Bild: Pia Terstappen

Von Heimatgefühlen, der Queen, einem Telefonat und von gebügelten Hemden

Ein Portrait über Pia Terstappen

Von Daniela Wahl

Was begeistert an der Arbeit im Museum? Wie wird ein Museum geleitet? Und wie steinig ist der Weg dorthin? Mit diesen Fragen im Gepäck treffe ich auf Pia Terstappen, Leiterin des Vereinsmuseums „FohlenWelt“ der Borussia Mönchengladbach. Was sie bei ihrer Arbeit inspiriert, wie ihr Alltag aussieht und was sie auf ihrem Weg dorthin erlebt hat, erzählt mir Pia in einem lebendigen Interview.

„Sympathisch“, das ist das erste Wort, dass mir durch den Kopf schießt, als ich Pia zum ersten Mal treffe. Einer der ersten Eindrücke von Pia ist mein schwäbischer Dialekt, der sie an ihre Zeit in Tübingen erinnert:

„Wenn du sprichst, ist das so ein bisschen Heimatgefühl.“ Denn dort hat die aus der Nähe von Mönchengladbach kommende Pia im Bachelor Medienwissenschaft im Nebenfach und empirische Kulturwissenschaft im Hauptfach studiert. Heute würde sie das anders machen, denn mit den „alternativen“ Kulturwissenschaftler*innen ist sie nie warm ge-worden. Aufgrund dessen hielt sich Pia während ihres Bachelorstudiums meist beim Radiosender Micro-Europa auf. Ihre Semesterferien verbrachte sie mit diversen Praktika im Bereich Marketing und PR oder als Stadionguide der Borussia Möncheng-ladbach. Ihre Zeit in Tübingen bereut Pia nicht denn sie betont: „Ich bin selbstständig geworden, ich bin erwachsen geworden dadurch.“

Ein Zuhause fand Pia auch in London, wo sie ihren Master in Media and Communication studierte. Auch wenn deutsche Angewohnheiten nur schwer abgelegt werden konnten, wie sie mir mit einem breiten Lachen erzählt „Wir deutschen haben natürlich in unserer Einheit direkt ein Putzplan aufgestellt“, hat sie sich dort sehr wohl gefühlt. Einzig der Queen ist sie dort leider nicht begegnet. Pia erzählt, wie sehr sie die Zeit in London geprägt hat und nennt mir insbesondere eine Ausstellung der National Trust, die sie bis heute nachhaltig in ihrer Arbeit beeinflusst: „Nicht unbedingt eine Person, … aber National Trust, das hat mich schon sehr geprägt, auch so mein Kulturverständnis. Das war halt cool. Wenn du dann so in London in so eine Schlossküche gehst, dann haben die das so hergerichtet, dass das Feuer angegangen ist. Da lag dann Brot auf dem Tisch, dann haben die mit Gerüchen gearbeitet. … Das hat mich auch inspiriert, auch jetzt für meine Arbeit.“

National Trust

Die National National Trust, ist eine gemeinnützige Organisation, die Objekte aus dem Bereich der Denkmalpflege und des Naturschutzes in England, Wales und Nordirland betreut.

https://www.nationaltrust.org.uk

Heute zurück in ihrer Heimat Mönchengla-dbach leitet Pia das Vereinsmuseum „FohlenWelt“ des Fußballvereins Borussia Mönchengladbach. Auf die Frage, wie sie dort gelandet ist, erzählt Pia von einem Anruf, den sie zu einer Zeit erhielt, in der sie auf der Suche nach einer neuen Herausforderung war. Durch ihre dortige Arbeit als Stadionguide zu ihrer Studienzeit ist Pia den Verantwortlichen positiv im Gedächtnis geblieben. An der Stelle betont Pia, dass es in dieser Branche wichtig ist, sich ein Netzwerk aufzubauen, auch wenn dies als Student*in meist schwerfällt. Sie erzählt zudem von den wenigen Stellen in der Museums- und Kulturbrache und von den zahlreichen Bewerbungen.

Sie selbst ist nach ihrer Zeit in London durch Glück und nach einem langen Bewerbungsmarathon in einem Museum in Folkwang gelandet und durfte dort ein Volontariat machen. Zu dieser Zeit entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Marketing und für Veranstaltungen: „Ich finde es halt spannend es an den Mann zu bringen.“

Zurück in der FohlenWelt bestreitet Pia ihren Arbeitsalltag mit ihren drei „Jungs“ und ist neben einer reibungslosen Öffnung des Museums für die Planung von Sonderausstellungen, Werbung oder auch für finanzielle Tätigkeiten zuständig. Sie selbst sieht sich dabei verstärkt als Projektmanagerin, die verschiedene Abteilungen zusammenbringt: „Ich bin so ein bisschen der Kleber, der die dann alle zusammenhält.“

Die FohlenWelt

Die FohlenWelt ist das interaktive Vereinsmuseum des Fußballvereins Borus-sia Mönchengladbach. Im Jahr 2019 hat das Museum seine Pforten zum ersten Mal geöffnet. Dort werden die Besucher*innen per Audioguide von bekannten Persönlichkeiten wie zum Beispiel Joko Winterscheid durchs Museum geführt. Neben der Trikotgalerie oder der Torfabrik wird auch die Vereinsgeschichte interaktiv dargestellt – zu sehen gibt es aber noch einiges mehr.

https://museum.borussia.de/de/

Auf die Frage, was sie denn den ganzen Tag zu tun hat, meint Pia begeistert: „Ich leite ein Unternehmen im Unternehmen … Ich kann halt alles machen, ob ich jetzt eine Ausstellung mache, ob ich jetzt eine Veranstaltung plane, ein Programm für Kinder, Marketingaktionen, Social Media Aktionen … Ich bin halt auch ein bisschen frei in dem, was ich mache. Da kann mir dann keiner reinreden, das ist das Schöne … Diese Vielfalt, das begeistert mich. Ich glaube, das hast du in keinem anderen Job.“ 

Dabei betont Pia, dass gerade diese Freiheit und Vielfalt auch immer die größte Herausforderung darstellt. Insbesondere die Buchhaltung stößt bei ihr auf wenig Begeisterung. Pia erzählt mir zudem, dass sie sich in diesem männerdominierten Bereich auch durchsetzen muss und kann. Hierbei weist sie darauf hin, dass es sich um das Museum eines Fußballvereins handelt und dieser großen Einfluss auf den Erfolg des Museums und auf viele Entscheidungen ausübt: „Der Fußball prägt uns ja schon.“

An der Stelle ist es für Pia wichtig zu betonen, dass es keine Voraussetzung für die Arbeit in ihrem Museum ist, sich für Fußball zu begeistern. Auch wenn sie selbst leidenschaftlicher Fan der Borussia Mönchengladbach ist.

Das Vereinsmuseum wird im Internet als Erlebnismuseum beschrieben und auch Pia erzählt mir von ihren besonderen Erlebnissen im Museum. Begeistert beschreibt sie mir die Planung und Gestaltung einer Sonderausstellung, die zu einem Jubiläum des Vereins durchgeführt wurde: „Dann haben wir ein Wohnzimmer nachgebaut aus den 60ern, dann habe ich angefangen mit der Tapete aus den 60ern. Möbel zusammengesucht und so weiter.“

Foto: Borussia

Zu den Besonderheiten in ihrem Arbeitsalltag zählen für Pia auch die Begegnungen mit ehemaligen Spielern oder bekannten Trainern: „Wir haben ein Spieler, der hat Anfang der 70er gespielt und der ist so mein zweiter Opa geworden. Der kommt jeden Donnerstag und trinkt sein Käffchen.“

Foto: Borussia

Was Pias berufliche Zukunft betrifft, ist sie sich noch nicht ganz sicher, wo wir sie in Zukunft antreffen werden – aufjedenfall im Bereich Marketing. Wer ihren beruflichen Weg verfolgen will oder sich für ein Prakti-kum interessiert kann sie gerne auf Linke-dIn besuchen.

https://de.linkedin.com/in/pia-terstappen-15a375170

Pias Tipps für den Einstieg in die Museumsbranche

1. Viele Praktika machen

2. Kontakte herstellen, Networking ist in dieser kleinen Branche von großer Bedeutung

3. Einfach ausprobieren, was zu dir passt