Bild: Katrin Schwendner

VERÄNDERUNGEN GESTALTEN UND SELBST ZU ERLEBEN IST EIN LEBENSMOTTO FÜR MICH.

Interview mit einer Change Managerin – Teil 1/3

Von Lisa Hornung

Katrin Schwendner ist sowohl Senior Projektleiterin im Change Management als auch Beraterin für Organisationsentwicklung in einem internationalen Konzern. Im ersten Teil dieser Interview-Serie erklärt sie, was es braucht um eine Veränderung zu managen und was genau das für sie selbst bedeutet.

Ich werde dir jetzt ein Zitat vorlesen und von dir einfach mal so deine ersten Gedanken dazu hören wollen:
„To improve is to change, to be perfect is to change often.“ von Winston Churchill.

Ich denke, das passt aus meiner Perspektive auf jeden Fall auf die Organisationsentwickler- und Berater-Rolle. Es ist ganz klar, dass wir uns immer weiterentwickeln müssen und dass es letztendlich – das sagte der zweite Teil des Zitats – die eigentliche Perfektion gar nicht gibt. Es gibt keinen eingefrorenen Zustand der Perfektion, sondern immer nur eine iterative Annäherung daran. Wir entwickeln uns schrittweise weiter und das ist auch oft die Schwierigkeit: den Leuten mitzuteilen, dass es keinen endgültigen Zustand gibt, sondern dass wir in einer ständigen Veränderung hin zur Verbesserung leben.

Könntest du dich den Lesern vielleicht kurz vorstellen? Einfach erklären, wie du heißt und was dein Hintergrund und Werdegang ist?

Also mein Name ist Katrin Schwendner. Ursprünglich bin ich Ingenieurin und habe Werkstoffwissenschaften studiert. Ins Berufsleben bin ich dann über ein Traineeprogramm in einem internationalen Konzern eingestiegen. Damals mit dem Fokus auf Fertigung. Ich habe allerdings schnell entdeckt, dass beim Angehen neuer Projekte der Inhalt die eine Sache ist, aber dass es auch ganz wichtig ist, wie man das Thema an die Menschen bringt und wie man die Menschen dann dazu bewegen kann, dass sie an neuen Dingen teilhaben und Veränderung mitgestalten. Dass ist ein ganz, ganz wichtiges Thema. Und so bin ich von meinem eigentlichen „Pfad der Tugend“ ein bisschen abgewichen und habe mich dahingehend entwickelt. Ich habe eine Ausbildung zur systemischen Beraterin gemacht und mehrere Ausbildungen zum Thema Lean Management und bin dadurch in ein großes Lean-Projekt im Unternehmen gekommen. Außerdem war ich zweimal im Ausland, wo ich auch immer im Umfeld der Veränderung gearbeitet habe. Seien es nun die Veränderungen in einem Werk oder im Entwicklungsbereich.

Vielleicht noch ein paar Worte zu meinem Privatleben, denn Veränderungen begleiten mich auch dort: Ich war viel im Ausland, schon während des Studiums und später auch mit der Familie (ich habe drei Kinder). Deshalb ist Veränderung ein Thema, das mich auch privat antreibt. Veränderungen gestalten und selbst zu erleben ist ein Lebensmotto für mich.

Du hast also eine stark intrinsische Motivation für diesen Berufsweg. Würdest du deinen Weg als klassischen Werdegang beschreiben?

Also der klassische Werdegang, würde ich sagen, geht eher dahin, dass die Menschen in meiner Abteilung Geisteswissenschaften studiert haben. Also Leute, die Geschichte oder – wie du – Rhetorik und Medienwissenschaften studiert haben und sich für das Thema interessieren. Ich habe von einem Change Management Masterstudiengang in Kaiserslautern gehört aber ich glaube, dass es wenige Studiengänge speziell in diese Richtung gibt. Letztendlich kann man sich über zusätzliche Ausbildungen dafür qualifizieren. So von Grund auf kommen die meisten Leute aus einer anderen Richtung und nähern sich dem Thema an.

Und jetzt einfach mal aus dem Bauch heraus: Was bedeutet für Change Management dich? Vor allem in deinem beruflichen Alltag?

Für mich bedeutet es, die Menschen zu verstehen und zu versuchen ihnen mit ihren Belangen und Bedürfnissen weiterzuhelfen. Es ist glaube ich sehr, sehr wichtig, dass man in der Lage ist, einen Perspektivwechsel zu vollziehen; dass man sich in die Menschen hineinversetzt und versteht, warum sie diese und jene Bedürfnisse äußern und dann gemeinsam versucht Wege zu finden, wie man zu einer Lösung kommen und sie in diesem Prozess begleiten kann. Entweder im Prozess der eigenen Veränderung, den sie für sich selbst durchlaufen müssen (zum Beispiel in der Rolle zur Führungskraft) oder auch wie man die breite Veränderung in größeren Projekten begleiten kann.

 

Für dich steht also der Mensch im Mittelpunkt. Was für eine Rolle spielt Change Management für Unternehmen?

Also wenn wir diese Prozesse begleiten, sind wir natürlich eher Berater. Aber wir beschäftigen uns ja auch mit den Themen Unternehmenskultur und Unternehmenswerte. Da spielt Change Management eine sehr zentrale Rolle, weil es auch immer mit der Unternehmensstrategie zusammenhängt. Ein Unternehmen muss sich der Frage stellen „Was ist meine Strategie und welche Werte, welches Weltbild brauche ich dafür?“ Es macht einen Unterschied, ob ich in einem Umfeld arbeite, in dem Massenprodukte produziert werden oder ob ich in einem Entwicklungsumfeld bin, welchen Hintergrund die Mitarbeiter haben und, und, und… Davon hängt natürlich auch ab, wie das Unternehmen aufgestellt ist, wie der Business Case aussieht und was die Strategie ist. Das alles hat natürlich einen ganz großen Einfluss auf das Unternehmen.

Würdest du „Change“ als Management-Modewort bezeichnen? Immerhin hört man dieses Wort immer öfter.

Also ich glaube gerade jetzt, wenn wir darüber reden – VUCA, War for Talents – dass es extrem wichtig ist, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Wir können es uns nicht leisten Talente ziehen zu lassen oder Talente daran zu hindern in unser Unternehmen zu kommen. Deshalb ist Change sicher ein zentrales Thema. Es gibt natürlich immer gewisse Trend-Wellen; es gibt immer wieder Dinge, die gerade „en vogue“ sind. Jetzt gibt es gerade die agile Welle. Aber diese Themen können wir uns zunutze machen. Das sind alles interessante Modelle und als Change Berater oder -Consultants sollten wir in der Lage sein, diese zu kennen und dann bei Bedarf eben das Modell zu wählen, mit dem wir die Themen unserer Kunden „besprechbar“ machen können. Ich halte nichts davon, ein Modell dogmatisch anzuwenden. Stattdessen sollte man sagen können: „Okay, hier braucht es jetzt dieses Modell“ und daran versuchen wir unser Problem oder unser Thema besser „besprechbar“ zu machen. Darum geht es meiner Meinung nach letztendlich.

 

Im zweiten Teil dieser Interview-Serie spricht Katrin über die Anwendung theoretischer Grundlagen in ihrem Arbeitsalltag. Schaut gerne vorbei!