Ein Blick hinter die Kameralinse: Propaganda und die emotionale Wirkung der Kriegsfotografie
Von Alena Krieger
Bilder aus dem Krieg bewegen uns. Auch in letzter Zeit sind wir angesichts des Ukraine-Krieges und des Gaza-Konflikts ständig mit ihnen konfrontiert. Doch inwieweit können wir diesen Bildern vertrauen und welche Bedeutung haben sie?
Was ist Kriegsfotografie?
Manchmal drücken Bilder mehr aus als Worte. Nicht anders ist es in der Kriegsberichterstattung.
Bilder spielen in dieser Art der Berichterstattung eine wichtige Rolle, denn sie vermitteln nicht nur Informationen, sondern formen auch die Meinung der Öffentlichkeit und zeichnen ein bestimmtes Bild. Aber diese Bilder entstehen natürlich nicht von selbst – ReporterInnen müssen vor Ort sein.
Einer der bekanntesten Kriegsfotografen ist Robert Capa. Sein Bild „The falling Soldier“ machte ihn bekannt. Der erschossene Soldat steht sinnbildlich für den Spanischen Bürgerkrieg und verhalf Capa zu seinem Ruhm. Doch viele Stimmen berichten, das Bild sei gestellt. Historiker stellten fest, dass das Bild keinem echten Ereignis entspricht. Können wir solchen Bildern also Glauben schenken?
Manipuliert uns die Kriegsfotografie?
Ein beträchtlicher Teil der Kriegsfotografie beinhaltet Propaganda. Im Laufe der Geschichte gibt es viele Beispiele für manipulierte Bilder, etwa das Massaker von Luxor. Im November 1997 veröffentlichte die Schweizer Boulevard Zeitung „Blick“ ein Foto des Hatschepsut-Tempels in Luxor, auf dem am Vortag ein Massaker stattgefunden hatte. Auf dem Bild war eine Wasserpfütze abgebildet, die die Zeitung rot eingefärbt und so gedruckt hatte. Diese Bildmanipulation ist ein starkes Beispiel für die Macht der Bilder.
Eine interessante medienwissenschaftliche Theorie, die sich hier oft wiederfindet, ist das Framing. Je nachdem von welcher Seite das Foto veröffentlicht wird, können andere Ausschnitte des Bildes gezeigt werden, die anders auf die Öffentlichkeit wirken. Die Artdirektorin Ursula Dahmen erstellte für den Tagesspiegel eine Fotomontage, die genau das untermalt: die Montage zeigt ein dreiteiliges Bild eines irakischen Soldaten während des Irak Kriegs 2003. Er ist von US-Soldaten umgeben. Je nachdem, wie man das Bild betrachtet, sieht es so aus, als würde er bedroht oder als würde ihm geholfen.
Oft sind die Grenzen zwischen Information und Propaganda fließend. Denn auch die Funktion der Kriegsfotografie hat sich im Laufe der Geschichte verändert. Immer mehr werden Kriegsbilder zu kommerziellen Waren und zu propagandistischen Instrumenten, da sie auch den Gegner erreichen und die öffentliche Meinung beeinflussen.
Allerdings gibt es neben dem Propaganda Aspekt noch den der Berichterstattung. Kriegsfotografien zeigen die Horror des Krieges und bringen ihn an die Öffentlichkeit und können die Menschen dazu bewegen, gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen.
Warum wird man Kriegsberichterstatterin?
Anja Niedringhaus, auch die Bilderkriegerin genannt, wurde berühmt durch ihre einfühlenden Bilder aus dem Krieg. Ihr Leitsatz: „Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt.“
Im Laufe ihrer Karriere dokumentierte sie zahlreiche Kriege, einschließlich der Terroranschlägen von 9/11 und berichtete aus verschiedenen Konfliktregionen. Niedringhaus zeigt mit ihren Bildern, was der Krieg mit den betroffenen Menschen macht.
In ihren Bildern sind oft Schimmer der Hoffnung zu erkennen. Bilder, auch Kriegsfotografien, zeigen nicht die Wahrheit, das können sie gar nicht. Manchmal sind sie gestellt oder manipuliert, aber manchmal, wie in den Fotografien von Anja Niedringhaus fangen sie menschliche, bewegende Momente zwischen dem Grauen des Krieges ein.
Ihre Beweggründe sind simpel, sie sagt: „Ich mache meine Arbeit nur, um vom Mut der Menschen mit meiner Kamera und meinem Herzen zu berichten“.
Am 4. April 2014 wurde Anja Niedringhaus Opfer eines Attentates. Sie wurde von einem afghanischen Polizisten erschossen. Sie war vor Ort, um über die damalige Präsidentschaftswahl zu berichten.
Sie hinterlässt ein Vermächtnis an Bildern, die das Grauen des Krieges, aber auch hoffnungsvolle Momente dokumentieren.
Zusammengefasst:
Die Kriegsfotografie ist ein wichtiger und facettenreicher Bestandteil der Kriegsberichterstattung. Auf der einen Seite wird sie kommerziell und zur Manipulation genutzt. Auf der anderen Seite kann sie Momente der Hoffnung und Menschlichkeit zeigen und trägt dazu bei, die Gräueltaten des Krieges an die Öffentlichkeit zu bringen.
Wichtig ist, dass man als KonsumentInnen der Bilder weiß, dass Kriegsfotografien Ausschnitte sind und nicht die Wahrheit abbilden können und sie somit schwer einzuordnen sind. Letztendlich sind Bilder subjektiv und auch KriegsreporterInnen können sich davon nicht befreien.
Quellen:
- https://content.time.com/time/world/article/0,8599,1912110,00.html,letzter Zugriff, 27.11.23
- https://www.deutscheboersephotographyfoundation.org/de/sammeln/kuenstler/anja-niedringhaus.php,letzter Zugriff, 27.11.23
- https://www.forum-anja-niedringhaus.de,letzter Zugriff, 27.11.23
- https://www.spiegel.de/fotostrecke/manipulierte-bilder-fotostrecke-107186.html,letzter Zugriff, 27.11.23
- https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/bilder-in-geschichte-und-politik/73169/die-geschichte-der-fotografischen-kriegsberichterstattung/,letzter Zugriff, 27.11.23