Kampf um den Schrottplatz

von Maya Morlock

In seinem Langfilmdebüt „Schrotten“ nimmt sich der Oscar-nominierte Max Zähle (Kurzfilm RAJU) einer ganz eigenen und traditionellen Kultur an: der des Schrottplatzes. Die Zukunft des Hofes steht auf dem Spiel, die Investoren kreisen wie Aasgeier über ihm – außerdem hat Mirko Talhammer einen ganz eigenen Plan; er muss dringend an Geld kommen. Schrotten ist ab dem 5. Mai in den Kinos!

Geflohen

Erster Absatz_Pressefoto_c_PortAuPrincePicturesMirko Talhammer (Lukas Gregorowicz)lebt in einer lieblos eingerichteten Wohnung in der Innenstadt und trägt einen langweiligen Anzug. Er ist davon überzeugt, dass er Karriere gemacht hat und vollkommen zufrieden mit seinem Leben ist. Der alleinstehende Mann ohne Kinder oder einem Haustier ist der Starverkäufer seiner Versicherungsagentur. Leider hat er sich verzockt und soll einen Berg Schulden begleichen, sonst droht ihm der berufliche Ruin. Zwei schmuddelige Männer betreten die Firma und wollen zu Mirko, der sie sofort aus dem Gebäude jagt. Sie stammen vom familiären Schrottplatz und haben schlechte Nachrichten dabei: Mirkos Vater, der Eigentümer des Hofes, ist gestorben. Taub für jegliche Informationen fängt sich Mirko kurzerhand eine Kopfnuss ein, die sich gewaschen hat und geht zu Boden. Gegen seinen Willen wacht er im Truck der Männer auf, der sich auf dem direkten Weg zum Schrottplatz befindet. Egal wie weit man sich von der Familie wegbewegt, sie holt einen immer wieder ein.

Ein heikler Plan

Zweiter Absatz_c_PortAuPrincePicturesFür die Talhammers, die in kleinen Häuschen oder Wohnwägen auf dem Hof leben, ist klar, dass Mirkos kleiner Bruder Letscho (Frederick Lau) den Schrottplatz weiterführen wird. Doch Schrott ist nicht mehr rentabel und das Recyclingunternehmen Wolfgang Kercher macht ein großzügiges Angebot, um den Platz zu erwerben. Das kommt für die Familie gar nicht in Frage, seit Generationen leben sie auf dem Hof. Mirko steckt in der Klemme: Einerseits möchte er einfach nur sein Maklerleben weiterführen und braucht dafür dringend Geld, das ihm sein Teil des Erbes verschaffen würde. Andererseits möchte er seine Familie nicht entwurzeln und findet sogar noch Gefallen an Luzi (Anna Bederke), einer Schweißerin auf dem Hof. Die Talhammers versichern Mirko, ihn auszahlen zu können, trotz der schlecht laufenden Geschäfte. Dieser kommt schlussendlich hinter den hirnrissigen Plan: Talhammers wollen 40 Tonnen Kupfer, einen gesamten Zugwagon, stehlen. Mirko, der als einziger studiert hat, kann nur den Kopf schütteln; die Planung ist vollkommen falsch, Parameter sind unzureichend berechnet und die Naivität der Bewohner sperrt Verbesserungsvorschläge. Der Plan ist zum Scheitern verurteilt und der Hof, samt Mirkos Erbe scheint verloren…

Ganz nett – mehr aber auch nicht

Dritter Absatz_c_PortAuPrincePictures„Schrotten“ ist ein leichtlebiger Film für zwischendurch. Nichts Großes und nichts Atemberaubendes – aber unterhaltsam. Der Kulturcrash innerhalb einer Familie ist gut inszeniert. Während Mirko dem heutigen Arbeiter und Karrieretyp entspricht, kommen die Talhammers etwas einfältig und minderintelligent daher. Es ist bei ihnen schon eine Leistung, einen Schulabschluss vorweisen zu können. Bei ihnen herrschen noch die Gesetze der Starken. Zwar entwickeln sich die Charaktere innerhalb des Filmes, doch den Stempel der „Hinterwäldler“ bekommen sie nicht los. Das riskante Spiel mit Vorurteilen glückt nicht, da Menschen aus Dörfern und Provinzen als „dumm“ dargestellt werden und nur mit der Hilfe Studierter Ziele, die außerhalb ihres Kenntnisgebietes liegen, bewältigen können. Wenn man diesen Aspekt nicht allzu ernst nimmt, macht das westernartige Schauspiel Spaß und ist ideal für einen Fernsehfilm.

Fotos: © Port Au Prince Pictures