Wanted: Kluge Köpfe für den Wandel
von Andrea Kroner
Interessiert an einem Job in einem modernen Buchverlag? Auf dem „Recruiting Day“ der Akademie der Deutschen Medien gab es am letzten Wochenende wieder viel zu entdecken. Verschiedene Vorträge Lektoren oder Mitarbeitern der Marketing- und Werbeabteilungen ließen einen kleinen Einblick in den Alltag eines Verlags zu. Zudem gab es die Möglichkeit, mit Vertretern von Ravensburger, Random House, Bonnier oder Holtzbrinck persönlich ins Gespräch zu kommen, wodurch den wissbegierigen Besucherinnen und Besuchern noch einige ganz neue Perspektiven aufgezeigt wurden.
Es braucht nicht nur fachliche Kompetenzen
Schon zu Beginn der Veranstaltung am letzten Samstag machten die Vortragenden deutlich, worauf es in der Verlagsbranche ankommt: Wissen kann man sich aneignen, Leidenschaft für den Beruf muss man aber selbst mitbringen. Darüber hinaus sollte man sehr kommunikativ sein und gut im Team arbeiten können – denn an der Entstehung eines Buches sind viele verschiedene Bereiche beteiligt, deren Zusammenarbeit für den Erfolg von entscheidender Bedeutung ist. Der derzeitige Wandel in der Buchbranche stellt zudem ganz neue Anforderungen an Neueinsteiger: Alles geht in Richtung Digitalisierung. Es müssen Konzepte für eBooks, Apps und das Internet entwickelt werden, denn es reicht bei Weitem nicht, die Inhalte eines Buches einfach in ein digitales Format zu kopieren. Stattdessen kann das Medium Buch mithilfe der neuen Medien und Technologien beispielsweise um interaktive Komponenten erweitert werden. Die Veränderungen in der Buchbranche bringen neben den enormen Chancen durch die Digitalisierung auch Herausforderungen mit sich. Der Anspruch an Bewerber erhöht sich laufend und es wird zunehmend schwieriger, überhaupt eine Stelle zu finden. So wird die Zukunft zeigen, wie sich diese Entwicklung auf die Berufseinsteiger auswirkt.
Der Lektor als Projektmanager
Die Vorstellung des Lektors, der gemütlich in seinem Ohrensessel vor einem prasselnden Kaminfeuer sitzt und den ganzen Tag gute Bücher liest, ist in vielen Köpfen immer noch verankert. Doch das Berufsbild des Lektors entspricht dieser weit verbreiteten Meinung schon lange nicht mehr.
Denn ein Lektor verbringt seine Zeit nicht nur mit dem Lesen verschiedenster Bücher. Ein wesentlicher Teil seines Aufgabenbereichs besteht in der Autorengewinnung, auch Akquise genannt. Dabei spielen sogenannte Literaturagenturen eine immer wichtigere Rolle. Sie bieten verschiedenen Verlagen Manuskripte ihrer Autoren an und wer den höchsten Preis bietet, bekommt den Zuschlag. Doch es bleibt oft wenig Zeit, das angebotene Material eingehend zu prüfen. Deshalb müssen angehende Lektoren ein gutes Gespür für Texte und Trends haben, sich aber auch manchmal auf ihr Bauchgefühl verlassen können. Auch Kontakte zu bestehenden Autoren müssen gepflegt werden: Der Lektor muss neue Ideen mit ihnen absprechen und auch in den bestehenden Projekten eng mit ihnen zusammenarbeiten, um eine reibungslose Veröffentlichung zu ermöglichen.
In der verbleibenden Zeit müssen aktuelle nationale, wie internationale Trends und Entwicklungen beobachtet werden, um darauf reagieren zu können und geeignete Autoren zu finden. Denn sollte im Ausland ein interessantes Projekt entdeckt werden, muss dafür erst die Lizenz beschafft und ein geeigneter Übersetzer gefunden werden.
Aller Anfang ist schwer
Sollte man sich wirklich für die Arbeit in einem Verlag interessieren, muss man schon früh damit beginnen, seine Chancen auf einen der raren Plätze zu verbessern. Praktika in den verschiedensten Programmen und Abteilungen bieten eine gute Möglichkeit, erste praktische Erfahrungen zu sammeln und sein Engagement unter Beweis zu stellen. Nach dem Studienabschluss ist ein Direkteinstieg eher unwahrscheinlich. Der klassische Berufseinstieg in den Verlag erfolgt über ein ein- bis zweijähriges Volontariat. Erst danach kann man sich auf die Suche nach einer Stelle im Verlagswesen machen.
Ein lohnenswerter Besuch
Wer sich für das Verlagswesen interessiert, für den ist ein Besuch des „Recruiting Days“ immer eine gute Möglichkeit Menschen kennenzulernen, die in dieser Branche arbeiten und somit einen Einblick in diese ganz eigene Welt zu bekommen.
Foto: flickr.com/Maria Elena (CC BY 2.0) ; flickr.com/NiceBastard (CC BY-NC-SA 2.0)