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Der Traum vom eigenen Buch

Wie sinnvoll ist eine Veröffentlichung ohne Verlag?

Von Elena Bottke

Schlechte Qualität und geringe Chancen auf Erfolg: mit diesen Vorurteilen haben Bücher, die ohne Verlag veröffentlicht werden, häufig zu kämpfen. Doch ist das selbstständige Publizieren dem herkömmlichen Weg wirklich unterlegen? Immerhin gibt es immer mehr Bücher, die ohne die Unterstützung eines Verlages auf den Markt kommen und es trotzdem auf die Bestseller-Listen schaffen. 

Wer an einem Buch schreibt, das früher oder später an die Öffentlichkeit gelangen soll, muss sich irgendwann mit den verschiedenen Möglichkeiten einer Veröffentlichung auseinandersetzten. Der traditionelle Weg führt die Autor*innen zu einer Agentur bzw. gleich zu einem Verlag, wo das Manuskript zunächst eingereicht, und dann entweder angenommen oder abgelehnt wird. Eine Alternative dazu bietet das Self-Publishing, also die selbstständige Veröffentlichung. Hierbei wenden sich die Autor*innen an keinen Verlag, sondern kümmern sich selbst darum, ihr Manuskript auf den Markt zu bringen. Um nun entscheiden zu können, welcher der Wege der passendere ist, muss zunächst klar sein, wie Self-Publishing funktioniert und was es konkret bedeutet. Welche Vorteile hat es? Auf welche Risiken muss man sich einstellen? Und vor allem: Sind es diese Risiken wert, eingegangen zu werden?   

Von Unabhängigkeit bis Zeitersparnis

Auch wenn der Veröffentlichung ohne Verlag oftmals skeptisch entgegengesehen wird, so bietet sie doch einige Vorteile. Das zeigt sich schon, bevor überhaupt etwas in die Wege geleitet wurde. Ehe sich ein Verlag findet, der das Manuskript annimmt, müssen häufig mehrere Anfragen verschickt werden. Dieser Prozess kann sich über Monate hinziehen. Als Self-Publisher sparen sich die Autor*innen diesen Schritt und können direkt mit der Arbeit beginnen – das spart Aufwand und Zeit. Vor allem im Onlinehandel geht es schnell: Amazon Kindle verspricht Self-Publishern eine weltweite Veröffentlichung in allen Kindle-Shops innerhalb von 72 Stunden. 

Diese Unabhängigkeit vom Verleger gilt entsprechend für viele weitere Schritte des Veröffentlichungsprozesses. Wer diesen selbst in die Hand nimmt, hat die volle Verantwortung in Bezug auf das Buch selbst, den Druck und die Vermarktung. Dahinter steckt zwar viel Arbeit, allerdings bleibt die volle Entscheidungsfreiheit auch den Autor*innen überlassen; über Inhalt, Cover und Titel können sie selbst entscheiden, was alternativ oftmals den Vorgaben des Verlages bzw. Lektorats unterliegt.  

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Auch um das Buch zu bewerben, liegt es an den Autor*innen, sich und ihr Werk auf Social Media und/oder in Buchhandlungen vorzustellen. Der dadurch entstehende Arbeitsaufwand wird jedoch nicht nur durch die Entscheidungsfreiheit entschädigt. Da es keinen Verlag gibt, an den normalerweise ein immenser Prozentsatz des Erlöses abgegeben werden müsste, bleibt der größte Teil des Honorars bei den Autor*innen selbst. Allerdings sind hierbei auch die Kosten für Druck und Marketing zu beachten und somit auch parallel das Risiko, die Ausgaben mit dem Gewinn nicht wettmachen zu können.  

Beispiele für Self-Published Bücher im deutschsprachigen Raum, die sich diese Vorteile zu Nutzen gemacht haben, sind beispielsweise „Schneewittchen muss sterben“ von Nele Neuhaus und „Gefährliche Intrigen“ von Emily Bold. Im internationalen Bereich wurden „Fifty Shades of Grey“ von E.L. James und „The Martian“ (dt.: „Der Marsianer) von Andy Weir zumindest zunächst selbstständig von den Autoren veröffentlicht, ehe die Rechte im späteren Verlauf aufgrund des Erfolgs von Verlagen gekauft wurden.

Die Kehrseite: Was muss bedacht werden?

Neben den positiven Aspekten einer selbstständigen Veröffentlichung gibt es jedoch auch einige Nachteile. Die Übernahme sämtlicher Arbeitsprozesse innerhalb der Veröffentlichung ist mit einem hohen Arbeitsaufwand und entsprechenden Kosten verbunden. Insbesondere im Marketingbereich existieren in Verlagshäusern häufig gute und weitreichende Netzwerke zu Buchhandlungen, anderen Agenturen und Autor*innen, auf die zurückgegriffen werden kann. Dies kommt nicht nur der allgemeinen Vermarktung zugute, sondern auch dem Verkauf des Buches in Buchhandlungen, was beides im Self-Publishing nur schwer und vor allem nicht in diesem Maße zu erreichen ist. Zwar ist es durch den Onlinehandel möglich, Bücher schnell zu veröffentlichen, doch um sich auf dem riesigen Markt durchsetzen zu können braucht es ein gutes Marketingkonzept um die Leser*innen überhaupt auf das Werk aufmerksam zu machen.  

Auch die Qualität eines Manuskripts kann von einem Verlag bzw. dessen Lektorat deutlich profitieren, da dort unter anderem noch einmal mit professionell geschultem Auge auf inhaltliche Belange wie Plausibilität, Satzbau und Lesbarkeit geschaut wird. Dieses professionelle Gegenlesen mag zwar an einigen Stellen des Manuskripts Kürzungen und Überarbeitungen zur Folge haben, kann der Qualität jedoch in der Regel nur zugutekommen. Denn unter anderem aufgrund dieses fehlenden Lektorats muss das Self-Publishing mit einem eher schlechten Image kämpfen. An Büchern, die ohne Verlag veröffentlicht wurden, haften allgemeinhin Vorurteile wie die mangelnde Qualität von Inhalt und Umsetzung.  

Und obwohl der höhere Gewinnanteil verlockend klingt, so darf der Verdienst nicht überschätzt werden. Nach einer Umfrage der Selfpublisherbibel erwirtschafteten 50% der 843 befragten Autor*innen durch ihre selbst veröffentlichen Bücher unter 50 Euro pro Monat, wohingegen nur 13% Ausgaben unter demselben Betrag hatten. 

Fazit

Schlussendlich müssen alle Autor*innen für sich entscheiden, wie sie ihre Werk veröffentlichen möchten und welcher Weg der Beste für sie ist. Beide Veröffentlichungsarten haben ihre jeweiligen Vor- und Nachteile, dessen Gewichtung jeder für sich und sein Manuskript selbst vornehmen muss. Wer Zeit, Lust und die finanziellen Mittel hat, um sich mit der Veröffentlichung seines Buches zu befassen, sollte sich das Self-Publishing in jedem Fall genauer ansehen