Science Notes – farbenfrohe Wissenschaft auf unkonventionelle Weise
Von Carina Konopka und Nardos Kiflu
Bunt, verständlich und dabei auch noch unterhaltsam – das sind die Science Notes. Hier präsentieren Wissenschaftler*innen ihre Forschung auf eine Art, die Spaß machen soll. „Das Ziel ist es, für Wissenschaft zu begeistern, auch durchaus mit einem kritischen Blick zu begeistern“, sagt Thomas Susanka. Der promovierte Rhetoriker leitet als Projektmanager die Science Notes Veranstaltung und ist Mitherausgeber des gleichnamigen Magazins. In diesem Beitrag berichtet Thomas Susanka von seinem abwechslungsreichen Berufsalltag und seiner Mission, Wissenschaft für alle erfahrbar zu machen.
Wissenschaft im Club in 5×15 Minuten
Unter dem Namen Science Notes verbirgt sich ein Projekt des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen. Das Projekt wird von der Klaus Tschira Stiftung gefördert.
Schon seit 2014 organisieren Thomas Susanka und sein Team die Veranstaltung in verschiedenen Clubs in Deutschland. Eben diese besondere Atmosphäre ist das Erfolgskonzept der Science Notes. Je fünf Wissenschaftler*innen stellen dort ihre aktuelle Forschung zum Thema des Abends vor – die Pausen werden mit elektronischer Musik gefüllt. Nach den Vorträgen können die Zuhörer*innen Fragen stellen und sich mit den Expert*innen austauschen. Thomas Susanka beschreibt seinen Berufsalltag als „sehr Vieles, sehr Unterschiedliches“, denn kein Tag gleicht dem anderen. Die Planung der Science Notes nimmt viel Zeit in Anspruch: „Die große Hürde ist erst einmal, ein Datum zu finden und auch einen Ort. Das ist tatsächlich etwas schwierig, weil wir schon immer versuchen, auch in sehr attraktive Clubs hineinzugehen.“ Stehen dann Ort und Datum der Veranstaltung fest, „kommt die große Frage, welches Thema wir eigentlich machen.“ Dabei läuft nichts ohne gute Recherche: „Das ist eigentlich ein Teil, den ich sehr gerne mag, muss ich sagen.“ In dieser Phase sammeln Thomas Susanka und sein Team Informationen über die potentiellen Sprecher*innen: „Wir schauen auch immer, ob sie präsentieren können und wir ihnen das zutrauen. Mit der Zeit hoffen wir, dass wir ein bisschen das Gefühl haben, zu sehen, wer ein Kommunikator-Typ ist und wer auch Freude daran hat. Es macht so wahnsinnig viel aus, ob ein Abend funktioniert, wie viele gute Sprecher man dann tatsächlich dabei hat, die das Publikum auch mitreißen können.“
Locker und cool – Auf die richtige Performance kommt es an
Zu Thomas Susankas Aufgaben gehört es also, gute Stimmung zu suchen. Auf der Bühne der Science Notes kommt es zwar in erster Linie auf die Forschung an, doch nur Referent*innen mit guten Kommunikationsqualitäten können bestehen. Ansprechendes Präsentieren und persönliche Geschichten machen die Wissenschaft lebendig und für alle greifbar: „Ich glaube, die Leute haben erst einmal wirklich Lust auf Wissenschaft und wollen erfahren, was es da überhaupt für Erkenntnisse gibt. Aber es gibt auch eine große Scheu, weil es häufig kompliziert ist. Das ist genau der Punkt, an dem wir versuchen, anzusetzen. Wir schaffen einen Rahmen in dem man sich locker mit Wissenschaft auseinandersetzen kann. Es sprechen extrem hochprofilierte Forscher auf der einen Seite, aber das gesamte Setting ist eigentlich eher einladend“, sagt Thomas Susanka. Die Science Notes bedeuten also Performance den ganzen Abend lang – ein Konzept das sowohl beim Publikum als auch bei den Forscher*innen auf positive Resonanz stößt.
Von der Vortragsreihe zum Magazin
Die Begeisterung für die neue Form der Wissenschaftskommunikation ließ das Science Notes Team die Idee weiterdenken.
So entstand das gleichnamige Magazin: „Wir haben gesehen, dass das eine tolle Veranstaltung ist. Die Leute kommen gerne dahin und haben Spaß an einer eher ungewöhnlichen Form der Wissenschafts-kommunikation. Das gesamte Setting macht den Charakter von den Science Notes auch aus und das Magazin ist ein Versuch, das zu übertragen.“
Seit Februar 2018 ist das Heft erhältlich und erscheint fortan zweimal jährlich. Thomas Susanka ist hier neben Olaf Kramer Herausgeber und Ideengeber des Wissenschaftsmagazins. Jede Ausgabe behandelt genau ein Schwerpunkthema. Autor*innen, Illustrator*innen und Fotograf*innen beleuchten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Ganz nach dem Vorbild der großen Schwester ist das Magazin ein Experiment aus Formen, Themen,
Textsorten und visuellen Komponenten. „Wir versuchen, ganz nah an den Forscher oder an die Forscherin heranzutreten. Das versuchen wir bei der Veranstaltung auch, die Persönlichkeit in den Vordergrund zu führen“, sagt Thomas Susanka. So kommen auch hier persönliche Geschichten hinter den Studien zum Vorschein. „Wir versuchen, sehr viele Angebote zu machen und gleichzeitig wollen wir eigentlich mit keinem Heft konventionell sein. Jedes Heft wird ein bisschen anders aussehen.“
Zukunftsmusik in der Wissenschaftskommunikation
Thomas Susanka sieht die Wissenschaftskommunikation vor allem mit einer zentralen Herausforderung konfrontiert: „Wie kann ich das Wichtige verständlich sagen und gleichzeitig die Sache nicht verzerren?“ Der Spagat zwischen einer klaren und korrekten Darstellung komplexer Forschungsergebnisse und einer populären, leicht zugänglichen Vermittlung muss also gemeistert werden. Thomas Susanka möchte die Menschen mit seiner Arbeit zu mehr motivieren: „Wenn ich es schaffe, die Leute für ein Thema zu begeistern, zu interessieren, dann machen sie vielleicht den zweiten und dritten Schritt danach. Wenn ich sie mit einer Wand aus Fachbegriffen überfahre, funktioniert das nicht.“ Deshalb hofft er, dass der Name Science Notes auch in Zukunft für gute und spannende Wissenschaftskommunikation stehen kann. Für ihn ist das Schöne an dem Projekt, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, Neues auszuprobieren und die Sache weiterzudenken. Begeisterte Wissenschaftskommunikator*innen mit kreativen Ideen für eine spannende und anschauliche Art und Weise der Vermittlung sind nicht nur bei den Science Notes willkommen, weiß Thomas Susanka: „Die Wissenschaft hat unglaublich viele Antworten auf Fragen, die für unsere Gesellschaft ganz dringend sind. Es ist gleichzeitig wichtig, dass diese Antworten und Erkenntnisse auch in die breite Öffentlichkeit gestreut werden und bei ihr ankommen.“