Wissensvermittlung

Was bedeutet für Dich Wissensvermittlung mittels digitaler Medien?

Von Teresa Seeger

Aktuell – aktueller – „Wissensvermittlung mittels digitaler Medien“. Ein Thema, welches uns nicht nur seit Jahren beschäftigt, sondern welches gerade jetzt, in Zeiten einer Krise, die Aufmerksamkeit bekommt, die es schon viel früher hätte bekommen sollen. Zum Schluss der Reihe „Wissensvermittlung mittels digitaler Medien“ nochmals die wichtigsten Aussagen, Fakten und eine Kleinigkeit zum Nachdenken.

Einige Wochen sind nun seit meinem ersten Beitrag zur Reihe „Wissensvermittlung mittels digitaler Medien“ vergangen. Inzwischen ist einiges passiert, wobei dieses Thema (nicht nur durch mich) unvorhergesehen an wertvoller und langersehnter Aufmerksamkeit gewonnen hat.

 

Was bisher geschah…

Wie in meinem ersten Beitrag festgehalten, haben digitale Medien die klassische, traditionelle Form eines Lernsystems in den letzten Jahren bereits verändert und aufgelockert. Schülerinnen und Schülern können somit Lehrinhalte noch effizienter vermittelt und die Motivation und der Spaß am Lernen gesteigert werden. Wissensvermittlung mittels digitaler Medien bedeutet jedoch nicht nur die Unterstützung der Lehre durch digitale Medien, sondern auch das vollständige Online-Lernen – Stichwort: E-Learning. Was genau der Begriff E-Learning bedeutet wird im Beitrag „Im Internet schwimmen lernen“ beschrieben.

Viele kleine Unternehmen und Startups konnten sich in den letzten Jahren in diesem innovativen Bereich etablieren und entwickelten Online-Lernplattformen und Apps, mit denen Schülerinnen und Schülern das Lernen erleichtert wird. So auch das deutsche Startup „TheSimpleClub“, welches Schülerinnen und Schülern und Studierenden spielend leicht Nachhilfe in naturwissenschaftlichen Fächern gibt. Vorteile einer solchen Online-Lernplatform:

1. selbstständiges Lernen im eigenen Tempo

2. die Inhalte sind auf Augenhöhe und daher angenehmer zu konsumieren

3. die Themen sind auf den Kern fokussiert, wobei keine Zeit für irrelevante Informationen verschwendet wird.

digitale Lehre

Schülerinnen und Schüler, Eltern, sowie Lehrerinnen und Lehrer sind sich einig, dass sich in der Digitalisierung der Schulen eine große Chance für nachhaltiges und erfolgreiches Lernen bietet. Als wichtigster Vorteil wird dabei die Vielfalt der Lerninhalte genannt. Foto: Statista

Langersehnte Aufmerksamkeit

Als im März dieses Jahres die Schulen auf Grund der Corona-Krise ihre Türen schließen mussten, kamen die Versäumnisse der Bildungspolitik angesichts der Digitalisierung ans Licht. „Jetzt rächt sich, dass sich in Deutschland bei der Digitalisierung der Schulen so lange nichts richtig bewegt hat“, so VBE-Präsident Udo Beckmann. Das Potenzial digitaler Medien, gerade im Bereich der Bildung, wurde in den letzten Jahren unterschätzt und nur ein Bruchteil dessen eingesetzt, was zu Beginn 2019 noch so vielversprechend klang. Mit dem „Digital-Pakt Schule“ wurde ein 5 Milliarden Euro teures Paket geschnürt, mit welchem die Digitalisierung in der Bildung vorangetrieben werden soll. Dennoch wurden bisher nur rund 40 Millionen Euro freigegeben.

Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende sind nun vom einen auf den anderen Tag gezwungen, ihren Unterricht ins Digitale zu verlegen, ob dies nun möglich ist, oder nicht. Gezwungen, ohne Vorbereitung ins kalte Wasser zu springen. „Homeschooling“ ist eines der Wörter, welches uns wohl allen, Ende des Jahres in guter oder auch weniger guter Erinnerung bleiben wird.

Perspektivenwechsel Forschung

Auch in der Wissenschaft und Forschung steht dieses Thema längst schon auf der Agenda. So befasst sich auch der Wissenschaftler Andreas Lachner mit der Materie. Als Wissenschaftler des IWM und Juniorprofessor an der Universität Tübingen beschäftigt er sich mit dem Schwerpunkt „Lehren und Lernen mit digitalen Medien“. Seine Forschung spricht dabei weniger vom sogenannten “E-Learning“, sondern mehr von einer „Technologie-Integration“. „Wie kann ich, wenn ich jetzt Unterricht mache, da noch digitale Medien integrieren?“, so Lachner.

Während unseres gemeinsamen Gespräches wurde mir bewusst, dass es keine universelle “Methode“ gibt, durch welche ein Erfolg beim Lernen oder Lehren mit digitalen Medien garantiert werden kann. Im Vordergrund stehen stets die Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und deren individuelle Bedürfnisse, auf die eingegangen werden muss.

Neben vielen Projekten von Andreas Lachner sticht eines ganz besonders heraus – das „TüDiLab“. Lachner selbst bezeichnet es weniger als ein “Projekt“, eher als eine “Einrichtung“, in der Forschung aber auch Lehre möglich ist. Die Simulation eines “perfekten“ Klassenzimmers: „Es ist ausgestattet, wie man sich eine gut ausgestattete Schule, oder ein gut ausgestattetes Klassenzimmer vorstellen würde. Also mit Tablets für die ganze Klasse, interaktiven Whiteboards, Computern und es gibt für die Forschung noch zusätzlich Dinge wie z.B. „Eyetracer““. Wie genau die Arbeit im TüDiLab aussieht, wird in einem kleinen Video im Beitrag „Für mich ist das jetzt nicht so ein 0:1 Ding. …“ dargestellt.

Die Zeichen stehen auf Veränderung. Auch wenn durch die vergangenen vier Blogbeiträge vor Augen geführt wurde, dass das Potenzial von digitalen Medien noch lange nicht ausgeschöpft ist, so bleibt dennoch ein gutes Gefühl, denn die Luft nach oben lässt Platz für Fortschritt und Innovation.

Als ich begonnen hatte, Beiträge über das Thema “Wissensvermittlung mittels digitaler Medien“ zu schreiben, war mir dessen Bedeutsamkeit bereits bewusst. Dass digitale Medien ein enormes Potenzial haben, sinnvoll im Bereich der Bildung eingesetzt zu werden, steht dabei außer Frage. Ich hatte dennoch nicht damit gerechnet, dass dieses Bewusstsein längst noch nicht bei allen angekommen war.

Es entsteht der Eindruck, dass erst durch die Corona-Krise ein Wandel stattgefunden hat, durch den digitale Medien und deren Einsatz, gerade im Bereich der Bildung, an Aufmerksamkeit erlangt haben. Aufmerksamkeit, welche meines Erachtens schon viel früher hätte aufkommen sollen. Schlagartig wurden uns all die Fehler der letzten Jahre vor Augen geführt. Wie versäumt wurde, die Digitalisierung weiter voranzutreiben, oder digitale Medien in den Schulalltag miteinzubinden, wenn doch gleich fast jede Schülerin und jeder Schüler ein Smartphone in der Tasche trägt. Technologie begleitet uns bereits seit Jahrzenten und wird uns zukünftig nicht mehr nur begleiten, sondern auch in einigen Bereichen ersetzen. Warum also nutzen wir nicht dieses Potenzial, damit Wissen noch effizienter vermittelt werden kann? 

Ein optimistischer Blick in die Zukunft

Ich bin froh, dass wir nun an einem Punkt in unserer Gesellschaft angekommen sind, an dem das Bewusstsein für digitale Medien und dessen Einsatz gerade im Bereich der Bildung, in den Köpfen der Leute Platz gefunden hat. Der Einsatz von digitalen Medien bei der Wissensvermittlung und dessen Wirkung wird heutzutage, trotz eines zögerlichen Startes, wohl stärker vorangetrieben als je zuvor.

Auch wenn es letzten Endes Nebensache ist, wodurch dieses neugewonnene Bewusstsein geschaffen wurde, ist es dennoch traurig, dass erst ein Ereignis wie die Corona-Krise uns wachrütteln konnte und musste. „Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste“ (Konfuzius). Wir waren nun gezwungen, es auf die “harte“ und bittere Tour zu lernen, und müssen nun aus Erfahrung handeln.

Nun ist es unsere Aufgabe, diesen “Schub“ und das neugewonnene Bewusstsein richtig zu nutzen, das Potenzial digitaler Medien auszuschöpfen und die Augen offen zu halten für Themen, für die genau dieses Bewusstsein noch nicht geschaffen und die schlummernden Potenziale noch nicht vollständig erkannt wurden.

 

Was bedeutet für Sie „Wissensvermittlung mittels digitaler Medien“?

Um meine Reihe und damit dieses wichtige Thema passend abzuschließen, hatte ich die Möglichkeit, zwei Experten in diesem Bereich zu fragen, was für sie „Wissensvermittlung mittels digitaler Medien“ bedeutet, beziehungsweise welche Gedanken ihnen bei diesem Thema in den Sinn kommen.

Professor Dr. Bernhard Pörksen:

„Wissensvermittlung mit oder ohne ist – leider oder glücklicherweise – in einem strengen Sinne gar nicht möglich. Dann wäre Wissen eine Substanz oder ein Ding, das sich von A nach B transferieren ließe. Das heißt: Man kann nur Umgebungen schaffen, in denen die Inspiration gelingt. Und dafür sind digitale Medien sehr gut geeignet – sie haben uns eine Welt des Informationsreichtums beschert – und mitunter auch ein Problem der Informationsüberflutung. Die Mündigkeit des Users, der selbst weiß, was seine Frage ist, wird vor diesem Hintergrund immer wichtiger.“

Professorin Dr. Martina Thiele:

„Das Internet – unendliche Weiten, ein überwältigendes Angebot an Informationen für die Hälfte der Menschheit, die Zugang, „access“ hat. Alles ist jederzeit vorhanden, aktuelle Nachrichten, Archive, Filme und Serien, Musik, Werbung – wir können (fast) alles wissen, was wir wissen wollen.

Aber was will ich eigentlich wissen? Wie groß ist mein Wissensdurst? Was schlagen mir Suchmaschinen wie Google vor und was weiß ich, ohne zu googeln? Ich habe einmal gehört, dass es im Deutschen kein Wort für „nicht mehr durstig“ gibt. Das ist inzwischen veraltetes Wissen. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Sitt

Und nun könnten wir uns austauschen über Bildung, Wissen, unnützes Wissen, wer wem welches Wissen wie vermitteln kann und wer lange vor der Digitalisierung gesagt hat: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Zwischendurch ein Schluck Wasser. Und wie viele Menschen auf der Welt haben noch einmal Zugang zu sauberem Trinkwasser?“

 

Und jetzt Du: Was bedeutet für Dich „Wissensvermittlung mittels digitaler Medien“? Schreib uns einen Kommentar!