Breaking Bad: Unglaublich. Und unterhaltsam.
von Alexander Karl
Breaking Bad ist auch bei deutschen Serienliebhabern längst Kult. Seit 2008 kocht der krebskranke Walter White die Droge Crystal Meth und wird – wie der Serientitel sagt – böse. Nun ist mit „Breaking Down BREAKING BAD“ ein Buch veröffentlicht worden, das sich mit der Dramaturgie und Ästhetik der Serie auseinandersetzt.
Unglaublich. Und unterhaltsam.
Mit Breaking Bad schuf Vince Gilligan eine Serie mit einem außergewöhnlichen Plot: Der Chemielehrer Walter White (Bryan Cranston) erkrankt an Krebs. Um seine Familie nach seinem Ableben finanziell abzusichern, steigt er ins Drogengeschäft ein und kocht Crystal Meth. Was in wenigen Worten völlig absurd klingt, entfaltet sich in fünf Staffeln zu einer atemberaubenden Story, die die Zuschauer in ihren Bann zieht. In den USA läuft die Serie seit 2008, der zweite Teil der fünften Staffel soll dort im Sommer 2013 ausgestrahlt werden. In Deutschland lief Breaking Bad zunächst auf AXN, einem Pay-TV-Sender, und im Free-TV auf ARTE. Aktuell zeigt RTL Nitro die Serie.
Rezension: „Breaking Down BREAKING BAD“
Nun ist in Deutschland mit „Breaking Down BREAKING BAD. Dramaturgie und Ästhetik einer Fernsehserie“ im Wilhelm Fink Verlag ein Buch erschienen, das die Erfolgsserie aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. Wie der Titel des Buches bereits verrät, wird vor allem die Dramaturgie und Ästhetik von Breaking Bad untersucht. Dabei gehen die Autoren Christine Lang und Christoph Dreher auch auf die implizite Dramaturgie in Breaking Bad ein. Im Gegensatz zur expliziten – quasi sichtbaren – Dramaturgie betrachtet die implizierte Dramaturgie das Mitschwingende, das Subtile. Etwa die Bedeutung von Farben und Symbolen, die durch das kulturelle Hintergrundwissen des Zuschauers zu einer zusätzlichen Bedeutungsebene werden. Welche zusätzlichen Lesarten Breaking Bad über die bewusste Nutzung von Codes schafft, wird durch Beispielanalysen einzelner Folgen gezeigt. Sowohl der Pilot als auch die 2. Folge der 1. Staffel werden untersucht, aber auch die Fliegen-Episode aus der dritten Staffel.
Diese Analysen sind äußerst gelungen und enthalten schlaue Hinweise: So wird etwa die metaphorische Bedeutung von Walter Whites Spiel mit dem Feuer am Pool seines Hauses hervorgehoben – auf der audiovisuellen Ebene durch das Entzünden von Streichhölzern dargestellt. Denn Räume, Orte, ja die gesamte Mise-en-scène sind in einem durchkomponierten Werk wie Breaking Bad von Bedeutung. Der Zuschauer wird somit zum Mitdenken angeregt und wenn man als Breaking Bad-Zuschauer „Breaking Down BREAKING BAD“ liest, gibt es einige Aha-Effekte. Das liegt auch an der verständlichen Sprache; die Fachtermini zur Narration und Dramaturgie werden zusätzlich in einem Glossar erklärt. Lesenswert ist auch das Kapitel über ambivalente Figuren, das Breaking Bad in eine Beziehung zu den erfolgreichen (und ebenso anspruchsvollen) Serien The Sopranos und Dexter stellt: Sie alle haben keine moralisch einwandfreien Protagonisten, sondern Helden mit mörderischen Ecken und Kanten.
Ein Wermutstropfen bei „Breaking Down BREAKING BAD“ ist aber sicherlich, dass die letzte Staffel Breaking Bad noch nicht vollständig ausgestrahlt wurde und somit daraus resultierende Entwicklungen in dem vorliegenden Buch noch nicht berücksichtigt werden konnten. Außerdem verwundert es, dass auf Seiten mit Fußnoten die Seitenzahlen fehlen – ungeschickt für das wissenschaftliche Arbeiten.
Insgesamt ist aber ein lesenswertes Buch entstanden, das nicht nur Breaking Bad-Fans viele interessante Aspekte der Serie aufzeigt und sie mit wissenschaftlichem Fundament untermauert.
Christine Lang, Christoph Dreher: Breaking Down BREAKING BAD. Dramaturgie und Ästhetik einer Fernsehserie. 1. Aufl. 2013, 150 Seiten. 19,90 Euro. ISBN: 978-3-7705-5443-0
Buchcover: Copyright Wilhelm Fink Verlag; Bild: flickr/bjhale (CC BY-NC-SA 2.0)
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