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Medienpädagogik

Was du vor dem Jobeinstieg wissen musst

Vom Master-Jahrgang 2020/21

Ein mögliches Berufsfeld für Medienwissenschaftler*Innen stellt die Medienpädagogik dar. Mithilfe verschiedener medienpädagogischer Konzepte soll vor allem jungen Menschen Medienbildung nähergebracht werden. Ebenfalls sollen Eltern im Bereich der Medienerziehung Kompetenzen erlangen. Doch was bedeutet das alles genau? Und was machen Medienpädagog*Innen eigentlich?

„Unter Medienkompetenz versteht man zunächst die Bereitschaft und die Fähigkeit, in Medienzusammenhängen sachgerecht, selbstbestimmt, kreativ und sozial verantwortlich zu handeln.“ (Gross et al., 2008, S. 210).

Diese wird eben durch die Medienpädagogik kind- und jugendgerecht angewandt und weitergegeben. Demnach wollen wir uns erst einmal theoretische Konzepte und Ansätze anschauen, mit dessen Hilfe Medienpädagog*Innen Medienkompetenz an Kinder und Jugendliche vermitteln sollen und ebenso eine Hilfe für Erwachsene bei der Medienerziehung sein sollen. Hierbei gibt es fünf verschiedene Konzepte:

1. Bewahrpädagogische Konzepte: (Medienkontakte einschränken)

Dieses Konzept versucht, Kinder und Jugendliche so gut es geht vor schädlichen Medieninhalten zu schützen, indem die Mediennutzung eingeschränkt wird. Schädlich wirkende Medieninhalte sind hier vor allem Pornografie und gewaltvolle Inhalte. Als ebenso bedenklich eingestuft wird die Wirkung von massenhaft Werbung, welche zur Konsumsucht führen kann (Süss et al., 2018, S. 84).


2. Reparierpädagogische Konzepte: (Verarbeitungshilfen geben)

Vertreter dieses Ansatzes „gehen davon aus, dass Medieneinflüsse nicht zu vermeiden sind“ (Süss et al., 2018, S. 84) und man lediglich die negativen Folgen ‚reparieren‘ und minimieren kann. Dies erfolgt durch Verarbeitungshilfen wie das Visualisieren der Medienerfahrungen durch die Kinder und Jugendliche selbst und das lediglich begleitete Rezipieren von Medieninhalten, durch beispielsweise Elternfiguren. Hierbei sollen ebenso Irritationen oder schädliche Wirkungen durch Medieninhalte entdeckt und bewältigt werden (Süss et al., 2018).

3. Aufklärende Konzepte: (Medien mit Konsumenten durchschauen)

Kindern und Jugendlichen wird mithilfe dieses Aufklärungskonzepts „möglichst viel Wissen über die Funktionsweisen der Medien vermittelt“ (Süss et al., 2018, S. 84). Dies sorgt für Transparenz der Medieninhalte und hat zum Ziel, die Medienwirkung hierdurch abzusenken. Zudem sollen junge Menschen einen kritischen Blick gegenüber Medieninhalte und deren Botschaften entwickeln, sodass Medienrezeption autonom und dennoch möglichst sicher erfolgen kann (Süss et al., 2018, S. 84).

4. Alltagsorientierte, reflexive Konzepte: (Medienalltag bewusst gestalten)

Dieser Ansatz sorgt für einen bewusst gestalteten Medienalltag mithilfe von beispielsweise Medientagebüchern. In diesen sollen besonders positive oder negative Medienerfahrung im Zuge der Lieblingsmedien der Kinder und Jugendlichen festgehalten werden, sodass sie ihre eigene Mediennutzung selbständig reflektieren können. (Süss et al., 2018).

5. Handlungsorientierte, partizipatorische Konzepte: (Zum Prosumenten werden)

Heranwachsende werden innerhalb dieses medienpädagogischen Konzepts zu sogenannten „Prosumenten“; das Wort setzt sich zusammen aus „Produzenten“ und „Konsumenten“. Junge Menschen schlüpfen in die Rolle von Medienproduzenten und sollen Medien selbst herstellen mit dem Ziel, dass diese eine bestimmte Botschaft vermitteln. Hierdurch wird ihnen Handhabung verschiedener Medien und zum Teil Medienwirkung nähergebracht. Der Perspektivwechsel zwischen Produzenten und Konsumenten schafft Reflexion und Verständnis für diverse Medieninhalte und deren jeweiligen Botschaften.

Das wohl beste Beispiel der Medienerziehung ist aktuell wohl das „Homeoffice“ vieler Schüler*innen aller Altersklassen. Dabei sind Eltern angehalten, ihren teils sehr jungen Kindern Tablets und Laptops in die Hand zu drücken, damit sie dem Unterricht folgen können. Hier merken wir: Medienpädagogik und Medienkompetenzen haben sich im Laufe der Zeit, vor allem im Zuge der Digitalisierung, gewandelt und sind früher oder später Teil unser aller Alltag.

„Die heutige Medienpädagogik stellt sich […] mit interdisziplinären Konzepten der medientechnischen und -kulturellen Entwicklung. Sie versucht die Zusammenhänge zwischen den technischen, pädagogischen, politischen und ökonomischen Implikationen der Medien stärker zu berücksichtigen und das Verhältnis Mensch-Medien mit einer ganzheitlichen Fragestellung anzugehen, denn berufliche Vollzüge, der tägliche Geschäftsverkehr, das private Kommunikations- und Freizeitverhalten werden immer medienabhängiger.“ (Hüther & Schorb, 2005, S. 14).

Heutzutage benötigt man also ein umfassenderes Repertoire an Fertigkeiten, die einem erlauben, mit Technik umzugehen und mögliche Vorzüge und Gefahren der modernen Technik sowie des Internets an Jung und Alt weiterzugeben. Folglich verändern sich sowohl die Forschung als auch die Handlungskonzepte des multidisziplinären Feldes der Medienpädagogik; beispielsweise sind heutzutage Pädagogik und Technik näher als je zuvor miteinander verknüpft. Also können Medienpädagog*Innen einerseits an theoretischer Arbeit beteiligt sein und zu verschiedenen empirischen Themen forschen sowie Konzepte entwickeln und untersuchen. Allerdings können Medienpädagog*Innen auch praktisch und oft direkt mit Heranwachsenden arbeiten. Fachkräfte können beispielsweise an Schulen eingeladen werden und Workshops zu medienpädagogischen Themen abhalten, welche sowohl Kinder und Jugendliche als auch die Eltern ansprechen können. Medienpädagog*In kann man beispielsweise mit dem Studium der Medienwissenschaft oder der Medienpädagogik werden. Weitere Informationen zu medienpädagogischen Berufen findet ihr beispielsweise auf der Seite des Landesmediennetzes Baden-Württemberg oder in unserem Erklärvideo: