Bild: Anne Täschner

Die rasende Reporterin mit einem Faible für Social Media

Alumni-Portrait über Anne Täschner

Von Vanessa Fatho

Für ihre Masterarbeit reiste sie nach Barcelona, jetzt ist sie Multimedia-Redakteurin und Reporterin beim SWR. Anne Täschner, Alumna der Tübinger Medienwissenschaft, berichtet in ihrem Job über Feuerwehreinsätze, Eichhörnchen-Findelkinder und seit kurzem auch aus dem Corona-Impfzentrum. Langweilig wird ihr dabei nie. Wieso die Ravensburger Handelsfamilie Humpis für ihren heutigen Beruf als Journalistin wegweisend war, verrät sie im Interview.

Bild: Anne Täschner.

Lächelnd sitzt Anne im SWR-Studio vor dem Bildschirm, um von ihrem Werdegang zu erzählen. Draußen ist es bereits dunkel, das Büro ist leer. Die Corona-Pandemie hat die Kolleginnen und Kollegen ins Home-Office verschlagen. Mit Headset und Mikrofon gerüstet, lässt die gebürtige Hamburgerin ihren beruflichen Lebensweg Revue passieren und kommt zu dem Schluss: „Das Masterstudium in Tübingen ist wahrscheinlich das Beste, was mir passiert ist. Da habe ich alles richtig gemacht.“ Mit einem Praktikum, das ihr von einem Dozenten vermittelt wurde, konnte sie bereits während des Studiums im SWR Studio Tübingen Fuß fassen. Heute arbeitet sie dort in Vollzeit. Zwei Wochen im Monat ist sie als rasende Reporterin für den Radiosender SWR4 unterwegs, die andere Hälfte des Monats bespielt sie den Instagram-Kanal von DASDING vor Ort. Sich Konzepte zu überlegen, Stories und Postings zu planen sowie den Content schlussendlich zu produzieren, ist bedeutend zeitaufwendiger, als es die 15-Sekunden-Stories auf Instagram vermuten lassen. Immer up-to-date mit den neuesten Corona-Fallzahlen, versorgt Anne die Follower*innen mit den wichtigsten News aus der Region. Dabei ist sie Produzentin, Moderatorin und Cutterin in einem, eine echte „One-Woman-Show“ eben. Der Arbeit beim öffentlichen-rechtlichen Rundfunk kann die 31-Jährige dabei nur Positives abgewinnen. „Die Programmgestaltung ist nicht am Profit orientiert. Unser Kanal wird unabhängig von Followerzahlen betrieben, solang wir ein gutes Programm machen und einen Mehrwehrt bieten, nämlich den Tübinger Kanal mit Leben zu füllen und dabei dem Auftrag der öffentlichen Meinungsbildung gerecht zu werden.“

Von kuriosen Einsätzen und emotionalen Begegnungen

Bild: Anne Täschner.

Für SWR4 berichtet Anne von der Schwäbischen Alb, interviewt die Menschen vor Ort und produziert Beiträge für das Radioprogramm des Senders. Bei manchen Einsätzen ist sie „mit wehenden Fahnen“ unterwegs, wie sie selbst sagt. Die größte Herausforderung ihrer Arbeit ist dabei gleichzeitig auch die größte Belohnung. „Man hat keine Ahnung, was einen erwartet, wenn man morgens in der Konferenz sitzt. Man fährt zu einem Termin und weiß morgens noch nicht, wo man abends gewesen ist. Es ist fordernd, aber immer auch spannend und abwechslungsreich.“ Besonders den Kontakt zu den Menschen schätzt Anne an ihrem Beruf. „Wenn man jemanden interviewt und die Person sich öffnet, will man die Leute beschützen und ihnen das Gefühl geben, dass sie mit einem reden können. Gleichzeitig hat man den Anspruch, einen tollen Beitrag aus dem Material zu machen und dem Thema gerecht zu werden“. Eine verantwortungsbewusste und allumfassende Berichterstattung ist ihr daher besonders wichtig.

Diese Einsätze als Reporterin sind Anne besonders im Gedächtnis geblieben:

  1. Ein Beitrag über die Aufzucht von Eichhörnchen-Findelkindern in der Wohnung einer tierlieben Dame.
  2. Der morgendliche Brand in der Traube Tonbach 2020, bei dem sie den Feuerwehrkommandanten interviewte.
  3. Ein sehr emotionaler Besuch am Küchentisch eines Sohnes und seiner über 100-Jährigen Mutter, die er zuhause pflegt.

Für die Masterarbeit von Ravensburg bis nach Barcelona

Wenn Anne eines für ihre Arbeit aufbringt, dann ist es Einsatz. So reiste sie für ihre Masterarbeit schnurstracks vom schwäbischen Ravensburg ins sonnige Barcelona. Und die Idee für ihre Abschlussarbeit? Die bekam sie während einer Uni-Veranstaltung, bei der die Studierenden die mediale Gestaltung einer Ausstellung im Ravensburger Humpis-Quartier übernahmen. Anne konzipierte gemeinsam mit einer Kommilitonin die Hörstücke für den Audioguide, der die Geschichte der mittelalterlichen Handelsfamilie Humpis erzählt. Da kam ihr die Idee, aus der später ihre Masterarbeit werden sollte. Sie begab sich, in Kooperation mit dem SWR, auf die Spuren der Familie Humpis und bereiste deren Handelsroute von Ravensburg bis nach Barcelona. Für ihre Masterarbeit produzierte sie eine Webdoku, für das Radioprogramm des SWR berichtete sie in der Frühsendung von ihrem Reisefortschritt. Und es war jene Reise, die den Grundstein für ihre heutige Arbeit beim SWR legte. Aus einem Praktikum und einem Abschlussprojekt wurde eine freie Mitarbeit über mehrere Jahre, bis sie schließlich in Vollzeit beim SWR einstieg.

  • Anne, dies oder das?

    Öffentlich-rechtlich oder privat?

    Hörfunk oder Fernsehen?

    Social Media oder Radio?

    Facebook oder Instagram?

    Morningshow oder Nightlounge?

Bild: Anne Täschner.

Doch der Weg zum SWR war kein geradliniger. Bevor Anne in Tübingen den Master der Medienwissenschaft studierte, schloss sie ein Bachelorstudium im Bereich Marketing in Hamburg ab. Journalismus hatte sie bis dahin nicht auf dem Schirm, auch für die Schülerzeitung schrieb sie nie. Ein PR-Praktikum in Stuttgart und die Begeisterung für Kommunikation haben sie schließlich ins beschauliche Tübingen geführt. Dem Medienmaster kann sie dabei nur Gutes abgewinnen. „Ich fand es toll, dass der Studiengang so praxisorientiert und breitgefächert ist. Ich bin dadurch wirklich zur Medienpraktikerin geworden und hatte die Möglichkeit, die verschiedenen Medienformate kennenzulernen. Der absolute Pluspunkt waren für mich daher die Praxisseminare, vor allem mit externen Dozierenden. Das hat mich in meiner beruflichen Entwicklung enorm weitergebracht.“ Und die Schülerzeitung? Die braucht es nicht unbedingt, um im Journalismus Fuß zu fassen. Je früher man Erfahrung sammelt, desto besser, doch im Endeffekt zählen Motivation und Einsatz, wie Anne heute weiß.

Tipps für die Studis der Medienwissenschaft von Anne

Erfahrung schlägt die Regelstudienzeit!

„Man sollte die Chancen während des Studiums nutzen, Praktika oder Nebenjobs zu absolvieren, um die journalistische Praxis kennenzulernen. Wie lange man studiert, ist schlussendlich nicht relevant. Die Erfahrung zählt.“

Welchen Beruf würdest du über mehrere Jahrzehnte ausüben wollen?

„Du solltest das machen, worauf du Lust hast und nicht so viel Wert darauf legen, welcher Studiengang und Beruf als sinnvoll oder sicher gilt. Das eigene Interesse sollte ausschlaggebend für die Studienwahl sein.“

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

„Studierende sollte sich mehr zutrauen. Es kommt nicht immer auf die Referenzen an. Die Angaben in Stellenausschreibungen sind Vorstellungen, die man aber nicht zu 100% erfüllen muss.  Man sollte es einfach versuchen. Mehr als eine Absage kann man nicht bekommen.“

Vom hohen Norden übers Schwabenland bis in sonnige Spanien – Annes beruflicher Werdegang hat sie über Stock und Stein geführt. Und wo soll die Reise noch hingehen? Trotz ihrer Leidenschaft für Radio und Social Media, könnte das Nordlicht es sich durchaus vorstellen, irgendwann beim Fernsehen zu arbeiten. Wissensformate und Naturdokumentationen stehen dabei ganz oben auf ihrer Liste. Doch auch den Menschen möchte Anne treu bleiben. Ihr Anspruch: Sie will Geschichten aus dem Leben erzählen – und das am liebsten aus der Region.

Mehr von Anne gibt es auf dem Instagram-Kanal @wirsindtuebingen von DASDING vor Ort zu sehen.