Bild: Anna van Aken

Fasziniert von Sprache, geliebt von der Kamera und immer auf der Suche nach Abwechslung

Alumni-Portrait über die Sprecherin Anna van Aken

Von Lea Jansky

Sprache, Musicals, Schauspiel – Anna van Aken „hat schon immer das Künstlerische und Kreative geliebt“. Vor allem Sprache faszinierte die 26 Jahre alte Studentin aus Stuttgart besonders. Die Leidenschaft dafür war so groß, dass sie diesen Weg auch beruflich einschlug und nach wie vor von der Vielfältigkeit der Stimme, Sprachen und dem sprachlichen Ausdruck begeistert ist. Dies führte sie in Richtung ihres Traumberufs: Sprecherin und Sprechkünstlerin.

Nach ihrem Abitur war Anna van Aken zunächst unschlüssig, was ihren künftigen Berufsweg anging. Zwar hatte sie großes Interesse für Musik, Schauspiel und Sprachen, jedoch fehlte für sie persönlich doch noch der letzte Schritt in Richtung Schauspiel-Studium. Nach umfangreicher Recherche in der großen Auswahl an kreativen Studiengängen, entdeckte sie schließlich den Studiengang Medienwissenschaften in Tübingen. Zunächst konnte Anna van Aken sich zwar nichts Genaues unter dem Studiengang vorstellen, malte sich jedoch spannende Erfahrungen in Bereichen wie Moderation und Journalismus aus.

Fernsehen, Radio, Social-Media: Praktika als Wegweiser – und als Ausschlusskriterium

Neben ihrem Studium in Tübingen absolvierte Anna van Aken verschiedene Praktika und freie Mitarbeiten in unterschiedlichen Bereichen. So konnte sie im Bereich Fernsehen beim ZDF und im Bereich Social Media beim SWR Erfahrungen sammeln. Doch anstatt ihren Berufswunsch vom Journalismus zu verstärken, zog sie ein anderes Fazit, denn die Praktika „zeigten teilweise auch, dass bestimmte Dinge vielleicht doch nichts für einen sind“. Vor allem bei ihrer Stelle beim ZDF in der Redaktion von 1, 2 oder 3 stellte die Studentin schnell fest, dass sie an der täglichen Büroarbeit keinen so großen Spaß hat. Vielmehr kam die große Begeisterung erst bei der Sendungsproduktion und sie freute sich: „Ja, jetzt wird es richtig spannend.“

Bild: Anna van Aken

Beim ZDF hatte van Aken außerdem ein ganz besonderes Schlüsselerlebnis: Bei einer Hospitation beim Heute Journal traf sie Claus Kleber. In einem Gespräch nach der Sendungsaufzeichnung gab er ihr mit auf den Weg: „Halte immer die Augen offen und ergreife die Chancen und Möglichkeiten, die sich dir bieten.“ Diesen Satz nahm sich die damalige Tübinger Studentin zu Herzen und verinnerlichte: „Ich mache alles, was sich mir bietet und dann wird alles so geschehen, wie es soll und klappt schon.“ Daraufhin nahm sie in Tübingen an einem Masterseminar teil, wodurch sich ihr ein weiterer Praktikumsplatz beim SWR in Tübingen eröffnete – und so ihr neues Motto bestätigte.

Beim SWR im Studio Tübingen konnte die damals 23 Jahre alte Studentin für ein halbes Jahr im Hörfunkjournalismus weitere Erfahrungen sammeln. Das Vorbereiten von Interviews, O-Töne einsammeln und Beiträge bauen – „Das war alles okay, aber immer, wenn ich dann ins Studio durfte zum Einsprechen, da war es so: Ok, jetzt geht´s los, endlich. Und da habe ich gemerkt, dass mir das wahnsinnig Spaß macht. Ich liebe die detaillierte Arbeit beim Einsprechen – dass man eventuell etwas nochmal und nochmal spricht, bis auch die kleinste Betonung stimmt. Ich habe festgestellt, das ist voll mein Ding.“ Die Begeisterung für die Moderation und den sprachlichen Aspekt beim Journalismus ist van Aken deutlich anzumerken, ihre Augen funkeln und sie schwärmt voller Leidenschaft von diesen Schlüsselmomenten in ihrem Praktikum.

Wie auch die redaktionellen Praktika zeigte ihr Auslandsaufenthalt 2016 am IHECS (Institut des Hautes Études des Communications Sociales) in Brüssel Anna van Aken, dass ihr Interesse nicht – wie lange vermutet – im Journalismus lag. Sie stellte fest: „Journalismus kann sehr stressig sein und an die innere Substanz gehen. Auch moralisch oder ethisch finde ich, kann es manchmal sehr schwierig werden.“ Ihr Auslandsaufenthalt und die diversen Praktika lenkten van Aken also vielmehr von der redaktionellen journalistischen Tätigkeit weg und so kristallisierte sich ihre Leidenschaft für Sprache, Stimme und Moderation noch mehr heraus.

Erfahrungen nicht nur hinter der Kamera – der lukrative Nebenjob als Model

Bild: Anna van Aken

Erfahrungen mit der Kamera gewann Anna van Aken jedoch bisher nicht nur bei ihrem Medienwissenschaftsstudium oder ihren Praktika beim Fernsehen hinter der Kamera. Über eine Kommilitonin wurde sie auf den Beruf als Model aufmerksam. Sie bewarb sich bei der Künstlervermittlung in Stuttgart und baute nach und nach ihre Sedcard auf, machte so erste Erfahrungen vor der Kamera bei diversen Shootings und ergatterte einige kommerzielle Modeljobs. Für sie ist das Modeln „der beste Nebenjob, den man machen kann“. Anna van Aken ist sich des häufig negativen Bilds des Modelns bewusst, „dass man dieses Püppchen oder ein Kleiderständer ist – was aber auch teilweise stimmt. Es geht bei den kommerziellen Modeljobs ja nicht um dich als Person, sondern um die Produkte. Trotzdem kann es manchmal anstrengend sein. Die eigene Ausstrahlung und Präsenz sind besonders wichtig und müssen an das Produkt angepasst werden, damit dessen positive Wirkung verstärkt wird.“ Anna van Aken genießt es sehr, vor der Kamera zu stehen und immer das perfekte Motiv und den optimalen Shot herauszukitzeln. Sie hat keine Scheu vor der Kamera und durch den Job lernt sie auf Knopfdruck perfekte Präsenz, Ausstrahlung und Ausdruck zu haben– was ihr auch auf ihrem jetzigen Berufsweg große Vorteile bringt.

Große Anerkennung und die Erfüllung eines absoluten Traums – ein Glückstag

Einen ersten richtigen Job in Richtung „Sprache“ erhielt Anna van Aken am Ende ihres Studiums in Tübingen. Sie hatte ihren Bachelor in Medienwissenschaften mit dem Radiofeature Sehnsucht Musical – Der harte Weg zum Erfolg abgeschlossen Darüber wurde eine Master-Studentin auf sie aufmerksam und fragte Anna an, ihre Master-Arbeit – auch ein Radiofeature – für sie einzusprechen. Für die Bachelorabsolventin war dies „ein sehr schönes und berührendes Gefühl, wenn man das erste Mal gefragt wird: „Willst du die Stimme dafür sein?“ Dieses einprägende Gefühl wurde am selben Tag noch verstärkt, als Anna van Aken die Zusage für ihr Studium an der HDMK in Stuttgart erhielt. Dies war „ein sehr großer Wunsch, der da in Erfüllung gegangen ist, weil ich nur das wollte und für mich war alles andere nur eine schlechte Alternative. Ich war überglücklich und bin es immer noch.“ Die drei Tage lange, taffe Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule hatte sich also ausgezahlt.

Sprechkunst und Sprecherziehung – das Traumstudium in Richtung Beruf

Seit Oktober 2019 studiert Anna van Aken nun an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart den Studiengang Sprechkunst und Sprecherziehung. Das Studium umfasst die verschiedenen Bereiche wie Sprechkunst inklusive Atem- und Stimmtraining, Körperwahrnehmung, Bewegungstraining und Schauspielunterricht, Mediensprechen am Mikrofon, Rhetorik und Sprecherziehung.

Bild: Anna van Aken

Bei ihrem jetzigen Bachelor hat die 26 Jahre alte Studentin einen straffen Stundenplan und das intensive Studium mit nur sechs Studenten in ihrem Semester verlangt ihr einiges ab. Doch trotz großem Zeitaufwand ist van Aken begeistert von ihrer Studienwahl und verbessert sich laufend. Vor allem die Seminare im Bereich Sprechkunst bereiten ihr großen Spaß und sie könnte sich auch Jobs in Richtung Schauspiel vorstellen. Erste Erfahrungen auf der Bühne konnte van Aken bereits bei Musical-Auftritten sammeln. Als Choristin durfte sie beim Disney Musical Der Glöckner von Notre Dame in Stuttgart im SI-Zentrum auftreten. Hierfür stand sie ein Jahr lang, circa zwei Mal pro Woche, auf der Bühne. Voller Begeisterung berichtet Anna: „Ich finde immer noch keine Worte dafür, weil für mich da so ein unfassbarer Traum in Erfüllung gegangen ist. Ich kann es immer noch nicht realisieren.“ Ihre Leidenschaft für die Musik, für die Bühne und für Musicals begleitet Anna bis heute und spiegelt sich nun auch in ihrem Studium wider.

„Man kann sich immer verbessern. Es geht darum, beim Sprechen mit den Gedanken und dem Gefühl wirklich bei dem zu sein, was man einspricht. Genau zu wissen, was sage ich und warum. Mir bewusst zu machen: Wen will ich erreichen und wie? Wie ist mein Gefühlszustand dabei? Man hört das alles einfach. Ich versuche immer, zunächst den Satz und meine Intention dabei zu greifen, sodass ich es bildlich vor mir habe. Erst bildlich denken, dann sprechen – genau das kann man immer weiter ausbauen.“

Der Beruf „Sprecherin“ – viel Abwechslung, die Durchhaltevermögen fordert

Neben ihrem Studium arbeitet Anna van Aken bereits seit 2019 als selbstständige Sprecherin. Bisher hatte sie kleine Aufträge wie das Einsprechen von Radiofeatures, Erklärvideos, einen Dokumentarfilm in Tansania und eine Filmsynchronisation eines belgischen Films. Gerade ist sie dabei, sich eine eigene Webseite aufzubauen und als nächstes dann mit ersten Demos bei Tonstudios anzufragen – aber alles Schritt für Schritt. Auch als Stimm- und Sprechtrainerin ist sie seit 2020 selbstständig tätig. Erste Jobs hatte sie hierbei in Tübingen, wo sie bereits ein Semester lang einen Phonetik Kurs – ein Aussprachetraining für ausländische Studierende – geleitet hat. Nach vielen positiven Rückmeldungen der Dozenten, durfte sie auch noch ein Stimm- und Sprechtraining organisieren. Dabei bemerkte sie, dass sie sich diese Unterrichtsweise sehr gut in Kombination mit ihrer eigenen Sprechertätigkeit vorstellen könnte.
Vor allem die Abwechslung gefällt Anna van Aken an dem Beruf der Sprecherin. Sie sieht es als Herausforderung, verschiedene Rollen und Texte zu sprechen – nur auf ein Genre spezialisieren, möchte sie sich hingegen nicht. Auch die Vielseitigkeit in dem Berufsfeld begeistert die Studentin:

„Am besten gefällt mir, dass man seine Stimme kreativ benutzt, um etwas auszudrücken und zu vermitteln. Ich liebe dieses aktive Machen, Produzieren und künstlerische Umsetzen und damit andere zu bewegen und ihnen Freude zu bereiten. Für mich wäre es das Schlimmste, wenn ich wüsste, ich müsste jeden Tag um acht in mein Büro, dann nach Hause, zu Abendessen und ins Bett, und das am nächsten Tag nochmal. Ich denke als Sprecherin geht das nicht, weil man so viele verschiedene Kunden und Arbeitsfelder haben kann, da hat man immer Abwechslung.“

Trotz aller Begeisterung für ihren Traumberuf ist van Aken realistisch. Sie ist sich bewusst, dass man „vor allem am Anfang extrem viel Ausdauer, die Kraft und auch Geduld“ braucht. Auch, wenn sie weiß: „Bisher hat bei mir immer alles geklappt und ist gut gelaufen und ich wünsche mir oft, der Tag hätte mehr als 24 Stunden, aber generell kann es, glaube ich, oft schwer sein und auch Rückschläge können einen extrem runterziehen und da muss man dann einfach durchhalten und weitermachen.“

Offene Zukunftspläne und der große Wunsch vom Schauspiel

Bild: Anna van Aken

Momentan ist van Aken sehr glücklich mit ihrem Studium. Genaue Pläne für die Zeit direkt nach ihrem vierjährigen Bachelor in Stuttgart hat sie noch nicht. Grundsätzlich würde das 26 Jahre alte Model später am liebsten selbstständig als Sprecherin und Sprechkünstlerin arbeiten in möglichst verschiedenen Bereichen – die immer neue Herausforderung steht für Anna hier im Vordergrund. Eine Festanstellung? Das käme für sie zum Beispiel bei einer Stelle als Moderatorin in Frage – am liebsten für eine lustige oder entertainende Show. Sendungen mit Kindern wie 1, 2 oder 3 oder Der Tigerentenclub könnte sich die Stuttgarterin gut vorstellen – „die Tagesschau wäre glaube ich eher nichts für mich“, meint sie lachend. Auch als Stimm- oder Sprechtrainerin zu arbeiten, fände Anna interessant und das Modeln will sie sowieso beibehalten – Hauptsache, viel Abwechslung also.
Einen großen Traum für die Zukunft hat Anna van Aken noch: mehr Erfahrungen im Bereich Schauspiel zu sammeln. Unglaublich gerne würde die Studentin vor der Kamera stehen und in einem größeren Film oder einer Serie mitspielen. Hierbei ist sie jedoch „realistisch und weiß, dass es schwer ist, in der Schauspielbranche langfristig Fuß zu fassen. Aber ich denke, wenn etwas kommen soll, dann wird es auch kommen und sich ergeben, ich kann mir das gut vorstellen und würde mir das auch wünschen“. Wieder lebt Anna hier nach ihrem Leitfaden von Claus Kleber – und auch wenn ihre Pläne für die Zukunft noch offen sind, so wird sich alles von allein ergeben und den richtigen Weg für Anna van Aken herbeiführen.

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