Mehr Iron Man

von Sanja Döttling

Tony Stark war nie der höflichste Milliadär, und das wird ihm in dritten Teil der Saga zum Verhängnis. Vor ein paar Jahren ließ er den hässlichen, aber brillanten Wissenschaftler Aldrich Killian abblitzen und muss jetzt mit den Folgen leben. Chirurgisch überarbeitet und mit neuem Anzug kommt Killian zurück und versucht sich nicht nur Starks Imperium, sondern auch seine Freundin Pepper unter den Nagel zu reißen. Ein ungünstig gewählter Zeitpunkt, denn in der Beziehung von Pepper und Tony läuft nicht alles rund. Wer will auch schon Mann und Bett mit einem Kampfanzug teilen? Kilian hat eine Methode entwickelt, die Gene des menschlichen Körpers zu verändern – eine Methode, die nur zu leicht als Waffe gebraucht werden könnte.

Weitere Gefahr droht von dem Terroristen Mandarin. Die Auseinandersetzung wird persönlich, als bei einer von Mandarin geplanten Explosion Tonys Sicherheitschef  verletzt wird. Völlig unvorbereitet stolpert Tony Stark in den ersten Kampf und kann nur mit Mühe und einem stark beschädigten Anzug entkommen. Nicht nur der Anzug ist angeschlagen: Seit dem Alien-Angriff auf New York, der im letzten Marvel-Film „The Avengers“ erzählt wird, leidet der taffe Tony Stark an Panikattacken. Nicht die besten Voraussetzungen, um einer terroristischen Vereinigung und einem genveränderten Schönling entgegen zu treten.

Reich und Schön

In den letzten Jahren wurden die Marvelverflimungen immer erfolgreicher. Iron Man 3 bis jetzt  eine Millarde Dollar weltweit ein und steht damit schon jetzt auf Platz 16 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Vorgänger „The Avengers“ belegt übrigens Platz Drei. Das Franchise „Marvel“ hat sich damit endgültig seinen Platz in der Top-Liga erstritten.

Alles auf Anfang

Es ist nur ein konsequenter Schluss, auf Höhe des Erfolgs zum Anfang zurückzukehren. Genau dazu ist Iron Man nämlich gezwungen. Nachdem er nur knapp dem Angriff des Mandarin entkommen konnte, sind Geld, Labor und Autos dahin. Aus dem superreichen Playboy wird wieder der Tüftler Tony, der ganz wie McGyver zum rudimentären Erfinden zurückkehren muss. Ein einfacher und doch effektiver Weg, um aus dem Superhelden einen Underdog zu machen, nicht unähnlich wie im ersten Teil. Neue Verletzlichkeit gewinnt Tony auch durch die Panikattacken, die seinem Charakter mehr Tiefe geben sollen – auch wenn dieser Griff in die Emotionalitätskiste sicher nicht die Neueste im Filmbusiness ist.

Regisseur Shane Black hat schon 2005 mit Robert Downey Jr. zusammengearbeitet, damals bei seinem Regiedebut mit der Actionkomödie „Kiss Kiss Bang Bang“, die gleichzeitig die Rückkehr Downeys auf die große Leinwand markierte. Jetzt kommt das Paar erneut zusammen. „Iron Man 3“ ist actionreicher denn je, alles ist auf Hochglanz poliert. Es ist Popcornkino von seiner besten Seite, und auch auf die Handlung wurde wert gelegt. Das ist nicht bei jedem Actionfilm so.

Aus zwei mach eins

Die Handlung des dritten Teils vereint zwei bekannte Handlungsstränge aus dem Comic, die Geschichte des Bösewichts Mandarin (überraschend und furchterregend: Ben Kingsley) und die Story um „Extremis“, die genetische Veränderung des Körpers. Der aus den 60er Jahren stammende Terrorist Mandarin wäre für die heutige Kinoleinwand zu eindimensional. Im Comic ist er einfach nur der böse Kommunist; im Jahr 2013 reicht diese plakative Beschreibung nicht mehr aus. Deshalb haben die Drehbuchautoren Drew Pearce und Shane Black sich hier eine ganz besondere Auflösung einfallen lassen, die beide Handlungen auch zusammenführt. Fans werden vielleicht entsetzt sein; andere werden den frischen Wind lieben.

Eine andere positive Überraschung ist Pepper Pots. Sie ist nämlich mehr als ein weibliches Loveinterest. Zwar ist „Iron Man 3“ noch lange kein Fall für den Bechdel-Test, aber dennoch wird Pepper als weibliche Figur ernst genommen. Sie ist nicht nur Firmenchefin, sondern führt mit Tony auch eine überraschend alltägliche, gleichberechtigte Beziehung. Schön, eine Frau mal nicht nur als Damsel in Distress zu sehen.

Doch ein neuer Faktor (abgesehen von den lebensbedrohlichen Gegnern Tonys) wirft ein Schatten auf die Beziehung. Tony schafft es, den KI-Butler Jarvis seinen Anzug steuern zu lassen. Aus dem Anzug mit der künstlichen Intelligenz entwickelt sich so eine neue Eigendynamik, die auch gern mal in Tonys Schlafzimmer eindringt. Die Fragen, inwieweit sich der Iron Man von Tony Stark entfernt hat, und wie abhängig Tony von seiner eigenen Erfindung geworden ist, werden in diesem Film aufgegiffen. Ist der Superheld die Rüstung? Oder Tonys Erfindergeist?

Lineare Erzählungen waren gestern

Die Comics von Marvel (und DC) hatten schon immer eine anspruchsvolle Chronologie. Alle Superhelden fungieren im gleichen Universum, haben aber andere Handlungsstränge. Außerdem erschienen oft parallel Comic-Bände, die sich auf einen Superhelden konzentrieren, und Bände, die eine ganze Gruppe Superhelden  im Blick haben (wie Avengers). Was dazu führte, dass Helden teilweise in zwei Handlungen „gleichzeitig“, aus Rezipientensicht, zugange waren. Zusätzlich verstärkt wird die Verwirrung durch die Riege der Comicautoren und –zeichner, die die Geschichten manchmal etwas anders erzählen. Die sämtlichen Parallelwelten, in denen Iron Man zugange ist gibt es hier in einer langen Liste.

Lineares Erzählen war in Comics schon lange gestern. Jetzt hat diese Erzählstruktur teilweise auch auf die Marvel-Verfilmungen übergegriffen. Zwar wird hier nur eine Handlung erzählt. Aber „Iron Man 3“ ist der erste Film, der als Fortsetzungen zwei anderer Filme gleichzeitig gilt: Einmal „Iron Man 2“, und zusätzlich „The Avengers“. Aus ersterem wurde die Beziehung mit Pepper fortgesetzt. Aus letzterem behält Tony Stark seine Panikattacken bei. Klingt unkonventionell, ist aber gut gelungen. Der Film sieht sich wie aus einem Guss, Handlungsstränge sind gekonnt ineinander verwoben. Auch die  schöne Hochglanz-Action mit meist zotigem Humor trägt dazu bei.

 

Fotos: TM & © 2013 Marvel & Subs. All Rights Reserved.

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