Bild: The Hempany (Chris Veit links)

Vom Mewi-Studenten zum Start-Up Gründer

Ein Portrait über Chris Veit

Von Alicia Schweizer

Chris Veit ist Co-Founder des jungen Stuttgarter Unternehmens The Hempany. Gemeinsam mit seinem Team hat er sich zum Ziel gemacht, den Lebensmittelmarkt zu erobern und zwar mit einer Zutat, die lange als eher ungewöhnlich galt: die Hanfpflanze. Doch wie wird man zum Mitbegründer eines aufstrebenden Start-Ups und welche Rolle spielt unser Mewi-Studium dabei?

Nach seinem Realschulabschluss beginnt Chris eine Ausbildung bei einer Tageszeitung im Marketing und Vertrieb. Die Abwechslung und das praktische Arbeiten sind nach jahrelangem Schulbankdrücken eine willkommene Abwechslung für ihn. Nach Abschluss seiner Ausbildung ist er noch weitere 1 ½ Jahre im Betrieb tätig, merkt dann aber schnell: Das soll nicht die letzte Station auf seinem Berufsweg sein. „Nach der Ausbildung wird man auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt”, meint er. „Es wird dann schon erwartet, dass man sich zum Experte für ein bestimmtes Gebiet entwickelt und das war mir dann einfach auch zu wenig Abwechslung. Ich dachte mir, da muss es doch noch mehr für mich geben, als 30 Jahre vor dem PC zu sitzen.“ Also holt der damals 19-Jährige sein Abitur nach und beginnt im Anschluss sein Bachelor-Studium in Medienwissenschaft und Erziehungswissenschaft an der Uni Tübingen.

Warum er sich für Mewi entschieden habe? Darauf lächelt Chris verschmitzt. „Medien fand ich sowieso total spannend und ich hatte auch so ein bisschen den Traum, Moderator zu werden“. Das Uni-Umfeld bietet Chris zahlreiche Möglichkeiten, seine verschiedenen Interessen zu verfolgen. Er engagiert sich bei CampusTV und sammelt dort eine Menge praktische Erfahrung. Auch in der Fachschaft ist er aktiv und ist unter anderem an der Entwicklung der Reihe Medienprofis hautnah beteiligt. Dabei lernt er viele verschiedene Größen im Medienbereich kennen. Seine Devise während des Studiums: Nicht nur stur vor sich hin studieren, sondern auch „nach links und rechts schauen“. „Ich hab’ neben meinen Veranstaltungen an der Uni auch versuch,t meine eigenen Interessen zu verfolgen“, meint er. Schon in seiner Studienzeit merkt Chris: Die freie Zeit- und Arbeitseinteilung ist genau sein Ding. Genauso wie die Vielfalt, die das Mewi-Studium in Tübingen zu bieten hat. Im aktiven Mitgestalten des Uni-Umfelds sieht er seine Möglichkeit, sich auszuprobieren und nützliche Erfahrung für später zu sammeln. Ob er da schon den Gedanken hatte, selbst ein Unternehmen zu gründen? Nicht direkt. „Aber das Bewusstsein, dass die Selbstständigkeit echt was für mich wäre, war da schon da.“

Nach Abschluss seines Bachelor-Studiums fängt Chris in der Unternehmensberatung in einem Betrieb mit Standort in Reutlingen an. In diesem Zuge verschlägt es ihn auch für ein Jahr nach San Francisco. Nach zwei Jahren in der Unternehmensberatung merkt er jedoch auch hier wieder, dass die mehr oder weniger starren Strukturen nicht zu ihm passen. Deshalb kehrt er zurück nach Deutschland, um an der Hochschule der Medien seinen Master in Unternehmenskommunikation zu machen. Wie sich später herausstellt, ein echter Glücksfall, denn hier lernt Chris Lena und Laura kennen, die heute wie er auch Co-Founder von The Hempany sind. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Im Social Impact Lab, einem Inkubator für soziale Unternehmen und Innovationen, lernen Lena und Laura Dave und Burkhardt kennen. Gemeinsam entsteht ihre erste Produktidee: Die ChilliChoc, ein leckeres Kakaogetränk, das durch die Kombination von Kakao und Hanf zum Wohlfühl-und Entspannungstrunk wird. Doch die vier merken, dass ihnen zum vollständigen Start-Up-Glück noch ein weiterer Part fehlt. Und da kommt Chris ins Spiel. „Als Lena und Laura mit der Idee auf mich zukamen, wusste ich, dass ist jetzt die Chance, es einfach auszuprobieren“. Also wagen es die fünf und der Grundstein für The Hempany ist gelegt.

Bild: The Hempany

Heute, vier Jahre später ist aus einer ersten Idee ein eigenes Unternehmen mit einer Mission geworden. Mit The Hempany möchten die (heute nur noch vier statt fünf) Gründer*innen ihre Hanfprodukte fest auf dem Lebensmittelmarkt etablieren. Denn Hanf hat sehr viel mehr zu bieten, als nur das Image, dass der grünblättrigen Pflanze sonst anhaftet. Woher dieser Gedanke kommt? Das hat einen sehr persönlichen Grund. Ausschlaggebend war vor allem, dass Burkhardts Partnerin, die seit längerem an MS erkrankt ist, auf den Wirkstoff CBD sehr gut reagiert und er bei ihr eine schmerzlindernde Wirkung erzielt. Mit der ChilliChoc will das Start-Up Konsument*innen deshalb ein leckeres Getränk bieten, das ihnen zusätzlich hilft, sich zu entspannen und außerdem gesünder ist als Alkohol. Der Kakao kann dazu fair bezogen werden, sodass die Produzent*innen vor Ort existenzsichernde Löhne erhalten. Auch werden Bodenprojekte unterstützt, um einen nachhaltigen Anbau zu gewährleisten. Der soziale Aspekt ist bei The Hempany auch nach wie vor ein wichtiges Thema. Zur ChilliChoc hat sich mittlerweile auch ein weiteres Produkt dazugesellt. Mit der Hanfmilck Hemi startet The Hempany durch, denn der Pflanzendrink ist seit Ende März in allen Alnatura- und Rossmann-Filialen gelistet und damit bereit, den Markt zu erobern.

Bild: The Hempany

Doch wie geht man vor, wenn man eine coole Idee hat? Auf die Frage und meine Bemerkung, dass ich da erst mal überhaupt keine Ahnung oder einen Plan hätte, lacht Chris: „Tja, das hatten wir damals auch nicht.“ Insgesamt beschreibt er den Prozess einer Gründung als „Learning-by-Doing“. Durch ein Stipendium beim Social Impact Lab erhält das Team Unterstützung dabei ihr Projekt marktreif zu machen und wird in verschieden Coaching Sessions zu unterschiedlichen Themen, wie Finanzen, beraten. Letzten Endes geht es aber vor allem darum, immer wieder seinen Fokus zu setzen und so eigenständig eine Unternehmensstruktur zu entwickeln. Sich als Team so richtig klar zu werden, wo die Reise hingehen soll, beschreibt Chris als grundlegend. „Wir wussten, unsere Grundwerte stimmen überein, das halte ich bei einer Gründung auch für sehr wichtig“, meint er. Trotzdem hat sich erst im Laufe des Gründungsprozesses eine genaue Vision für das junge Start-Up herauskristallisiert. Auf meine Frage, was er seinem jüngeren Ich für die Anfangszeit gerne mitgeben würde, muss Chris kurz überlegen. „Wir haben grade in der Anfangszeit nonstop gearbeitet, teilweise um die 70/80h pro Woche.“ Hier scheint Chris ganz froh zu sein, dass er das nicht vorher gewusst hat. „Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich gesagt: Nee, dann lass ich es.“ Aber die harte Arbeit zahlt sich aus, genauso wie die Gefühls-Achterbahn, die der Prozess mit sich bringt. „An manchen Tagen denkst du: Wow, jetzt geht’s richtig ab und am nächsten weißt du nicht, wie es weitergehen soll.“ Für Chris war es die turbulente Zeit aber auf alle Fälle wert.

Als Co.-Founder sind sein Gebiet heute die Sales & Investor Relations. So etwas wie einen typischen Arbeitstag gibt es bei ihm eigentlich nicht. Jeder Tag bringt neue Aufgaben und Herausforderungen mit sich. Im täglichen Founder-Meeting tauschen sich die vier Gründer*innen über alles aus, was im Moment ansteht. Chris ist tagtäglich mit verschiedenen Einkäufern und Vertriebskanälen im Gespräch, auch die Planung der Produktion und Entwicklung nimmt natürlich einen großen Teil des Tages ein. Prinzipiell überschneiden sich dabei auch viele Aufgabengebiete der Gründer*innen. Langweiligen Alltagstrott gibt es da nicht. Natürlich bringt ein eigenes Unternehmen auch einiges an Verantwortung mit sich, nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle Mitarbeiter*innen im Team. Doch gerade diese Verantwortung, die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wo die Reise für The Hempany hingeht und, dass er voll und ganz hinter dem Unternehmen und seinen Projekten steht, treibt Chris an.

Was Chris uns Mewis für den Rest unseres Studiums mitgeben würde? Gar keine so einfache Frage findet er. „Das ist ja vor allem auch Typsache“, meint er. Was ihm auf alle Fälle geholfen hat, ist es, während des Studiums so viel wie möglich auszuprobieren, festzustellen, was ihm liegt und was nicht, und so jede mögliche Erfahrung mitzunehmen. Auf den Punkt gebracht aber vor allem eines: Bleibt neugierig.