Weihnukka oder Chrismukkah?
von Alexander Karl
“You want your menorah or a candy cane? Hm? Christmas or Hanukkah?“, fragt Seth Cohen, Protagonist aus O.C. California und sieht seinen Adoptivbruder Ryan und sieht ihn abwartend an. “Don’t worry about it, buddy because in this house, you don’t have to choose. Allow me to introduce you to a little something I like to call … Chrismukkah!”
Die Wortschöpfung Chrismukkah ist tatsächlich eine Erfindung der Erfolgsserie O.C. California, was aber nicht bedeutet, dass es die Mischung aus Weihnachten/Christmas und Hannukah davor gab – dazu aber später mehr.
Chrismukkah und O.C.,
Chrismukkah, wie es im amerikanischen Original heißt, ist eine Verbindung des christlichen Weihnachtsfests und des jüdischen Hannukah, das Seth Cohen als Kind erfunden hat, um die jüdischen Wurzeln seines Vaters und die protestantischen seiner Mutter zum „greatest super-holiday known to mankind“ zu vereinen. Und das Besondere laut Seth: „Other highlights include eight days of presents, followed by one day of many presents.“
Wann und wie genau aber Chrismukkah gefeiert wird, sagt Seth nicht. Hinzu kommt nämlich, dass Hannukah immer wieder an anderen Daten gefeiert wird – und das nicht zwingend direkt vor oder nach Weihnachten.
Doch Chrismukkah ist noch viel mehr: Es stellt den melting pot der amerikanischen Gesellschaft dar, die sich nicht mehr an Unterschieden aufhält, sondern Brücken baut. Als Special der 4. Staffel gibt es in der DVD-Box eine kurze Reportage zur Entstehung und Bedeutung von Chrismukkah. Darin wird deutlich: In gewisser Weise ist es auch ein Fall von political correctness. Denn darf man seinen Arbeitskollegen „Frohe Weihnachten“ wünschen, auch auf die Gefahr hin, dass er Jude ist? Dank Chrismukkah wird hier eine Brücke geschlagen – so die einhellige Meinung von Produzenten und Schauspielern der Serie, die das December dilemma damit als überwunden ansehen.
Aber wie immer gibt es auch Kritik an solchen (modernen) Spielen mit der Religon. Wie US Today berichtete, nennen die Catholic League und der New York Board of Rabbis in einem gemeinsamen Statement Chrismukkah ein „multicultural mess“ und bezeichneten es als Beleidigung für Juden und Christen gleichermaßen. Gleichzeitig ist aber der deutsche Begriff Weihnukka nicht nur O.C., California zu verdanken. Vielmehr stammt – so heißt es auch im DVD-Spezial – die Idee der Mischung aus Weihnachten und Hannukah aus Deutschland. Denn gerade auch in der Nazi-Zeit bot es sich an, nicht den jüdischen Brauch zu feiern.
O.C. und die Pop-Kultur
Ich hatte bereits bei meiner Figurenanalyse von Seth Cohen herausgearbeitet, dass er als Protagonist einer TV-Serie mit seinem sonderbaren (und komischen) Humor eine relativ einmalige Stellung in der Fernsehlandschaft einnimmt. Gleichzeitig wird durch Chrismukkah und Co. aber auch der Einfluss von TV-Serien (und O.C., im Speziellen) auf die Pop-Kultur deutlich. Wie Tamara Jill Olson beschreibt, hebt sich O.C., damit von vergleichbaren Soaps ab:
„The introduction of this witty, cosmopolitan style not only breaks the mold of the traditional primetime soap, but also strategically targets viewers who want to feel superior to and label themselves as being “above” the “low culture” genre. Because The O.C. is so witty and self-knowing, “sophisticated” viewers can feel good about watching a primetimesoap opera, a form that is usually associated with “low” or mass culture.“
Übrigens: Zu Chrismukkah gehört auch der Yarmuclaus, eine Mischung aus Kippa (yarmulke) und Santa-Claus-Mütze, wie Seth und Summer sie auf dem Bild tragen. In diesem Sinne: Happy Chrismukkah!
Foto: flickr/kevin dooley (CC BY 2.0)
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