Die Zukunft des Buches
von Alexander Karl
Es ist wieder soweit: Vom 14.-17. März präsentiert sich die Buchbranche auf der Leipziger Buchmesse – und mit dabei ist auch die Münchnerin Karla Paul. Seit 2006 bloggt sie auf buchkolumne.de über Bücher, außerdem arbeitet sie seit 2009 bei der Literaturcommunity LovelyBooks.de im Bereich der Redaktionsleitung und des Social Media Managements. Wenn dann auch noch Anfang 2014 ihr Buch „Das Alphabet der Bücher: Bekenntnisse einer hemmungslosen Leserin“ im Heyne Verlag erscheint, wird wohl allen klar werden – diese Frau liebt Bücher!
Mit media-bubble.de sprach Karla Paul über die Bedeutung der Buchmesse im Internetzeitalter, die Trends des Buchmarkts und Social Media bei Büchern.
Karla, die Buchmessen haben in Deutschland eine lange Tradition. Welche Bedeutung haben sie noch im Zeitalter des Internets?
Die Kommunikation findet meistens das ganze Jahr über auf digitalem Weg bzw. telefonisch statt – umso schöner ist es dann, wenn man sich in Leipzig und Frankfurt auch einmal persönlich trifft, wenn man das Zwischenmenschliche pflegen und die Kontakte auch mal bei einem Kaffee vertiefen kann. Hier kann man in kurzer Zeit viele Menschen aus der Branche treffen, sich miteinander vernetzen, Insiderwissen austauschen und was tatsächlich für mich eine große Rolle spielt: Verlage, Autoren und auch die LovelyBooks.de Mitglieder haben ein besseres Gefühl, wenn sie den Menschen, mit dem sie tagtäglich zu tun haben, auch einmal im echten Leben gesehen und kurz mit ihm geredet haben. Man macht sich eben, trotz all der Möglichkeiten via sozialer Netzwerke und Email miteinander in Kontakt zu bleiben, gern auch von Mensch zu Mensch ein richtiges Bild voneinander. Also bleibt die Bedeutung weiterhin sehr wichtig.
Welche Trends gibt es aktuell auf dem Buchmarkt?
Social Reading, Book Discoverability, E-Reader, Epub 3, Selfpublishing – all diese Schlagworte geistern schon seit einigen Jahren bzw. Monaten durch den Raum und es ist ganz klar: alles wird sich verändern. Der Buchmarkt ist im Aufbruch und die Teilnehmer suchen stets nach neuen Möglichkeiten um Literatur an Leser zu vermitteln und sich den Veränderungen anzupassen, sie wenn möglich voranzutreiben. Wir haben uns bei unserem Relaunch auf LovelyBooks.de dem Problem angenommen, wie der Leser in Zukunft online durch Stöbermöglichkeiten neue Bücher für sich entdecken kann, anstatt den Vorgaben und Empfehlungen der Shops zu folgen. Leser wollen wieder mehr entdecken, Geheimtipps (egal ob nun als gebundene Ausgabe oder als E-Book) weitergeben und den Empfehlungen ihrer Freunde folgen – dies wird auf der umgewandelten Plattform alles neu umgesetzt und wir sind sehr gespannt auf die ersten Reaktionen der Branche. Ansonsten wird sicher der neue E-Reader „Tolino“ eine Menge Presse bekommen – ob verdient, das muss sich erst noch zeigen und auch weitere Entwicklungen werden sicherlich erst auf der Messe präsentiert.
Welche Rolle wird Amazon in Zukunft auf dem Buchmarkt – gerade auch im Bereich des E-Books – spielen?
Amazon ist bereits der größte Player auf dem Markt und sorgt für steigende Umsätze im Online-Versandbuchhandel. Trotz der scharfen Kritik aufgrund der Arbeitssituationen bei Amazon wird sich gerade hier wahrscheinlich in den kommenden Monaten noch viel in Richtung des amerikanischen Riesen tun, sollten nicht gerade die Leser hier wieder mehr in Richtung „buy local“ denken. Es gibt zwar mit der Kampagne des Deutschen Buchhandels bzw. des Börsenvereins sowie den Gegengrößen Thalia und Weltbild mit ihrem Tolino Bestrebungen hier wieder mehr Raum einzunehmen, aber ob dies gelingt, dies bleibt abzuwarten. Eins ist sicher – die ersten Leidtragenden sind die kleinen Buchhandlungen vor Ort, denen Amazon Stück für Stück auch aufgrund des wachsenden Ebook-Markts die Existenzgrundlage entzieht.
Wie wichtig sind Internet und Social Media für Bücher? Gibt es da aktuelle Beispiele?
Inzwischen finden die meisten Einkäufe online aufgrund von Empfehlungen statt – d.h. zum Beispiel meine Freunde auf Facebook oder Twitter reden dort über ein Buch und schreiben eine Rezension und da ich diesen vertraue, kaufe ich das Buch eher als wenn es mir über eine Werbung sozusagen aufgedrängt wurde. Wir sehen dies über unsere Facebook-Integration, d.h. wenn ein Mitglied eine Rezension schreibt, dann wird diese automatisch auf Facebook geteilt und so gelangen wiederum dessen Freunde auf unsere Plattform. Aktuell sind auch circa 80-90 Prozent aller Verlage auf den größten sozialen Netzwerken zu finden und auch die Autoren ziehen mehr und mehr nach und suchen dort den Kontakt zum Leser und damit zum Endkunden.
Für wen ist Social Media insgesamt wichtiger: Für Autoren oder Verleger?
Da beide am gleichen Produkt verdienen, ist es auch für beide Gruppen wichtig. Inzwischen wird oft behauptet, dass die Verlage gar dank Selfpublishing ihre Existenzgrundlage verlieren würden, dem muss ich widersprechen. Das was Verlage leisten, d.h. vom Tragen des Risikos, dem Druck, der Verbreitung im flächendeckenden Buchhandel, Presse und Marketing, Qualitätskontrolle und vieles mehr, das ist nur schwer allein zu meistern und ich weiß auch so gut wie kein Beispiel, wo dies nachweislich so geklappt hat, wie es oft und gern in den Medien gehyped wird. Also sollten sich beide online und offline ergänzen und unterstützen und an einem Strang ziehen, damit man mit vereinten Möglichkeiten dem jeweiligen Buch zu einem noch besseren Start bzw. Verkauf verhelfen kann. Inzwischen sind nur Autoren mehr eingebunden und nutzen den direkten Kontakt zum Leser ja auch nicht nur aus Marketinggründen, sondern auch um sich direktes Feedback zum Buch zu holen – was vorher ja nur bei Lesungen vor Ort möglich war. Viele genießen den Austausch sehr und bleiben deswegen auch in veröffentlichungsarmen Zeiten jederzeit gern mit dem Leser in Kontakt.
Welche Tipps hast du für die Nutzung von Social Media bei Büchern?
Das kann man schwer verallgemeinern, oft erarbeiten wir mit den Verlagen zu den jeweiligen Büchern und deren Grundthemen passende Konzepte. Grundsätzlich sollte man als Autor oder Verlag alle Möglichkeiten anbieten, damit die Inhalte möglichst breit und einfach geteilt werden können – z.B. Einbau der Sharing-Buttons auf allen Autoren- und Buchseiten, Integrierung des Social-Reading-Streams im Ebook, die Social Media Accounts des Verlags und Autors überall einbinden und so für den Leser auf allen Netzwerken erreichbar sein. Und dann noch stets authentisch bleiben – auch online entwickelt man ein recht feines Gespür für den Menschen hinter dem Account und trotz aller Bemühungen von Firmen und Marken sich möglichst neutral und glatt zu geben, damit man unangreifbar ist – Kommunikation, d.h. der Dialog funktioniert nur zwischen Menschen und dies sollte man stets bedenken. Wer dann noch die gleichen Regeln für die Offline-Kommunikation d.h. eine sogenannte Netiquette verwendet, der kann eigentlich wenig falsch machen. Und falls es doch noch Fragen gibt – einfach her damit, da ich auch Autoren und Verlage im Auftrag von LovelyBooks.de in Workshops und Seminaren berate und dafür auch jederzeit online zur Verfügung stehe.
Foto: Privat
Bild: flickr/photomequickbooth (CC BY-ND 2.0)
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