Facebook-Beziehung gefällig? – 3…2…1…Deins!
von Mareen Michell
Auf Facebook mit der neuen Freundin prahlen und die Freunde beeindrucken? Die Ex eifersüchtig machen mit dem vollbusigen neuen Fang? Kein Problem! Ein Klick bei eBay genügt.
Beziehungshandel auf eBay – eine illegale Geschäftsidee
Vor ein paar Tagen trennten einen hiervon nur ein paar Mausklicks auf der deutschen Shopping-Website eBay. Junge Frauen boten hier käufliche, ausschließlich virtuelle Beziehungen auf bestimmte Zeit im sozialen Netzwerk Facebook an. Wer sicher gehen wollte, konnte beispielsweise direkt eine Freundin für 250€ erwerben. Doch die meisten Angebote waren herkömmliche Auktionen, bei denen sich das Gebot für den „Artikel“, wie beispielsweise eine 3-monatige Beziehung, nach und nach hochschaukelte. Neben dem reinen Beziehungsstatus, der im Profil oben bei den persönlichen Angaben wie Geburtsdatum, Schule oder Arbeitgeber erscheint, waren Pinnwand-Einträge, diverse Kommentare oder Likes bei Postings, sowie Bildern, oder auch Chatgespräche auf Freundschaftsniveau meistens inklusive.
Die Versteigerungen der Schein-Beziehungen erfreute sich in den letzten Wochen gesteigerter Popularität, woraufhin eBay auf die Geschehnisse aufmerksam wurde und die Auktionen beendete. Denn: Sie verstoßen gegen die eBay Geschäftsbedingungen, welche tatsächlich eine Klausel beinhalten, die bereits eben solche Versteigerungen virtueller Beziehungen untersagt. Leonie Bechtoldt, Sprecherin jenes wohl bekanntesten Auktionsportals, nahm Stellung zum Vorfall, indem sie versicherte, ein Team würde nach den verbotenen Artikeln sehen und diese löschen. Offenbar ist es erfolgreich in seinem Tun, denn beim Anklicken verschiedener Links, die einst zu den netten Ladies führten, erscheinen nun ausnahmslos Fehlermeldungen: „Dieses Angebot wurde entfernt oder der Artikel ist nicht verfügbar.“
Schade für die Bieterinnen! Denn so manche hätte guten Gewinn erzielt, wie beispielsweise diese:
Für die horrende Gebots-Summe von 132.250 € bei immerhin 58 Geboten zur Zeit des Screenshots ist dann wohl auch eher ihr Foto als der recht einfallslose Text verantwortlich. Denn Die Artikelbeschreibung ihrer selbst lautete:
“Hey Jungs
Wer würde gerne eine 2 Monatige Facebook-Beziehung mit mir haben?
Dann fleißig bieten, ich warte!! 😀
egal wie alt und gilt ab da ich das Geld habe =)))”
Käufliche Liebe ist nichts neues, doch erscheint diese zwar harmlosere Form dennoch obskur. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass viele Facebook-user (unter ihnen meine eigenen Freunde) diverse dieser Auktionen in den vergangenen Wochen posteten. Selbstverständlich erreicht jede Meldung, die in einem Netzwerk mehrfach geteilt wird, binnen kürzester Zeit ein riesen Publikum. So wurden wohl die bis dato recht versteckt gebliebenen Geschäftchen der jungen Frauen bekannt. Denn die Idee und das Geschäftsmodell sind keineswegs so brandneu wie die Ermittlungen gegen die oftmaligen Fake-Profile, hinter denen keine realen Persönlichkeiten stehen. Die gab es bereits im August dieses Jahres, wie ein Blogger beweist. Zu seinem Blogeintrag gehört ein Bild, wieder ein Screenshot aus eBay. Erstaunlich ist, dass dieses Mal ein Mann seinen Namen und sein Profil für eine Web-Beziehung versteigert, waren es anderen Bloggern zufolge vor allem in letzter Zeit doch hauptsächlich weibliche Anbieterinnen.
Wie hoch bietest du? Oder: Wie tief sinkst du?!
Doch mal ehrlich: In was für einer Welt leben wir, in der sich offenbar nicht nur das halbe Leben im Internet abspielt, wo Leute gerne zeigen, in welcher Form einer Beziehung sie angeblich mit wem stecken, sondern auch noch Menschen ganz bewusst sich selbst als Produkt in ein Shopping-Portal stellen?! Und ist es denn auf Käufer- bzw. Bieter-Seite nicht Selbstdiskriminierung genug, eine Fake-Beziehung mit einem Unbekannten einzugehen? Offenbar nicht. Denn gewinnen tut der, der am meisten bietet…oder doch eher der, der bereits am tiefsten gesunken ist? Beziehungen stellen im online-Zeitalter offensichtlich nichtmehr das dar, was sie einmal taten. Ständig liest man auf seiner Startseite neue Meldungen bezüglich des Beziehungsstatus‘ diverser (Facebook-)Freunde, die häufig genauso gerne teilen wenn sie sich wieder einmal getrennt haben und erneut zu den „Singles“ gehören, wie wenn sie eine neue (zeitweilige) Partnerschaft eingehen. Doch wer absichtlich provoziert, dass sein Beziehungsstatus für von vorneherein 2 festgesetzte Monate im Profil ganz schön aussieht und dafür auch noch hunderte, bzw. tausende von Euro hinblättert, ist schon ein schiefer Typ. Vielleicht fanden deswegen einige ihre Wunsch-Beziehungen in eBay unter der Rubrik „Sammeln & Seltenes > Total Verrücktes > Total durchgeknallt“, wie in einem Artikel dieses Medien-News-Portals bereits im September berichtet wurde.
Prestige-Förderung durch falsche Beziehungen?
Insgesamt dient dieses ganze Vorspielen und fälschliche Vorgeben einer interpersonalen Beziehung auf Facebook jedoch einzig und allein dem Prestige einer Person, das bei besonders hübschen, oder „geilen“ Freundinnen / Freunden, wohl positiv beeinflusst wird. So, oder so ähnlich müssen die Motive der Mitsteigerer auf eBay ausgesehen haben, denn wie in einem weiteren privaten Online-Blog beschrieben ist, beinhalteten die Angebote „kein reales Treffen oder jegliche Chancen auf ein reales Kennenlernen.“ Weiter steht dort, dass die Freundschaft und der Beziehungsstatus sofort vom Anbieter gekündigt werden darf, sobald obszöne Mails, Bilder, oder Anfragen auch nach einer Verwarnung nicht aufhören sollten. Es war also von vorne herein erklärt, dass sich der Ersteigerer seines als allgemein für hübsch befundenen „Artikels“ keine Hoffnungen auf mehr oder eine jemals echte Beziehung machen durfte.
Doch auch auf der anderen, der Anbieter-Seite, ist es, wie bereits erwähnt, doch fragwürdig, sich auf materielle Ebene herabzusetzen und sogar seinen „Artikelzustand“ anzugeben. Manche titulieren sich als „sehr gut“ , andere geben sogar in wenig für sich werbender Art und Weise an, bereits „gebraucht“ zu sein.
Online-Handel mit Dienstleistungen für soziale Netzwerke wird immer populärer
Da fragt man sich: Wie weit soll dieser Handel mit Dienstleistungen für soziale Netzwerken noch gehen? Schockierend genug ist es, dass, seit geraumer Zeit jegliche Dienste online für Geld zu haben sind. Und das ganz legal und völlig normal?! Beispielsweise zahlt man bei getfansfast.com bis zu knapp 3.000$ für bis zu 10.000 neue Facebook-Fans, und das alles bei 100%iger Geld-zurück-Garantie, falls es nicht funktionieren sollte. Ein anderes Beispiel ist die Seite Fünfi.de, auf der, passend zum Namen, 5-€-Deals zu allem Möglichen abgeschlossen werden können. Gibt man den Suchbegriff „Facebook“ ein, ergibt sich eine Liste diverser Dienste. Ob man nun sein Produkt promoten lassen möchte, oder lieber „how-to“-Tipps für 500 neue Fans pro Tag bekommen will – das Portal lässt keine Wünsche offen. Wirklich keine. Denn auch hier bietet eine Verkäuferin namens Fashionmodel an, über 2 Monate hinweg eine Facebook-Beziehung mit dem Käufer zu führen – inklusive Beziehungsstatus, süßer Posts, oder Modelbilder ihrer selbst auf seiner Pinnwand. Dieses Konzept funktioniert auch für andere soziale Netzwerke wie StudiVZ oder Wer-kennt-wen.de, wie weitere bei Fünfi.de aufgelistete Angebote zeigen. Anscheinend ist hier die gefundene Marktlücke, welche ja auf eBay verboten ist, nicht nur ebenfalls bereits entdeckt worden, sondern auch gut am Laufen. Denn der Beschreibung des genannten Beziehungs-Angebots für Facebook lässt sich entnehmen, dass bereits zwei Aufträge bei Fashionmodel in der Warteschlange sind.
Völlig crazy? – Ja! Denn auch dieses Angebot findet sich bei Fünfi.de unter der Kategorie „Verrücktes“.
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