sich im Internet “Hilfe” sucht, um andere Leute kennenzulernen, die so sind wie man selbst. Also wer Schwule an sich akzeptiert, hat nach meiner Erfahrung auch kein Problem mit Gayromeo.

 

Die Situation für Lesben und Schwule in Deutschland ist heute deutlich besser als noch vor einigen Jahren. Dennoch sind Vorurteile und Diskriminierung lange nicht aus der Welt geschafft. Oft gilt das auch für Arbeitgeber. Angaben im Internet sind außerdem ja global einsehbar. Hast dir je Gedanken gemacht, ob dein Profil bei Gayromeo im Berufsleben je zum Problem werden könnte?

Ja, ich habe mir darüber schon Gedanken gemacht. Aber Gayromeo schützt seine Daten eigentlich sehr gut, besser als beispielsweise Facebook. Wenn man seinen richtigen Namen nicht angibt, ist man höchstens durch Bilderkennungsprogramme auffindbar und selbst dann kann das Profil ausschließlich von Personen angesehen werden, die selbst angemeldet sind. Letzen Endes kommt es aber auch einfach darauf an, was man angibt. Ich habe auf meinem Profil keine Dinge stehen, die ich nicht jeder anderen Person auch erzählen würde. Und ich glaube die Wahrscheinlichkeit ist, da ich im größten Bereich geoutet bin, größer, dass jemand einem Arbeitgeber von meiner Homosexualität erzählt oder ich mit einem anderen Mann gesehen werde, als die, dass jemand das über mein Gayromeo-Profil entdeckt.

 

Foto: „Marie Fleur Borger“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)

Dieser Text ist ein Beitrag zur Aktion der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum “Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie”  am 17.5.2012. Auf media-bubble.de gibt es dazu auch eine Aktionsseite.

Traumprinz sucht Froschkönig

von Sandra Fuhrmann

It’s dating time. Und das immer und überall – zumindest, dort, wo man über einen Webzugang verfügt. Laut   Singlebörsen-Vergleich haben sich seit der Jahrtausendwende 90 Millionen Deutsche bei Online-Dating-Portalen registriert. Auf den Straßen sind Millionen von Singles unterwegs – das Internet aber ist der Ort, wo man sie gezielt finden kann.

Wer heute ins Netz eintaucht, der begibt sich an einen bunten Ort der Vielfalt.  Hier wird nicht nur die Prinzessin mit Angeboten überschwemmt, wie sie garantiert den perfekten Traumprinzen findet, und manch ein Prinz bekommt auch die Gelegenheit, endlich auf den passenden Froschkönig zu treffen.

Magische Orte

Die Zahl des homosexuellen Bevölkerungsanteils schwankt je nach Land und Informationsquelle. In manchen Städten wird sie auf 5-10% geschätzt. Diese Zahl teilt sich natürlich in Männer und Frauen auf. Lebt man als schwuler Mann oder lesbische Frau dann noch außerhalb der großen Städte, erschwert sich die Suche nach einem Partner zusätzlich. Im Cyberspace jedoch gibt es sie – jene regenbogenfarbenen Orte, wo Gleichgesinnte sich finden können.

Das Geschäft mit Dating-Sites boomt. Und der Markt für homosexuelle Portale  ist eine längst entdeckte Nische. Das Angebot reicht vom einfachen Chat, über Flirts, bis hin zu Seiten wie Gay Parship, die mit Hilfe von Persönlichkeitstest versuchen, den Partner fürs Leben zu ermitteln. Im Grunde bieten Online-Dating-Sites Homosexuellen dieselben Vorteile, die sie Heterosexuellen bieten – und noch ein paar Dinge mehr. Zum einen bietet sich Heterosexuellen hier die Möglichkeit, auf so viele Gleichgesinnte zu treffen, wie es in der realen Welt nur selten möglich ist, zum anderen gehen die Nutzungsmöglichkeiten dieser Seiten oft über die reine Partnervermittling hinaus.

Manche mögen’s heiß

Nimmt man vorweg, dass auch manche Frauen ab und an gerne einen Blick auf die für schwule Männer konzipierte Seite Gayromeo riskieren, kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen. Schon die Startseite macht mit wechselnden Profilbildern keinen Hehl daraus, was der Suchende beim Weiterklicken finden kann. Aus diesem Grund mussten die Macher der 2002 an den Start gegangenen Seite aus jugendschutzrechtlichen Gründen ihren Sitz 2006 von Berlin in die Niederlande verlegen. „Wir sind das, was du aus uns machst„, heißt es auf den Seiten des Portals. Und damit hat der Autor dieses Satzes vermutlich nicht ganz unrecht: Gayromeo bietet seinen Usern zahlreiche verschiedene Angebote und Nutzungsvarianten. So bietet der „Health Support“ eingeloggten Usern die Möglichkeit, speziell ausgebildeten „Supportern“ beispielsweise Fragen zum Thema HIV und AIDS zu stellen. Auch Tipps  beim Coming-Out, beim Safer Sex oder bei der nächsten Veranstaltung findet man auf dem Portal.

Trotz der teils eindeutig zweideutigen Bilder muss gesagt werden, dass es vielen Usern tatsächlich nur um eines geht. Und zwar ist damit vordergründig nicht das Eine gemeint, sondern vielmehr die Absicht, Leute kennenzulernen. „Man bekommt viele Angebote unter der Gürtellinie“, sagt ein User von Gayromeo im Interview mit Media-Bubble. „Aber wenn man dem Ganzen mit ein wenig Humor begegnet, ist das eigentlich kein Problem.“

Gayromeo ist inzwischen lange kein Exot mehr unter den Anbietern von Dating-Websites. Was als Seite mit Buchtipps für Lesben begann, ist inzwischen zu Lesarion geworden. Einer Seite, die vor allem Lesben, jedoch auch Bi- Inter- oder Transsexuellen die Möglichkeit bietet, Kontakte zu knüpfen und ebenfalls über viele Extrafunktionen verfügt. 

Manche Seiten wie Singlebörsen-Vergleich und andere haben es sich dabei allein zum Ziel gemacht, dem Suchenden einen Überblick über die Fülle des Angebots zu verschaffen, wobei Seiten für Homosexuelle sogar extra aufgeführt werden.

Schluss mit der Märchenstunde

Doch nun einmal Schluss mit Prinzen und Fröschen. Schaut man in die Tageszeitung statt in das Märchenbuch, sieht die Welt leider ganz anders aus. Man muss sich nicht erst die jüngsten Ereignisse in Russland vor Augen rufen, um zu wissen, dass Homophobie längst nicht aus der Welt geschafft ist. Vielleicht mag Deutschland in seinen Gesetzen etwas liberaler sein. Gerade was das Outing am Arbeitsplatz betrifft, gibt es aber offenbar noch genug Stoff zur Diskussion. Viele Homosexuelle leben mit der Angst, sich durch ein Outing Chancen im Beruf zu verbauen. In einer Zeit, in der jeder Chef einen Internetzugang hat, Gesichtserkennungssoftwares auch in Dating-Portalen schnüffeln, und der Großteil der Internetseiten personalisiert ist und damit Nutzerdaten abspeichert, kann zu Recht die Frage gestellt werden: Wie steht es eigentlich mit Sicherheit und Datenschutz?

Gewöhnlich finden sich bei den Anbietern von Dating-Seiten Datenschutzbestimmungen, die für die User einsehbar sind. Testberichte zeigen jedoch, dass es bei der Sicherheit große Unterschiede zwischen den Anbietern gibt. „Die Testsieger sind nicht ohne Grund Testsieger“, sagt Pamela Moucha von der Testseite Singlebörsen-Vergleich. Doch egal, wie gut die Bestimmungen der Anbieter sind, vor Gesichtserkennungssoftwares schützen sie nicht. Wer also nicht von vornherein offen mit seiner Sexualität umgeht, dem sei zur Vorsicht geraten.

An dieser Stelle noch ein Wort zu Märchentanten: Die gibt es übrigens auch in Dating-Portalen zuhauf. Nur werden sie hier als „Faker“ bezeichnet. Die mehr oder weniger gegebene Anonymität des Internets kann auch ihne Schattenseiten haben. Wer bei seinen Kontakten im Internet keinem falschen Profil auf den Leim gehen will, der sollte sich also besser durch zusätzliche Informationen über die entsprechende Person absichern. Wie im Grunde für das Internet generell gilt: Es bietet eine großartige Fülle an Möglichkeiten. Und gerade wenn man gezielt nach bestimmten Personengruppen sucht, ist es so hilfreich, wie keine Kontaktanzeige in der Zeitung es sein könnte. Großartig sind jedoch auch seine Tücken. Wer sich dessen aber bewusst ist und damit umgehen kann, dem kann man nur viel Spaß beim nächsten Date wünschen.

Fotos: flcikr/Roberto Verzo (CC BY 2.0) und „Lena Sachse“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)

Dieser Text ist ein Beitrag zur Aktion der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum “Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie”  am 17.5.2012. Auf media-bubble.de gibt es dazu auch eine Aktionsseite.

Not in my backyard – Nicht auf meinem Rasen

von Sebastian Seefeldt

Die Homophobie und der deutsche Profifußball – definitiv kein Sommermärchen. Wenn Christoph Daum, damals noch Trainer des 1. FC Köln öffentlich homosexuelle beleidigt, wenn Tausende Kehlen im Singgesang den VFB als „Schwabenschwuchteln“ bezeichnen, spätestens dann fühlt sich der aufgeklärte Mensch des 21. Jahrhunderts in ein mittelalterliches Zeitalter zurückversetzt. Dabei dominieren immer wieder die gleichen Vorurteile.

Der DFB ist homophob

Dem DFB wird seit Anbeginn der Zeit eine homophobe Haltung vorgeworfen – völlig zu Unrecht. Viele Menschen begehen den Fehler, den Fankosmos mit seinem eingeschränkten, starren Horizont und die Einstellung des DFBs gleichzustellen. Der DFB arbeitete unter Präsident Theo Zwanziger  jahrelang mit Verbänden wie dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD), Queer Football Fanclubs (QFF) und der European Gay & Lesbian Sport Federation (EGLSF) zusammen. Fraglich bleibt allerdings, wie erfolgreich diese Zusammenarbeit ist: In jedem Bundesligaspiel begegnet man einem Stadion, in dem Sprechchöre wie „schwule Sau“ noch harmlos sind, einem Stadion, in dem Homosexualität zur Stigmatisierung dient, kann und darf nicht als aufgeklärtes Stadion angesehen werden. In einem Stadion gelten andere Regeln: Es ist primitiv und von den positiven Entwicklungen der letzten Jahre unangetastet. In Zeiten von öffentlich schwulen Bürgermeistern, Comedians und Vizekanzlern scheint der Fußball als „letztes Reservat der Männlichkeit“ zu dienen.

Am 2. März hat Wolfgang Niersbach das „Erbe“ von Theo Zwanziger angetreten – fraglich bleibt, ob er es schaffen wird, die „Primitiven“ zu kultivieren. Denn selbst Zwanzigers Aufruf zum Outing, mit einer einhergehenden umfangreichen Unterstützung, blieben unerhört – feuerten die Debatte dennoch weiter an: Während Mario Gomez zum Outing rät, „wir haben einen schwulen Vizekanzler, der Berliner Bürgermeister ist schwul. Also sollten sich auch Fußballprofis zu ihrer Neigung bekennen“, steht Philipp Lahm der Thematik mehr als kritisch gegenüber „Der Spieler, der sich jetzt outen würde, der geht jedes Wochenende vor zigtausend Zuschauern seinem Job nach. Ein Guido Westerwelle spielt nicht jedes Wochenende vor 60.000 Zuschauern Fußball“. Wie sich ein Outing auf die Problematik auswirken würde, kann im Vorhinein wohl nicht prognostiziert werden – feststeht allerdings: Die Debatte ruht auf einem zentralen Klischee.

Es gibt keine Schwulen im Fußball

Analytisch betrachtet ein Ding der Unmöglichkeit. Zwar gibt es keine eindeutigen Daten, wie viele homosexuelle Männer in Deutschland leben, denn „schwul“ ist immer eine Definitionssache und nicht jeder ist dazu bereit sich in einer Umfrage als homosexuell zu outen. 2001 kam eine repräsentative Umfrage von EUROGAY auf 4,1%.  Aus genannten Gründen kann diese Zahl als absolute Untergrenze angesehen werden. Ein Rechenspiel: 18 Vereine spielen in der 1. Bundesliga, somit gibt es 198 Spieler in den jeweiligen Startaufstellungen. Geht man nun von einer Quote von 4,1% aus, kommt man auf mindestens 8 schwule Spieler in der Profiliga – allein in den Startformationen. Dass sie sich unter dem aktuellen Diktat der Männlichkeit nicht outen wollen, ist nur logisch – wie der Kommentar von Lahm erahnen lässt, ist sich der Sport längst seiner Homophobie bewusst. Der, einem Outing zwangläufig folgende, mediale Spießrutenlauf kann – im wahrsten Sinne des Wortes – tödlich sein, wie das Schicksal von Justin Fashanu tragisch bewusst macht.

„Justin Fashanu wurde von zwei Polizisten abgeführt. Er hatte sich geweigert, den Trainingsplatz zu verlassen. Brian Clough, Trainer von Nottingham Forrest, hatte den Stürmer 1982 rausgeschmissen. Er hatte erfahren, dass sich Fashanu in der Schwulenszene bewegte. Clough wollte die „verdammte Schwuchtel“, wie er es formulierte, nicht mehr in seiner Mannschaft haben. Das große Talent Fashanu, das bei Norwich City Ende der 70er-Jahre überzeugend aufgespielt hatte, wagte 1990 ein öffentliches Coming Out. Das Boulevard-Blatt „The Sun“ bezahlte ihm dafür 80.000 Pfund. Der öffentliche Druck sollte Fashanu zerbrechen, am 2. Mai 1998 erhängte sich Fashanu in einer Garage in London, er wurde 37 Jahre alt“ (dfb.de).

Das Outing von Fashanu mag zwar einige Zeit zurückliegen, aber es wirft immer noch seinen Schatten über die Profiliga.

 

Alle Fußballerinnen sind Lesben

Im Frauenfußball scheint der Begriff Homophobie nicht mehr gerechtfertigt – Hass und Diskriminierung wären die besseren Ausdrücke. „Lesben raus!“ titelte die Taz als die nigerianische Trainerin bekannt gab, sie würde die „dreckige Lebensweise“ nicht tolerieren. Vorfälle wie diese sind ein Grund dafür, wieso Frauen sich nach und nach aus dem Fußball zurückziehen. Wie manifestiert das Lesben-Stereotyp mittlerweile ist, lässt der Kommentar der Kommunikationswissenschaftlerin Daniela Schaaf erkennen:

„Ich habe einmal eine Vertreterin eines Sponsors gefragt, was denken Sie, warum wir so wenig Fußballerinnen in der Werbung sehen? Wir als Medienwissenschaftler erwarten dann so was wie: Der Bekanntheitsgrad ist nicht so hoch, wir brauchen jemanden, der sehr bekannt ist. Aber die Person antwortete: Das ist doch total klar, warum die keine Werbepartner haben. Das sind doch alles Lesben und wer will schon Lesben in der Werbung sehen. Ich habe dann gedacht, ist das jetzt die persönliche Meinung? Wird erst auf die sexuelle Orientierung geschaut und dann ein Vertrag verhandelt? Aber sie meinte dann: Nein, nein, meine persönliche Meinung ist das nicht, ich habe überhaupt kein Problem damit. Aber Ähnliches haben auch andere Sponsoren gesagt, dass sie selber kein Problem damit haben, aber von anderen Kollegen wissen, dass es ein Problem für die Konsumenten ist.“

 

Ich habe überhaupt kein Problem damit“ – das könnte die zentrale Aussage der Problematik sein. Anscheinend hat niemand – oder nur wenige – ein Problem mit homosexuellen Sportlern, doch sobald nicht mehr die eigene Meinung gefragt ist, sondern die der Masse, herrscht im Fußball eine homophobe Stimmung. Homosexualität schön und gut – aber bitte nicht auf unserem Rasen.

 

Foto:  Peter Ankerstål/flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

 

Dieser Text ist ein Beitrag zur Aktion der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum “Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie”  am 17.5.2012. Auf media-bubble.de gibt es dazu auch eine Aktionsseite.

1, 2 oder 3? Braucht Facebook ein drittes Geschlecht?

Ein revolutionärer Vorstoß eines Abgeordneten aus Nepal: Sunil Babu Pant setzt sich für ein drittes Geschlecht auf Facebook ein. Das trifft den Zeitgeist, denn unlängst forderte der deutsche Ethikrat genau das für die BRD. Doch wie reagiert Facebook?

Klischee vs. Realität? Der Homo-Film

von Pascal Thiel

Knallige Farben, schrille Electrobeats. Geschminkte, aber nicht gerade sehr männlich wirkende Jungs Anfang 20. Die Beine mittels Bräunungscreme getönt, rasiert und nackt. Sie stolzieren durch den Schwulenclub, stets die muskelbepackten Oberkörper der Typen an der Bar im Blick – so stellt sich der Durchschnittsfernsehkonsument das schwule Leben und somit natürlich auch einen „richtigen“ Schwulenfilm vor. Doch das Klischee täuscht. Fünf schwule Filme fernab des Stereotyps.

Klischeefilme: Eine Gefahr?

Ein großer Teil des gegenwärtigen nationalen und internationalen Kinogewerbes hat jedoch glücklicherweise mehr auf und im Kasten, als so mancher Filmemacher, der meint, das Publikum mit kreischenden Tunten und Quiche Lorraine als Sexspielzeug belästigen zu müssen. Obwohl diese Filme in der Regel eine Parodie der Schwulenklischees beabsichtigen, führen sie bei Menschen, die sich mit homosexuellen Themen oder Inhalten eher weniger beschäftigen, zumeist doch zu einer Festigung dieser: Sie sehen sich in ihren Vorurteilen bestätigt, da sie den parodischen Unterton nicht bemerken. Für sie gilt das Klischeebild des CSD: Tunte oder Leder. Die, mit der Wirklichkeit vertrauten, Homosexuellen, müssen sich dann gegen diese Klischees erwehren, um nicht sofort in die Tunten-Schublade gesteckt zu werden.

Doch abseits dieser in Übertreibung und Provokation ersaufenden Klischeefilme erlebt die Homosexualität seit einigen Jahren einen erstaunlichen Aufschwung auf der Leinwand. Dabei steht sie zum Teil unmittelbar im Zentrum der des Interesses: Etwa in Sommersturm, I killed my Mother und Brokeback Mountain. In anderen Filmen wiederum ist sie lediglich ein Randaspekt – etwa in Toast und Was nützt die Liebe in Gedanken.

Meilensteine im Homofilm

Große Gefühle gibt’s in dem deutschen Coming-Out-Film überhaupt: Sommersturm (2004). Während eines Trainingslagers seiner Rudergruppe erlebt Tobi, der in seinen besten Freund Achim verliebt ist, ein turbulentes Coming-Out, das die Freundschaft der beiden zu zerreißen bedroht. Sommersturm war bis dato und ist wohl bis heute der einzige Film im deutschen Kino, der sich mit solch einer Intensität mit dem Thema Homosexualität beschäftigt. Er erzählt auf eine erstaunlich authentische Weise – was sowohl dem Drehbuch als auch der perfekten Auswahl der Schauspieler zu verdanken ist – die besonders schwierige, manchmal auch kräftezehrende Phase des inneren und äußeren Outings, die Millionen Jugendliche durchleben. Zugleich aber zeigt er auch die Ressentiments mancher Jugendliche gegenüber Homosexuellen und versucht diese zu beseitigen.

Diese schwierige Zeit im Leben eines Menschen wird auch in Xavier Dolans I killed my Mother (CA 2009) thematisiert. Hier steht die Homosexualität allerdings im Zeichen der zweiseitigen Persönlichkeit eines fast zwanzigjährigen Protagonisten: Auf der einen Seite sieht man einen künstlerischen, aber reichlich egoistischen Möchtegern-James-Dean, der sich intellektueller Lyrik und Literatur hingibt, auf der anderen Seite einen pubertierenden, fast hysterischen Frühreifen, dessen Mutter seine Homosexualität im Sonnenstudio von der seines Freundes erfahren muss. Aus Ersterem ergibt sich ein besonderer Aspekt der Homosexualität: Eine gewisse Abgrenzung von gleichaltrigen Heterosexuellen und dem Austritt aus dem gewohnten Alltag zur Verdeutlichung des Andersseins, auch durch Verhalten, Lebensweise oder Mode. Das nimmt auch Dolans zweiter Film Herzensbrecher auf.

Für das größte mediale Echo und eine gesellschaftliche Diskussion über Homosexualität- sorgte der wohl bekannteste Homo-Streifen: In Brokeback Mountain (USA 2005) wird eines der wohl stärksten Symbole des American Dream, also gewissermaßen ein Heiligtum der amerikanischen Konservativen, mit Homosexualität in Verbindung gebracht: Der Cowboy. Obwohl sich der „schwule Cowboy“ im Nachhinein zu einem homoerotischen Sexsymbol auf der einen Seite und einer homophoben Metapher auf der anderen Seite entwickelte, stellt der Film wie kaum ein anderer zuvor den Kampf zweier Männer für ihre gemeinsame Liebe dar, der sich über Jahrzehnte hinzieht und schließlich gewaltsam in gesellschaftlichem Hass und Intoleranz erstickt. So treffen in Brokeback Mountain nicht nur zwei junge Cowboys der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufeinander, sondern auch hochaktuelle Themen unserer Zeit: Vom Versteckspiel mancher Homosexuelle, die sich in Familien flüchten, in dem Glauben, sich an die gesellschaftliche Mehrheit anpassen zu müssen, bis hin zur aggressiven, homophoben Haltung von Menschen unserer Gegenwart.

Schwul? Na und?

Viele Filme behandeln das Thema Homosexualität sehr entspannt. Ein Beispiel: Toast (GB 2010). In dieser Komödie kämpft sich der junge Nigel Slater (heute einer der angesehensten britischen Starköche) durch eine harte Kindheit und Jugend, geprägt von einer kochunfähigen Mutter, deren Tod und von der Putzfrau Mrs. Potter, die sich mithilfe ihrer Köstlichkeiten aus der Küche an seinen Vater herankocht, was schließlich in dessen Tod und Nigels Flucht endet. Die Homosexualität wird dabei als begleitender Faktor, aber nicht als etwas Besonderes oder Außergewöhnliches beschrieben. Wie es im Leben eben ist, wird erst die Zuneigung des kleinen, ca. sechsjährigen Nigels zu einem benachbarten Gärtner, dann im jugendlichen Alter die erste Liebe gezeigt – jedoch wird die sexuelle Identität dabei nie in den Vordergrund gestellt – vielleicht die versteckte Botschaft des Regisseurs, nicht diese zu sehen bei Homo- und Bisexuellen, sondern deren Talente, deren Persönlichkeit – wie bei jedem anderen auch.

Wenn man über Sexualität spricht, dann wird schnell deutlich:

Homo- und Heterosexualität sind zwei grundverschiedene Dinge. Spricht man über die Liebe, so ist das nicht mehr zwangsläufig so. Was nützt die Liebe in Gedanken (D 2005) zeigt auf eine herrlich lockere Weise, dass man dem zustimmen kann. Wären all die gesellschaftlichen Meinungen und Einschätzungen nicht, so würde man gar nicht mehr von homosexuellen Inhalten sprechen, sondern von einem ganz normalen Liebesdrama. Denn so haben die Macher des Films die Homosexualität eingebunden. Es spielt keine Rolle, welche Geschlechter sich gegenseitig lieben, sondern dass sie sich lieben, Homosexualität wird auch hier nicht als etwas Außergewöhnliches dargestellt. Wenn das auch in unserer realen Gesellschaft getan wird, ist sie bei der heute geforderten Gleichstellung angekommen.

Foto: spielfilm.de, cinema.de

Dieser Text ist ein Beitrag zur Aktion der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum „Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie“. Auf media-bubble.de gibt es dazu auch eine Aktionsseite.