Beck’s letzter Sommer – ein Roadtrip durch’s Leben
von Andrea Kroner
Bisher hat sich Robert Beck immer für die langweilige, sichere Variante entschieden. Doch sein Leben bekommt eine Eigendynamik, als er den jungen Rauli das erste Mal Gitarre spielen und singen hört. Denn der Junge hat ein unglaubliches Talent. Gemeinsam schlittern sie von einem Abenteuer ins nächste und eine turbulente Geschichte kommt ins Rollen.
Auf der Jagd nach großen Träumen
Robert Beck (Christian Ulmen) ist frustriert und angewidert von seinem Leben: Sein Job als Musiklehrer an einem Berliner Gymnasium langweilt und er hat weder eine Freundin, noch Perspektiven für die Zukunft. Doch all das ändert sich schlagartig, als er seinen Schüler Rauli (Nahuel Pérez Biscayart) nach dem Unterricht zu sich ruft. Eigentlich möchte er über dessen schwierige familiäre Verhältnisse reden. Doch Rauli brennt nur darauf, mit Becks Gitarre spielen zu dürfen. Entgegen Becks Erwartungen singt und spielt er „Seven Nation Army“ wie ein junger Gott. Bisher hatte Beck den unscheinbaren, litauischen Jungen kaum wahrgenommen. Doch jetzt sieht er seine Chance, Rauli groß raus zu bringen. Denn er selbst hat in jungen Jahren seine eigene Karriere als Musiker aufgegeben. Obwohl er Frontmann der erfolgreichen Band „Cash Punk“ war, hat er sich dennoch für die sichere Variante als Lehrer entschieden und möchte jetzt seinen großen Traum in Rauli verwirklichen.
Beck ist so begeistert von Raulis Talent, dass er mit dem Jungen bald eine erste Demo-CD aufnimmt und ein kleines Konzert organisiert. Alles in der Hoffnung, ein Plattenlabel zu finden. Und ihre Bemühungen sind auch von Erfolg gekrönt. Ein großes Label möchte den Jungen unter Vertrag nehmen, allerdings ohne Beck als Komponist dahinter. Damit bricht für ihn eine Welt zusammen. Er versucht verzweifelt, den Deal vor Rauli zu verheimlichen und ein anderes, kleineres Label zu finden. Da kommt sein Freund Charlie (Eugene Boateng) ihm überhaupt nicht gelegen. Dieser droht ständig damit, sich umzubringen. Deshalb hat Beck ihn ins Krankenhaus eingeliefert. Charlie ist jedoch ausgebüxt und möchte nun, dass Beck ihn sofort zu seiner schwer kranken Mutter nach Istanbul fährt. Eigentlich hat Beck gerade andere Sorgen, doch er lässt sich breit schlagen und auch Rauli schließt sich spontan dem Abenteuer an. Und so begeben sich die drei auf eine atemberaubende Reise. Dabei muss jeder große und kleine Geheimnisse aufdecken, bei denen es am Ende sogar um Leben und Tod geht.
Hautnah dabei
Die gesamte Produktion verlief in enger Zusammenarbeit mit dem Autor der Buchvorlage, Benedict Wells. Denn für die Produzenten war es essentiell, „dass der Film dem Geist des Romans entsprechen muss“. Andererseits war es für den Autor selbst auch wichtig, dass die Verfilmung für sich selbst stehen kann. Die Medien Film und Buch wären so verschieden, dass Veränderungen der Vorlage notwendig seien. Trotzdem müsse die Seele des Buches auch im Film zu finden sein, und das ist sie für ihn in diesem Fall definitiv.
Auch von den Schauspielern ist Wells begeistert. Er verrät, dass er sich Christian Ulmen schon beim Schreiben des Romans als Beck vorgestellt hat. Deshalb hat er ihn sogar ein bisschen in die Rolle „hineingeschrieben“. Noch bevor die Verfilmung überhaupt feststand, fragte er eigenständig bei Ulmen an, ob dieser sich die Rolle vorstellen könnte – und bekam prompt eine Zusage.
Es sollte etwas besonderes sein
Das war den Produzenten von Anfang an sehr wichtig. Sie wollten keinen Mainstream-Film drehen, sondern sich eher an amerikanischen Independent-Produktionen orientieren. Es gibt keine feste Genrezuordnung, denn der Film ist zu ernsthaft für eine Komödie, aber gleichzeitig auch zu lustig für ein Drama.
Leider ist die Idee dahinter nichts Neues: Filme über Selbstfindung und Verwirklichung großer Träume gibt es heutzutage viele und in diesem Fall ist die Handlung an vielen Stellen leider zu vorhersehbar geworden, anders als im Buch. Dennoch ist der Film insgesamt gelungen, da er den Zuschauer mitnimmt und seine Botschaft gut übermitteln kann: Es ist nie zu spät, seine Träume zu leben. Selbst, wenn man sie eigentlich schon aufgegeben hat.