Zwei Tage wach
von Sanja Döttling
Auf dem Trickfilmfestival werden nicht nur fertige Kurzfilme gezeigt, sondern auch noch welche gemacht. Bei der „Crazy Horse Session – 48 h Animation Jam“ hatten vier Animationsteams die Aufgabe, das kunterbunte Pferdchen in Szene zu setzen. Und das in nur zwei Tagen.
Pferd in Szene
Seit 2007 ist die „Crazy Horse Session“ Teil des Trickfilmfestivals. Die Aufgabe: Innerhalb von 48 Stunden einen Animationsfilm erstellen. Im siebten Jahr des Awards stellten sich vier Teams der Herausforderung. Der Wettbewerb ist ausgelegt für Animationsstudenten sowie junge Filmemacher unter 30. Den Teilnehmern ist Handlung und Arbeitsweise freigestellt. Was sie eint, ist das Festivalmaskottchen Trixi, ein kunterbuntes Pferd. Die Besetzung war, wie auch schon in den vergangenen Jahren, international. Dänemark, Polen, Spanien und Großbritannien traten an. Die Jury bestand aus den Gewinnern des Vorjahres. Der Preis ist das Flugticket zum nächsten Trickfilmfestival im Jahr 2014.
Spanische Preisträger
Am Ende konnte sich das spanische Team, bestehend aus Antonio Jesús Busto Algarin und Martin Martinez Garcia, den Preis sichern. Ihr Film „Trixies Curiosity“ ist ein farbenfroher Trickfilm. Sie studieren beide an der in Valencia bildende Kunst. „Der Studiengang ist sehr vielseitig“, sagt Busto. „Wir können belegen, worauf wir Lust haben: Film, Trickfilm, Skulptur, Architektur, Malerei und mehr.“
Busto verbrachte einige Zeit in Vancouver, Kanada. Dort traf er auf die Gewinner des letzten Jahres, die ihm vom dem Wettbewerb in Stuttgart erzählten. Daraufhin beschloss Busto, selbst an dem Wettbewerb teilzunehmen und holte Martin ins Boot. „Martin und ich haben schon einen anderen Kurzfilm zusammen gemacht, er trägt den Titel ‚The day I killed my best friend ‘“, erzählt Busto. „Das gemeinsame Arbeiten war cool, deshalb dachte ich, wir nehmen zusammen am Wettbewerb teil.“
Viel Zeit
Zwei Tage, um einen technisch immer aufwendigen Trickfilm zu drehen. Mal ehrlich – haben Busto und Martin wirklich alles in dieser Zeit gemacht? Noch nicht einmal davor an der Idee gearbeitet? Busto sagt: „Wir haben wirklich alles an diesen zwei Tagen gemacht. Wir haben die Idee auch nicht davor entwickelt, das wäre ja unfair gewesen.“ Bei dem Song zum Film haben sie auf private Kontakte zurückgegriffen: Bustos Bruder hat ihn eingespielt, und zwar auch innerhalb der Wettbewerbszeit. „Nur eben zuhause in Spanien“, ergänzt Busto.
Der Wettbewerb war natürlich eine Herausforderung. Busto erklärt die Schwierigkeit: „Wir mussten herausfinden, was überhaupt in 48 Stunden möglich ist. Dafür griffen wir natürlich auf Techniken zurück, die wir kennen und mögen.“ Zu den verwendeten Tools gehörten Programme von Adobe, wie After Effects und Photoshop – zusätzlich arbeiteten sie mit dem teuren Programm Tuon Boom Animaton. Busto ergänzt: „Außerdem muss man sehr ökonomisch arbeiten, was uns ganz gut gelang, weil wir schon zusammen gearbeitet haben.“ Busto und Martin erzählen, dass sie sogar schneller waren als nach der ersten Planung gedacht. Sie haben täglich drei Stunden Schlaf bekommen und wirkten so am Sonntag bei der Preisverleihung ziemlich fit. Busto resümiert: „Der Wettbewerb war eine wirklich gute Erfahrung. Es war eine Freude, ganz ungestört arbeiten zu können, während wir mit freien Getränken und so versorgt wurden, wie bei Mama. Wir konnten uns wirklich ganz aufs animieren konzentrieren.“
Die Teilnehmer des Wettbewerbs saßen zusammen im Jugendhaus Mitte. Obwohl alle auf den Gewinn aus waren, stand für Busto die Gemeinschaft im Vordergrund. „Es ist schön, eine solche Erfahrung teilen zu können“, sagt er. Die beiden werden nächstes Jahr als Jury des Wettbewerbs wieder nach Stuttgart kommen – und diesmal vielleicht ein bisschen mehr Schlaf bekommen.
Auf der Seite des Festivals lassen sich die Videos des letzten Jahres anschauen, mehr von Martin Martinez Garcia gibt es auf dieser Seite, Bustos Werke sind hier zu finden.
Foto: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart; Sanja Döttling
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