Vergessene Filme – verborgene Schätze

 

von Andrea Kroner

Denkt man an amerikanische Filme, kommen einem sofort effektstrotzende Blockbuster in den Sinn, indische Filme hingegen verbindet man mit viel Tanz und Gesang. In beiden Fällen gibt es eine gewisse Erwartungshaltung an die Machart von Filmen, die aus den jeweiligen Ländern stammen. Doch das gilt nicht nur für Indien oder die USA – diese klassische Erwartungshaltung gibt es für jede Nation. Dabei wird oft vergessen, dass es in den Ländern auch andere filmische Strömungen gibt, die meist weniger bekannt sind, dafür aber deutlich von diesen Stereotypen abweichen und eine ganz neue Seite der Kultur eines Landes zeigen.

In dieser Artikelserie sollen deshalb acht vergessene Filme verschiedenster Macharten analysiert werden, um ihre Besonderheit und Andersartigkeit zu zeigen und zu bestätigen, dass sie nichts gemein haben mit der Erwartungshaltung, der sie unterliegen. Um einen groben Überblick zu geben, werden diese acht Filme hier kurz vorgestellt:

To The Wonder – Terrence Malick

Der amerikanische Regisseur Terrence Malick setzt in seinem neuesten Film „To The Wonder“ (2012) weniger auf große Spezialeffekte und teures Equipment, als auf bewusst reduzierte Dialoge, innere Handlung und Naturdarstellungen – ganz im Gegensatz zu den meisten seiner Mitstreiter aus Hollywood.

Wakoda – Lucìa Puenzo

Argentinien ist hierzulande weniger bekannt für seine Filme, obwohl in diesem Land zahlreiche Filme produziert werden. Vor allem „Wakolda“ (2013) ist für deutsche Zuschauer interessant, weil die Regisseurin Lucìa Puenzo hier die Flucht eines nationalsozialistischen Arztes nach Argentinien thematisiert und damit ihren eigenen Roman verfilmt hat.

Siddharth – Richie Mehta

Der indische Film „Siddharth“ (2013) von Richie Mehta hat so gar nichts gemein mit der bunt schillernden Welt von Bollywood, denn in diesem Drama, das auf einer wahren Begebenheit beruht,  werden die ambivalenten Verhältnisse in Indien unverklärt dargestellt.

Faust – Alexander Sokurov

Der russische Regisseur Alexander Sokurov  hat sich an ein schwieriges Thema gewagt: Er verfilmte im Jahr 2011 „Faust“, inspiriert vom gleichnamigen Werk Goethes. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den verschiedenen Arten der Machtausübung, wobei mit ungewöhnlich vielen inneren Monologen gearbeitet wird.

Erleuchtung garantiert – Doris Dörrie

Die deutsche Filmemacherin Doris Dörrie hat sich schon immer mit außergewöhnlichen Themen beschäftigt und möchte dem Zuschauer mit „Erleuchtung garantiert“ (2000) die Lebensweise in einem buddhistischen Kloster auf humorvolle Weise näher bringen. In einer Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm werden alle Szenen, die in dem Kloster spielen, nur mit einer Handkamera gefilmt, um den Alltag der Mönche nicht zu stören und dadurch möglichst natürliche Bilder zu erhalten.

5×2 – François Ozon

Was passiert, wenn man bei einem Film die Chronologie komplett umdreht? Mit dieser Frage und deren Auswirkungen hat sich der französische Regisseur François Ozon in „5×2“ (2004) beschäftigt. Er beginnt seine Liebesgeschichte nicht bei der ersten Begegnung, sondern vor dem Scheidungsrichter.

Moolaadé – Ousmane Sembènes

Von afrikanischen Filmen hört man selten, und doch werden auch hier zahlreiche Filme produziert, die sich vor allem mit der dort herrschenden Kultur auseinandersetzen. So auch Ousmane Sembènes Film „Moolaadé“ (2004), der die Beschneidung von Frauen und ihren Widerstand thematisiert.

The Garden of Words – Shinkai

Der japanische Ausnahmeregisseur Makoto Shinkai setzt in seinem Anime „The Garden of Words“ (2013) weniger auf eine umfangreiche oder ausgefeilte Handlung, sondern mehr auf hochwertige Animation mit plastischen, eindrucksvollen Naturaufnahmen, die schon fast real wirken.

Diese Artikelreihe soll ein kleinen Ausschnitt der Schönheit des Vergessenen oder nicht Wahrgenommenen zeigen und Lust auf eine außergewöhnliche Filmreise machen.

Machen wir uns auf den Weg.

Teil Eins: Der Meister der Stille

Teil Zwei: „Faust“ – die Geschichte lebt wieder auf

Teil Drei: „Erleuchtung garantiert“ – wirklich?

Teil Vier: „5×2“ – Wieso ging es schief?

Teil Fünf: „Moolaadé“ – Bann der Hoffnung

Foto: flickr.com/zhrefch (CC BY-NC-SA 2.0)

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