Kleine Geschichten, großes Schmunzeln
von Elena Hodapp
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, heißt es. Wir tun alles dafür, anerkannt zu werden: es zählen Erfolge, Einkommen, Vermögen. Wir setzten uns unter Druck, wir müssen funktionieren, wir wollen mithalten können mit dem vorgegebenen Takt und möglichst nicht aus der Reihe tanzen. Dabei gibt es kaum Raum für Fehler und Schwächen, für Ausreißer und Traumtänzer oder wie Katrin Bauerfeind in ihrem Buch Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag es sagt, für das „schöne Scheitern“.
Die Autorin
Katrin Bauerfeind kommt aus Aalen, einer Stadt im Osten Baden-Württembergs. Noch während ihres Studiums bestritt sie erfolgreich ein Casting, dessen Gewinn die Moderation des Internetmagazins Ehrensenf war. Es waren die ersten Schritte Bauerfeinds in die Medienbranche, die bis heute ihr Arbeitgeber bleibt. Als Sidekick von Harald Schmitt wurde sie erstmals einem breiten Publikum bekannt. Mir ihrer kratzig, rauchigen Stimme, dem roten Haar und einem ungleich spitzbübischen und intellektuellen Charme etablierte Bauerfeind sich in der Fernsehlandschaft; sie moderierte unzählige Events, wirkte in Spielfilmen mit und führte durch eigene TV-Formate.
Mit ihrer ersten Buchveröffentlichung teilt Katrin Bauerfeind kleine Geschichten aus ihrem Privat- und Berufsleben. Auch in diesem Medium geht nichts von ihrem unverwechselbaren Charme, ihrem Mut Dinge genau so auszusprechen, wie sie sind, ihrem nüchternen Blick auf die Welt und ihrem Humor verloren. Katrin Bauerfeind schreibt vom Scheitern und betont doch, dass es kein deprimierendes Buch sei. Viel mehr sei es eins für diejenigen, die sich drei Tage vor dem Urlaub in ihre Bikinifigur hungern wollen; für diejenigen, die große Pläne im Leben hatten und jetzt ihre Einbauküche abbezahlen und für solche, die sich entschlossen an ihren Computer gesetzt haben, um zum Beispiel ihre Diplomarbeit zu Ende zu schreiben und dann stundenlang bei YouTube-Videos von Haushaltsunfällen und Katzenbabys hängen geblieben sind.
Geschichten vom schönen Scheitern
Es zaubert ein Schmunzeln aufs Gesicht, dieses Buch. Wir haben doch alle diese Momente des Scheiterns, des Verzweifelns. Aber geben wir ihnen genug Raum? Lassen wir sie überhaupt zu? Herrlich, wie selbstironisch und erfrischend Katrin Bauerfeind über eben diese Momente schreibt; es geht um Familiengründung, um Sex, um den Beruf und um Vorstellungen, die man einmal vom Leben hatte und über die man ein paar Jahre später nur noch den Kopf schütteln kann. Ja es geht darum, dass im Leben nichts so kommt wie man denkt, und schon gar nichts perfekt läuft.
Sie gibt ganz offen zu, dass vieles nicht den Erwartungen entspricht und man sich immer wieder in Situationen findet, in denen man sich selbst fragt, wie man hier eigentlich landen konnte.
„Ich drehe durch. Immer mal wieder. Tage, an denen ich mir ernsthaft Fragen stelle, die sonst nur für Teenager und Männer in der Midlife-Crisis reserviert sind: Kommt da noch was? Oder ist dieser Quatsch hier schon echt das Leben?“
Bauerfeinds Geschichten fangen bei der Angst an, nach dem Auszug bei den Eltern nicht mehr von der Mutter wachgebrüllt werden zu können und deswegen nun auf drei parallel klingelnde Wecker angewiesen zu sein und führen über einen missglückten Friseurbesuch über Events der Medienbranche, bei denen sie sich fragt warum sie – neben Gründen wie Sekt schlürfen und Häppchen essen – eigentlich anwesend ist. Bei all diesen Erzählungen sind Schwerfälligkeit und Verdrossenheit genauso abwesend wie Frust oder eine Mentalität des Abrechnens. Gerade das Gegenteilige ist der Fall. Herrlich leicht und locker teilt Katrin Bauerfeind ihre Geschichten mit uns; ein bisschen wie eine große Schwestern, die sagen will, dass man manchmal nur genau hinschauen muss, um zu erkennen, dass eigentlich alles halb so schlimm ist.
Scheitern mit Humor
Katrin Bauerfeinds Buch zaubert ein Schmunzeln aufs Gesicht, weil sie Erinnerungen weckt, sowohl an einen Selbst als auch an das eigene Umfeld. Wie viele Scheitern an ihren Vorstellungen vom perfekten Leben? Katrin Bauerfeind gelingt es in ihrem Buch Scheitern mit Humor zu nehmen und es so zu einem schönen, lehrenden, wichtigen Teil werden zu lassen. Wir scheitern doch alle. Wichtig ist nur, wie wir damit umgehen. In ihrem Buch Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag – Geschichten des schönen Scheiterns schreibt sie erfrischend uneitel. Sie erzählt ganz persönliche Geschichten des Scheiterns und solche, die hinter die Fassade der heilen Medienwelt blicken lassen. Müsste man drei Schlagworte für dieses Buch finden so wären diese wohl humorvoll, charmant und ehrlich. Ein Buch das Spaß macht. Leichte Kost für schwere Stunden. Ein Buch das ein Lächeln auf Gesichter zaubern kann.
Foto: Copyright Fischer Verlag