Bernd Eberhart: Ich habe meinen Jugendtraum verwirklicht
Von Yichi Zhang und Shanting Hu
Bernd Eberhart, Gründer des Science Notes Magazins, hat sich seinen Traum erfüllt und betreibt ernsthaften Wissenschaftsjournalismus. Was ihn antreibt und warum er Wissenschaftskommunikation für so wichtig hält, hat er uns im Gespräch verraten.
,,Ich würde sagen, dass der Wissenschaftsjournalismus beliebter als früher wird”, so Bernd Eberhart zuversichtlich. Mit dem Abschluss des Lehramts Biologie und Anglistik arbeitet Bernd jetzt als freier Wissenschaftsjournalist und Redakteur beim Magazin Science Notes. Aber warum tritt er in eine Berufswelt ein, die wenig mit seinem Studium zu tun hat?
Sein erstes Magazin: Faktor 14
Journalismus zieht Bernd immer an und er hat für einige Zeitungen von der Schule an gearbeitet. Während des naturwissenschaftlichen Studiums in Tübingen machte er ein Praktikum beim Tagblatt und gründete das erste studentische Wissenschaftsmagazin Faktor 14 gemeinsam mit einem Freund. Diese wissenschaftliche Zeitschrift kann als Beginn der wissenschaftlichen Kommunikationskarriere von Bernd angesehen werden. Ziel dieser Zeitschrift ist, Studierenden und Doktoranden der Universität Tübingen eine Plattform zu bieten, auf der sie ihr berufliches und wissenschaftliches Wissen teilen und verbreiten können.
Zu diesem Zeitpunkt gab es an der Universität Tübingen keine derartigen Zeitschriften. Diese Inspiration wurde auch seinem Auslandssemester in Südafrika zugeschrieben. Dort sah er viele lokale Studentenzeitschriften, die fast jede Woche herausgegeben werden konnten. Das überraschte ihn sehr. Deswegen teilte er seine Erfahrungen und Gedanken mit seinen Freunden und dann veröffentlichten sie die erste Ausgabe von Faktor 14. Jetzt wird das studentische Wissenschaftsmagazin einmal pro Semester veröffentlicht und wurde im Jahr 2012 mit dem Preis für studentisches Engagement der Uni Tübingen und dem Preis für studentisches Engagement des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Science Notes: Aus Liebe zur Wissenschaftskommunikation
Im Jahr 2014 begann Bernd als ein freier Wissenschaftsjournalist sein dreimonatiges Praktikum bei der Wissenschaftszeitung Zeit in Hamburg. Später ersetzte er einen im Ausland tätigen Redakteur und arbeitete vier Monate lang weiter. Während dieser Zeit war er hauptsächlich für die Infografik-Seite verantwortlich, recherchierte und sammelte Grafiken und Datengrundlage für ein bestimmtes Thema, und dann koordinierte er mit den Grafikern und mit dem Layout. Dieses Praktikum gab Bernd ein tieferes Verständnis für Wissenschaftskommunikation und er wurde mehr daran interessiert.
Unter diesem Anreiz gründeten er und Thomas Susanka 2018 das Science Notes Magazin. Obwohl sie anfangs unvermeidlich unterschiedliche Vorstellungen hatten, gelangten sie schließlich zu einem Konsens. Die Zielgruppe des Science Notes Magazins sind nicht Experten und Spezialisten auf einem akademischen Gebiet, sondern das normale Publikum, das an wissenschaftlichen Erkenntnissen oder andere Aspekten über die Wissenschaft interessiert ist. Und das ist genau Bernds Stärke.
,, Hervorstechend finde ich besonders sein Vermögen, nicht nur sachlich richtig über Wissenschaft zu schreiben und sie zu erklären,”, erzählt Thomas über Bernd, ,,sondern seine Fähigkeit, auch Geschichten über die Wissenschaft und die Menschen dahinter zu erzählen. “
Wissenschaftsjournalismus als Kontrollinstanz
Bernds Meinung nach liege der Grund der Existenz der Wissenschaftskommunikation darin, dass Wissenschaft aus Steuermitteln zum großen Teil finanziert werde. Es sei deshalb wichtig, der Öffentlichkeit zu zeigen und zu erklären, was mit diesem Geld passiere, wo dieses Geld ankomme und wie dieses Geld verwendet werde. ,,Dafür brauchen wir Wissenschaftskommunikation”, sagt Bernd, ,,weil damit die Gesellschaft natürlich auch bereit ist, dieses Geld zur Verfügung zu stellen”.
Als ein Wissenschaftsjournalist betont Bernd aber, dass es Unterschiede zwischen dem Wissenschaftsjournalismus und der Wissenschaftskommunikation gebe. Ersteres sei viel enger gefasst und die Wissenschaftsjournalisten seien unabhängiger und kritischer. ,,Wissenschaftsjournalismus als eine Sonderform der Wissenschaftskommunikation ist unabhängig von Forschenden, Universitäten und Forschungseinrichtungen”, so Bernd, ,,und damit auch so eine gewisse Kontrollfunktion”. Wenn sich die WissenschaftlerInnen falsch verhalten oder betrügen, sei es den WissenschaftsjournalistInnen sehr wichtig, sie zu enthüllen.
Heutzutage hat der Journalismus existentielle Probleme, anschließend der Wissenschaftjournalismus. Um das Problem zu lösen, haben manche Leute vorgeschlagen, ein Stiftungsmodell zur Unterstützung aufzubauen. Diese Idee findet Bernd gut und interessant, aber gleichzeitig hat er eine andere Meinung: Es sei total wichtig, dass die Redaktion inhaltlich unabhängig arbeiten könne und jetzt keine Agenda von einer Stiftung durchgedrückt werde. ,,Vielleicht ist es tatsächlich am besten, so eine Art Pool aufzumachen”, sagt er, ,,sodass verschiedene Stiftungen verschiedene Medien gleichzeitig unterstützen und dass ein Medium gleichzeitig von verschiedenen Stiftungen unterstützt wird”.
Die Formel der Neugier
Die zwei Wörter ,,unabhängig” und ,,kritisch” hat Bernd mehrmals erwähnt. Offensichtlich sieht er diese als wichtige Eigenschaften der qualifizierten WissenschaftsjournalistInnen. In den Augen von Thomas Susanka verfügt Bernd gerade über die zwei Qualitäten. „Er ist unheimlich genau und ihm liegt sehr viel an der inhaltlichen Arbeit. Er ist kritisch, was die Auswahl der Themen angeht und gibt sich nicht leichtfertig zufrieden.”, so beurteilt Thomas seinen Kollegen.
,,Ein hervorragender Wissenschaftsjournalist” ist Thomas Bewertung über Bernd, die auf seine Eigenschaften wie Sachlichkeit und Neugier zurückführt. Neugier spielt für eine/n Wissenschafts-kommunikatorIn immer eine äußerst wichtige Rolle. Es bedeutet, neue Dinge zu lernen, neue Inhalte zu erkunden und letztendlich neue Ergebnisse zu erzielen. Auf dieser Ebene kann Neugier als treibende Kraft für eine gute Wissenschaftskommunikation angesehen werden. Bernd verfügt über solche Qualitäten, was zum Teil erklärt, warum er die Zeitschrift Faktor 14 gegründet hat. Darüber hinaus trug das von ihm gegründete Science Notes Magazin zur Verbreitung der Wissenschaft bei. „Ein Thema, fünf Referenten*innen, fünfmal fünfzehn Minuten Wissenschaft mit allen Sinnen.“ Diese Formel ist sehr effektiv, um das Interesse der Leser zu erwecken, wissenschaftliche Forschungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu erläutern, sowie soziale und wissenschaftliche Kommunikation zu kombinieren.
Das wertvollste Merkmal von Bernd als wissenschaftlichem Kommunikator ist sein Beharren auf journalistischer Ethik. Das heißt, auf der Unabhängigkeit und Kritik der wissenschaftlichen Kommunikation zu bestehen. Dies wird eine große Warnung und einen großen Impuls für die gesamte Nachrichtenverbreitung darstellen, wodurch falsche Nachrichten, verzerrte Nachrichtenfakten und anderes schlechtes Verhalten bis zu einem gewissen Grad verhindert werden können. Daher ist Bernds Professionalität auch in der Nachrichtenbranche bewundernswert.