5 Möglichkeiten, wie Medien und Journalisten soziale Netzwerke nutzen können
von Alexander Karl
Die Zeiten, in denen gesellschaftliche Debatten in der Kneipe um die Ecke stattfinden, sind noch nicht vorbei. Doch mit den sozialen Netzwerken haben sich neue Orte etabliert, in denen diskutiert wird: Seit Wochen ist etwa die Große Koalition, kurz GroKo, ein zentrales Twitter- und Facebookthema. Die klassischen Medien und einige Journalisten haben Twitter und Facebook längst für sich entdeckt – und greifen über diese in die Debatten ein. Doch wofür nutzen Medien, Journalisten und Blogger soziale Netzwerke?
Variante 1: Social Media zur Distribution journalistischer Inhalte
Sicherlich haben nur die wenigsten User Zeit und Lust, alle wichtigen journalistischen Medien wiederholt am Tag zu besuchen. Abhilfe schaffen da die Medien selbst: Spiegel Online, heute.de und Co. sind auf den sozialen Netzwerken vertreten und posten dort ihre Beiträge. Followen die User bei Twitter oder Liken sie die Seiten bei Facebook, bekommen sie die News direkt auf die Timeline. Artikel und Videos erreichen die Nutzer somit da, wo sie sich sowieso befinden: In den sozialen Netzwerken.
Variante 2: Social Media als Themenlieferant und Straßenumfrage
Die Landung eines Flugzeugs im Hudson River oder News der Koalitionsverhandlungen – die Informationen haben die User wahrscheinlich zuerst in den Sozialen Netzwerken erreicht. Bei der Notlandung im Hudson River 2009 war ein Tweet „mit höchster Wahrscheinlichkeit die erste Nachricht überhaupt, die über die Beinahe-Katastrophe von New York in die Welt gesetzt wird“, wie es Spiegel Online formuliert. Bei den Koalitionsverhandlungen waren es die Politiker selbst, die die Öffentlichkeit so auf dem Laufenden hielten. Sowohl die Notlandung 2009, als auch die Twitter-Nachrichten aus den Koalitionsverhandlungen wurden von den klassischen Medien entsprechend aufgegriffen. Die sozialen Netzwerke werden so zum Themenlieferant. Doch nicht nur die Tweets von Politikern werden journalistisch aufbereitet: Auch die Tweets von Otto-Normal-Bürgern werden von etablierten Online-Medien aufgegriffen. Anstatt in Deutschlands Innenstädten Passanten nach ihrer Meinung zu fragen, stellen Journalisten die Tweets und Posts der Nutzer zu einem Thema zusammen – quasi als Straßenumfrage 2.0 (media-bubble.de berichtete).
Variante 3: Social Media als Kommunikator
Die Zeit, in der es sich die klassischen Medien erlauben konnten, auf ihre Rezipienten nicht einzugehen, ist vorbei: Journalisten suchen auf Twitter und Facebook den Diskurs – so fragte die Schwäbische Zeitung ihre Follower beispielweise nach ihrer Meinung zu den Maut-Plänen der CSU. Gleichzeitig können die Medien Fragen der User beantworten und Feedback entgegennehmen. Tweets und Facebook-Kommentare sind damit das Online-Pendant zu den klassischen Leserbriefen. Mit einem großen Unterschied: Sie sind öffentlich und für jedermann einsehbar.
Variante 4: User helfen bei der Recherche
Warum sollten Journalisten nicht unter ihren eigenen Followern oder Freunden nach Unterstützung für Beiträge suchen? Daniel Bröckerhoff fragte beispielsweise Ende November für das Medienmagazin ZAPP um Hilfe über Twitter. Für den ZDFcheck während des Wahlkampfes konnten die User gar bei der Recherche helfen. Dabei wurden die Aussagen von Politikern auf ihre Richtigkeit geprüft, die User konnten die Recherche mit Hinweisen unterstützen.
Variante 5: Journalisten werden sichtbarer
Nicht nur die Medien können sich und ihre Beiträge über Social Media darstellen und sichtbar machen, sondern auch die Journalisten selbst. Sie können ihre Community mit persönlichen Meinungen, Analysen und Linktipps auf dem Laufenden halten und sich damit gleichzeitig selbst nur Marke machen. Gerade für Journalisten, die nicht vor den TV-Kameras stehen, ist das eine Möglichkeit, sich zu präsentieren. Dabei reicht das Spektrum der twitternden Journalisten von BILD-Chefredakteur Kai Diekmann, über den Mitherausgeber der FAZ Frank Schirrmacher, bis hin zum Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der SPIEGEL Wolfgang Büchner.
Social Media – das hat diese Übersicht gezeigt – ist von großem Nutzen für den modernen Journalismus. Gleiches gilt natürlich auch für Blogger, die in den sozialen Netzwerken unterwegs sind. Und doch ist klar: Je mehr Medien, egal ob klassische oder reine Online-Medien, die sozialen Netzwerke bevölkern, desto eher droht ihnen die Gefahr, im News-Strom nicht mehr wahrgenommen zu werden. Und dann sind es doch wieder die analogen Stammtische, die das eigentlich Wichtige herausfiltern.
Bilder: flickr/lioman123 (CC BY-SA 2.0), flickr/mauricevelati (CC BY 2.0)
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