Von Unsicherheit und Selbstzweifeln

Von Jasmin M. Gerst

Wir alle müssen es irgendwann tun: Entscheidungen treffen, die alles verändern können. In ihrem ersten Roman „Was will ich und wenn ja, wie viele?“ schreibt die Mainzer Autorin Felicitas Pommerening über entscheidende Veränderungen im Leben von drei Freundinnen und deren Auswirkungen.

Die Qual der Wahl

Der Roman erzählt die Geschichte von Workaholic Andrea, Familienmensch Lotta und Akademikerin Doreen. Die drei Frauen verbindet nicht nur eine enge Freundschaft, sondern auch die Frage, wie es mit dem Leben weitergehen soll. Alle stehen vor der Qual der Wahl – ob beruflich oder privat.

Andrea ist frisch mit ihrem Freund zusammengezogen, hat aber nur ihre Karriere im Sinn. Als sich ihr eine große berufliche Chance bietet, nutzt sie diese, ohne es vorher mit ihrem Freund zu besprechen. Dieser ist davon gar nicht begeistert und so beginnt sie zu zweifeln, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Karriere oder Liebe? Lotta heiratet ihren Florian und ist überglücklich. Aber wann ist der perfekte Zeitpunkt für Kinder? Diese Frage lässt Lotta fast verzweifeln, vor allem, da es für sie beruflich endlich gut läuft. Und Doreen ist genervt von ihrem Zustand als Dauersingle und verliebt sich ihrer Meinung nach immer in den Falschen.

Obwohl alle drei unterschiedlicher nicht sein können, stellen sie sich alle die gleiche Frage: Was will ich wirklich in meinem Leben und wie soll es weiter gehen?

Kein Ratgeber und trotzdem hilfreich

Die drei Freundinnen werden sehr sympathisch dargestellt – schön ist auch, dass man sich mit mindestens einer von ihnen identifizieren kann bzw. mit ihren Problemen. Jeder weiß, spätestens ab 30 stehen die meisten großen Veränderungen an – man heiratet, muss sich beruflich an einen speziellen Ort binden oder man bekommt ein Kind. Es sind genau die Fragen, die man sich zwangsläufig nach Studium oder Ausbildung stellt, wenn das „richtige“ Leben beginnt. Und genau mit diesen Veränderungen beschäftigen sich Andrea, Lotta und Doreen. Dadurch, dass jedes Kapitel abwechselnd aus der Sichtweise einer der Frauen geschrieben ist, bekommt der Leser einen kleinen Einblick in das Leben jeder einzelnen.

Aber, wer hier einen Ratgeber sucht, ist falsch. Denn jeder Mensch trifft andere Entscheidungen, wie man an diesen drei Frauen sehen kann und jede Entscheidung hat seine Vor- und Nachteile. Aber der Roman liefert Ideen, auf die man gar nicht gekommen wäre und vielleicht hilft er dem einen oder anderen ja doch. Es ist ein schöner Frauenroman, der sich damit auseinandersetzt, was man im Leben eigentlich will – es gibt schließlich viele Optionen: Karriere? Mann und Hochzeit? Und dann Kinder? Oder vielleicht doch lieber den Traumjob annehmen, obwohl man dann eventuell vom Partner getrennt sein muss? Oder verlässt man den Traumjob für ein Kind?

Pommerening kennt sich mit Entscheidungen aus

 Felicitas Pommerening sind solche Probleme bekannt – nach ihrem Studium der Filmwissenschaft, Publizistik und Psychologie hat sie fast jährlich den Job und Wohnort gewechselt, bis sie keine Lust mehr hatte. Irgendwann wollte auch sie sich binden und wohnt bis heute mit ihrem Mann und ihren Kindern in Mainz. 2011 hat sie ihre medienwissenschaftliche Doktorarbeit abgeschlossen und kurz darauf erschien ihr erstes Buch „Weiblich, jung, flexibel: Von den wichtigsten Momenten im Leben und wie man sie am besten verpasst“. Anfang 2014 brachte sie ihren ersten Roman „Was will ich und wenn ja wie viele“ heraus.

Da Pommerening selbst Mutter von zwei Kindern ist, kennt sie sich mit Entscheidungen und Fragen wie „Wann ist der beste Zeitpunkt, Kinder zu bekommen?“ aus. Vielleicht wurde sie dadurch dazu inspiriert, uns am Leben von Andrea, Lotta und Doreen und an deren Suche nach Antworten teilhaben zu lassen.

Meiner Meinung nach ist der Roman sehr unterhaltsam und spannend. Und da bald der große Sommerurlaub ansteht, ist er eine weitere perfekte Lektüre für den Strand.

Foto: Berlinverlag.de