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AGILES CHANGE MANAGEMENT

Bewältigt das Konzept aus der Softwareentwicklung die Herausforderung „Mensch“ im Change?

Von Lisa Hornung

Klimawandel, Digitalisierung, Globalisierung, Pandemie, Krieg, …
An Herausforderungen und Krisen mangelt es keineswegs. Wir befinden uns in Zeiten des Umbruchs und Change Management ist so gefragt wie nie zuvor. Welchen Einfluss hat die Trendwelle Agilität auf diese Unternehmensdisziplin?

Im Kontext von Veränderungen tauchen immer mehr Buzzwords auf, das bekannteste ist wohl VUCA. Das ist ein Akronym, dass die Merkmale einer modernen Welt beschreiben soll. Es setzt sich zusammen aus Volatilität (volatility), Unbeständigkeit (uncertainty), Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity) und wurde ursprünglich aus militärischen Führungsprinzipien abgeleitet und auf den wirtschaftlichen Kontext übertragen.

Auch in Unternehmen werden Flexibilität und Anpassungsfähigkeit immer wichtiger. Revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Informatik, Telekommunikation und Softwaretechnologie treiben die globale Vernetzung und Transparenz immer weiter voran. Sie schaffen geradezu einen Wettlauf des Wandels. Gerade in Industrienationen wie Deutschland ist Innovationskraft ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, der stetige Verbesserung verlangt.

CHANGE – OPERATION AM OFFENEN HERZEN VON UNTERNEHMEN

Unternehmen müssen nun ihre Anpassungsfähigkeit beweisen und diesen Wandel managen. Meistens stemmen sie deshalb mehrere Veränderungsprojekte gleichzeitig und parallel zu ihrem eigentlichen Tagesgeschäft – ohne, dass dieses darunter leiden darf. Diese Komplexität wird metaphorisch auch als Operation am offenen Herzen bezeichnet. Kein Wunder also, dass Change Management seit einigen Jahren einen spürbaren Aufschwung erlebt, um diese Veränderungen besser zu steuern.

Ursprünglich entwickelte sich Change Management als Disziplin aus der Organisationsentwicklung heraus und fokussiert sich im Vergleich dazu stärker auf die Abwicklung von Veränderungen. Meistens handelt es sich dabei um die Neukonzeption einer strategischen Ausrichtung, von Strukturen, Systemen oder anderen Praktiken im Unternehmen. Sogenannte Change Manager:innen konzentrieren sich dabei auf die Planung und Durchführung des Veränderungsprozesses, sowie dessen politische Verbreitung im Unternehmen und kümmern sich um die Auswirkungen.

Organisationsentwicklung will die Leistungsfähigkeit von Unternehmen durch umfassende Lern- und Entwicklungsprozesse verbessern. Die zentrale Maßnahme ist dabei ein Moderations- und Coachingprozess, der soziale, kulturelle und technische Aspekte beleuchtet.

Tatsächlich scheitern aber nach Angaben einer Studie von McKinsey zwei von drei dieser angestrebten Veränderungsinitiativen. Die eigentliche Herausforderung ist nämlich meistens der Faktor Mensch. Oft liegt das Scheitern nicht an schlechten Strategien oder Strukturen. Die Achillesferse des Wandels ist vielmehr das menschliche Verhalten. Falls es den Change Manager:innen nicht gelingen sollte, die von einer Veränderung betroffenen Menschen zu überzeugen, entsteht Widerstand im Unternehmen. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Change sind also tatsächlich Kommunikation, Partizipation und Qualifizierung in diesen Prozessen, damit die Menschen an der Veränderung auch mitwirken.

AGILITÄT – KONZEPT AUS DER SOFWAREENTWICKLUNG

Organisatorische Agilität soll die Antwort darauf sein, sich auf diesem wettbewerbsorientierten Markt und an einer Welt voller Unsicherheiten auszurichten. Seinen Ursprung hat das Konzept, wie so viele Innovationen, in der IT-Branche. Die schnellen Fortschritte im IT-Bereich führten dazu, dass klassische Projektmanagement Methoden nicht mehr mit der Entwicklung der Branche schritthalten konnten. Neue Produkte waren damit quasi bereits überholt, bevor sie überhaupt als marktreif galten. Um dieses Ärgernis zu verhindern, wurden neue Methoden auf Basis des Agilen Manifests (2001) entwickelt, damit Projektteams durch iteratives Vorgehen und selbstorganisiertes Arbeiten leistungsfähiger werden. Agilität ist demnach eher eine Philosophie oder ein Paradigma und weist auch Ähnlichkeiten zu VUCA auf. Die Organisationsberater Fabian Brückner und Falko von Ameln beschreiben Agilität sogar als „Erlösungsfantasie in einer heute mehr denn je von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität geprägten Organisationswelt“.

Tatsächlich sind die als agil bezeichneten Methoden aber nicht neu erdacht, sondern vielmehr neu arrangiert und entstammen größtenteils aus Ideen der Organisationsentwicklung. Die Vorteile agiler Methoden wie Transparenz, Partizipation, schnelles Feedback und Flexibilität sind dementsprechend auch Ziele des Change Managements. Das Konzept schafft Voraussetzungen für eine Arbeitsumgebung, die Veränderungen zur täglichen Arbeitsroutine macht und dadurch auch im Change Management Optimierungsmöglichkeiten bereitstellt.

Immer wieder kommen im Management-Bereich diverse Trend-Bewegungen auf. Ähnlich wie VUCA scheint Agilität dabei ein Buzzword zu sein, das aktuell sehr häufig fällt. Die momentane Aufmerksamkeit auf dieses Thema bündelt allerdings die Diskussionen und bringt neue Akzente und Perspektiven hervor. Agilität ist daher vor allem in den Bereichen des Unternehmenswandels sehr gefragt. Ob Agilität die Herausforderungen im Change Management beseitigt? Sicher nicht – der Mensch ist immerhin ein Gewohnheitstier. Aber die Anwendung des Konzepts unterstützt diese Disziplin in vielen Bereichen.

Quellen:

Lenz, Ulrich (2019): Coaching im Kontext der VUCA-Welt. Der Umbruch steht bevor. In: Jutta Heller: Resilienz für die VUCA-Welt. Wiesbaden., S. 51f Doppler, Klaus (2002): Unternehmenswandel gegen Widerstände. Change-Management mit den Menschen. Frankfurt am Main., S. 11.
Wipfler, Harald / Vorbach, Stefan (2015): Agile Management for Organizational Change and Development. In: Frank Dievernich / Jie Gong / Kim Tokarski:
Change Management and the Human Factor. Advances, Challenges and Contradictions in Organizational Development. Basel., S. 191-199.
Aiken, Carolyn / Keller, Scott (2009): The irrational side of change management.
In: McKinsey Quarterly. Jg. 2. H. 10., S. 100-109.
Brückner, Fabian / von Ameln, Falko (2016): Agilität. In:
Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO). J. 47. H. 4., S. 384.

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